Ursachen einer Erblindung

Synonym

Amaurosis

Englisch: causes of blindness

Ursachen und Formen der Erblindung

Menschen in Industrieländern erblinden am häufigsten an den Folgen eines langjährigen und nicht behandelten Diabetes Mellitus.
Die Zuckererkrankung führt über längere Sicht zu einer diabetischen Retinopathie, die mit hochgradigem Sehverlust bis zur Erblindung an einem oder an beiden Augen einhergehen kann.

Eine weitere häufige Ursache von Erblindung ist die sogenannte Makuladegeneration, die meistens im Alter auftritt. Die Ursache ist nicht klar, erste Symptome sind aber zunächst, dass die Patienten gerade Linien als gebogen wahrnehmen. Des Weiteren klagen die Patienten darüber, dass sie vor allem den anfixierten Punkt (also der Bereich, der in der Mitte des Sehfeldes liegt) nicht mehr scharf erkennen können. (Selbsttest Makuladegeneration) Die Peripherie ist weitestgehend scharf zu sehen. Gegen eine Makuladegeneration gibt es kein Gegenmittel. Alle erprobten Behandlungsmethoden bestehen leider meistens nur in einem Herauszögern der Erblindung, die früher oder später jeden Patienten mit diesem Krankheitsbild ereilt.

Auch das Glaukom (grüner Star) ist ein häufiger Verursacher einer Erblindung in westlichen Industrieländern. Hierbei erhöht sich der Augeninnendruck aus unterschiedlichen Gründen. Der Patient merkt meistens nichts von dieser Druckerhöhung. Der Druck kommt deshalb zustande, da entweder zu viel Kammerwasser produziert wird oder ein entsprechender Teil des produzierten Kammerwassers nicht richtig abfließen kann, was zu einem Druck auf den Augapfel und dem darin liegenden Glaskörper führt.
Dies führt wiederum zu einem erhöhten Druck auf die Netzhaut und auf den Sehnerven, der nur eine gewisse Druckerhöhung unbeschädigt toleriert. Patienten, die zum Augenarzt gehen klagen über einen sogenannten Tunnelblick, eine Gesichtsfeldeinschränkung, die vor allem die Peripherie betrifft und langsam voranschreitend das gesamte Sichtfeld ausfüllt. Heute kann ein Glaukom gut behandelt werden.
Hierzu werden entweder Augentropfen zur regelmäßigen Einnahme verschrieben oder aber eine Augenoperation durchgeführt, bei der die ableitenden Kanäle wieder frei durchgängig gemacht werden, damit das Kammerwasser ablaufen kann und so der Augeninnendruck sinkt. In fortgeschrittenem Krankheitsstadium sind allerdings diese eher im Frühstadium geeigneten Mittel nicht mehr wirksam. Patienten, die mit einem vorangeschrittenen Glaukom zum Augenarzt gehen und bereits einen Tunnelblick beschreiben, verlieren meistens vollständig das Augenlicht in den nächsten Monaten bis Jahren.
Nicht ganz so häufig aber eine wichtige Komponente von Erblindung sind Verletzungen des Auges. Hierbei kommt es zu zwei Altersspitzen, in denen Augenverletzungen besonders häufig auftreten:

  • Zum einen ist hier das Kindesalter zu nennen, da sich Kinder beim Herumtollen oder Spielen durch scharfe und spitze Gegenstände so stark verletzen können, dass das Augenlicht, trotz sofortiger Hilfe durch einen Augenarzt nicht mehr gerettet werden kann.
  • Der zweite Häufigkeitsgipfel von Augenverletzungen ist im Erwachsenenalter, da sich Erwachsene entweder im Beruf (z.B. Baustelle) oder bei einem Autounfall entsprechende Verletzungen desAuges mit ähnlichen Folgen zuziehen können. Neben Augapfeldurchspießungen durch scharfe Gegenstände, können auch traumatische Ursachen, Verätzungen des Auge durch Säuren oder Laugen zu einer Erblindung führen. Neben dem Hobby (z.B. Restauration alter Möbel) ist die häufigste Ursache für derartige Verletzungen am Auges beruflich bedingt.

Ebenfalls häufige Ursachen für eine Erblindung sind die Folgen einer Uveitis. Meistens liegen die Ursachen in einer Autoimmunreaktion, wie sie z.B. bei Rheuma oder Morbus Bechterew vorkommen. Die Symptome sind meistens zunächst Lichtscheue und Tränen der Augen, außerdem Augenschmerzen sowie Eiweißaustritt. In einigen schweren Formen einer Uveitis reichen die ergriffenen therapeutischen Maßnahmen nicht mehr aus, der Patient erblindet.
Besondere Gefahr geht von chronischen Uveitiden aus, die trotz Behandlung ständig wiederkehren.

Erblindungsgefahr besteht des Weiteren auch bei der als Ablatio retinae beschriebenen Netzhautablösung. Besonders Patienten mit einer hohen Kurzsichtigkeit sind gefährdet für eine Netzhautablösung, da das immer weiter vor allem länglich wachsende Auge einen gefährlichen Zug auf die Netzhaut ausübt. Die Patienten beschreiben zunächst Lichtblitze und ein sogenannter Rußregen, der sich entweder von oben nach unten oder umgedreht in das Gesichtsfeld schiebt (kleine schwarze Flecken).

Bei einer Netzhautablösung ist äußerste Eile geboten, da eine Erblindung droht. Je nachdem wo und in welchem Rahmen die Netzhautablösung stattgefunden hat, ist die Gefahr einer Erblindung höher oder weniger hoch. Besonders gefährdet sind Patienten, deren Netzhaut sich bereits weit abgelöst hat und Teile der Makula betroffen sind. In diesem Fall ist ein Retten des Augenlichtes trotz schnell eingeleiteter Sofortmaßnahmen meist nicht mehr möglich.

In allen anderen Fällen, z.B. wenn die Netzhaut sich noch nicht komplett abgelöst hat und die Makula noch nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, kann das Augenlicht meistens gerettet werden. Dazu wird der Glaskörper des Auges entfernt und ein Öl ins Auge eingefüllt. Mit dem Einfüllen legt sich die Netzhaut wieder an den Augenhintergrund an. Patienten mit dem Öl sehen meistens verschwommen. Das Öl muss einige Wochen im Auge verbleiben, bevor es abgelassen werden kann.

In Entwicklungsländern gibt es andere Ursachen von Erblindung. Zu nennen wäre der Katarakt (grauer Star), der in westlichen Ländern durch einen Routineeingriff behoben werden kann. In Ländern, in denen es keine gesetzliche Krankenversicherung gibt, können die Betroffenen allerdings den Eingriff oftmals nicht bezahlen und müssen eine zunehmende Linsentrübung (im Alter fast bei 100% der Patienten) in Kauf nehmen. Bei völliger Trübung der Linse spricht man von einem maturen Katarakt. Er fällt dem Betrachter meistens durch die grau bis weißgefärbte Linse auf. Die Patienten mit einem maturen Katarakt sind definitionsgemäß blind, wenn auch nicht irreversibel, denn eine später durchgeführte Katarakt-Operation bringt das Augenlicht des Patienten wieder zurück.
An erster Stelle der Ursachen für Erblindung stehen das Trachom, die Onchozerkose und die Keratomalazie.
Das Trachom ist eine Infektionskrankheit durch den Erreger Chlamydia trachomatis, die häufig durch Fliegen übertragen wird. Die Infektion erfolgt meistens im frühen Kindesalter. Zunächst bilden sich sogenannte Follikel, die sich im Verlauf vergrößern und schließlich platzen. Dabei entleeren sie Sekret mit dem Krankheitserreger in den Bindehautsack. Es kommt daraufhin zur Vernarbung, zu einem Entropium (die Wimpern sind nach innen gebogen und schleifen an der Hornhaut entlang), was wiederum zu Verkratzungen und schließlich zur Vernarbung der Hornhaut führt. Außerdem kann es durch die Entzündung zu einer überschießenden Gewebevermehrung kommen, wodurch dann eine Bindegewebsplatte mit zahlreichen Gefäßen über die Hornhaut wächst, was dann als Pannus am Auge bezeichnet wird.
Die Onchozerkose kommt meistens in tropischen Ländern vor und wird durch Onchocerca volvulus über die Simulium Mücke übertragen. Die auch als Flussblindheit bezeichnete Krankheit betrifft ca. 50 Mio. Menschen. 1 Mio davon sind erblindet. Nach Infektion entstehen in der Hornhaut punktförmige Trübungen, immer dort wo Zellen absterben. Im Krankheitsverlauf können die Anzahl der Trübungen so stark zunehmen, dass der Patient nichts mehr erkennen kann.
Die Keratomalazie, eine weitere Ursache von Erblindung in Entwicklungsländern, entsteht vor allem durch einen Vitamin A Mangel am Auge. Bei einem Mangel dieser Art kommt es zur Nachtblindheit, und in extremen Fällen zur Hornhauteinschmelzung. In Asien sind ca. 5-10 Mio. Menschen, vor allem Kinder, an einer Sehbeeinträchtigung aufgrund eines Vitamin A- Mangels betroffen. Wichtig ist zunächst die Ursache der Seheinschränkung zu erkennen. Ist ein Vitamin A Mangel bestätigt, besteht die effektivste Therapie in einer Substitution von 200.000 IE Vitamin A (Injektion in den Muskel). Auch Vitamin A-haltige Augentropfen können den Genesungsprozess beschleunigen. Langfristig müssen die Ernährungsgewohnheiten der Patienten umgestellt und vitaminreicher gestaltet werden, damit sich ein Mangelzustand, wenn möglich, nicht mehr wiederholt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.07.2011 - Letzte Änderung: 25.07.2023