Amputationshöhen

Festlegung der Amputationshöhe

Die früher vorgenommene starre Festlegung der Amputationshöhe durch so genannte Amputationsschemata mit Einteilung in wertvolle, entbehrliche und hinderliche Extremitätenabschnitte ist heute überholt und abzulehnen.
Zu beachten sind bei den verschiedenen Amputationshöhen und –formen in wieweit die Belastungsfähigkeit und Eignung des Stumpfes zur Aufnahme einer Prothese vorliegt.

Amputation Hand, Ellenbogen und Schulter

An der oberen Extremität ist die Amputation durch den Schultergürtel, also zwischen Schulterblatt (Skapula) und Brustkorb (Thorax) die höchste Stelle einer möglichen Abnahme.
Hier ist meist ein bösartiges Tumorgeschehen ursächlich und verursacht erheblichen kosmetischen und funktionellen Schaden. Ähnlich sind die Folgen einer Schulterexartikulation, also einer Oberarmamputation aus dem Schultergelenk.

Bei einer Amputation des Oberarmknochens muss bei der Amputationshöhe darauf geachtet werden, dass genügend Platz für ein künstliches Ellenbogengelenk verbleibt.
Exartikulationen (Amputation) im Ellenbogengelenk selbst sind schwierig, da hieraus hervorstehende Knochenteile resultieren die schmerzhafte Druckstellen im Prothesenschaft hervorrufen können.

Die Hände sind zu komplexen feinmotorischen Bewegungen fähig und für das tägliche Leben und Arbeiten äußerst wichtig, sodass eine Amputation zu erheblichen Beeinträchtigungen führt. Im Bereich der Hand sind neben Belastbarkeit auch die Stumpflänge, die Empfindungsfähigkeit (Sensibilität), die Gelenkbeweglichkeit und die möglichen Greifformen zu beachten. Bereits der Verlust eines Daumens macht Greifvorgänge kaum möglich.

Lesen Sie weiter unter: Amputation eines Fingers

Amputation Bein, Fuß, Unterschenkel

Im Bereich der unteren Extremität ist die Belastungsform gegenüber der oberen natürlich eine andere.
Bei Mittelfuß- und Fußwurzelamputation ist darauf zu achten, dass die besonders tragfähige Fußsohlenhaut und die darunter liegende Fettschicht sowie die kurzen Fußbeugermuskeln zur Stumpfabdeckung verwendet werden und Narben streckseitig, also auf dem Fußrücken, außerhalb der Belastungszone liegen, da sonst schmerzhafte Druckstellen entstehen können.
Beim diabetischen Fußsyndrom mit Nekrosen (Gangrän) oder diabetischer Mikroangiopathie (Erkrankung der kleineren Gefäße) werden Grenzzonenamputationen vorgenommen, die an anatomisch festgelegten Linien am Mittelfuß abgegrenzt werden können.
Bei Amputationen des Unterschenkels kann in der Regel das gesamte Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) erhalten bleiben und kurz oberhalb des Sprunggelenkes eine Abtrennung vorgenommen werden (Syme-Amputation), jedoch kann dieser Stumpf nur schwer prothetisch versorgt werden und kann auch nicht immer uneingeschränkt Gewicht tragen.
Häufiger wird dagegen eine Amputation im Bereich zwischen dem oberen und dem mittleren Unterschenkeldrittel vorgenommen. Der Stumpf kann durch eine Myoplastik versorgt werden, das heißt es werden die Muskeln die sich funktionell als Gegenspieler (Antagonisten) verhalten, um das Ende des Knochens herum miteinander verbunden.
Aber auch ein von der Rückseite (dorsal) zur Vorderseite (ventral) geklappte Muskel-Hautlappen ist zur Versorgungen des Stumpfes fähig.
Die früher wegen ihrer spärlichen Stumpfabdeckung ohne Muskulatur abgelehnte Exartikulation des Kniegelenks wird heute bei PAVK (Periphere arterielle Verschlusskrankheit)-Patienten immer häufiger vorgenommen. Denn gerade in der Stumpflänge (Hebelarm) und der Kraft (erhaltene Oberschenkelmuskulatur) liegen die Vorteile.

Erfahren Sie mehr dazu unter: OberschenkelamputationUnterschenkelprothese

Beim Gefäßpatienten richtet sich die Amputationshöhe nach der Durchblutung der Muskulatur. So kann es sein, dass auch eine Oberschenkelamputation vorgenommen werden muss. Die optimale Höhe dafür liegt in der Mitte des Oberschenkelknochens. Der Knochenstumpf muss gegenüber dem Hautweichteilmantel deutlich gekürzt werden, damit die sich entgegengesetzten (antagonistischen) Muskeln über dem Oberschenkelknochen (Femur) vernäht werden können.
Bei dieser so genannten Myoplastik müssen die Muskeln zunächst am Knochen fixiert werden (Myodese), danach können sie miteinander vernäht werden. Hierdurch bleibt eine gute Muskelspannung und –aktivität erhalten und eine gute Polsterung gewährleistet.
Die Gefahr der Neurombildung ist vor allem bei dem den Oberschenkel versorgenden Nerven (Nervus ischiadicus) gegeben, deswegen muss dieser weit oberhalb der Amputationsstelle unterbunden (ligiert) werden.
Eine Hüftgelenksexartikulation ist ein weitaus schwierigerer Eingriff mit großer Weichteilwunde und hoher Letalität (versterben des Patienten). Sie sollte nur bei schwersten Infektionen oder Tumoren vorgenommen werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.08.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021