Schmerzen am Ellenbogen - Was steckt dahinter?

Definition

Schmerzen im Ellenbogen können in vielen verschiedenen Formen auftreten. Abhängig von ihren Ursachen können die Schmerzen sich akut stechend und einschießend bis hin zu chronisch und dumpf äußern. Das Ellenbogengelenk besteht aus drei einzelnen Gelenken, an deren Bewegung Knochen, einige Muskeln, Sehnen und Schleimbeutel beteiligt sind. Diese Strukturen sind bei abrupten Verletzungen aber auch bei jahrelanger Fehlbelastung anfällig für Schäden und Verletzungen.

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Von einem akuten Schmerz spricht man, wenn der Schmerz unmittelbar und plötzlich auftritt und auf ein konkretes Ereignis zurückzuführen ist. Ein solcher Akutschmerz lässt mit der Behandlung der Ursache innerhalb weniger Tage bis Stunden wieder nach. Im Ellenbogen können jedoch auch chronische Schmerzen entstehen, die sich permanent dumpf äußern oder durch Bewegungen im Gelenk ausgelöst werden können. Von einem chronischen Schmerz spricht man für gewöhnlich, wenn der Schmerz länger als 6 Monate bestehen bleibt.

Ursachen für Ellenbogenschmerzen

Die Schmerzen treten auf, wenn eine Reizung oder Schädigung der schmerzenden Strukturen vorliegt. In selteneren Fällen kann die Ursache für die Schmerzen an einer anderen Stelle vorliegen. Wird der Schmerz beispielsweise aus der Wirbelsäule in den Ellenbogen fortgeleitet, spricht man von einem radikulären Schmerz, der durch die Reizung der Nervenwurzel verursacht wird.

 

In den meisten Fällen liegt bei neu aufgetretenen Schmerzen außen am Ellenbogen eine Reizung der Sehnen und Bandstrukturen vor. Sehnen sind die straffen Enden eines Muskels, die an einem Knochen verankert sind und die Kraft des Muskels auf die Knochen und Gelenke übertragen. Bei Überbeanspruchungen des zugehörigen Muskels können diese Sehnen gereizt werden oder sich entzünden. Ein häufiges Krankheitsbild, bei dem es zu Schmerzen am äußeren Ellenbogen kommt, ist der Tennisarm. Hierbei liegt eine solche Sehnenentzündung vor, verursacht durch monotone Bewegungen, die insbesondere im Tennis ausgeführt werden.

Direkte Gewalteinwirkungen und Unfälle können ebenfalls zu Schäden und Schmerzen am Ellenbogen führen. Dabei können der Oberamknochen, die Speiche oder die Elle gelenknah brechen oder Fehlstellungen einnehmen.
Zudem kann es zu einem Kapselriss im Ellenbogengelenk kommen. Dieser ist ebenfalls mit starken Schmerzen verbunden.
Eine sehr häufige Verletzung bei Kindern ist das Auskugeln der Speiche im Bereich des Ellenbogens. Dies kann oft schon durch leichten Zug an der Hand des Kindes verursacht werden. Dadurch hält des Kind schmerzbedingt den Arm in einer angewinkelten Schonhaltung.

Seltener kann es zu Entzündungen des Gelenks kommen. Die Entzündung kann durch Erreger verursacht werden oder ohne erkennbare Ursache, zum Beispiel im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung auftreten. Eine Entzündung im Ellenbogengelenk kann unbehandelt Schäden an den Gelenkstrukturen und am Knorpel hinterlassen. Auch der im Gelenk liegender Schleimbeutel kann sich entzünden. Dieser muss zur Behandlung oft operativ entfernt werden.

Der Knorpel kann auch im Rahmen einer Gelenkarthrose beschädigt sein. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die vor allem bei älteren Menschen auftritt und auf langjährige Verschleißerscheinungen zurückzuführen ist. Hierbei sind die Schmerzen insbesondere bei Belastung und Bewegung verstärkt.

Entzündung im Ellenbogen

Lässt sich der Schmerz durch gezielten Druck von außen auf den Ellenbogen provozieren, spricht dies für ein vorliegendes Entzündungsgeschehen. Bei einer Entzündung kommt es zusätzlich oft zu Schwellungen, Rötungen, Überwärmungen und Einschränkungen der Beweglichkeit. Insbesondere der Tennisarm ist eine häufige Ursache für Entzündungen des Ellenbogengelenks. Auch bei akuten Verletzungen der Knochen, Muskeln und Bänder können lokal Entzündungen auftreten, die sich durch Druck schmerzhaft bemerkbar machen.

Kapselriss am Ellenbogen

Ein Kapselriss im Ellenbogengelenk entsteht primär durch Gewalteinwirkungen auf das Gelenk.
Kapsel umgeben sämtliche Gelenke im Körper und dienen zum einen als Schutz gegen Zug- und Durckbelastungen als auch zur Ernährung der Gelenkknorpel durch die sog. "Synovialflüssigkeit". Die Synovia schmiert die Gelenkflächen und bewirkt, dass die Bewegungen reibungsärmer und gleitender werden.
Ein Kapselriss kann mit zahlreichen Begleitverletzungen und Symptomen einhergehen und schwere Schmerzen verursachen.
Die Verletzung der Gelenkkapsel im Ellenbogen schränkt die Funktion des Gelenks stark ein.
Auch Folgeerkrankungen können aus der Verletzung resultieren.

Wenn Sie an einem Kapselriss im Ellenbogengelenk leiden, dann informieren Sie sich über die Behandlungsmöglichkeiten im folgenden Artikel:
Kapselriss am Ellenbogen - So wird er behandelt

Schleimbeutelentzündung

Schleimbeutel besitzen im gesunden Gelenk die Funktion, Bewegungen abzufedern und Knochen, Knorpel und Sehnen zu schonen. Dabei handelt es sich um kleine Beutel, die mit der sogenannten „Synovialflüssigkeit“ gefüllt sind. Die Synovia ist die Gelenkflüssigkeit, die im Gelenk eine reibungsarme, gleitende Bewegung ermöglicht. Schleimbeutel befinden sich neben dem Ellenbogen auch im Kniegelenk. Eine Entzündung des Schleimbeutels kann viele Ursachen haben. Oft stecken Überbelastungen des Gelenks, langer Druck oder akute Verletzungen wie Knochenbrüche dahinter. Anschließend kommt es zur Rötung und Schwellung, wodurch die Bewegungen im Ellenbogen schmerzhaft werden. In vielen Fällen kann die Schleimbeutelentzündung durch Kühlen und Schonen von selbst abklingen. Recht häufig jedoch muss der Erguss im Gelenk jedoch punktiert oder sogar operiert werden.  

Blockade am Radiusköpfchen

Das Radiusköpfchen bezeichnet den obersten Teil der Speiche, eines der beiden Unterarmknochen. Das Radiusköpfchen ist teilweise am Ellenbogengelenk beteiligt. Es interagiert vor allem mit dem oberen Anteil der Elle, um die es sich bei Rotationsbewegungen im Unterarm dreht. Die Speiche kann etwa bei ruckartigem Zug an der Hand aus der Verankerung mit der Elle herausrutschen. Diese Blockierung des Radiusköpfchens wird auch als „Chassaignac-Lähmung“ oder „Kindermädchen-Ellenbogen“ bezeichnet. Sie ist im Kindesalter die häufigste Luxierung eines Gelenks. Bei abruptem Zug an der Hand oder dem Unterarm des Kindes kann die Speiche leicht luxieren. Der Arm wird im Ellenbogen unbeweglich und nimmt eine herabhängende, leicht innenrotierte Schonhaltung ein. Die Reposition erfolgt in der Regel sehr unkompliziert durch einen Arzt.

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Ellenbogenarthrose

Die Ellenbogenarthrose ist im Gegensatz zu Arthrosen am Knie- oder Hüftgelenk eine eher seltene Erkrankung. Bei einer Arthrose spricht man von einem Gelenkverschleiß, der durch eine Minderung und Abnutzung des Knorpels der Gelenkfläche entsteht. Bei Fortschreiten der Erkrankung wird jede Bewegung im Gelenk schmerzhaft und die knochigen Gelenkflächen reiben aufeinander und können ebenfalls Schaden nehmen. Da die Ellenbogen wenig Gewicht tragen müssen, sind sie weniger von natürlicher Abnutzung betroffen. Lediglich nach Verletzungen, bei Bauarbeitern oder bei starken Fehlbelastungen kann ein vorzeitiger Verschleiß des Knorpels auftreten. Eine Therapie besteht lediglich darin, das Fortscheiten der Arthrose aufzuhalten und bei schweren Schäden und starken Schmerzen eine Gelenksprothese einsetzen zu lassen.

Was ist ein Tennisarm?

Der Tennisarm, in der Fachsprache auch Epicondylitis humeri lateralis, ist eine Erkrankung der Sehnen am Ellenbogen. Übersetzt bedeutet der Fachausdruck „Entzündung am äußeren Oberarm“. Seinen deutschen Namen hat die Erkrankung, da sie bei Tennisspielern vermehrt auftritt. Sie kann jedoch auch ohne erkennbare Ursache oder im Rahmen anderer Bewegungen und Sportarten auftreten. Am äußeren Knochenvorsprung des Oberarmknochens setzen diverse Muskeln an, die in den Unterarmknochen oder der Hand einstrahlen und in diesen Gelenken eine Streckung verursachen. Auch die sogenannte „Supination“, das Drehen der Handfläche nach vorne, wird von diesen Muskeln durchgeführt. Bei Überbeanspruchungen gleiten die Sehnen am Ellenbogen entlang und können sich schmerzhaft entzünden, wodurch diese Bewegungen schmerzhaft eingeschränkt werden.

Die Behandlung besteht in einer Unterbrechung des Sports und der Schonung. Der Entzündung muss ausreichend Zeit und Ruhe gegeben werden, damit sie vollständig abheilt und nicht chronifiziert.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Tennisarm

Schmerzen beim Strecken des Ellenbogens

In den meisten Fällen ist bei Schmerzen am äußeren Ellenbogen besonders der Streckvorgang im Gelenk betroffen. Für die Streckung sind die Muskeln zuständig die entlang der Speiche bis zum äußerlich gelegenen Ellenbogenvorsprung verlaufen. Der Tennisarm entsteht direkt durch die Entzündung dieser Muskeln, wodurch auch die Streckung und die sogenannte „Supination“ eingeschränkt sind, das Drehen der Handflächen nach vorne. Auch bei einer Radiusköpfchen-Blockierung ist die Streckung schmerzhaft und eingeschränkt. Ebenso sind bei der fortgeschrittenen Arthrose sämtliche Bewegungen, durch das Reiben der abgenutzten Gelenkflächen aufeinander, eingeschränkt.

Begleitsymptome

Schmerzen im äußeren Ellenbogengelenk werden häufig durch Bewegungen verstärkt. Der Schmerz schränkt langfristig die Bewegung im Gelenk ein. Je nach Ursache für die Schmerzen können Muskellähmungen und Fehl- oder Schonhaltungen hinzukommen. Sind Nerven an der Schmerzentstehung beteiligt, können die Schmerzen zusätzlich in den Unterarm und die Hand ausstrahlen. Bei Entzündungen des Gelenks können äußerlich sichtbare Rötungen, Schwellungen und Überwärmungen auftreten.

Diagnose bei Schmerzen am Ellenbogen

Die Diagnose wird größtenteils anhand einer genauen Befragung und äußerlichen Untersuchung des Ellenbogens gestellt. Insbesondere nach akuten Verletzungen oder sportlichen Aktivitäten können Ursachen für die Schmerzen schnell ermittelt werden. Bei manchen Erkrankungen müssen zur Diagnosestellung bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Die Gelenkspiegelung, die sogenannte „Arthroskopie“, stellt eine invasive Möglichkeit dar, direkt über eine Kamera in das Gelenk zu schauen. Bei arthrotischen Veränderungen kann auch das konventionelle Röntgenbild Aufschluss über die Gelenksbeschaffenheit geben. Entzündliche Erkrankungen können im MRT gut diagnostiziert werden, da dort die Weichteilgewebe besser erkannt werden können.

Behandlung

Die meisten Beschwerden im Ellenbogen müssen zunächst durch Schonung behandelt werden. Insbesondere Entzündungen und Prellungen des Gelenks sollten ruhiggestellt werden, bis der Schmerz erträglich ist. Anschließend kann eine Physiotherapie erfolgen, um die Beweglichkeit im Gelenk zu erhalten oder wiederherzustellen. Unter Umständen muss, bei manchen Schleimbeutelentzündungen, eine operative Entfernung und Ausräumung der Entzündung erfolgen. Auch eine Arthrose kann in fortgeschrittenen Stadien operativ behandelt werden. Hierfür sind bei stark abgenutztem Knorpel vollständige Prothesen für das Gelenk möglich. 

Einige lokale Beschwerden, wie Fremdkörper im Gelenk, lassen sich ebenso durch eine Gelenkspiegelung behandeln. Die Arthroskopie stellt ein diagnostisches und therapeutisches Mittel zugleich dar.

Wie lange dauern Schmerzen am Ellenbogen?

Die Dauer ist stark von der Ursache der Schmerzen am äußeren Ellenbogen abhängig. Der Tennisarm etwa kann einen langwierigen Verlauf annehmen. Nur durch konsequente Schonung kann der Tennisarm nachhaltig geheilt werden. Sehr oft kommen nach erneuter, früher, sportlicher Betätigung die Schmerzen zurück und können sogar chronifizieren, also über mehr als ein halbes Jahr bestehen bleiben.

Eine Arthrose des Ellenbogengelenks lässt sich nicht heilen. Sie entwickelt sich über Jahre hinweg, der Schmerz kann allerdings plötzlich auftreten. Ihre Behandlung dauert den Rest des Lebens an. Die Arthrose muss jedoch nicht immer schmerzhaft sein.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024