Soll man den Eiter bei einer Nagelbettentzündung ausdrücken?

Einleitung

Wenn Bakterien oder andere Krankheitserreger wie z.B. Pilze in kleinste Hautverletzungen im Bereich der Finger- oder Zehennägel eindringen, können sie dort in ungünstigen Fällen zu einer Nagelbettentzündung führen.
Hierbei kann sich entweder das Nagelbett unter dem Nagel oder auch der Umgebungsbereich um den Nagel entzünden.
Anzeichen hierfür sind Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzen in diesem Bereich, in ausgeprägten Fällen auch Eiterblasen unter dem Nagel oder um den Nagel herum.
Auf das selbstständige Ausdrücken dieser Eiterblasen sollte jedoch absolut verzichtet werden, da dieses zu einer Verschlimmerung der Entzündung und sogar zu schweren Komplikationen führen kann.

Soll man den Eiter bei einer Nagelbettentzündung ausdrücken?

Bildet sich Eiter bzw. Eiterblasen im Rahmen einer Nagelbettentzündung, dann sollte auf das eigenständige Ausdrücken tunlichst verzichtet werden.
Gemäß dem medizinischen Gesetz „ubi pus ibi evacua“ (wo Eiter ist, sollte entlastet werden) ist es zwar richtig, dass die Eiteransammlung unter der Haut bzw. die Eiterblase eröffnet wird, jedoch sollte dieses unter strengsten sterilen Umständen erfolgen – sprich durch den behandelnden Arzt.
Wann immer sich Eiter bildet, sind Bakterien im Spiel, das heißt, die Nagelbettentzündung ist durch eine bakterielle Infektion verursacht worden.
Bei dem Versuch des eigenständigen Ausdrückens des Eiters ist es möglich, dass diese Bakterien anstatt an die Oberfläche auch in tiefere Hautschichten gedrückt bzw. transportiert werden, was insgesamt zur Mehrverteilung der Keime führt.
Dieses kann zur Folge haben, dass sich die Entzündung verschlimmert, vergrößert bzw. ausbreitet oder sogar in sehr ungünstigen Fällen zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führt.
Deshalb ist es absolut ratsam, die Abszessentlastung (also das Ablassen des Eiters) durch einen Arzt durchführen zu lassen, der nach einer kleinen örtlichen Betäubung unter sterilen Bedingungen oberhalb der Eiterblasen einen kleinen Hautschnitt macht, um dem Eiter Abfluss nach außen zu gewähren.

Ein Verschleppen der Bakterien ist sehr unwahrscheinlich.

Wie soll man den Eiter ausdrücken?

Wie bereits erwähnt, sollte auf das eigenständige Ausdrücken des Eiters bzw. der Eiterblasen bei einer Nagelbettentzündung ausdrücklich verzichtet werden, da dieses schwerwiegende Folgen haben kann.
Macht sich während der Entzündung Eiter unter dem Nagel oder um den Nagel herum bemerkbar, sollte so gut es geht gar nicht mehr manipuliert werden.
Ein Gang zum behandelnden Arzt sollte in Erwägung gezogen werden.
Weder das Drücken in dem Eiterbereich, noch ein selbstständiges Eröffnen der Eiterblase mit Hilfe einer Nadel oder eines ähnlichen spitzen bzw. scharfen Gegenstandes sollte erfolgen, da dieses in der Regel nicht unter sterilen Bedingungen möglich ist.

Möglich ist lediglich der Versuch, ein schnelleres Eröffnen der Eiterblase von selbst und damit die Entleerung des Eiters nach außen zu fördern. Dieses kann durch Hand-/Fußbäder drei- bis viermal täglich versucht werden, was dazu führen kann, dass sich die oberste Hautschicht aufweicht, sodass der Eiter leichter austreten kann.
Setzt man dem Hand-/Fußbad zum Beispiel Kamille oder Kernseife hinzu, kann dieses zusätzlich entzündungshemmend wirken.
Ein sorgfältiges Abtrocknen bzw. Trockentupfen des betroffenen Nagelbereichs ist danach sehr wichtig.
Entleert sich der Eiter weiterhin nicht und nimmt die Entzündungsreaktion eher im Verlauf zu, sollte dann jedoch ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

Wie sollte man den Eiter nicht ausdrücken?

Jede einzelne Manipulation bei Eiterbildung im Rahmen einer Nagelbettentzündung ist falsch und gefährlich.

Bildet sich eine Eiterblase am Rand links oder rechts vom Nagel oder im Bereich des Nagelwalls, sollte diese auf keinen Fall wie ein Pickel ausgedrückt werden.
Liegt der Eiter zu tief in den Hautschichten, als das er sich gleich bei der kleinsten Druckentwicklung entleert, besteht die Gefahr, dass durch den Druck Eiter und Bakterien in tiefere Hautschichten gelangen und sich so von dort dann auch leichter in die Umgebung ausbreiten können. Passiert dieses, nimmt die Entzündung an dieser Stelle nicht nur zu, sondern breitet sich auch weiter über den Finger bzw. Zeh, mitunter sogar weiter über die Hand bzw. den Fuß aus.

Im schlimmsten Fall kann sich auch eine Blutvergiftung entwickeln. Ein steriler kleiner chirurgischer Eingriff mittels Einschneiden der Haut unmittelbar über der Eiteransammlung ggf. mit Nagelteilentfernung ist hier immer indiziert. 

Weitere Informationen über die Operation bei einer Nagelbettentzündung erfahren Sie unter: So läuft die OP bei einer Nagelbettentzündung ab

Was mache ich nachdem der Eiter ausgedrückt wurde?

Nachdem sich der Eiter entweder von allein entleert hat oder aber die Eiteransammlung chirurgisch eröffnet wurde, muss die Wunde gründlich mit einer desinfizierenden Lösung gereinigt und danach steril verbunden werden.

Danach gilt die gleiche Therapie einer Nagelbettentzündung ohne Eiterbildung: desinfizierende Salben (z.B. mit antibakteriellem Jod), Hochlagerung der Hand/des Fußes, Kühlen des Nagels, Schmerzmittel (am besten welche, die gleichzeitig auch entzündungshemmend wirken – z.B. Ibuprofen oder Diclofenac) und ggf. Ruhigstellung des betroffenen Fingers/Zehs durch eine Schienung.

Mitunter ist auch eine begleitende Einnahme von Antibiotika sinnvoll, dieses hängt von der schwere der Entzündung ab. Die Entscheidung darüber sollte dem behandelndem Arzt überlassen werden. 

Erfahren Sie, welche Salben gegen eine Nagelbettentzündung helfen können:
Diese Salben helfen gegen eine Nagelbettentzündung

Wann muss man auf jeden Fall zum Arzt?

Ein Arzt sollte aller spätestens dann aufgesucht werden, wenn sich die Entzündung über den Nagelbereich ausbreitet.

Wird der Finger bzw. der Zeh also insgesamt rot und dick und tut mehr als nur der Nagel weh, dann sind dieses Anzeichen dafür. Breitet sich die Rötung und Schwellung auf den Mittelhand- bzw. Mittelfußbereich aus sind dieses Alarmzeichen für eine beginnende Verschleppung der Keime.
Treten zudem ein Krankheitsgefühl und Fieber zu der Nagelbettentzündung auf, muss tatsächlich umgehend ein Arzt aufgesucht werden, da dieses Anzeichen für beginnend systemische Infektionen sind, sprich für eine Blutvergiftung.

Wenn Sie wissen möchten, was auf eine Blutvergiftung hindeutet, lesen Sie hierzu unseren Artikel: Das sind die Symptome einer Blutvergiftung

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.10.2021 - Letzte Änderung: 22.10.2021