Die Venenentzündung im Bein

Definition

Eine Venenentzündung des Beins ist eine auf einen bestimmten Abschnitt der Vene begrenzte Entzündung. Dabei ist die Wand des venösen Blutgefäßes in aller Regel die Angriffsstelle für das menschliche Immunsystem, das die Entzündung hervorruft. Man unterscheidet dabei Entzündungen der oberflächlich gelegenen Beinvenen von den Entzündungen der tiefer liegenden Venen.

Die Entzündung kann dabei deutlich ausgeprägt als akutes Ereignis auftreten wie bei einer Thrombophlebitis, einer Entzündung der oberflächlichen Venen, oder unterschwellig verlaufen, wie es beispielsweise bei der chronisch venösen Insuffizienz der Fall ist.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Venenentzündung im Oberschenkel

Symptome & Diagnose

An diesen Symptomen erkenne ich eine Venenentzündung

Auch hier ist die sogenannte TBVT – die tiefe Beinvenenthrombose das häufigste und zumeist eindeutigste Beispiel. Zum einen schmerzt das betroffene Bein – bewegungsunabhängig, zum anderen sieht es rot aus und fühlt sich im Seitenvergleich auch wärmer an als das nicht betroffene Bein. Darüber hinaus findet sich am betroffenen Bein eine – teils diskrete, teils deutliche- Umfangsvermehrung im Vergleich zur gesunden Seite.

Diese Symptome können, müssen jedoch nicht bei jeder Beinvenenentzündung auftreten.

Die Symptome einer Venenentzündung - Hier finden Sie mehr.

Die Schmerzen im Bein

Schmerzen im Bein sind zumeist das führende Symptom, wenn es um die Diagnostik einer Venenentzündung geht. Jede Entzündung, egal ob durch Erreger bedingt oder „steril hervorgerufen“ ist durch 5 Symptome gekennzeichnet, von denen eines der Schmerz ist.

Hervorgerufen wird der Schmerz dabei erst durch das Immunsystem. Seine Zellen setzen sogenannte Entzündungsmediatoren frei, die zum einen dazu dienen, weitere Zellen des Immunsystems anzulocken, auf der anderen Seite aber auch die Effekt haben, dass sie die sensiblen Nerven anfälliger für Schmerzen machen und ein saures Milieu im Bereich der Entzündung schaffen. Somit gehen die Schmerzen zurück, wenn auch das Immunsystem seine Arbeit wieder herunter reguliert.

Die Diagnose

Die Diagnose einer Entzündung der Venen, einer sogenannten Phlebitis, stellt der Arzt aus einer Kombination von Anamnese (Erfassung der Krtankengeschichte), körperlicher Untersuchung sowie Bildgebung und einem Blutbild.

Die Anamnese und körperliche Untersuchung zeigen bei einer Thrombose der Beinvenen – welches die häufigste Ursache ist- ein recht klares Bild, das mithilfe des Ultraschalls und verschiedener Laborparameter aus der Blutuntersuchung validiert wird.
Die anderen angeführten Ursachen geben meist unspezifischere Anamnesen, sodass ein größer angelegtes Blutbild bei begründetem Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung oftmals Gewissheit bringt. Die chronisch venöse Insuffizienz hingegen imponiert zumeist mit Beinödemen und oberflächlichen Krampfadern und kann ebenfalls mithilfe eines Ultraschallgerätes validiert werden.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Venenentzündung.

Behandlung

Behandlung

Die Therapie variiert stark zwischen den unterschiedlichen Ursachen der Venenentzündung. Beispielhaft seien an dieser Stelle die entsprechenden Therapien für die tiefe Venenthrombose, Autoimmunerkrankungen und die chronisch venöse Insuffizienz angerissen.

Um die Entzündung infolge einer Thrombose zu behandeln, muss in erster Linie die Thrombose beseitigt werden. In aller Regel übernimmt der Körper diese Aufgabe selbst und die therapeutische Unterstützung erfolgt in Form einer Blutverdünnung, die verhindern soll, dass sich der vorhandene Thrombus noch vergrößern kann. In besonderen Fällen kann bei einer Venenthrombose auch eine Thrombolyse (eine Auflösung des Thrombus) indiziert sein, um Komplikationen der Thrombose zu verhindern.

Autoimmunerkrankungen werden hingegen ganz anders behandelt. Häufig stellen Glukokortikoide wie das Cortison die erste Wahl bei der Therapie dar. Kortison dämpft die Wirkung des Immunsystems, sodass es sich nicht mehr gegen die körpereigenen Zellen richtet. Weitere Therapieansätze stellen das Herausfiltern der falsch gepolten Antikörper oder modifizierte Antikörpertherapien dar. In manchen Fällen werden auch „Spender-Antikörper“ verabreicht, die das eigene Immunsystem ausbremsen, dann aber trotzdem einen hinreichenden Schutz garantieren.

Die chronisch venöse Insuffizienz wiederum hat ihr Hauptproblem nicht in der Entzündung, sondern in den Folgen der Entzündung, die eine schlechtere Durchblutung der Beine bedingt, was schlussendlich zu offenen Beinen führt. Um dies zu verhindern, sollte präventiv versorgt werden. Die „undichten“ oberflächlichen Venen können entfernt werden, was die tieferliegenden stärkt. Außerdem sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden und täglich gehende Aktivitäten wie Laufen, Wandern, Spazierengehen unternommen werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Die Behandlung einer Venenentzündung

Die Hausmittel

Alle zur Verfügung stehenden Hausmittel können bei einer Venenentzündung nur äußerlich angewendet werden, weshalb kein allzu großer Effekt zu erwarten ist. Ein beliebtes Mittel bei Entzündungen sind Quarkwickel, die auch hier zum Einsatz kommen könnten. Der Quark hat dabei eine kühlende und somit beim überwärmten, entzündeten Bein erfrischende Wirkung. Auch der Kamille wird eine antientzündliche Wirkung nachgesagt, die äußerliche Anwendung wird aber kaum etwas nützen.

Am effektivsten ist atsächlich die Hochlagerung des entzündeten Beins, ggf. in Kombination mit kühlenden Maßnahmen, die dabei jedoch eher dem Wohlbefinden dienen, als einen therapeutisch relevanten Effekt zu haben.

Lesen Sie auch den Artikel: Die Quarkwickel.

Die Salben

Einen echten therapeutischen Nutzen kann man von keiner Salbe erwarten, die versucht, eine venöse Entzündung von außen zu behandeln. Dafür ist die Haut einfach zu undurchlässig, als dass eine Salbe bis in die Tiefe vordringen könnte, in der sich das entzündete Blutgefäß befindet.

Wie bereits weiter oben erwähnt kann Kühlung die Schmerzen und die Überwärmung des entzündeten Beins etwas angenehmer gestalten, sodass eine Salbe mit kühlender Wirkung einen leichten Nutzen zeigen könnte. Ansonsten ist das Geld für eine Salbe an anderer Stelle jedoch besser investiert.

Wie lege ich das Bein am besten hoch?

Das Hochlagern des Beines hilft, der Schwellung entgegenzuwirken und vereinfacht es dem Blut, durch das entzündete venöse Gefäß wieder zurück zum Herzen zu gelangen. Dabei muss das Bein nicht wahnsinnig hoch gelagert werden, 30 Grad im Hüftgelenk sind problemlos ausreichend, da es bei zu steiler Hochlagerung zu Einklemmungen der Blutgefäße oder Nerven kommen kann, die in der Leiste verlaufen.

Weiterhin sollte darauf geachtet werden, dass die Ferse gut gepolstert liegt und die Achillessehne nicht auf einer Kante zu liegen kommt. Gerade bei älteren Patienten oder Diabetikern können sich hier Druckstellen entwickeln, deren Behandlung ein vermeidbares Übel gewesen wäre.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

Die Ursachen für eine Entzündung der venösen Gefäße der Beine sind unterschiedlich und breit gefächert und somit auch durch unterschiedliche Fachdisziplinen zu behandeln.

Die häufigste Ursache ist wohl die thrombotisch bedingte Venenentzündung. Meist führt eine Kombination aus wenig Flüssigkeit, langer Sitzzeit, erhöhtem Lebensalter und einer familiären Veranlagung zur Entwicklung einer Thrombose. Diese verschließt dann die Vene, verhindert den Blutfluss und ruft das Immunsystem auf den Plan, dass an der versperrten Stelle eine Entzündung hervorruft.

Im Rahmen einer chronisch venösen Insuffizienz kommt es rund um die kleinsten venösen Blutgefäße zum Austritt von Flüssigkeit und kleinen Proteinen aus dem Blut ins umliegende Gewebe. Auch hier erkennt das Immunsystem einen Fehler und beginnt eine leichte Entzündung, rund im die „leckenden“ kleinsten Blutgefäße. Diese Entzündung ist jedoch bei weitem nicht so präsent und schmerzhaft, sondern läuft eher im Verborgenen ab.

Eine dritte große Ursache sind diverse Autoimmunerkrankungen, die sich gegen die eigenen Blutgefäße richten, sogenannte Vaskulitiden. Hierbei sind vor allem Bestandteile der Blutgefäßwände betroffen, die vom Immunsystem als fremd erkannt werden. Je nach Erkrankung sind davon aber nicht nur Venen, sondern auch Arterien betroffen

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Thrombose im Bein

Verlauf & Prognose

Die Dauer

Ähnlich wie schon bei der Therapie ist auch die Prognose der Venenentzündung in vollem Maße abhängig von der ursächlichen Erkrankung. Um wieder auf die drei Beispiele (Beinvenenthrombose, Autoimmunerkrankung, chronisch venöse Insuffizienz) zurückzukommen, ergibt sich dabei folgendes:

Die Venenthrombose lässt sich gut behandeln; je nach Ausprägungsgrad sogar beim Hausarzt. Die Blutverdünnung wird für 6 bis 12 Wochen fortgeführt und kann dann- sofern alles wieder in Ordnung ist- abgesetzt werden. Kommt es jedoch zu wiederholten Thrombosen wird lebenslänglich ein Blutverdünner eingenommen werden müssen.
Die chronisch venöse Insuffizienz und die Autoimmunerkrankungen sind hingegen chronische Erkrankungen, die niemals komplett therapiert werden könne, sondern maximal einer guten Kontrolle unterliegen. Während bei er chronisch venösen Insuffizienz konservative Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe und Bewegung den größten Effekt haben, muss die Autoimmunerkrankung zwingend medikamentös behandelt werden, um ein möglichst normales Leben gewährleisten zu können.

Erfahren Sie hier mehr über die Dauer einer Venenentzündung

Krankheitsverlauf

Auch der Krankheitsverlauf ist natürlich in hohem Maße abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Während die chronisch venöse Insuffizienz sowie Autoimmunerkrankungen chronische Krankheitsverläufe haben, also nicht komplett therapiert werden können, ist die Thrombophlebitis eine akute Erkrankung, die rückstandslos therapiert werden können. Dabei ist die chronisch venöse Insuffizienz jedoch mit den größten Einschränkungen im Alltag verbunden, da ihre Therapie hauptsächlich im Tragen von Kompressionsstrümpfen besteht, und das möglichst wetterunabhängig.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Die Venenentzündung.

Weitere Informationen

Die Komplikationen

Die Thrombophlebitis als häufigste Ursache birgt immer die Gefahr einer Lungenarterienembolie. Dabei würde sich ein Teil der Thrombose lösen und über das Herz in die Blutgefäße der Lunge wandern, wo es dann wieder zu einer „Verstopfung“ kommt. Diese Komplikation geht mit einer erhöhten Mortalität einher, tritt aber meist gar nicht oder nur so unterschwellig auf, dass man es nicht bemerkt. Eine weitere Komplikation nach einer venösen Thrombose ist das sogenannte postthrombotische Syndrom. Hierbei…..

Komplikationen bei der chronisch venösen Insuffizienz sind zum einen die offenen Bein, zum anderen aber auch Infektionen, die sich in den Wunden einnisten und gerade bei älteren Personen eine Blutvergiftung auslösen können.

Das offene Bein

Das offene Bein ist die gefürchtete Komplikation der chronisch venösen Insuffizienz und beschriebt ein Verschwinden der oberen Hautschicht an potentiell verschiedenen Stellen der Unterschenkel. Prädisponiert sind dabei jedoch die mittlere Seite der Unterschenkel.

Aufgrund der venösen Insuffizienz kommt es rund um die Blutgefäße zu einem Umbauprozess im Körpergewebe. Dadurch kann der Sauerstoff vom Blut nur sehr schwer an das umgebende Gewebe abgegeben werden und die Zellen, die auf die Sauerstoffversorgung aus dem Blut angewiesen sind, gehen zugrunde – so wie eben die oberste Hautschicht. Der daraus entstehenden Wunde wiederum fehlt ebenfalls der nötige Sauerstoff, um verheilen zu können, sodass sich eine dauerhaft eröffnete Wunde am Bein einstellt, die der ideale Nährboden für bakterielle/ virale Infektionen ist.

Wann darf man wieder Sport machen?

Gerade nach einer Thrombophlebitis ist Sport ein wichtiger Präventionsfaktor, um die erneute Entstehung einer Thrombose zu verhindern bzw. dieser vorzubeugen. Jedoch sollte nach einer stattgehabten Thrombose zuerst eine Ultraschalluntersuchung erfolgt sein, mit der ausgeschlossen wird, dass sich Teile der Thrombose lösen und über das Blut in die Lunge wandern können, wo sie dann im schlimmsten Fall eine Lungenembolie auslösen würden.

Bei der chronisch venösen Insuffizienz ist Sport ebenfalls ein wichtiger Protektiv Faktor. Hier sollte – sofern offene Stellen an den Beinen vorhanden sind- diese jedoch ausreichend abgedeckt werden. Bei Autoimmunerkrankungen ist das Allgemeinbefinden der ausschlaggebende Punkt. Fühlt man sich körperlich dazu in der Lage, steht dem Sport nichts im Wege.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.07.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023