Exktraktion eines Zahnes

Einleitung

Jeder Mensch besitzt regulär 28 Zähne, mit den Weisheitszähnen sogar 32. Die ersten Milchzähne bekommen wir bereits im 6. Monat, den ersten bleibenden Zahn im 6. Lebensjahr. Diese Zähne erfüllen Tag für Tag viele verschiedene Aufgaben für uns. Sie zerkleinern unsere Nahrung, helfen uns beim Sprechen und verleihen uns ein sympathisches Lächeln. Somit leisten sie über viele Jahre hinweg treu ihre Dienste, sind dabei aber auch unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, wie Bakterien oder fester Nahrung. Die tägliche Pflege ist das Wohlfühlprogramm für unsere Zähne, damit wir sie möglichst lange behalten. Doch manchmal kann es durch unterschiedliche Auslöser leider dazu kommen, dass ein Zahn von Karies befallen wird und nicht mehr zu retten ist. In diesem Fall muss er gezogen werden. Man spricht dabei von der Extraktion eines Zahnes. Doch wie genau kommt es dazu und was muss man beachten?

Ursachen

Jeder Mensch hat schon viele Extraktionen von Zähnen erleben müssen. Im ersten Moment scheint dieser Gedanke nicht ganz glaubhaft, aber jeder von uns hat einmal Milchzähne besessen, die irgendwann durch die bleibenden Zähne ersetzt wurden.

Dabei sind sie entweder von alleine rausgefallen, wurden vom Zahnarzt gezogen oder man hat so lange daran herumgespielt, bis man den Zahn in der Hand hatte. Dieser natürliche Zahnverlust ist ganz normal, wohingegen der Zahnverlust von bleibenden Zähnen häufig eine Krankheitsursache hat, nämlich Karies. Karies entsteht, wenn die Plaque nicht von den Zähnen entfernt wird, sich Bakterien bilden, die Milchsäure produzieren und damit die Zahnhartsubstanz angreifen. Sie arbeitet sich immer weiter durch den Zahn, bis sie ihn ganz zerstört hat. Findet keine rechtzeitige Behandlung statt und ist der Zahn nicht mehr zu retten, hilft nur noch die Extraktion, um weitere Folgeschäden für das Kausystem zu verhindern.

Eine weitere Ursache kann eine Erkrankung des Zahnhalteapparates sein. Zum Zahnhalteapparate zählt man den Zahnknochen, die Gingiva, das Desmodont (Wurzelhaut) und das Wurzelzement. Durch unterschiedliche Erkrankungen dieses Halteapparates (Gingivitis, Parodontitis etc.) kann sich der Zahn lockern und muss in manchen Fällen gezogen werden.

Des Weiteren können Brüche im Bereich der Zahnwurzel oder auch Einwirkungen von außen, wie ein Unfall, Indikationen für die Extraktion darstellen.

Ist der Zahnnerv von Infektionen betroffen und kann dieser dadurch die Funktion der Zahnversorgung nicht weiter ausführen, so kommt ebenfalls eine Extraktion in Frage.

Es müssen aber nicht immer äußere Faktoren als Gründe für die Extraktion eines Zahnes auftreten. Die wohl bekannteste und weitverbreiteste Extraktion stellt die Entfernung der Weisheitszähne dar. Dieser Eingriff ist jedem bekannt und wahrscheinlich mussten die meisten ihn auch schon über sich ergehen lassen. Bei diesem Eingriff werden die jeweils hintersten Zähne entfernt. Die Weisheitszähne sind Überreste aus vergangenen Zeiten, als der Mensch noch Jäger und Sammler war, und eine ganz andere Nahrungsaufnahme hatte.

Heutzutage benötigen wir sie jedoch nicht mehr, sodass sie bei dem einen im Kiefer verbleiben oder bei anderen genetisch nicht mehr vorhanden sind. Es kann auch dazu kommen, dass sie durchbrechen, was Schmerzen verursacht, sodass sie extrahiert werden. Meist geschieht diese Extraktion schon vorsorglich, um spätere Komplikationen, wie Zahnfehlstellungen oder Entzündungen zu vermeiden. Damit ist auch schon ein weiterer Extraktionsgrund angesprochen, nämlich Zahnfehlstellungen. Im Laufe einer zahnärztlichen Behandlung kann man zu dem Entschluss kommen, dass gewisse Zähne, aufgrund ihrer Stellung, einen Platzmangel bedingen und vorsorglich gezogen werden sollten. Meistens bezieht sich dies auf die kleineren Seitenzähne oder auch die 2er im Frontzahnbereich.

Im Laufe einer prothetischen Versorgung kann auch die Extraktion notwendig sein, um die beste Versorgungsmöglichkeit für den Patienten zu gewährleisten.
Die Extraktion eines Zahnes muss sich von der Indikation her nicht nur auf den Mundraum beschränken, sondern kann auch dann als sinnvoll erachtet werden, wenn besonders schlimme Erkrankungen oder Tumore bekämpft werden. Hierzu gehören Menschen mit Lymphomen, Leukämie, Tumoren oder mit Transplantationsabsichten. Es kann eine Chemotherapie anliegen oder Behandlungen, die das Immunsystem sehr schwächen. Dazu zählen auch Menschen mit Herz- Kreislauferkrankungen. Auch wenn eine Bestrahlung durchgeführt werden muss, bei der der Kopfbereich mit betroffen ist, kann eine Extraktionen von Zähnen als Vorsorgemaßnahme durchgeführt werden. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass selbst eine einfache Infektion im Bereich der Zähne, einen schlimmen Krankheitsverlauf annehmen kann, sodass vorsorglich diesem Risiko entgegen gewirkt wird.

Behandlung

Der genaue Behandlungsablauf der Extraktion eines Zahnes kann, je nach Art des betroffenen Zahnes, unterschiedlich erfolgen.
So ist eine Weisheitszahnentfernung, bei der die Weisheitszähne noch nicht durchgebrochen sind, eine andere Ausgangssituation, als ein Zahn, der aufgrund parodontaler Erkrankungen gezogen werden muss. Ausgehend von einem bereits durchgebrochenen Zahn, sollten vor der Extraktion bestimmte Vorkehrungen getroffen werden. So ist mit dem Patienten abzusprechen, ob irgendwelche Erkrankungen vorliegen, ob Medikamente, wie Antibiotika oder Blutgerinnungshemmer, eingenommen werden, oder sonstige wichtige Informationen mitgeteilt werden sollten.

Bevor die Extraktion beginnt, wird eine lokale Betäubung eingeleitet, um Schmerzen zu verhindern und die Behandlung so angenehm wie möglich für den Patienten zu gestalten. Bei der Extraktion von Milchzähnen ist dies jedoch meist nicht notwendig. Ist der Zahn ausreichend betäubt, kann mit dem Ziehen begonnen werden. Dafür gibt es in der Zahnmedizin bestimmt Instrumente, wie ein Hebel oder auch eine Zange, mit denen der Zahn aus seinem Zahnfach vorsichtig entfernt wird. Der Begriff „Ziehen“ ist in diesem Zusammenhang eigentlich nicht korrekt, denn einfach nur ziehen sollte man beim Entfernen nicht. Das Ganze ist ein Spiel aus Dreh- und Kippbewegungen des Zahnes, die ihn immer mehr lockern, bis er am Ende entnommen werden kann.

Liegt das leere Zahnfach vor, wird dieses gründlich gereinigt und der Patient wird gebeten, auf einen Mulltupfer zu beißen. Die weiteren Schritte passieren ganz alleine im Zahnfach. Es bildet sich ein Blutpfropfen, der sich in das leere Zahnfach legt und es ausfüllt. In manchen Fällen ist es notwendig, die Mundschleimhaut über der betroffenen Stelle zu vernähen. Das gebildete Blutgerinnsel hat die Aufgabe, die frische Wunde vor Bakterien, Viren und Pilzen zu schützen, bis die Schleimhaut von alleine über die Wunde gewachsen ist. Die vollständige Ausheilung geschieht innerhalb der nächsten Wochen. Bei Komplikationen während dieser Phase, ist ein erneutes Aufsuchen des Zahnarztes anzuraten, um eine Entzündung zu verhindern.

Nach der Behandlung

Nach der Extraktion eines Zahnes sollten einige Regeln eingehalten werden, um die Heilung nicht zu gefährden und Komplikationen auszuschließen. Als erstes ist nach einem solchen Eingriff Ruhe angebracht, da der Körper belastet wurde und die Wunde noch sehr frisch ist. Ergänzend sollte auch direkt nach dem Eingriff nicht gegessen und getrunken werden. Koffein, Alkohol und Nikotin sollten solange nicht verwendet werden, bis die Wundheilung komplett abgeschlossen ist, da sie die Wunde unnötig belasten und das Risiko einer Entzündung erhöhen. Schmerzen und Schwellungen, sowie Blutergüsse und Mundöffnungsschwierigkeiten sind nach einem solchen Eingriff keine Seltenheit und gehören mit zum normalen Heilungsverlauf. Die Wunde von außen zu Kühlen kann dies jedoch erträglicher gestalten. Diese Unannehmlichkeiten sollten während des Heilungsverlaufes abklingen. Ist dies nicht der Fall, ist ein Besuch beim Arzt ratsam, um die Ursache dafür zu finden.

Komplikationen

Wie bei jedem Eingriff, kann es auch bei der Extraktion eines Zahnes besonders während der Heilungsphase, zu verschiedenen Komplikationen kommen. Blutungen, die nach dem Entfernen des Zahnes länger anhalten, können Probleme verursachen. Die Blutung kann jedoch durch das Vernähen oder mit Druck aufgepresste Tupfer, sowie Schwämme gestillt werden.

Die Wunde kann sich auch infizieren und entzünden. Dies wird mit Antibiotika, welches mit etwas Stoff direkt auf die Wunde gegeben wird, bekämpft. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass die Bildung des Blutgerinnsels ausbleibt oder die Wunde nicht komplett abschließt, sodass Bakterien an die Wunde gelangen. Das Ausbleiben der Blutgerinnselbildung nennt mal Alveolitis sicca. Um dies zu behandeln, wird unter Betäubung, die Wunde erneut ausgekratzt, um eine neue Wundfläche zu schaffen, die wieder verheilen kann. Als nächstes wird eine desinfizierende Tamponade eingefügt, die regelmäßig vom Zahnarzt gewechselt werden muss.

In seltenen Fällen, können Nachbarzähne bei dem Eingriff beschädigt werden, die dann individuell behandelt werden müssen. Geschmacks- und Empfindungsstörungen können auftreten. Allgemein kann auch ein Kieferbruch als Komplikation auftreten. All die genannten Komplikationen sind ebenfalls vor dem Eingriff abzuschätzen und dem Patienten mitzuteilen.

Prophylaxe

Unter den vielen unterschiedlichen Ursachen, die eine Extraktion erfordern, befinden sich einige, auf die man keinen oder nur wenig Einfluss nehmen kann. So liegt es nicht in unserem Ermessen, wie und wann Zähne durchbrechen und ob die Weisheitszähne entfernt werden sollten oder nicht.

Jedoch können einigen Ursachen mit einer guten Mundhygiene und regelmäßigen Besuchen beim Zahnarzt entgegengewirkt werden. Eine gute Mundhygiene ist sehr wichtig, um Karies zu bekämpfen. Mindestens zweimal am Tag sollten die Zähne gründlich gereinigt werden. Am besten putzt man mit einer mittelharten Zahnbürste und wenig Anpressdruck von rot (Zahnfleisch) nach weis (Zähne). Ergänzend können Zungenschaber, Mundspülungen und Zahnseide zur Anwendung kommen Diese komplettieren eine gründliche Zahnreinigung und senken das Kariesrisiko. Des Weiteren empfiehlt es sich auf seine Ernährung zu achten. Dies hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Zähne, sondern auch auf den gesamten Organismus. Möglichst wenig Zucker und Säure sollte in den Lebensmitteln vorhanden sein. Auch ist auf eine Ausgewogenheit und Abwechslung zu achten, um den Körper und auch das Immunsystem mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Dies stärkt den Körper im Kampf gegen Erreger. Die regelmäßigen Kontrollen beim Zahnarzt geben einem die Sicherheit, dass der aktuelle Gesundheitszustand der Mundhöhle professionell überprüft wird und mögliche Erkrankungen frühzeitig erkannt werden, sodass das Ziehen eines Zahnes nicht notwendig wird.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.11.2015 - Letzte Änderung: 07.12.2022