Zuckendes Augenlid - Das sind die Ursachen

Einleitung

Fast jeder Mensch kennt es: ein zuckendes Augenlid. Die unwillkürlichen Zuckungen werden auch als Faszikulationen bezeichnet. Oft verschwindet das Augenzucken innerhalb kurzer Zeit von alleine wieder. 
In den meisten Fällen ist ein zuckendes Augenlid harmlos und nur selten handelt es sich dabei um ein Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung.

Länger anhaltendes Zucken kann allerdings sehr lästig und störend sein.

Das Zucken entsteht durch das rhythmische Zusammenziehen der kleinen Muskeln im Augenlid. Normalerweise ist immer nur ein Auge von den Zuckungen betroffen, das Auftreten an beiden Augen gleichzeitig ist eher ungewöhnlich.

Was sind die Ursachen für zuckende Augenlider?

Ein zuckendes Augenlid ist auf die plötzliche und unwillkürliche Kontraktion der Augenmuskulatur im Oberlid zurückzuführen. Dabei senden  die Nerven, welche die Augenmuskeln versorgen, unkontrolliert Signale an den Muskel und es kommt zum Augenzucken.

Gutartige Muskelzuckungen hat jeder Mensch, normalerweise fällt es uns aber an anderen Körperstellen nicht so stark auf wie am Augenlid.
Das kommt daher, dass sich unter dem Augenlid direkt der Augapfel befindet und die Zuckungen dadurch permanent sichtbar sind.

Die Ursachen für ein zuckendes Auge sind sehr vielfältig.

  • In den meisten Fällen stecken einfach psychische Faktoren wie Stress, Nervosität, Übermüdung oder eine innere Anspannung dahinter.
  • Auch ein Mineralstoffmangel oder
  • ein übermäßiger Koffeinkonsum kann die Zuckungen verursachen.

Diese Ursachen sind harmlos und das Zucken hält meistens nicht länger als einige Minuten an.

Weitere mögliche Auslöser sind

  • Entzündungen oder Infektionen am Auge, beispielsweise eine virale Bindehautentzündung
  • Kleine Verletzungen oder Fremdkörper, die ins Auge gelangt sind, können ebenfalls zu einem zuckenden Auge führen.
  • In seltenen Fällen kann auch eine ernsthafte neurologische Erkrankung, wie Multiple Sklerose oder
  • eine Tumorerkrankung dahinter stecken.

Erfahren Sie mehr unter: Was kann die Ursache von Augenzucken sein?​​​​​​​

Stress als Ursache für Augenlidzuckungen

Stress ist beim Augenlidzucken neben einem Mangel an Mineralstoffen die häufigste Ursache. Der häufigste Mechanismus, der das Augenlidzucken hervorruft, besteht aus einer chronischen Erschöpfung und Müdigkeit. Diese kann durch physischen Stress wie Schlafmangel oder eine Erkrankung ausgelöst werden. Auch psychische Stressfaktoren wie Leistungsdruck, eine Reizüberflutung oder auch kritische Lebensereignisse können das Augenlidzucken hervorrufen.

Generell werden in Stresssituationen verschiedene Hormone im Körper ausgeschüttet. Diese sollen die betroffene Person leistungsfähiger machen. Zum Problem wird der Stress dann, wenn er über einen längeren Zeitraum besteht. Der Körper schüttet dauerhaft Hormone aus, die beispielsweise die Schilddrüsenfunktion verstärken. Auch der sogenannte Sympathikus, der unsere Vorfahren zum Kampf oder zur Flucht vorbereiten sollte, wird durch die Stresshormone aktiviert. Dies führt dazu, dass die Muskelspannung sich verstärkt und die Nervenzellen Signale schneller fortleiten. Dadurch kann es zu kleinen Störungen kommen, die beispielsweise im unkontrollierbaren Zucken der Augenlider münden. In der Regel verschwinden die Symptome, wenn das Stresslevel reduziert wird.

Augenlidzuckungen nach dem Sport

Übermäßige körperliche Belastung bedeutet Stress für den Körper.
Bei intensivem Sport arbeitet die Muskulatur auf Höchstleistung und durch eine Überanstrengung kann es passieren, dass die Kommunikation zwischen Nerven und Muskel gestört wird.

In der Folge kommt es zu Zuckungen der Augenmuskulatur.
Dabei handelt es sich um ein völlig harmloses Symptom, das nach kurzer Zeit, wenn sich der Körper entspannt und erholt hat, wieder vollständig verschwunden ist.

Kann das ein Mangel sein?

Ein Mangel an verschiedenen Stoffen kann die Ursache für das Augenlidzucken sein. Solche Mangelerscheinungen werden häufig akut durch Magen-Darm-Erkrankungen ausgelöst. Dabei scheidet der Körper viele Elektrolyte (Blutsalze) aus, sodass der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Für die Funktion der Muskulatur spielen verschiedene Elektrolyte eine Rolle (Kalium, Natrium, Magnesium, Calcium), in den meisten Fällen ist jedoch ein Magnesiummangel die Ursache, wenn eine Elektrolytstörung vorliegt.

Auch eine Ernährung, die dem Körper nicht genug Vitamine zuführt, kann zu einem Mangel führen, der das Augenlidzucken hervorruft. Besonders wichtig ist dabei das Vitamin B (vor allem Vitamin B12). Ein Mangel tritt häufiger bei vegetarischer oder veganer Ernährung auf. Bei vegetarischer Ernährung kann mit guter Planung ein Mangel an Vitamin B12 verhindert werden. Bei streng veganer Ernährung muss das Vitamin B12 meist in Form von Vitamintabletten zugeführt werden. Solche Vitaminmängel können auch bei Stoffwechselstörungen oder organischen Erkrankungen (Leber oder Magen) auftreten.

Verursacht Koffein Augenzuckungen?

Häufig wird ein Augenzucken durch den übermäßigen Konsum von koffeinhaltigen Getränken, wie Kaffee, verursacht.

Koffein verursacht einen Anstieg des Stresshormons Adrenalin und wirkt dadurch anregend und wachmachend.
Zu große Mengen verursachen allerdings Nervosität und erhöhen den Blutdruck.
Außerdem regt Koffein zusätzlich die Muskelaktivität an.
Diese Faktoren begünstigen die Entstehung von Zuckungen an den Augen.

Kann die Schilddrüse die Ursache sein?

Die Schilddrüse produziert zwei  Hormone, die Schilddrüsenhormone T3 und T4.
Diese Hormone regulieren den Stoffwechsel und haben dadurch Einfluss auf die Muskulatur, das Knochenwachstum und die körperliche Entwicklung.

Kommt es aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung zu einer Überproduktion dieser beiden Hormone, macht sich das unter anderem an Nervosität und Muskelzuckungen bemerkbar.
Dann kann es auch zum Auftreten von Zuckungen am Auge kommen.

Dieses Krankheitsbild wird als Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose bezeichnet und kann durch bestimmte Medikamente (sogenannte Thyreostatika oder Schilddrüsenblocker) gut behandelt werden.

Augenlidzuckungen nach dem Niesen

Manchmal kommt es vor, dass das Augenlid nach dem Niesen zu zucken beginnt.
Dabei handelt es sich um ein völlig harmloses Phänomen, das keiner weiteren Behandlung bedarf und normalerweise nach wenigen Minuten wieder verschwunden ist.

Wird die Nasenschleimhaut durch einen Fremdkörper (beispielsweise einen kleinen Staubpartikel) gereizt, erfolgt eine Reizweiterleitung über die Nerven über das Gehirn bis ins Rückenmark, wo schließlich das Signal zum Niesen entsteht.
Durch diesen Prozess können die Nerven, welche die Augenmuskulatur versorgen, gereizt werden und das Auge beginnt zu zucken.

Führen Kontaktlinsen zu Augenzuckungen?

Streng genommen stellen Kontaktlinsen einen Fremdkörper für unser Auge dar und können zu kleinen Verletzungen (z.B. Hornhautabschürfungen) führen.
Dadurch wird das Auge gereizt und die Muskulatur beginnt zu zucken.

Vor dem Einsetzen der Kontaktlinsen sollte man sich gründlich die Hände waschen, denn dadurch wird das Risiko einer Verunreinigung der Kontaktlinsen deutlich reduziert.

Kann das ein Hinweis auf Multipler Sklerose sein?

Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem köpereigene Strukturen des zentralen Nervensystems angreift und zerstört.
In der Folge bildet sich eine autoimmun bedingte Entzündung.
Dadurch können die Nerven Signale schlechter weiterleiten und es kommt zu verschiedenartigen Ausfällen.
Die Ausfallerscheinungen hängen davon ab, in welchem Bereich des Gehirns oder des Rückenmarks die Entzündung liegt.

Zu den Symptomen einer MS zählen Taubheitsgefühle, Sehstörungen und Lähmungen.

In seltenen Fällen kann auch ein lang anhaltendes Augenzucken ein Hinweis für das Vorliegen von MS sein, allerdings handelt es sich dabei um ein eher untypisches Symptom.
Trotzdem sollte bei sehr starkem oder länger anhaltendem Augenzucken ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache zu klären.

Kann ein Hirntumor dahinter stecken?

In sehr seltenen Fällen kann ein Gehirntumor hinter einem zuckenden Auge stecken.
Durch das Wachstum der Tumors werden gesunde Bereiche im Gehirn komprimiert und verdrängt, wodurch es zu einer Reihe von Beschwerden kommen kann.

Zu den charakteristischen Symptomen eines Hirntumors zählen Kopfschmerzen, Sehprobleme, Lähmungserscheinungen oder Sprachprobleme.
Wächst der Tumor in einer Weise, dass die Hirnnerven beeinträchtigt werden, kommt es möglicherweise zu einer Überstimulation der Augenmuskulatur und Zuckungen.

Allerdings handelt es sich bei Augenzucken um ein sehr unspezifisches Symptom, das häufig eine andere, harmlose Ursache hat.

Welche weiteren Anzeichen auf ein Gehirntumor hinweisen, lesen Sie in unserem Artikel: Anzeichen eines Gehirntumors

Begleitende Symptome

Die Begleitenden Symptome des Augenlidzuckens sind je nach Ursache der Beschwerden sehr unterschiedlich. Kommt es durch Stress, Erschöpfung oder Schlafmangel zu den Beschwerden, treten häufig Kopfschmerzen als Begleitsymptome auf. Auch die Augen selbst können Brennen oder Schmerzen. Typischerweise treten zudem Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und eine Leistungsschwäche auf. Bei anderen Ursachen wie beispielsweise einem Mangel an Vitamin B12 kann es zu Veränderungen im Blut kommen. Es kann zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie) durch den Vitaminmangel hervorgerufen werden. Diese macht sich ebenfalls durch eine vermehrte Müdigkeit, Kopfschmerzen und verminderte Leistungsfähigkeit bemerkbar. Ist eine Schilddrüsenüberfunktion die Ursache des Augenlidzuckens, kann es zu begleitenden Symptomen wie Gewichtsverlust, Fehlregulationen des Blutdrucks und des Pulses (beides wird meist hochreguliert), Schlafstörungen und vermehrtem Schwitzen kommen.

Erkrankungen des Gehirns und der Nerven können sich neben dem Augenzucken durch eine Vielzahl an begleitenden Symptomen bemerkbar machen. So kann die Erkrankung MS (Multiple Sklerose) mit Sehstörungen einhergehen. Oftmals sind bei Hirnerkrankungen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen die ersten Symptome.

So behandelt man das Augenzucken

Augenzucken, das durch Stress oder psychische Anspannung verursacht wird, benötigt keine Behandlung.
Hier reicht es völlig aus, wenn sich die betroffenen Personen entspannen und zur Ruhe kommen.
Entspannungsübungen wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga helfen dabei den Stress zu reduzieren und beenden das Augenzucken.
Auch eine sanfte Massage des oberen Augenlids kann dabei helfen, dass das Zucken schnell wieder verschwindet.
Dafür streicht man vorsichtig mit den Fingern über das Augenlid und bewegt die Finger nach außen bis zu den Schläfen.

Ist das Augenzucken auf eine andere Erkrankung, beispielsweise einen Gehirntumor oder Multiple Sklerose, zurückzuführen, wird versucht die Grunderkrankung möglichst gut zu behandeln.

Die Homöopathie bei zuckenden Augenlidern

In der Naturheilkunde gibt es eine Reihe an homöopathischen Präparaten, die bei Zuckungen am Augenlid eingesetzt werden können.
Da das Augenzucken meist auf Nervosität oder Anspannung zurückzuführen ist, helfen beruhigende Mittel.
Dazu zählen Baldrian, Hopfenextrakt oder Passionsblume.
Ein erfahrener Homöopath kann entscheiden, welches Mittel eingesetzt werden kann.

Außerdem muss bei lang andauernden Beschwerden unbedingt eine körperliche Ursache des Augenzuckens ausgeschlossen werden.

Schüssler Salze

Schüsslersalze werden ebenso wie homöopathische Wirkstoffe vor allem aufgrund ihrer Anti-Stress Wirkung beim Augenlidzucken eingesetzt. Ein Kurprogramm kann beispielsweise folgendermaßen aussehen: Morgens sollte man Kalium phosphoricum gegen Ermüdungserscheinungen einnehmen, mittags eignet sich Ferrum phosphoricum zur Reduktion der Anspannung und abends kann man Magnesium phosphoricum gegen innere Unruhe einnehmen. Zusätzlich bei Erschöpfung kann Calcium phosphoricum die Beschwerden lindern.

Kann Magnesium beim zuckenden Augenlid helfen?

Magnesium spielt eine wichtige Rolle für die Reizweiterleitung in den Nerven und somit die Funktionsfähigkeit unserer Muskeln.
Ein Magnesiummangel verursacht Muskelkrämpfe und Zuckungen, auch an der Augenmuskulatur.
Die Einnahme von Magnesium kann daher einem möglichen Magnesiummangel entgegenwirken und das Augenzucken beenden.

Magnesium wird von unserem Körper nicht selbst produziert und muss daher über die Nahrung aufgenommen werden.
Magnesiumreiche Lebensmittel sind beispielsweise Linsen, Mais, Haferflocken, Mandeln oder Reis.
Bei einem starken Mangel kann Magnesium zusätzlich auch als Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform eingenommen werden.

Erwachsene Personen haben einen Tagesbedarf von etwa 300 bis 400 mg Magnesium pro Tag.

So lautet die Diagnose

Kurzzeitiges Augenzucken, das nicht ständig anhält, erfordert normalerweise keinen Arztbesuch.

Dauert das Augenzucken allerdings über einen längeren Zeitraum an oder sind die Beschwerden sehr stark ausgeprägt, sollte eine medizinische Abklärung erfolgen.
Der Arzt untersucht das Auge und kann anhand einer Blutuntersuchung feststellen, ob beispielsweise ein Magnesiummangel oder eine Überfunktion der Schilddrüse für das Augenzucken verantwortlich ist.

Bei Verdacht auf eine neurologische Erkrankung, wie beispielsweise einen Gehirntumor oder Multiple Sklerose, erfolgt eine Überweisung an den Neurologen.
Der Neurologe prüft mit Hilfe spezieller Tests, ob eine Schädigung der Nerven vorliegt.
Mögliche Raumforderungen oder Entzündungen im Gehirn können durch bildgebende Verfahren, wie ein MRT, ausgeschlossen werden.

Was bedeutet ein zuckendes Oberlid?

Das Oberlid des Auges dient dem Schutz vor Fremdkörpern und Verletzungen.
Ein regelrechter Lidschluss stellt sicher, dass der Tränenfilm gleichmäßig über den gesamten Augapfel verteilt wird.
Zuckungen am Oberlid sind auf eine übermäßige Aktivierung der Augenmuskulatur durch Nervenreize zurückzuführen.
Die häufigsten Ursachen für die Zuckungen sind körperlicher oder psychischer Stress.

Eine andere Ursache für Zuckungen am Oberlid sind nervöse Tics.
Bei einer Tic-Störung zucken die Patienten mit den Augenlidern, Zwinkern, Blinzeln und schneiden Gesichtsgrimassen.
Die Betroffenen können die abrupt einsetzenden Zuckungen nicht willkürlich kontrollieren und dementsprechend hoch ist der psychische Leidensdruck.

Die bekannteste Tic-Störung ist das Tourette-Syndrom.

Dauer des Augenzuckens

Gelegentliches Augenzucken ist völlig harmlos und auf eine einfache Überanstrengung der Augen oder Müdigkeit zurückzuführen.
In den meisten Fällen dauert das Zucken nicht sehr lange an.
Oftmals ist das lästige Flattern der Augenlider schon nach wenigen Minuten oder spätestens ein bis zwei Tagen wieder verschwunden.

Problematischer ist es, wenn das Zucken der Augenmuskulatur auf eine Schädigung im Gehirn zurückzuführen ist.
Dann kann es sein, dass das Augenzucken über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt oder schlimmstenfalls bestehen bleibt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.11.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023