Nervenschmerzen

Definition

Circa 6% der deutschen Bevölkerung berichtet über Nervenschmerzen. Nervenschmerz oder fachmännisch Neuralgie steht für Schmerzen, die sich im innervierten Gebiet eines oder mehrerer Nerven manifestieren und durch diesen hervorgerufen werden.

Damit unterscheidet sich der Nervenschmerz von anderen Schmerzarten wie Rückenschmerzen. Diesen können zum Beispiel auch Muskelverkrampfungen zu Grunde liegen.
Der Nervenschmerz jedoch ist die direkte Folge der Schädigung eines zum Nervensystem gehörenden Gewebes. Durch diese erfolgt eine Aktivierung der schmerzerkennenden und -leitenden Nervenendigungen, die zu sensorischen peripheren Nerven, aber auch zu Rückenmark und Gehirn gehören können.

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Ursache

Die Schädigung eines Nerven oder einer zum Nervensystem gehörenden Struktur kann verschiedene Ursachen haben.
Durch mechanische Einwirkungen in Form von Schnittverletzungen oder Druck, wie zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall, und durch toxisch wirkende chemische Verätzungen oder Strahlung können Nerven durch äußere Einflüsse geschädigt werden. Unter den sogenannten Neurotoxinen finden sich Schwermetalle wie Blei, zyklische Kohlenwasserstoffe, Alkohol, aber auch einige Medikamente.
Andere Ursachen sind entzündliche Prozesse, wie bei der Gürtelrose (Herpes Zoster), oder metabolische Prozesse, wie die Stoffwechselstörung Diabetes mellitus.
Für entzündliche Prozesse sind meist Infektionen verantwortlich. Varizellen (Windpocken-Erreger), Borrelien und andere greifen bei Infizierung auch die peripheren Nerven oder die Nervenzellen selbst an.

Entzündungen können aber auch durch autoimmunologische Prozesse entstehen, das heißt bei Erkrankungen, bei denen das körpereigene Immunsystem Zellen und Strukturen des eigenen Körpers angreift. Zu diesen Erkrankungen, die auch Nervenschmerzen bewirken können, zählen unter anderem Multiple Sklerose und das Guillain-Barre-Syndrom.

Störungen des Stoffwechsels der Nervenzellen oder der Myelinscheiden können neben einem Diabetes mellitus auch durch Erkrankungen des Darms und dadurch resultierende schlechtere Aufnahmen (Malsabsorption) von Vitaminen wie Thiamin ausgelöst werden. Auch können Erkrankungen der Leber oder der Nieren ursächlich für eine Störung des Stoffwechsels sein.

Außerdem wird die genaue Ausprägung der Nervenschmerzen durch das Muster der Schädigung beeinflusst.

Wird die Markscheide eines Nerven geschädigt, wird er „demyelinisiert“, verliert der Nerv seine schützende Isolationsschicht. Ohne diese Schicht können elektrische Signale sensibler Nerven, die auf Berührung reagieren, auf schmerzleitende Fasern überspringen. Diesem Muster können ursächliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose und virale Infektionskrankheiten wie eine Gürtelrose (Herpes Zoster) zugrunde liegen. Auch können Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus für diese Form der Schädigung verantwortlich sein.

Wird nicht nur die schützende Markscheide, sondern die gesamte Nervenfaser beschädigt, kann es zu einer vollständigen Blockade des Informationsflusses, einer sogenannten Deafferenzierung, kommen. Mit der Blockade entsteht im zentralen Nervensystem ein Mangel an Information, sodass vom zentralen Nervensystem gesteuerte hemmende Wirkungen aufgrund der ausbleibenden aufsteigenden Reize nicht mehr aktiviert werden. Diese sogenannten Deafferenzierungsschmerzen treten zum Beispiel nach Amputationen oder bei einer Querschnittslähmung auf.

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Zur Durchtrennung großer Nerven kommt es vor allem bei Amputationen, was zu Deafferenzierungs- und /oder Phantomschmerzen führen kann. Wie bereits erwähnt entstehen Deafferenzierungsschmerzen durch den Wegfall hemmender A-?-Fasern, die druck- und berührungssensibel reagieren. Diese Fasern hemmen normalerweise über Interneurone die Weiterleitung von Schmerzimpulsen im Rückenmark. Fällt diese Hemmung aus, kann es zu einer übersteigerten Aktivität der nicht mehr gehemmten Neurone und folglich zu Schmerzen kommen.

Die genaue Ursache für Phantomschmerzen ist noch nicht hinreichend geklärt. Bekannt ist, dass auf dem Kortex des Gehirns jedes Körperteil an einer bestimmten Stelle repräsentiert ist.
Eine Erklärung ist, dass bei der Abtrennung einer Gliedmaße im Kortex eine Reorganisation dieser Repräsentanzen stattfindet. Der empfundene Schmerz kann dann durch eine Konfliktsituation zwischen neuem und altem Muster der jeweiligen Repräsentanz entstehen.
Bleibt die zu erwartende Antwort der fehlenden Gliedmaße auf ein Signal der Repräsentanz im Kortex aus, wird die Signalintensität der Repräsentanz als Kompensationsmechanismus verstärkt, was vom Patienten als Schmerz empfunden werden kann.

Neben den im peripheren Nervensystem entstehenden Nervenschmerzen gibt es noch den zentralen Schmerz.
Der zentrale Nervenschmerz entsteht im ZNS, also direkt im Gehirn oder im Rückenmark, durch eine Schädigung der dort ansässigen Neuronen.
Hierbei gibt es die Unterteilung in thalamischen Schmerz, der durch eine Schädigung der Nervenzellen im Thalamus entsteht, und pseudothalamischen Schmerz, die auf Schädigungen in anderen Regionen des ZNS zurückzuführen sind. Noch spezifischer lassen sich der Tractus spinothalamicus im Rückenmark und der Nucleus ventralis posterolateralis des Thalamus als häufige Schädigungsorte benennen.
Diesen Läsionen (Schädigungen) liegen häufig ursächliche Erkrankungen zugrunde. Bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Syringomyelie laufen degenerative Prozesse ab, die sowohl zum Ausfall hemmender Strukturen im ZNS als auch zur Reizung der sensiblen Bahn für Schmerz und Temperatur führen können.

Halten peripher entstandene Nervenschmerzen länger an, kann es durch eine Art Lernvorgang zu einer Adaption der Nervenzellen im ZNS kommen. Somit kann der Nervenschmerz zentral chronifizieren, obwohl die eigentliche peripher liegende Ursache schon längst abgeheilt ist, zum Beispiel bei einer postzosterischen Neuralgie.

Symptome

Abhängig vom Ort der Schädigung und ihrer Ursache kann es zu unterschiedlichen Ausprägungen von Nervenschmerzen kommen.

Ist zum Beispiel ein motorischer Nerv geschädigt, kann es neben den Nervenschmerzen auch noch zu Symptomen wie Lähmungen kommen, die durch den Funktionsausfall des betroffenen Nerven bedingt sind.

Bei neuropathischen Schmerzen wird zwischen neuralgiformen und kausalgiformen Schmerzen unterschieden. Neuralgiforme Schmerzen sind von kurzem, heftig einschießendem Charakter, die in einer Art von Anfällen auftreten können. Kausalgiforme Schmerzen äußern sich in einem anhaltenden stumpfen Brennen oder Kribbeln. Vor allem bei dieser Art von Schmerzen kann es zur Chronifizierung kommen.

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Ein weiteres Symptom sind die evozierten Schmerzen. Hier können durch Reize, die unter normalen Umständen keine Schmerzen verursachen würden, ebenfalls Schmerzen augelöst werden (eine sogenannte Allodynie).
So wird das schon das Tragen von Kleidung auf der Haut als unangenehm empfunden. Auch kann das Empfinden von Wärme, Kälte oder Druck übermäßig gesteigert sein, sodass diese Reize ebenso als schmerzhaft empfunden werden (hier spricht man von einer Hyperalgesie).

Deafferenzierungsschmerzen werden oft mit einem anfänglichen Taubheitsgefühl verbunden, das im Verlauf in die zuvor beschriebenen neuropathischen Schmerzsymptomatiken übergeht.

Bei Phantomschmerzen tritt die Schmerzempfindung meist an der Stelle auf, wo sich die amputierte Gliedmaße zuvor befunden hat. Der auftretende Schmerz kann sich unterschiedlich äußern.
Möglich sind ein brennendes Gefühl, das nicht durchgängig von Zeit zu Zeit auftritt. Auch Missempfindungen wie Wärme, Kälte oder ein Kribbelgefühl sind möglich. Teilweise wird der Nervenschmerz auch wie ein Juckreiz oder eine Quetschung empfunden.

Die auftretenden Empfindungen können zudem durch äußere Einflüsse wie Stress, Wetter- und Temperaturumschwünge oder durch Angst verstärkt werden.

Auch der zentrale Nervenschmerz kann sich unterschiedlich äußern. Liegt der Ort der Schädigung im Thalamus, Hirnstamm oder Rückenmark ist er oft brennend und geht mit Missempfindungen einher, besonders an Armen und Beinen. Es kann aber auch ein Bohren oder Reißen auftreten.
Dort, wo sich der Nervenschmerz äußert, ist zudem oft eine Überaktivität des Sympathikus zu beobachten. Hier kann es zu übermäßigem Schwitzen und einer Rötung der Haut kommen. Die Schmerzen treten häufig in einem großen Bereich auf und können sowohl oberflächlich als auch in der Tiefe wahrgenommen werden.

Therapie

Die Behandlung der Nervenschmerzen richtet sich meist nach ihrer Ursache, soweit diese bekannt ist.

Liegt den Schmerzen eine Infektion zugrunde, so sind je nach ursächlichem Erreger Antibiotika oder antivirale Mittel die erste Wahl. Ist ein Vitaminmangel der Grund für die Nervenschmerzen, kann schon eine Supplementierung zur Milderung der Symptome führen. Bei durch Diabetes hervorgerufenen Nervenschmerzen kann die richtige Einstellung des Blutzuckerspiegels schon dazu führen, dass die Nervenschmerzen nachlassen.

Werden die Nervenschmerzen durch eine Intoxikation (Vergiftung) verursacht, führt oft schon ein Weglassen der schädigenden Substanz zu einer Verbesserung der Symptomatik.

Ist die Ursache mechanischen Ursprungs, zum Beispiel eine durch Druck ausgelöste Durchblutungsstörung infolge einer Verletzung oder wie bei einem Bandscheibenvorfall eine Einengung des Spinalkanals, wird diese meist operativ behandelt. Dies bringt im Allgemeinen eine rasche Linderung mit sich, wobei die individuellen Risiken einer Operation zu berücksichtigen sind.
Auch bei anderen Nervenschmerzen, deren Ursache in einer gestörten Verarbeitung und Weiterleitung von Reizen im Nervensystem liegt, können durch operative Maßnahmen die Symptome verbessert werden. Hierzu zählen Blockaden des Sympathikus, zum Beispiel beim Thalamusschmerz, oder direkt der Schmerzbahnen, wenn der eigentlich Entstehungsort der Nervenschmerzen nicht eindeutig feststellbar ist.

Ist die Ursache für die Nervenschmerzen nicht bekannt, kann durch eine symptomatische Therapie Milderung verschafft werden. Dazu zählen vor allem eine medikamentöse Behandlung, aber auch alternative Heilmethoden zur Analgesie (Schmerzmilderung) wie Akupunktur oder Psychotherapie.
Hier wird den Patienten durch spezifisches Training beigebracht, wie sie selbst mit ihrer Schmerzwahrnehmung umgehen und zum Beispiel durch gezieltes Ablenken zum großen Teil verdrängen können. Diese Methode wird vor allem bei langanhaltenden Nervenschmerzen wie dem Phantomschmerz angewandt.

Bei der medikamentösen Therapie gibt es eine Reihe von möglichen Substanzen. Morphine, die ansonsten die wirksamsten Schmerzmittel darstellen, sind bei Nervenschmerzen jedoch weniger Mittel der Wahl. Da bei zentralem Schmerz oder anfallsartigen Nervenschmerzen wie bei einer Multiplen Sklerose direkt Strukturen des zentralen Nervensystems betroffen sind, werden bevorzugt Medikamente eingesetzt, die an diesen Strukturen wirken.

Dazu zählen Antikonvulsiva bei anfallsartigen, einschießenden Nervenschmerzen und Antidepressiva bei dauerhaft anhaltenden Schmerzen.

Antikonvulsiva sind krampflösende Substanzen und vor allem Medikamente zur Behandlung von Epilepsien, die aber auch in der Schmerztherapie eingesetzt werden. Die Wirkstoffe regulieren die Weiterleitung und Übertragung von Impulsen, indem sie an Strukturen binden, die sowohl bei Epilepsien als auch bei Nervenschmerzen übererregt sind. Dazu zählen beispielsweise Gabapentin und Carbamazepin.

Antidepressiva werden vorrangig in der Behandlung von Depressionen eingesetzt, haben jedoch auch je nach ihrem Wirkmechanismus schmerzlindernde Effekte. Indem sie schmerzleitende Signalstoffe hemmen oder den Abbau schmerzlindernder Botenstoffe verhindern, wird die Übertragung von Schmerzimpulsen gestört. Gängige Mittel sind hier Amitriptylin, Clomipramin, Imipramin und Doxepin.

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung von Nervenschmerzen ist die elektrische Stimulation, die sogenannte transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), die unter anderem bei Phantomschmerzen und als tiefe Hirnstimulation bei zentralem Schmerz Verwendung findet. Hierbei werden mit Elektroden leichte Reize in Form von Strompulsen erzeugt und auf Nervenfasern übertragen. Dadurch wird die Weiterleitung und damit auch die Wahrnehmung des Schmerzes unterdrückt.

Nervenschmerzen nach einer OP

Nach einer OP kann es zu Nervenschmerzen kommen. Diese gilt es unbedingt schnellstmöglich zu behandeln, da sich Schmerzen negativ auf den Heilungsverlauf auswirken können. Postoperative Schmerzen können entweder durch direkte Schädigung des Nervs oder durch eine den Nerv belastende Ursache hervorgerufen werden. Es muss sich bei der OP nicht zwangsläufig um eine nervennahe Operation, wie zum Beispiel eine Bandscheiben-OP, handeln. Allerdings treten Nervenschmerzen natürlich häufiger nach solchen Eingriffen auf.

Wird der Nerv bei der Operation gereizt, angeschnitten oder angerissen, oder aber gänzlich durchtrennt, kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Nervenschmerzen. Besonders kritisch ist eine Durchtrennung des Nervs – es gehen nicht nur alle Funktionen verloren, die durch den Nerv vermittelt wurden; es besteht auch Gefahr, dass der Patient therapieresistente Phantomschmerzen entwickelt. Neben der direkten Beeinflussung des Nervs sind äußere Einflüsse bei der Entstehung postoperativer Schmerzen wichtig. Die OP kann einerseits nicht zielführend abgelaufen sein. Die krankhafte Veränderung, beispielsweise der Bandscheibenvorfall, besteht immer noch und beeinträchtigt den Nerv. Andererseits können die Folgen des Eingriffs einen Nerv beeinflussen. Durch Blutungen oder Schwellungen im Operationsgebiet oder durch Infektionen können erneute Beschwerden auftreten.

Bei der Therapie von Nervenschmerzen nach OP greift man auf normale postoperative Schmerzmittel zurück, da sich die Schmerzen oftmals zurückbilden. Außerdem sollten weitere Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden, um den Heilungsprozess und die Erholung des Nervengewebes zu fördern. Physiotherapie wird bei Nervenschmerzen in vielen Fällen erfolgbringend eingesetzt. Wärmeumschläge, Elektrotherapie (TENS) und Akupunktur haben sich in der Vergangenheit als schmerzlindernd bewiesen.

Nervenschmerzen an bestimmten Körperstellen

Nervenschmerzen im Rücken

Nervenschmerzen im Rücken unterscheiden sich deutlich von Rückenschmerzen anderer Herkunft, welche unterschiedlichste Ursachen haben können. Zumeist stellen sich die Nervenschmerzen einseitig dar. Da sowohl links, als auch rechts Nervenstränge aus der Wirbelsäule austreten, wird in der Regel lediglich eine Seite beschädigt und verursacht anschließend mehr oder weniger Probleme.

In einem von 10 Fällen werden die Rückenschmerzen durch krankhafte Veränderungen der Bandscheiben oder Schädigungen der umliegenden Region hervorgerufen. Nicht nur der klassische Bandscheibenvorfall (Prolaps) spielt hierbei eine wichtige Rolle, sondern auch Verletzungen. Beim Bandscheibenvorfall kommt es nach meist langwierigen Veränderungen zur Hervorwölbung einer Bandscheibe in den Raum des Rückenmarks. Dadurch wird dieses komprimiert und es kann zur Zusammendrückung von Nervenwurzeln kommen (Radikulopathie), die seitlich aus dem Rückenmark austreten. Versorgt die entsprechende Nervenwurzel Teile des Rückens, kann es zu massiven Schmerzen kommen.

Ein besonderes Krankheitsbild ist hierbei die Lumboischialgie. Bei dieser kommen zwei Syndrome zusammen: die Ischialgie und der Hexenschuss (Lumbago). Die Erkrankung geht meist mit einem sehr tiefen Bandscheibenvorfall (oder einer anderen tiefliegenden Beeinträchtigung des Rückenmarks) einher. Durch die starke Kompression der unteren Nervenwurzeln entsteht nicht nur ein massiver Rückenschmerz, sondern auch eine Ausstrahlung des Schmerzes in die Beine des Patienten. Einem einfachen Hexenschuss liegt hingegen oftmals eine Wirbelblockade zugrunde, die durch manuelle Therapie gelöst werden kann.

Auch bei Verletzungen der Wirbelsäule liegt ein ähnlicher Krankheitsprozess zugrunde – kommt es zu dem Bruch eines Wirbelkörpers, besteht die Möglichkeit einer Kompression. Es muss nicht zwangsläufig ein Unfall für die Verletzung verantwortlich sein. Auch Knochenveränderungen die durch die Erkrankung Osteoporose entstehen, können den Knochen so spröde machen, dass er unter geringer Belastung bricht. Besonders häufig sind hierbei ältere Frauen betroffen. Nach den Wechseljahren kommt es zur Umstellung des Hormonhaushalts (speziell des Östrogenspiegels) der Frau, was Auswirkungen auf den Knochenbau hat. Andere raumfordernde Prozesse können Tumore oder Abszesse sein.

Die Gürtelrose und deren Erregervirus Herpes Zoster können auch Nervenschmerzen hervorrufen. Nachdem der Virus bei seiner Erstinfektion, die meistens im Kindesalter stattfindet, die gemeinen Windpocken auslöst, verharrt er im Körper eines jeden Patienten bis zu dessen Lebensende. Der Erreger setzt sich Nervenknoten fest und kann dort bei Zeiten erneut ausbrechen. Dies kann durch ein geschwächtes Immunsystem, Stresssituationen oder verschiedene andere Umstände herbeigeführt werden. Bei Ausbruch löst Herpes Zoster eine Nervenentzündung aus, die neben einem Hautausschlag im Innervationsgebiet (vom Nerv versorgtes Areal) auch zu starken Schmerzen führen kann. Die Nervenschmerzen können länger anhalten, als die eigentliche Infektion dauert. Dies nennt man postzosterische Neuralgie.

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Nervenschmerzen im Bein

Nervenschmerzen im Bein sind nicht nur aufgrund der Schmerzen belastende, sondern gehen auch oftmals mit starken Einschränkungen für den Patienten einher. Bewegung als auch längeres Stehen fallen meist schwer und können zur Verminderung der Lebensqualität des Patienten führen – sowohl in sozialer, als auch in beruflicher Hinsicht.

Am häufigsten werden Nervenschmerzen im Bein durch eine Ischialgie hervorgerufen. Dabei strahlt der Schmerz über das Gesäß in das Bein aus und wird durch den Nervus ischiadicus hervorgerufen. Die Beeinträchtigung des Nervs, welche meistens aus einer bestehenden Druckbelastung resultiert, kann durch verschiedene Umstände ausgelöst werden. Muskelverspannungen sind die harmloseste Ursache einer Ischialgie, wobei in vielen Fällen aber auch Wirbelkörperblockaden, Bandscheibenvorwölbungen oder Bandscheibenvorfälle eine Rolle spielen. Durch Operationen, welche das Hüftgelenk oder umliegende Strukturen betreffen, kann es zur Schädigung des Nervus ischiadicus kommen. Das Ischiassyndrom mit zugehörigem Nervenschmerz im Bein kann auch durch Entzündungen oder Tumore ausgelöst werden, was jedoch seltener der Fall ist.

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Erkennen kann man eine Ischialgie an der relativ charakteristischen Schmerzsymptomatik. Es kommt plötzlich zu extrem starken Schmerzen, die vom unteren Rücken über die Lendenwirbelsäule, anschließend über das Gesäß in die Beine ziehen – vornehmlich in die Oberschenkelrückseite. Der Schmerz kann sich bis in die Fußregion fortsetzen. Neben den Schmerzen treten Empfindungsstörungen auf, die durch Patienten als Taubheitsgefühl oder Kribbeln beschrieben werden.

Starke Bewegungen wie unkontrolliertes Husten oder Niesen verschlimmern die Schmerzen, da hierbei Druck im Bauch aufgebaut wird. Die Bewegung sowohl des Oberkörpers, als auch der Hüfte und des Beines sind äußerst eingeschränkt. Zumeist ist bei einer Ischialgie nur ein Bein von der Schmerzsymptomatik betroffen. Typisch kann bei vielen Patienten eine Schonhaltung beobachtete werden: der Oberkörper wird zur gesunden Seite hin gekippt, um Druck von der belasteten Nervenwurzel zu nehmen. Die Nervenwurzeln, welche am Ende der Wirbelsäule aus dem Rückenmark austreten sind für die Steuerung der Kontinenz verantwortlich. Bei einer starken Ischialgie kann es zu Problemen beim Stuhlgang, aber auch beim Wasserlassen kommen.

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Nervenschmerzen im Fuß

Im Fuß werden Schmerzen in der Regel durch Verletzungen am Gelenk oder des Bandapparates verursacht. Doch auch Nervenschmerzen können für stechende Schmerzen verantwortlich sein, bei denen die normale schmerzstillende Medikation nicht ausreicht. Die Behandlung des schmerzenden Fußes ist dringend notwendig, da durch die ständige Belastung vermehrt Schmerzen entstehen und der Leidensdruck des Patienten sehr hoch ist.

Auch bei Nervenschmerzen im Fuß liegt die Ursache meist bei der Einklemmung des betreffenden Nervs. Diese kann durch Fußfehlstellungen oder zu enge Schuhe hervorgerufen werden. Besonders häufig sind Frauen von solchen Schmerzen betroffen, da diese eher zu engeren Schuhen mit Absatz greifen. Ein Tarsaltunnelsyndrom kann ebenfalls zu Nerveneinklemmungen führen. Die Entstehung dieses Krankheitsbilds verhält sich wie beim Karpaltunnelsyndroms – nur am Bein, statt am Handgelenk.

Selten sind Infekte, Tumore oder Medikamente an Schmerzen im Fuß Schuld. Deutlich häufiger treten sogenannte neuropathische Schmerzen bei einem bestehenden Diabetes mellitus auf. Der hohe Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße und Nerven und führt somit zu Missempfindungen und Schmerzen. Bei der Behandlung sollte auf ein breites Spektrum an Schmerzmedikamenten ausprobiert werden, da nur wenige Medikamente bei Nervenschmerzen Linderung verschaffen. Liegt ein therapieresistenter Fall vor, kann der Nerv operativ freigelegt und desensibilisiert (unempfindlich gemacht) werden. Bei diabetischem Nervenschmerz verspricht in der Regel eine gute Einstellung des Blutzuckers und die Gabe von Alpha-Liponsäure sowie Vitamin-B-Präparaten eine Verbesserung.

Nervenschmerzen im Gesicht

Im Gesicht auftretende Nervenschmerzen sind äußerst unangenehm. Berührungen und Bewegungen, die den gesamten Tag über ausgeführt werden, empfinden Patienten als schmerzhaft. Es kann bereits ein Luftzug der über die Haut streift Schmerzen auslösen. Die Intensität der Schmerzen ist kaum vergleichbar – Betroffene geben bei der Einstufung oftmals die höchst mögliche Schmerzstufe an, weshalb dieser auch als „Vernichtungsschmerz“ bezeichnet wird.

Die häufigste Krankheit, welche mit Nervenschmerzen im Gesicht einhergeht, ist die Trigeminusneuralgie. Dabei ist der fünfte Hirnnerv, der Nervus trigeminus, meistens geschädigt oder entzündet. Er versorgt das Gesicht in allen Ebenen mit schmerzempfindlichen Nervenfasern. Die Schmerzsymptomatik charakterisiert sich durch ihre enorme Intensität und ihr anfallsartiges Auftreten. Eine Trigeminusneuralgie kann durch viele unterschiedliche Grunderkrankungen ausgelöst werden. Bei der Therapie wird auf Carbamazepin zurückgegriffen, welches eigentlich ein Medikament zur Behandlung von Epilepsie ist. Es wirkt in diesem Anwendungsbereich schmerzvorbeugend, da normale Schmerzmittel bei einer klassischen Trigeminusneuralgie keine Wirkung zeigen. Bei operativen Eingriffen muss mit außerordentlicher Sorgfalt vorgegangen werden, da sonst lebenslange Empfindungsstörungen im Gesicht zurückbleiben können.

Nervenschmerzen im Arm

Alle Teile des Arms können von vorherrschenden Nervenschmerzen betroffen sein. Bei der Hand beginnend kann sich der Schmerz über den Unter- und Oberarm bis in die Schulterregion ziehen. Die Probleme werden häufig bei alltäglichen Bewegungsabläufen bemerkt, welche plötzlich mit Schmerzen verbunden sind. Dabei kann das Heben der Arme über den Kopf, die morgendliche Hygiene oder das Ankleiden Auslöser der erstmaligen Schmerzsymptomatik sein.

Die Schädigung die der Nerv unterliegen muss, kommt nicht selten durch wiederholte Fehlbelastung. Dabei spielen immer gleiche Handlungsabläufe im Beruf, als auch generelle Körperfehlhaltungen eine wichtige Rolle. Werden Muskeln immer wieder falsch belastet, verhärten sich die Muskelstränge. Das kann nicht nur einen Muskel, sondern auch Gruppen von Muskeln betreffen, die zusammenarbeiten. Die verhärtete Muskelpartie drückt auf den Nerv und kann neben anderen Ursachen zu einer Nervenentzündung (Neuritis) mit folgendem Nervenschmerz führen. Die Symptomatik stellt sich hierbei spezifisch nach dem Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs dar.

Neben Schmerzen können Missempfindungen und sogar Bewegungsstörungen auftreten. Da der Leidensdruck bei Nervenschmerzen im Arm sehr hoch ist, ist eine schmerzvorbeugende Therapie Mittel der Wahl. Dabei werden Medikamente die eigentlich zur Behandlung von Depressionen oder Epilepsie eingesetzt werden, verschrieben.

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Weitere Informationen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.11.2015 - Letzte Änderung: 06.11.2021