Die Brustwirbelsäule

Synonyme

BWS, Brustwirbel, Brustwirbelkörper, Kyphose, Dorsalgie, Rippenblockierung, Wirbelblockierung

Anatomie

Die Brustwirbelsäule ist Bestandteil der Wirbelsäule als Ganzes, auch Rückrat genannt. Es gibt 12 Brustwirbelkörper (Vertebrae thoracicae), die den mittleren Teil der Wirbelsäule ausmachen und mit den Rippen (Costae) sowie dem Brustbein (Sternum) den Brustkorb (Thorax) bilden.

Natürlicherweise hat die Brustwirbelsäule von der Seite betrachtet eine geringe Krümmung (Kyphose). Die Wirbelsäule ist hier nach hinten konvex gebogen. Bei krankhaft verstärkter Brustwirbelsäulenkrümmung, beispielsweise bei einem Morbus Scheuermann oder einer Osteoporose, liegt ein Rundrücken (Hyperkyphose), als Extremform im Volksmund auch „Buckel“ genannt, vor. Seitabweichungen der Wirbelsäule werden als Skoliose bezeichnet.

Abbildung Brustwirbelsäule

Brustwirbelsäule (grün)

  1. Erster Halswirbel (Träger) -
    Atlas
  2. Zweiter Halswirbel (Dreher) -
    Axis
  3. Siebenter Halswirbel -
    Vertebra prominens
  4. Erster Brustwirbel -
    Vertebra thoracica I
  5. Zwölfter Brustwirbel -
    Vertebra thoracica XII
  6. Erster Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis I
  7. Fünfter Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis V
  8. Lenden-Kreuzband-Knick -
    Promontorium
  9. Kreuzbein - Os sacrum
  10. Steißbein - Os coccygis

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Blockierungen der Brustwirbelsäule

In dem Bereich der Brustwirbelsäule entstehen häufig Blockierungen der Wirbelgelenke oder der Rippenwirbelgelenke. Typischerweise wird ein Schmerz zwischen den Schulterblättern verspürt, der auch gürtelförmig in Richtung Brustkorb ziehen kann. Der Schmerz bei einer Blockierung ist meistens bewegungsabhängig, mitunter atemabhängig.

Nach hinten setzt sich der Wirbelkörper in den Wirbelbogen fort. Die im Wirbelkörper beginnenden Wirbelbogenausläufer werden Bogenwurzeln (Pedikel) genannt. Sie haben besondere Bedeutung in der Wirbelsäulenchirurgie, weil durch sie, im Rahmen der Instrumentierung, die Schrauben bei der Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese) in den Wirbelkörper eingebracht werden. Das hintere Ende des Wirbelbogens bildet die Wirbelplatte (Lamina). Dort wo sich die beiden Wirbelplatten treffen beginnt der Dornfortsatz (Processus spinosus), der im Bereich der Brustwirbelsäule steil nach unten ragt und am Rücken selbst für den Laien gut zu ertasten ist. Der Wirbelbogen bildet zusammen mit dem Wirbelkörper das Wirbelloch (Foramen vertebrale, Wirbelkanal, Spinalkanal) durch das das Rückenmark fußwärts zieht. Das Krankheitsbild der Spinalkanalstenose beschreibt einen zu engen Wirbelkanal mit daraus resultierender Nervenschädigung des Rückenmarkes bzw. der Rückenmarksnerven.

In der Seitansicht der Wirbelsäule bilden jeweils die Bogenwurzeln zweier benachbarter Wirbelkörper ein zur Seite offenes Loch (Foramen intervetebrale, Neuroforamen), aus denen die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) den Wirbelkanal verlassen.

Neben dem Dornfortsatz gehen von dem Wirbelbogen noch die Querfortsätze (Processus transversi) ab, die der wirbelsäulenbegleitenden Muskulatur und den Bandstrukturen als Ansatzpunkte dienen.

Zwei weitere kleinere Fortsätze nach oben und unten bilden das obere und untere Zwischenwirbelgelenk (Processus articularis superior und inferior; Facetten) aus. Sie sind für die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule von Bedeutung. Bei Verschleiß der gelenkigen Knorpeloberfläche können hartnäckige Rückenschmerzen entstehen, die als sogenannte symptomatische Spondylarthrose oder als Facettensyndrom bezeichnet werden. Häufigstes Vorkommen des Facettensyndroms sind jedoch die Lendenwirbelsäule und die Halswirbelsäule.

Als Besonderheit der Brustwirbelsäule kann die gelenkige Verbindung zu den Rippen angesehen werden. Zusammen mit den Rippen und dem Brustbein (Sternum), wird eine Art nach oben und unten offener (obere und untere Thoraxapertur), kegelförmiger Korb ausgebildet, weshalb man vom Brustkorb (Thorax) spricht.

Die Gelenkpfanne für den Rippenkopf befindet sich an den Ober- und Unterkanten der Brustwirbelkörper.

Der einzelne Brustwirbel besteht aus einem Brustwirbelkörper (Corpus vertebra), einem Brustwirbelbogen (Arcus vertebra) und aus Brustwirbelfortsätzen (Processus vertebrae).

Der Wirbelkörper besteht hauptsächlich aus Schwammknochen (Spongiosa). Seine nach unten und oben gewandten festen Knochenabschlüsse (Kortikalis) werden auch als Grund- und Deckplatten bezeichnet. Auf ihnen liegt die benachbarte Bandscheibe, danach folgt der nächste Wirbelkörper. Die verdickten Seitenränder der Wirbelkörper werden als Randleisten bezeichnet.
Praktische Bedeutung haben diese Begriffe v.a. bei der Beschreibung von Veränderungen im Röntgen oder MRT der Brustwirbelsäule.

CT - Abbildung Wirbelsäule

  1. Wirbelkörper
  2. Querfortsatz
  3. Gelenkfortsatz / Wirbelgelenk
  4. Dornfortsatz
  5. Wirbelloch

Funktion der Brustwirbelsäule

Der Bewegungsumfang der Brustwirbelsäule ist gering, da die Befestigung der Rippen und die dachziegelartige Anordnung der Dornfortsätze einen großen Bewegungsspielraum nicht zulassen. Die bedeutsamste Funktion der Brustwirbelsäule besteht in der Drehung des Rumpfes. Drehbewegungen des Rumpfes werden fast ausnahmslos in der unteren Brustwirbelsäule vollzogen.

Zudem sind die Bewegungen der Rippen-Wirbelgelenke für die Ein- und Ausatmung von Bedeutung. Aufgrund einer unterschiedlichen Gelenkart vollziehen die oberen Rippenpaare der 2.-5. Rippe (Drehgelenk) eine andere Rippenbewegung (nach vorne Anheben der Rippen), als die Rippenpaare der 6.-9. Rippe (Schiebegelenk; seitliches Anheben der Rippen). Insgesamt wird hierdurch das Volumen des Brustkorbes bei der Einatmung vergrößert. Erkrankungen, die diese Beweglichkeit einschränken (z.B. Morbus Bechterew) führen zur Störung der Atembewegungen (Atemexkursion).

Die kleinste funktionelle (bewegliche) Einheit der Wirbelsäule ist das Bewegungssegment. Unter einem Bewegungssegment versteht man die Einheit zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern, die über zwei Wirbelgelenke untereinander verbunden sind, sowie die zwischen den Wirbelkörpern liegende Bandscheibe und alle muskulären Strukturen, Band- und Nervenstrukturen, die sich in diesem Bereich befinden.

Abbildung Wirbelsäulenabschnitte

Der jeweils rot eingefärbte Bereich zeigt die verschiedenen Abschnitte der Wirbelsäule.

Von links nach rechts:

Seitenansicht Bewegungssegment

  1. Wirbelkörper
  2. Bandscheibe
  3. Rückenmarksnervenwurzel
  4. Zwischenwirbelloch (Neuro foramen)
  5. Wirbelgelenk
  6. Dornfortsatz des Wirbels (am Rücken als hinteres Wirbelende tastbar)

Isolierte Störungen befinden sich häufig in einem einzelnen Bewegungssegment (z.B. Blockierungen, Bandscheibenvorfall der BWS). Zur örtlichen Beschreibung einer Wirbelsäulenerkrankung werden die einzelnen Wirbelkörper durchgezählt, z.B. HWK 5 für den 5. Halswirbelkörper, BWK 9 für den 9. Brustwirbelkörper, LWK 3 für den 3. Lendenwirbelkörper usw. Ebenso verhält es sich mit den Bandscheiben und den Bewegungssegmenten. Die Beschreibung BWK 7/8 bezieht sich auf das Bewegungssegment zwischen dem 7. und 8. Brustwirbelkörper.

Neben der Funktion als statisches Organ und als Bewegungsorgan, hat die Wirbelsäule noch eine weitere wichtige Funktion als Schutz- und Leitungsorgan für das Rückenmark. Das Rückenmark stellt im Prinzip die Verlängerung des Gehirn dar und wird deshalb auch dem zentralen Nervensystem zugeordnet.

Abbildung Wirbelsäule

  1. Querfortsatz
  2. abgehender Nerv
  3. Wirbelkörper
  4. Dornfortsatz
  5. Rückenmark

Erkrankungen der Brustwirbelsäule

Erkrankungen der Brustwirbelsäule sind weniger anzutreffen als im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule, besonders was die häufigen verschleißbedingten Krankheitsbilder anbetrifft (z.B. Facettensyndrom, Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose etc.).

Dennoch kommen Dorsalgien, wie man Rückenschmerzen in der Brustwirbelsäule unspezifisch bezeichnet, des Öfteren vor. Bei jungen Menschen verbergen sich dahinter häufig Blockierungen der Zwischenwirbelgelenke oder der Rippen-Wirbelgelenke. Unter einer Blockierung versteht man die vorübergehende, umkehrbare Minderbeweglichkeit eines Gelenkes, welches aufgrund der „verhakten“ Fehlstellung und der Kapselspannung des Gelenkes Schmerzen hervorruft. Muskelverspannungen jedweder Art können selbständig, beispielsweise durch Fehlbelastungen auftreten, oder als Begleiterkrankung in Erscheinung treten.

Ein Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule ist sehr selten (<1% aller Bandscheibenvorfälle).

Bei älteren Menschen werden Schmerzen in der Brustwirbelsäule häufig durch eine Minderung der Knochenmasse (Osteoporose) verursacht. Diese an sich schon schmerzhafte Erkrankung kann sich an der Brustwirbelsäule noch akzentuieren, wenn es zu einem Wirbelkörperbruch aufgrund der stark abgenommenen Tragfähigkeit der Wirbelkörper gekommen ist. Moderne minimalinvasive Therapieverfahren, wie die Vertebroplastie und die Kyphoplastie, werden zur Behandlung derartiger Brüche (Frakturen) immer häufiger eingesetzt.

Zu unfallbedingten (traumatischen) Wirbelkörperbrüchen kommt es gehäuft im Bereich des Überganges der Brust- zur Lendenwirbelsäule. Ursächlich hierfür ist hauptsächlich die Krümmungsumkehr von der Brustwirbelsäulenkyphose zur Lendenwirbelsäulenlordose.

Kinesiotape der Brustwirbelsäule

Tapen beschreibt umgangssprachlich das Anlegen eines Tapeverbandes. Als Material werden hier breite Klebestreifen verwendet die es heute in zahlreichen Farben gibt.
Ziel eines Tapeverbandes ist die gezielte Einschränkung der Beweglichkeit des gewünschten Gelenks bei jedoch Erhaltung einer Restfunktion und somit einer Restbeweglichkeit.

Dies kann bei einigen Erkrankungen oder Verletzungen den Heilungsverlauf im Vergleich mit einer vollständigen Ruhigstellung beschleunigen. Tapeverbände können dementsprechend nur in Bereichen angewandt werden, in denen keine vollständige Ruhigstellung (Immobilisation) notwendig ist.
Ein großes Einsatzgebiet für Tapeverbände sind Muskelzerrungen.
Ein Tapeverband kann sowohl therapeutisch – also nach einer Verletzung – als auch prophylaktisch – also vorbeugend – angelegt werden.

Bei Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule kommen in der Regel nur sogenannte Kinesiotapes zur Anwendung. Eine Kinesiotape der Brustwirbelsäule kanne eine Linderung der Schmerzen verschaffen. Zuvor sollte jedoch unbedingt die Ursache für die Schmerzen durch einen Arzt abgeklärt werden. Je nach Lage des Maximalschmerzes und je nach Art gibt es verschiedene Möglichkeiten den Verband zu tapen, die Hilfestellung und Anleitung eines Physiotherapeuten ist hier von Vorteil.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema, unter: Kinesiotape

Bandscheibenvorfall der BWS

Dort wo ein Wirbelkörper auf den nächsten trifft, wirkt die Bandscheibe (Discus intervetebralis) als eine Art Pufferzone. Sie liegt zwischen den beiden Wirbelkörpern und besteht aus einem faserigen äußeren Ring (Anulus fibrosus) und einem mit gallertartiger Masse gefüllten inneren Anteil (Nucleus pulposus).
Die innere Masse hat eine hohe Wasserbindungskapazität und dient somit als eine Art Wasserkissen für die Wirbelsäule.

Im Laufe des Lebens kann der begrenzende äußere Ring immer mehr kleine Risse bekommen. Im schlimmsten Fall führt dies zu einem Einreißen und einem Austritt des Nucleus pulposus nach Außen in Richtung Rückenmark. Dies bezeichnet man als Bandscheibenvorfall, Bandscheibenprolaps, Diskusprolaps oder Diskushernie.

Eine der häufigsten Ursachen hierfür ist eine jahrelange Fehlbelastung, auch Personen die im Alltag vornehmlich sitzen scheinen häufiger von einem Bandscheibenvorfall betroffen zu sein. Von den 23 Bandscheiben die der menschliche Körper aufweist, sind die im Bereich der Lendenwirbelsäule mit großem Abstand am häufigsten von einem Bandscheibenvorfall betroffen. Im Bereich der Brustwirbelsäule kommt es nur sehr selten zu einem solchen Geschehen. Je nach Quelle sollen 0,2-5% aller Bandscheibenvorfälle im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) lokalisiert sein.

Nicht selten kann ein solcher thorakaler Bandscheibenprolaps ein Zufallsbefund in der Kernspintomographie (MRT der Brustwirbelsäule) sein weil er zunächst keine Beschwerden verursacht. Doch er kann durchaus auch durch unspezifische Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule auffallen. Diese können in den Verlauf der Rippen und auch in Richtung Herz und Bauchwand ausstrahlen und so unter Umständen fehlgedeutet werden.
So wird nicht selten erst einmal an eine Entzündung der Gallenblase, Geschwüre in Magen oder Dünndarm, eine Entzündung der Speiseröhre oder eine Entzündung der Niere gedacht.

Auch sensible Ausfälle im Sinne von Taubheitsgefühlen oder Missempfindungen sowie motorische Funktionseinschränkungen im Sinne einer abgeschwächten Muskelfunktion betroffener Muskeln können vorkommen, sind aber als Erstsymptom seltener als der Schmerz.

Auch Störungen der Blasenfunktion oder des analen Schließmuskels können Symptome eine thorakalen Bandscheibenvorfalls sein. Der thorakale Bandscheibenvorfall betrifft zumeist den unteren Teil der Brustwirbelsäule und hat ein Häufigkeitsmaximum zwischen dem 40. Und 50. Lebensjahr.
Er kann über Jahre hinweg langsam zunehmen, also einen chronischen Verlauf haben aber auch sehr akut beginnen.

Besteht der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall der BWS so ist die Bildgebung der Wirbelsäule mithilfe einer MRT der BWS (Kernspintomographie) das Mittel der Wahl. Hier kann ein Prolaps in der Regel gut erkannt werden. Gilt die Diagnose als gesichert, muss über ein therapeutisches Vorgehen entschieden werden. Oftmals reicht bei Bandscheibenvorfällen der BWS eine konservative – also nicht-operative – Therapie.
Hier kommen Wärmeanwendungen und Schmerzmittel zum Einsatz. Wichtig ist, sich – sofern die Schmerzen dies zulassen – ausreichend zu bewegen, körperliche Schonung kann hier unter Umständen eher noch weiteren Schaden anrichten. Dies hängt aber vom individuellen Fall ab.
Im Verlauf ist der Besuch einer Rückenschule auf lange Sicht eine hilfreiche Methode, um den richtigen Umgang mit der eigenen Wirbelsäule zu erlernen und ein erneutes Aufflammen der Symptome zu vermeiden.
Auch Bandscheiben-schonende Sportarten wie Schwimmen, Wandern und Nordic Walking fördern den Genesungsprozess und können weiteren Beschwerden vorbeugen. Selten muss ein thorakaler Prolaps operativ behandelt werden. Dies ist dann der Fall, wenn es zu sensiblen oder motorischen Defiziten oder Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion kommt oder gekommen ist. Hier kann – je nach Ausprägung – rasches Handeln erforderlich sein.

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Schmerzen der Brustwirbelsäule

Da die Brustwirbelsäule im Vergleich zur Hals- und Lendenwirbelsäule relativ unbeweglich ist, kommen Schmerzen hier eher selten vor. Nichtsdestotrotz können Schmerzen anderer Lokalisation hierhin ausstrahlen und somit eine Störung im Bereich der Brustwirbelsäule vortäuschen.

Im Fachgebiet der manuellen Medizin (Chirotherapie) ist bei Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule oftmals von sogenannten „Blockierungen“ die Rede. Hierbei soll es zu einer temporär eingeschränkten Beweglichkeit innerhalb der Wirbelsäule kommen die jedoch ohne eine spezifische organische Veränderung besteht. Man kann also keine vorzeigbare Ursache für eine solche Funktionseinschränkung finden. Deshalb ist das Konzept der Blockierung unter Medizinern nicht unumstritten.
Blockierungen führen oftmals zu nachfolgenden Muskelverspannungen die dann ihrerseits zu Schmerzen führen.

Therapeutisch kommt in der manuellen Therapie eine Deblockierung mittels spezieller Handgriffe in Frage. In der Schulmedizin ist bei Brustwirbelsäulenschmerzen derlei Art zumeist eine Behandlung mit Physiotherapie, Wärme und Schmerzmitteln indiziert.

Eine weitere mögliche Ursache für Schmerzen in der Brustwirbelsäule sind degenerative Veränderungen also sozusagen alterstypische Abnutzungserscheinungen die beim Einen mehr, beim Anderen weniger ausgeprägt sind. Sie kommen jedoch im Bereich der Brustwirbelsäule sehr selten vor.
Die Interkostalneuralgie, welche auch Zwischenrippenneuralgie genannt wird, kann gürtelförmige Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule mit Ausstrahlung entlang der Rippen verursachen.
Grund für die Schmerzen sind Reizungen der Nerven, die unterhalb jeder Rippe entlangziehen. Zu den Schmerzen gesellt sich oftmals eine Sensibilitätsstörung im Bereich der betroffenen Nerven. Therapiert wird zumeist mit Schmerzmitteln.

Weitere typische die Wirbelsäule direkt betreffende Erkrankungen die zu Schmerzen führen können sind beispielsweise die Skoliose, eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule oder der Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), eine Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis die gehäuft in jüngerem Alter auftritt. Ebenfalls typisch ist der BandscheibenvorfalL der BWS welcher sich gehäuft zwischen dem 40. Und 50. Lebensjahr manifestiert. Letztere beide Erkrankungen betreffen jedoch deutlich häufiger die Hals- oder Lendenwirbelsäule oder den sakralen Teil des Wirbelapparats.

Es gibt weitere nicht-orthopädische aber sehr wichtige Differentialdiagnosen, die bei einem akuten Schmerzbeginn im Bereich der Brustwirbelsäule bedacht werden sollten:
Bei einem Pneumothorax gelangt durch einen Defekt der Pleura (Brustfell) fälschlicherweise Luft in den Pleuraspalt.
Im spektakulärsten Fall kann dies beispielsweise durch eine Messerstecherei geschehen.
Doch ein solcher Defekt kann auch vom Körperinneren ausgehen, dies ist häufiger bei jungen, hochgewachsenen Männern der Fall. Gelangt Luft in den Pleuraspalt, besteht hier kein Unterdruck mehr.
Dies führt dazu, dass die Lunge der betroffenen Seite sich zusammenzieht und kaum noch für die Atmung zur Verfügung steht.
Dies kann sich rasch zu einem lebensbedrohlichen Zustand auswachsen, insbesondere wenn es sich um eine Sonderform des Pneumothorax, den Spannungspneumothorax handelt.
Hierbei gelangt Luft in den Pleuraspalt aber nicht mehr hinaus, sodass sich die eine Seite des Brustkorbes immer weiter aufbläht und wichtige Strukturen wie die Luftröhre und das Herz verdrängt werden.
Neben Schmerzen im Bereich der Brust können Luftnot, beschleunigte Atmung (Tachypnoe) und Hustenreiz auftreten. Bei einem Spannungspneumothorax können beschleunigter Herzschlag (Tachykardie) und abfallender Blutdruck hinzukommen.

Ein Röntgenbild ist das diagnostische Mittel der Wahl. Bei Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule sollte gegebenenfalls auch ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Typischer Weise strahlen bei einem Infarkt die Schmerzen aus der linken Brustseite in den linken Arm aus, es gibt jedoch zahlreiche weitere mögliche Schmerzlokalisationen wie rechter Arm, Unterkiefer, Oberbauch und Rücken.
Ein EKG und eine Bestimmung der Herzenzyme mittels einer Blutentnahme sind hier wichtige diagnostische Hilfsmittel.

Weiterhin können Störungen im Bereich der Gallenblase im Sinne von Gallensteinen (Chole(zysto)lithiasis) oder einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) Schmerzen im Bereich von Schulter und oberem Rücken verursachen. Auch Schmerzen bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) können in seltenen Fällen bis in den oberen Rücken ausstrahlen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen der Brustwirbelsäule

Bruch der Brustwirbelsäule

Ein Bruch (Fraktur) der Brustwirbelsäule kann verschiedene Ursachen haben. Häufig sind solche Verletzungen bei älteren Patienten, insbesondere Frauen, die an einer Osteoporose leiden. Die Knochen werden hier aufgrund von Abbauprozessen deutlich brüchiger und fragiler sodass ein Bruch bei einer Osteoporose häufig ohne tatsächliches Trauma entsteht.
Hier ist die Schmerzsymptomatik mitunter deutlich weniger akut als bei Frakturen die durch Gewalteinwirkung entstehen. Teilweise sind solche sogenannten osteoporotischen Sinterungsfrakturen Zufallsbefunde bei einem Röntgen der Wirbelsäule.

Klassisches Beispiel für einen Wirbelbruch der durch ein Trauma bedingt ist, ist der Kopfsprung ins zu seichte Wasser. Hier ist dann allerdings häufiger die Halswirbelsäule als die Brustwirbelsäule betroffen.
Auch andere Unfälle wie Stürze beim Sport oder Verkehrsunfälle können Ursachen für Brüche der Wirbelsäule sein.
Bei Frakturen, die durch ein solches Trauma entstehen, bestehen meist deutliche Schmerzen, bei der Untersuchung ist eine Druck- oder Klopfschmerz im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt typisch.

Unabhängig von der Ursache ist das Mittel der Wahl zur Bildgebung immer die Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule, zumeist in zwei Ebenen also von frontal und von seitlich. Wichtig ist bei eine Verletzung der Wirbelsäule immer die genaue neurologische Untersuchung, da es – je nachdem welches Segment oder welche Segmente des Wirbels von dem Bruch betroffen ist / sind – zu einer Läsion des Rückenmarks kommen kann welches hinter den Wirbeln verläuft. Eine Beteiligung des Rückenmarks kann sich durch sensible oder motorische Ausfälle oder Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion zeigen.
In diesem Fall ist rasches Handeln unabdingbar da es sonst im schlimmsten Fall zu einer Querschnittsymptomatik kommen kann.

Doch auch wenn das Rückenmark nicht betroffen ist, können unbehandelt ausgeheilte Wirbelkörperbrüche zu Beschwerden wie chronischen Schmerzen oder Fehlstellungen führen. Die Behandlung eines Brustwirbelsäulenbruchs hängt unter anderem von der Art der Fraktur und dem Alter des Patienten sowie dem Grad der Beeinträchtigung ab. So können Frakturen in diesem Bereich sowohl konservativ als auch operativ versorgt werden.

Bei konservativen Maßnahmen stehen vor allem die Schmerztherapie und physiotherapeutische Behandlung im Vordergrund, je nach Fraktur kann ein Korsett zur Stabilisierung der Fraktur von Außen zur Anwendung kommen. Ist eine operative Versorgung eines Bruchs notwendig, kommt oftmals die Anlage eines sogenannten Fixateur interne zum Einsatz, einer Art Metallgerüst, das durch eingebrachte Schrauben und Stangen mehrere Wirbel miteinander verbindet und so den gebrochenen Wirbel stabilisiert, dies bezeichnet man auch als Spondylodese.
Dieses Verfahren hat eine Versteifung der betroffenen Wirbelsegmente zur Folge, also eine Einschränkung der Beweglichkeit. Gerade im Bereich der Brustwirbelsäule ist es jedoch ein gutes Verfahren, da das mögliche Bewegungsausmaß hier von Natur aus nicht allzu groß ist.

Die sogenannte Kyphoplastie ist ein weiteres operatives Verfahren. Es kann bei stabilen Frakturen, also solchen bei denen das Rückenmark nicht gefährdet ist, zum Einsatz kommen, hierbei wird der Wirbelkörper durch Einbringen von Material wieder aufgerichtet. Dieses Verfahren kommt häufiger bei osteoporotischen Wirbelfrakturen zum Einsatz.

Ausstrahlung in den Magen

Läsionen im Bereich der Brustwirbelsäule können Beschwerden verursachen, die bis in die Magengegend ausstrahlen.
Doch auch Magenbeschwerden, beispielsweise Geschwüre, können Beschwerden verursachen, die sich im Bereich der Brustwirbelsäule bemerkbar machen und so fälschlicherweise zu der Annahme führen, dass die Ursache für die Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule gesucht werden muss.
Deshalb sollte bei Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule bedacht werden, dass die Ursache hierfür auch in inneren Organen wie Magen, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase oder Herz liegen kann und das andererseits Beschwerden der inneren Organe teilweise ihre Ursache in einer Störung im Bereich der Wirbelsäule haben können.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023