Nervenentzündung

Einleitung

Eine Nervenentzündung (latein: Neuritis) beschreibt die Entzündung von peripheren Nerven oder von Hirnnerven. Ist nur ein einzelner Nerv betroffen spricht man von einer Mononeuritis, sind mehrere Nerven entzündet handelt es sich um eine Polyneuritis oder Polyneuropathie. Die Symptome einer Nervenentzündung hängen ganz davon ab, welcher Nerv und wie stark er betroffen ist.

Ursachen für Nervenentzündungen im Überblick

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Nervenentzündung. Zu diesen zählen unter anderem:

  • virale oder bakterielle Infektionen
  • traumatische Verletzungen durch Unfälle
  • Toxine (Giftstoffe) wie Alkohol oder Medikamente 
  • Schädliche Stoffwechselprodukte 
  • Autoimmunerkrankung wie z.B beim Guillan-Barré-Syndrom
  • Druckeinwirkung auf Nerven wie z.B bei einem Bandscheibenvorfall

Bei der multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronische Form der Nervenentzündung. Auch hier werden die Myelinscheiden der Nerven angegriffen, allerdings im zentralen Nervensystem, also im Hirn- und Rückenmarksgewebe.
Grundsätzlich kann jeder Nerv von einer Nervenentzündung betroffen sein, weshalb es zu ganz unterschiedlichen Symptomen kommt, je nachdem, welche Funktion durch den jeweiligen Nerven nicht mehr erfüllt werden kann.
 

Therapie

Eine Nervenentzündung wird je nach Art und Ursache unterschiedlich behandelt. Liegt eine Infektion zugrunde, dann können Antibiotika bzw. Virostatika helfen.

Liegt ein Kompressionssyndrom vor, wie z.B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einem Karpaltunnelsyndrom, dann kann eventuell eine operative Therapie notwendig werden. Allgemein können Nervenentzündungen auch mit Schmerzmitteln behandelt werden. Auch physikalische Anwendungen wie Physiotherapie, Wärme oder Kälte und Massagen können eine Symptomlinderung herbeiführen. Als alternative Behandlungsmethode wird auch Akupunktur angewendet.

Wann braucht man Cortison?

Cortison entfaltet seine Wirkung unter anderem durch eine Hemmung bestimmter Mechanismen des Immunsystems. Deshalb zählen nahezu alle Autoimmunerkrankungen zum Einsatzgebiet des Cortison.

Im Bereich der Nervenentzündungen trifft dies vor allem auf die Multiple Sklerose (MS) und die CIDP, eine chronische Verlaufsform des Guillain-Barré-Syndroms zu. Bei der MS ist Kortison das Mittel der ersten Wahl zur Behandlung akuter Schübe. Bei nahezu allen anderen Nervenentzündungen sollten zunächst andere Therapieansätze gewählt und nur, wenn diese keine zufriedenstellende Wirkung erzielt haben, auf Cortison zurückgegriffen werden. Das liegt daran, dass Cortison bei einer längerfristigen Anwendung vielfältige Nebenwirkungen hervorrufen kann, wie z.B. Osteoporose oder eine Erhöhung der Blutzucker- und Blutfettwerte.

Hausmittel zur Behandlung von Nervenentzündungen

Zunächst sollte betont werden, dass Hausmittel bei Erkrankungen wie beispielsweise der Multiplen Sklerose oder dem Guillain-Barré-Syndrom natürlich nur eine Ergänzung zu den etablierten, wissenschaftlich fundierten Therapien sein können.

Zu den besten Hausmitteln bei einer Nervenentzündung zählen Wärme an den betroffenen Körperregionen, etwa in Form von Wärmflaschen oder Kirschkernkissen. Darüber hinaus können, gerade bei Nervenentzündungen im Rücken- und Nackenbereich, auch Krankengymnastik und Massagen hilfreich sein.  

Manche Betroffene berichten zudem, dass ihnen das Anlegen von Kohlwickeln (entweder mit Weißkraut oder Wirsing) Linderung verschafft. Andere berichten über Besserungen durch die Einnahme von Ginkgo Biloba oder das Trinken von Johanniskrauttee.

Zudem sollten Betroffene sich ausgewogen und besonders Vitamin-B-reich ernähren: So sind etwa Vollkornprodukte, Linsen und Milchprodukte gute Vitamin-B6-Lieferanten. Letztere enthalten zudem reichlich Vitamin B12, ebenso wie Fisch und Fleisch.

Homöopathie

Neben den weiter oben beschriebenen schulmedizinischen Behandlungsansätzen verspricht auch die Homöopathie Hilfe für Betroffene einer Nervenentzündung. Am häufigsten werden dabei Hypericum perforatum (Johanniskraut), Aranea diadema (Extrakt der Kreuzspinne), Gnaphalium (Ruhrkräuter) sowie Kalium phosphoricum (Schüssler Salz Nr. 5) empfohlen.
In diesem Zusammenhang sei jedoch angemerkt, dass es keinerlei wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel gibt und eine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus nach logischen Gesichtspunkten als quasi ausgeschlossen gilt. Daher gilt zu betonen, dass die Homöopathie für Menschen, die an diese glauben, zwar eine erwägenswerte Ergänzung der etablierten medizinischen Behandlungsstrategien darstellt, jedoch keinesfalls als Ersatz für dieselbige aufgefasst werden darf!

Dauer einer Nervenentzündung

Da das Spektrum an Erkrankungen, die mit einer Nervenentzündung einhergehen können, sehr breit ist, lässt sich auch keine allgemeingültige Aussage zur Dauer einer Nervenentzündung treffen. Während die Dauer beim Guillain-Barré-Syndrom als Beispiel einer akuten Nervenentzündung beispielsweise auf einige Wochen bis wenige Monate zu taxieren ist, ist etwa die Multiple Sklerose eine nicht heilbare Erkrankung und begleitet die Betroffenen ein Leben lang.
Bei einer Neuritis vestibularis sind die meisten Patienten nach etwa 6 bis 12 Wochen beschwerdefrei, auch wenn mithilfe apparativer Untersuchungen noch über einen längeren Zeitraum Beeinträchtigungen der Funktion des Gleichgewichtsorgans festgestellt werden können.
Unabhängig von ihrer Ursache gilt jedoch generell: Ein früher Behandlungsbeginn und eine konsequente Befolgung der Therapievorgaben kann die Dauer der Nervenentzündung in den meisten Fällen erheblich positiv beeinflussen. Zögern Sie bei entsprechenden Beschwerden also nicht zu lang mit dem Gang zum Arzt und achten Sie gegebenenfalls auf eine regelmäßige Einnahme der verschriebenen Medikamente bzw. Wahrnehmung der Physiotherapie-Termine.

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Nervenentzündung am Kopf

Im Kopfbereich gibt es viele Nerven, die von einer Neuritis betroffen sein können. 

Zu den Hirnnerven die sich entzünden können zählt beispielsweise der Sehnerv (lat: Nervus opticus). Man spricht dann von einer Optikusneuritis.
Die Leitsymptome dieser Nervenentzündung sind Sehstörungen (Verschlechterung der Sehschärfe, im schlimmsten Falle Erblindung) und Schmerzen, insbesondere bei Augenbewegung. Je nach Ursache der Entzündung tritt die Symptomatik einseitig oder beidseitig auf. Ist sie einseitig, handelt es sich meist um eine Ausweitung einer lokalen Entzündung (z.B. Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Netzhaut des Auges) auf den Sehnerv. Treten die Symptome an beiden Augen auf, sind die Ursachen komplexer. So kann die Optikusneuritis autoimmun bedingt sein und im Rahmen anderer Krankheiten wie der multiplen Sklerose (MS), einer Vaskulitis (Entzündung der Blutgefäße) oder eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) auftreten. Auch bakterielle oder virale Systemerkrankungen (Syphilis, Lyme-Borreliose), die Infektionskrankheit Toxoplasmose bei Immungeschwächten, Vergiftungen mit Alkohol, Nikotin, Blei oder Thallium oder bestimmte Medikamente können sich in einer Optikusneuritis äußern. Die Prognose der Optikusneuritis ist in der Regel gut, sie wird mit Glukokortikoidgabe behandelt.

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Auch die Nerven, die für die Augenbewegung zuständig sind, können sich im Rahmen eines autoimmunen Prozesses (beispielsweise beim Guillain-Barré-Syndrom) entzünden. Daraus kann eine Okulomotoriusparese resultieren, also eine Augenmuskellähmung, bei der die Beweglichkeit des Augapfels vermindert ist. Weitere mögliche Symptome sind ein herabhängendes oberes Lid, eine starre, weite Pupille und Akkomodationsstörungen („Scharfstellen“ ist gestört).

Ist der Teil des Hör- und Gleichgewichtsnerven, der für das Gleichgewicht zuständig ist, entzündlich verändert, spricht man von einer Neuritis vestibularis. Diese kann durch eine Virusinfektion oder eine Virusreaktivierung (z.B. bei Herpesviren) zustandekommen. Eine weitere Ursache ist eine Durchblutungsstörung des Gleichgewichtsorgans. Typische Symptome sind Drehschwindel und Erbrechen.
Der Teil des Hör- und Gleichgewichtsnerven, der für das Gehör zuständig ist, kann durch von Bakterien produzierten Toxinen - z.B. bei Syphilis, Scharlach, Typhus, Diphtherie, Masern - oder anderen Stoffen (Tabak, Alkohol, Schwermetalle) beschädigt werden.

Nervenentzündung im Nacken

Im Fall einer Nervenentzündung im Nacken liegt den Beschwerden meist eine Verspannung der Nackenmuskulatur zugrunde. Die verspannte Muskulatur erzwingt eine unnatürliche und ungesunde Nackenhaltung, was die im Nacken verlaufenden Nervenbahnen reizt und so zu Schmerzen im Nacken und ebenfalls zu Kopfschmerzen führen kann.

Ursache für die Verspannung der Nackenmuskulatur ist in den meisten Fällen zu langes Sitzen auf unangemessenen Sitzflächen, etwa im Büro. Eine Verbesserung der Sitzbedingungen sowie regelmäßige Sitzpausen mit körperlichen Übungen stellen sich bei den allermeisten Betroffenen schon als sehr effektive Maßnahmen der Beschwerdelinderung heraus.

Solange es nicht zur Regel wird, kann gelegentlich auch die Einnahme einer Schmerztablette sinnvoll sein, um den Schmerz zu lindern, dadurch die Verspannung zu lockern und so den Kreislauf aus Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.

Nervenentzündung der HWS

Im Bereich der gesamten Wirbelsäule kann es zu einer Entzündung der Nervenwurzeln kommen. Eine Nervenwurzel stellt die Vereinigung von sensiblen und motorischen Nervenfasern seitlich der Wirbelsäule dar. Sie kann durch Infektionen oder Druckeinwirkungen gereizt werden. Die Nervenwurzelentzündung wird auch Radikulopathie genannt.

Druckschäden können arthrotisch bedingt sein (Verknöcherung des Zwischenwirbellochs, Austrittsstelle des Rückenmarknervs aus dem Rückenmark) oder durch eine Verschiebung der Bandscheiben. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) treten Teile einer Bandscheibe in den Wirbelkanal ein und drücken auf die Nervenwurzeln. Dabei werden die Nerven, die zum Arm führen, komprimiert.

In der Folge kann es zu Schmerzen kommen, die von der HWS in den Arm strahlen. Außerdem kann ein Taubheitsgefühl (v.a. in den Fingern) und Lähmungserscheinungen auftreten. In seltenen Fällen kann auch ein Tumor für die Kompression der Nervenwurzel verantwortlich sein.

Nervenentzündung im Gesicht

Der Gesichtsnerv (Nervus facialis), der die Gesichtsmuskulatur innerviert, kann durch Infektionskrankheiten, mechanische Traumata (z.B. Felsenbeinfraktur), aber auch durch Hirnblutungen oder Tumore beschädigt werden.

Bei Infektionen kommt es hierbei zu einer Entzündung des Gesichtsnervs. Dann kommt es zu Ausfallerscheinungen. Diese sind meistens Lähmungen der Gesichtsmuskulatur auf der betroffenen Seite und Störungen der Geschmackswahrnehmung.

Eine andere Form der Nervenschädigung im Gesicht ist die Trigeminusneuralgie. Sie kann im Rahmen einer multiplen Sklerose auftreten, oft ist die Ursache aber unklar. Bei der Trigeminusneuralgie ist der fünfte Hirnnerv in einem Reizungszustand, der für die Patienten sehr schmerzhaft ist. Sie leiden unter plötzlich auftretenden, wenige Sekunden anhaltenden, einseitigen heftigen Schmerzen im Gesicht. Die Schmerzen treten meist entlang des Ober- oder des Unterkiefers auf, da dort zwei der drei großen Äste des Trigeminusnerven entlanglaufen.

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Nervenentzündung im Zahn

Ein Zahnnerv kann sich entzünden, wenn durch tief reichende Karies Bakterien zum Nerven gelangen. Auch äußere Reize wie Druck (durch zu hohe Füllungen) oder Hitze (z.B. beim Bohren) können den empfindlichen Zahnnerven beschädigen.
Die schmerzhafte Entzündung des Zahnnerven kann man bei früher Behandlung aufhalten, ansonsten kann der Nerv auch absterben.

Nervenentzündung in der Hand

Treten im Handbereich Symptome einer Nervenentzündung auf, also beispielsweise Empfindungsstörungen (Kribbeln), Muskelschwäche oder Schmerzen, dann sollte man an die Möglichkeit eines Karpaltunnelsyndroms denken. Dabei wird der Nervus medianus eingeklemmt, der Nerv, der für das Gefühl der Handfläche vom Daumen bis zur Innenseite des Ringfingers zuständig ist und der u.A. die Muskulatur des Daumenballens innerviert. Dieser kann sich bei einem Karpaltunnelsyndrom durch die gestörte Funktion des Nerven verkleinern. Zur Therapie nutzt man im Anfangsstadium Schienen und schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente. Bleibt die konservative Therapie erfolglos, kann eine operative Dekompression notwendig werden.

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Nervenentzündung im Ellenbogen

Am Ellenbogen zieht ein Nerv (Nervus ulnaris) auf der Innenseite des Armes zwischen der Ellenbogenspitze und dem Knochenfortsatz des Oberarmknochens durch den sog. Kubitalkanal. Dieser Nerv innerviert einige Muskeln am Unterarm (Fingerbeugemuskulatur) und an der Hand motorisch. Außerdem innerviert er sensibel die Haut auf der Seite des kleinen Fingers an der Hand.

Wird der Nerv an der Engstelle am Ellenbogen komprimiert, beispielsweise durch langes Aufstützen des Ellenbogens, knöcherne Veränderungen oder lokale Wucherungen des Nervengewebes, kann es zum Bild eines „Ulnarisrinnensyndrom“/ „Kubitaltunnelsyndrom“ kommen. Beschwerden sind Taubheitsgefühle am vierten und fünften Finger, der Handkante und der Unterarminnenseite. Im späteren Verlauf können Schmerzen am Ellenbogen die in den Unterarm und die Hand ausstrahlen auftreten.

Schließlich kann es auch zu Lähmungen der Handmuskeln kommen, die sich in Schwierigkeiten beim „Spitzgriff“ (Schreiben, Flaschenöffnen) äußern. Das Kubitaltunnelsyndrom ist mit dem Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk vergleichbar und wird auch nach dem gleichen Prinzip behandelt.

Nervenentzündung im Fuß

Zu den Nervenschädigungen, die sich am Fuß bemerkbar machen, gehört die diabetische Neuropathie. Bei Diabetikern mit schlecht eingestelltem Blutzucker werden nach längerer Zeit mit erhöhtem Blutzucker toxische Stoffwechselprodukte in das Nervengewebe eingelagert. Dadurch verlieren die Nerven ihre Funktion. Häufig beginnt diese Nervendegeneration an den Füßen und steigt symmetrisch auf. Es kommt zu Fehlstellungen der Füße und damit zu Fehlbelastungen und Wunden. Da auch die Schmerzwahrnehmung beeinträchtig ist, werden die Wunden oft zunächst nicht bemerkt. Diese Symptome werden unter dem Begriff „diabetischer Fuß“ zusammengefasst.

Eine andere Ursache für einen „diabetischen Fuß“ ist eine durch Arteriosklerose der Beingefäße bedingte Blutminderversorgung des Fußes.

Nervenentzündung im Oberschenkel

Die Haut des Oberschenkels wird sensibel von Nerven aus dem Plexus lumbalis versorgt. Ist einer dieser Nerven beschädigt, kann es zu den typischen Symptomen einer Nervenentzündung im Bereich des Oberschenkels kommen und zu Schmerzen im Oberschenkel. Meistens treten parallel auch Schmerzen an anderen Körperstellen auf. So schmerzt bei einer Läsion des Nervus genitofemoralis die obere Innenseite des Oberschenkels und es kommt zu Schmerzen in der Leiste und bei Männern der Hoden, bei Frauen die großen Schamlippen.
Schmerzen im Zusammenhang mit dem Nervus ischiadicus treten auf der Rückseite des Oberschenkels auf, außerdem am Unterschenkel und/ oder am Fuß.

Ist der Nervus femoralis geschädigt kommt es Sensibilitätsausfällen an der Vorderseite des Oberschenkels. Außerdem kann es zu motorischen Ausfällen kommen, wobei die Hüfte nicht mehr gebeugt und das Knie nicht mehr gestreckt werden kann.
Bei alleinigem Oberschenkelschmerz ohne andere Symptome kann man eine Störung des Nervus obturatorius in Betracht ziehen. Hierbei kommt es zu Schmerzen im unteren Bereich der Innenseite des Oberschenkels. Mögliche Ursachen sind Kompression bzw. Beschädigung des Nerven im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls, einer Beckenfraktur oder anderer Prozesse im Becken.

Alleinige Schmerzen oder Empfindungsstörungen an der Außenseite des Oberschenkels und am vorderen oberen Darmbeinstachel können durch eine Läsion des Nervus cutaneus femoris lateralis entstehen. Dieses Krankheitsbild nennt sich Meralgia paraesthetica, bei dem der Nerv unter dem Leistenband komprimiert wird.

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Nervenentzündung an den Rippen

Typisch für eine Nervenentzündung, die sich entlang der Rippen ausbreitet, ist die Gürtelrose (Herpes zoster). Zugrunde liegt hierbei eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, der als Primärerkrankung die Windpocken (Varizellen) auslöst. Danach verbleibt das Virus jahrelang inaktiv im Körper in den Nervenknoten.
Kommt es zu einer Schwächung des Immunsystems (was mit zunehmendem Alter gehäuft zutrifft), kann es zu einer erneuten Virusvermehrung kommen. Dann breiten sich die Viren entlang der Nerven wieder aus, was sich in einer Hautrötung mit oder ohne Bläschenbildung und oft starken Schmerzen an der betroffenen Stelle äußert. Im Bereich des Stammes kommt es zu einer einseitigen gürtelförmigen Ausbreitung.

Nervenentzündung am Rücken

Kommt es im Bereich des Rückens zu einer Nervenentzündung, äußern sich die Beschwerden meist in Ruhe. So wird beispielsweise das morgendliche Aufstehen als besonders schmerzhaft empfunden, teilweise wachen Betroffene gar nachts aufgrund der Schmerzen auf. Körperliche Aktivität hingegen lindert die Beschwerden häufig. Ist dies der Fall, ist eine Nervenentzündung deutlich wahrscheinlicher als andere Ursachen, wie z.B. Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Osteoporose, bei denen sich die Schmerzen in Ruhe vermindern und bei körperlicher Aktivität verstärken.

In den meisten Fällen von Nervenentzündungen am Rücken ist der untere Teil des Rückens und dort insbesondere das Kreuzdarmbeingelenk betroffen. Der Experte spricht dann von einer Sakroiliitis. Derartige Entzündungen können einzeln oder in Kombination mit sogenannten rheumatischen Spondylarthritiden vorkommen, unter denen der Morbus Bechterew wohl am geläufigsten ist.

Ist letzteres nicht der Fall, kann häufig ein Zusammenhang mit langen Phasen des Sitzens auf einer unbequemen Unterlage, etwa im Büro, hergestellt werden. Dann lassen sich die Beschwerden meist schon durch eine angemessenere Wahl der Sitzunterfläche und regelmäßige Sitzpausen mit ausreichender Bewegung nachhaltig bekämpfen.

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Nervenentzündung durch Stress

Stress kann durchaus ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Nervenschmerzen sein, jedoch gehen diese nur in den wenigsten Fällen mit einer Nervenentzündung einher. Das soll jedoch nicht heißen, dass Betroffene im Fall von Nervenschmerzen alles auf zu großen Stress schieben und die Beschwerden vernachlässigen. Denn egal, ob der Stress tatsächlich die Ursache ist oder etwas anderes hinter den Schmerzen steckt, sind die Beschwerden ein Alarmsignal des Körpers. Daher sollten Betroffene in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, damit dieser untersuchen kann welche Ursache die Beschwerden auslöst. 

Diagnose

Leidet ein Patient an den oben beschriebenen Symptomen wie Empfindungsstörungen, Lähmungen, etc., kann beim Arzt-Patienten-Gespräch durch Erfragen der Umstände nach der Ursache einer Nervenentzündung gesucht werden.
Es wird nach vorausgegangenen Infektionen,Traumata, Medikamenteneinnahme etc. gefragt. Bei der neurologischen körperlichen Untersuchung werden die Symptome genau erfasst.

Eine Blutuntersuchung dient zur Suche nach eventuellen Erregern einer vorangegangen Infektion und nach Autoantikörpern, die das nervenumhüllende Gewebe schädigen können.
Außerdem können Entzündungsparameter überprüft werden.

Auch die Untersuchung des Liquors (Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit) kann wegweisend sein. Dieser wird mittels einer Lumbalpunktion entnommen.

Spezielle Untersuchungsmethoden

Je nach betroffenem Nerven stehen noch weitere, ganz unterschiedliche Untersuchungsmethoden zur Wahl. Bei der Entzündung des Sehnervs beispielsweise wird dieser mittels Überprüfung des Pupillenlichtreflexes untersucht, bei einem Verdacht auf eine Entzündung von Nerven am Arm wird die Muskelkraft der entsprechenden Muskeln getetestet etc.
So kann beinahe jeder Nerv des Körpers seiner Funktion nach untersucht werden.

Bildgebende Verfahren wie eine MRT können zur Diagnostik einer multiplen Sklerose (MS) genutzt werden, da sie entzündliche Stellen im Zentralen Nervensystem (ZNS) darstellen.

Durch bestimmte apparative Untersuchungen kann beispielsweise die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen werden.
Diese wird bei der Elektroneurographie ermittelt. Die Nervenleitgeschwindigkeit ist verlangsamt wenn die Myelinscheiden, die die Nerven umhüllen, beschädigt sind.

Durch eine Elektromyographie (EMG) wiederum, bei der die Spannung im Muskel gemessen wird, kann bei Muskelfunktionsstörungen (wie zum Beispiel einer schlaffen Lähmung) untersucht werden, ob das zugrundeliegende Problem im Muskel oder im zugehörigen Nerven liegt.

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Sind Nerven des vegetativen Nervensystems betroffen, kann es zu Störungen der autonomen Regulation von Blutdruck, Puls, Atemfrequenz und Verdauung kommen.
Diese Störungen äußern sich beispielsweise in Herzbeschwerden, Magenkrämpfen oder Verstopfungen. Zur Diagnostik dient hier beispielsweise das EKG (Elektrokardiogramm).

Symptome

Bei einer Nervenentzündung kann es zu Funktionsausfällen des jeweiligen Nerven kommen. So können die afferenten Funktionen (Leitung von Erregungen aus der Peripherie zum zentralen Nervensystem) wie das Empfinden von Berührung, Temperatur, Vibration und Schmerz und sensorische Empfindungen wie Geschmacks-, Gehör-, Geruchs- und Gleichgewichtssinn gestört sein.

Dieser Funktionsausfall äußert sich in Empfindungsstörungen (Parästhesien) wie „Kribbeln“, „Pelzigkeit“ oder „elektrisierendem Gefühl“, verminderte oder aufgehobene Schmerzempfindlichkeit, Verlust von Vibrationswahrnehmung oder verminderte Empfindlichkeit von Temperaturwahrnehmung. Sind die efferenten Funktionen (Leitung von Signalen des ZNS an die Peripherie) eingeschränkt, arbeiten z.B. motorische Nervenfasern die zu den Skelettmuskeln führen nicht mehr richtig. Symptome sind Muskelschwäche oder Lähmungen.

Ist das vegetative/ autonome Nervensystem betroffen, ist die Informationsübertragung von den Organen zum ZNS gestört (Schmerzempfindung, chemische und mechanische Reize), ebenso wie die Regulation der glatten Muskulatur (beispielsweise im Verdauungstrakt oder den Blutgefäßen), Drüsen und Herzmuskulatur. Typische Symptome bei Störung des autonomen Nervensystems sind Blutdruckregulationsstörungen, Herzbeschwerden oder Verstopfungen.

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Schmerzen

Die Schmerzen bei einer Nervenentzündung werden von den meisten Betroffenen als brennend, stechend oder reißend beschrieben, häufig tritt zusätzlich ein Kribbelgefühl auf. Auch über einen elektrisierenden Charakter der Schmerzen wird mitunter berichtet.

Häufig nehmen die Schmerzen durch körperliche Bewegung ab und verstärken sich in Ruhe, was im Übrigen eine gute Unterscheidungsmöglichkeit zu orthopädischen Ursachen für Schmerzen des Bewegungsapparats (z.B. Gelenkarthrose) liefert. Viele Betroffene profitieren hinsichtlich der Schmerzen von Wärme- und Kältebehandlungen und von Krankengymnastik.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.03.2016 - Letzte Änderung: 06.11.2021