Kapselriss am Ellenbogen - So wird er behandelt

Einleitung

Bei einem Kapselriss kommt es primär durch äußere Gewalteinwirkungen, aber auch aufgrund anderer Ursachen, zu einem Riss der Kapsel, die das Gelenk umgibt.
Sämtliche funktionelle Anteile jedes Gelenks im Körper sind von Gelenkkapseln umgeben.
Die Kapsel besteht aus einer oftmals sehr robusten, druck- und zugfesten Außenhülle, sowie einer inneren sogenannten „Synovial-Membran“.

Im Inneren der Kapsel befinden sich die knöchernen Anteile des Gelenks, die Gelenkknorpel, einzelne Bänder und eine Synovialflüssigkeit.
Diese erfüllt den Zweck, die Gelenkhöhle auszufüllen, den Knorpel mit Nährstoffen zu versorgen, die Gelenkflächen zu schmieren und Bewegungen im Gelenk reibungsloser zu machen.

Ein Kapselriss kann mit zahlreichen Begleitverletzungen und Symptomen einhergehen und schwere Schmerzen verursachen.
Die Verletzung der Gelenkkapsel im Ellenbogen schränkt die Funktion des Gelenks stark ein.
Auch Folgeerkrankungen können aus der Verletzung resultieren.

Wie behandelt man einen Kapselriss am Ellenbogen?

Die Behandlung des Kapselrisses richtet sich zunächst nach 4 Akutmaßnahmen, die innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Verletzung angewendet werden sollten.
Dies sind eine strikte Schonung, die Kompression des Gelenks von außen, eine ausreichende Kühlung, sowie das Hochlagern des Armes.
Viele kennen diese Anwendung auch unter dem Namen PECH-Regel:

PAUSE
EIS
Compression
Hochlagern

Diese Maßnahmen verringern die Durchblutung des Gelenks und damit das Ausmaß des Ergusses und der Schwellung.
Ergänzend kommen häufig Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR zum Einsatz.
Ihre wichtigsten Vertreter sind „Diclofenac“ und „Ibuprofen“.

Eine Operation bringt nur bei schweren Verletzungen mit Beteiligung des Knochens einen therapeutischen Vorteil.
Ein besonders schwerer Bluterguss kann mithilfe einer kurzen Punktion durch eine Nadel entlastet werden.
Dies ist bei Verletzungen des Ellenbogens jedoch eher selten.

Wie hilft eine Schiene?

Die Ruhigstellung des Gelenks kann mithilfe einer Schiene erfolgen.
Sowohl in der Akutphase des Kapselrisses, als auch in den folgenden Wochen der Heilung ist die Schonung des Gelenks der wichtigste therapeutische Faktor.
Hierdurch lassen sich Folgeschäden, Fehlstellungen und auch die Schmerzen erheblich vermindern.
Neben der Ruhigstellung kann die Schiene auch eine Kompression auf das Gelenk ausüben.
Die Schiene sollte so lange getragen werden, bis die Schmerzen nachgelassen haben und die Gelenkkapsel ausreichend geheilt ist.

Wie hilft eine Bandage?

Auch eine Bandage kann den Heilungsprozess durch eine Ruhigstellung und Kompression des Ellenbogengelenks unterstützen.
Im Gegensatz zur Schiene wird durch die Bandage jedoch keine vollständige Ruhigstellung des Gelenks erreicht.
Die Bandage erweist sich insbesondere in den nachfolgenden Wochen der Heilung und Rehabilitation als praktisch, da sie eine geringe Bewegung im Gelenk zulässt und leicht zu wechseln und zu reinigen ist.
Auch präventiv können im Sport Gelenksbandagen zum Einsatz kommen, um schnelle Bewegungen und Gewalteinwirkungen von außen zu verhindern und abzudämpfen.

Wann braucht man eine OP?

Im Regelfall ist eine Operation bei einem Kapselriss des Ellenbogens nicht notwendig.
Kommt es jedoch zu besonders schweren Verletzungen der Kapsel und Beteiligungen des Knochens, sollte eine Operation erfolgen.
Da die Kapsel fest am Knochen verankert ist, kann es durch starke Zugbelastung an den Kapselstrukturen zu kleineren Brüchen der Knochenvorsprünge der Ober- und Unterarmknochen kommen.
Diese können eine Instabilität des Gelenks und der Muskulatur zu Folge haben, sodass der Knochen operativ behandelt und fixiert werden muss.

Bei besonders schweren Verletzungen der Kapsel kann die operative Therapie Vorteile für die Dauer der Heilung bringen.

Dauer der Arbeitsunfähigkeit

Die Arbeitsunfähigkeit kann vom Arzt abhängig vom individuellen Fall ausgestellt werden.
Dabei muss das Ausmaß der Verletzung und der Symptome berücksichtigt werden.

Im Regelfall wird die Arbeitsunfähigkeit zunächst für 1-2 Wochen ausgestellt.
In diesem Zeitraum lassen die meisten Symptome nach.
Bei einem Fortbestehen der Beschwerden kann die Arbeitsunfähigkeit auf bis zu 6 Wochen ausgeweitet werden.

Bürotätigkeiten können in der Regel früher aufgenommen werden als körperliche Arbeit.
Wichtig ist, dass bei Wiederaufnahme der Arbeit keine Einschränkungen und Schmerzen mehr bestehen und die Tätigkeit den weiteren Heilungsprozess nicht verzögert.

Dauer der Heilung bei einem Kapselriss am Ellenbogen

Die Dauer der Heilung kann stark variieren und hängt vom Ausmaß der Verletzung ab.
Ein Kapselriss kann sich auf einen kleinen Einriss von wenigen Millimetern beschränken oder aber schwere Kapselschäden und knöcherne Beteiligungen einschließen. Minimale Kapselrisse können nahezu beschwerdefrei verlaufen oder innerhalb weniger Tage abheilen.
Ein ausgeprägter Riss der Gelenkkapsel kann jedoch einige Wochen der Heilung beanspruchen und auch darüber hinaus noch Schmerzen und Einschränkungen der Gelenkfunktion verursachen.

Schwere Verletzungen können bis zu 8 Wochen der Heilung in Anspruch nehmen.
Eine operative Therapie kann bei schweren Verletzungen die Heilungsdauer gegebenenfalls verkürzen.

Verkürzt wird die Dauer in jedem Fall durch eine konsequente Physiotherapie.

Was können die Spätfolgen sein?

Die Behandlungsreihenfolge muss in der Heilungsphase des Kapselrisses am Ellenbogen genau eingehalten werden.
Zu Beginn darf keine Belastung des Ellenbogens erfolgen, da sich die akute Verletzung sonst verschlimmern kann.
Nach wenigen Wochen muss eine leichte Physiotherapie einsetzen, um die Bewegung wiederherzustellen, die Muskulatur aufzubauen, das Gelenk jedoch noch nicht zu stark zu belasten.

Wird die Therapie falsch durchgeführt oder bringt nicht den gewünschten Erfolg, kann es bei einem Kapselriss unter Umständen zu schweren Spätfolgen kommen.
In vielen Fällen bleibt auch nach langer Zeit noch eine eingeschränkte Bewegung des Ellenbogengelenks bestehen.
Dabei können eingeschränkte Bewegungsgrade aber auch Schmerzen bei starker Beugung oder Streckung des Armes eine Langzeitfolge sein.

Eine gefürchtete Komplikation des Kapselrisses ist die Arthrose im Ellenbogen.
Als Folge der Verletzung kann es über Jahre und Jahrzehnte zu einer Abnutzung des Gelenkknorpels kommen.
Diese geht oft mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Gelenk einher.

Was sind die Ursachen?

Ursächlich für den Kapselriss ist in den meisten Fällen eine höhere Gewalteinwirkung.
Damit sind nicht nur Prellungen und Schläge, sondern auch Zug- und Druckbelastungen auf das Ellenbogengelenk gemeint.
Diese können im Sport aber auch im Alltag entstehen, seltener auch durch Stürze.

Die Kapsel ist zwar straff und bindegewebig sowie muskulär robust, steht aber auch unter starker Spannung.
Bei ausreichenden Gewalteinwirkungen kann sich der Riss durch die Spannung der bindegewebigen Strukturen schnell von selbst vergrößern und ausdehnen.

Neben der Krafteinwirkung auf die Ellenbogenkapsel können auch Bindegewebsschwächen oder Vorschäden an dem Kapselriss beteiligt sein.
Bindegewebsschwächen können viele Ursachen besitzen und durch lange Untätigkeit, Vorerkrankungen oder sogar erblich bedingt sein.

Wenn Sie unter einer Bindegewebsschwäche leiden, dann lesen Sie in unserem Artikel wie Sie diese stärken können: Bindegewebe stärken - Diese Tipps helfen

Begleitende Symptome

Der Kapselriss am Ellenbogen ist in den meisten Fällen eine sehr schmerzhafte Angelegenheit.
Sowohl in der akuten Phase, als auch in den folgenden Wochen der langwierigen Rehabilitation steht der intensive, stechende Schmerz im Vordergrund.
Dieser führt demnach auch zu einer Einschränkung der Funktion des Ellenbogengelenks, die in einigen Fällen auch längerfristig bestehen bleiben kann.

Nach dem Kapselriss kommt es durch den Austritt der Gelenksflüssigkeit und aufgrund kleinerer Blutungen zu Gelenkschwellungen.
Auch Überwärmungen und Rötungen können von außen erkennbar sein.
Diese entwickeln sich nach einigen Tagen zu blauen, grünen und gelblichen Hämatomen.

Nicht selten stellt die Ellenbogenluxation ein begleitendes Symptom des Kapselrisses dar.
Durch die Krafteinwirkung während der Verletzung werden im Ellenbogengelenk beteiligte Knochen ausgekugelt, was zu Fehlstellungen und einer stark eingeschränkten Funktion des Gelenks führt.

Schmerzen im Ellenbogen

Der Schmerz ist das leitende Symptom des Kapselrisses am Ellenbogen.
Schon im Moment der Verletzung kommt es zu starken, stechenden Schmerzen.
Viele schmerzempfindliche Strukturen sind bei einem Kapselriss beteiligt.
Dies betrifft zum einen die Knochen und Gelenkflächen selbst, zum anderen aber auch die empfindlichen Kapselstrukturen, Muskeln, Bänder und umliegende Gefäß- und Nervenbahnen.

Oftmals kommt es zusätzlich zu kleineren Rissen der Blutgefäße, was wiederum Schmerzen verursacht.

Der Schmerz kann dabei einen pochenden und dumpfen Charakter annehmen.
Er kann aufgrund der Schwellung in der gesamten Heilungsphase der Gelenkkapsel andauern und auch darüberhinaus noch bestehen bleiben.

Folgeerkrankungen können auch lange Zeit nach einem Kapselriss noch chronische Schmerzen verursachen.

Wie Sie explizit Schmerzen am Ellenbogen behandeln können, lesen Sie in unserem Artikel: Ellenbogenschmerzen - Was kann man dagegen tun?

Schwellungen

Die Schwellung tritt innerhalb weniger Minuten und Stunden nach der Verletzung auf und kann über Wochen bestehen bleiben.
Bei der Schwellung handelt es sich um den Austritt der Gelenksflüssigkeit, sowie kleinere Blutergüsse.

Bei einem Kapselriss kommt es fast immer zu einer Verletzung kleinerer Blutgefäße, die das Hämatom verursachen.
Die Schwellung kann die Schmerzen enorm verstärken und die Bewegung im Ellenbogen stark einschränken.
Auch die Heilungsdauer hängt vom Ausmaß der Schwellung ab und kann durch die Schwellung deutlich verlängert werden.

Die wichtigsten Sofortmaßnahmen, um die Schwellung einzudämmen, sind die Kompression, die Kühlung und das Hochlagern des Ellenbogens.
Bei starken Blutansammlungen im Gelenk kann therapeutisch unter Umständen auch eine Punktion erfolgen.
Dabei kann der Bluterguss mithilfe einer Nadel zu großen Teilen abgesaugt werden.

So lautet die Diagnose

Die Diagnose erfordert in vielen Fällen keine aufwendigen und apparativen Untersuchungen.
Eine Erfragung des Unfallhergangs, sowie eine körperliche Untersuchung reichen oftmals bereits aus, um die Diagnose zu stellen.

In der körperlichen Untersuchung sollte die betroffene Seite insbesondere hinsichtlich der Schwellung, der Rötung und der Beweglichkeit mit der gegenüberliegenden Seite verglichen werden.
Um Kapselzerrungen von Kapselrissen oder weiteren Verletzungen des Gelenks sicher abzugrenzen, können eine Röntgenuntersuchung oder ein MRT Bild angefertigt werden.
In der Röntgenuntersuchung lassen sich knöcherne Beteiligungen optimal erkennen.
Das MRT Bild hingegen zeigt die Weichteildefekte der Muskulatur, der Kapsel und die Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk an.

MRT vom Ellenbogen

Mit der Magnetresonanztomographie lassen sich insbesondere Weichteilgewebe hochauflösend erkennen.
Insbesondere bei einem Kapselriss können in dieser Untersuchung die Defekte der Bindegewebe, Ergüsse am und im Gelenk, sowie Verletzungen der Bänder und Muskeln erkannt werden.

Die MRT Untersuchung dauert etwa 20-40 Minuten und kostet mehr als andere radiologische Verfahren.
Der Vorteil ist jedoch, dass sich spezielle Gewebe deutlich hochauflösender anzeigen lassen und für den Patienten keinerlei Strahlenbelastung durch die Untersuchung entsteht.

Viele weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: MRT vom Ellenbogen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.11.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024