Schmerzen am inneren Ellenbogen

Definition

Schmerz ist eine sehr subjektive Empfindung, die von jedem Menschen unterschiedlich beschrieben wird. So können die Beschwerden bei „Ellenbogenschmerzen“ von einem unangenehmen Druckgefühl im Bereich des Gelenks bis hin zu stärkstem Stechen bei jeder Bewegung reichen.

Die Schmerzen können sowohl plötzlich, in Folge einer bestimmten Bewegung als auch chronisch auftreten. Häufig gibt diese Charakteristik schon einen ersten Hinweis auf die Schmerzursache.

Ursachen

Die Ursachen für Schmerzen im Ellenbogen sind sehr vielseitig. In den meisten Fällen liegt den Beschwerden eine Fehl- oder Überbeanspruchung des betroffenen Arms zu Grunde. Diese führt in ihrer Folge zu einer Schädigung der am Gelenk beteiligten Strukturen.

Neben Verletzungen der Bänder, Muskelsehnen, Knochen und Knorpel können dies auch Entzündungsprozesse sowie die Einengung verschiedener Nerven sein. Diese Schädigungen rufen letztendlich die Schmerzen hervor.

Nähere Informationen zum Thema Entzündung im Gelenk hier nachlesen.

Golferellenbogen

Beim sogenannten GolferellenbogenEpicondylitis humeri ulnaris, rühren die Schmerzen von der gemeinsamen Ursprungssehne der Hand- und Fingerbeuger am inneren Ellenbogen.
Wie der Name schon vermuten lässt, sind die Schmerzen meist Folge einer Überbelastung, welche häufig im Rahmen von Schlägersportarten, wie z.B. dem Golf, entstehen.

Allerdings können auch alltägliche Beanspruchungen, vor allem bei einseitiger und sich wiederholender Belastung, Auslöser der Schmerzen sein. Infolge der Überbelastung kommt es immer wieder zu kleinsten Einrissen und Verletzungen der Sehne. Diese versucht der Körper mittels einer Entzündungsreaktion zu reparieren. 
Im Rahmen einer solchen Entzündung werden vom Körper eine Vielzahl von Botenstoffen im Gewebe freigesetzt, welche unter anderem auch die Schmerzen hervorrufen.
Ursache der Schmerzen sind also nicht die eigentlichen Verletzungen, sondern die Reparatur dieser und ein Schutzmechanismus des Körpers eine weitere Schädigung zu vermeiden. Schmerzhaft sind vor allem die Handbeugung, besonders gegen Widerstand, sowie direkter Druck auf den inneren Ellenbogen.

Die Schmerzen können lokal umschrieben auftreten sowie entlang der Muskeln in den gesamten Unterarm ausstrahlen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Golferellenbogen.

Sulcus ulnaris Syndrom

Das Sulcus ulnaris Syndrom gehört zu den Nervenengpass-Syndromen. Diese entstehen, wenn ein Nerv in seinem Verlauf durch umliegende Strukturen eingeengt und dadurch gereizt wird.

Am inneren Ellenbogen verläuft der Ulnarisnerv an der Rückseite entlang in einer Knochenrinne. Dort kann es durch die generell schon relativ engen Verhältnisse besonders in der Folge von Frakturen oder anderen inadäquat verheilten Verletzungen sehr schnell zu einer Einengung des Nervs kommen. In der Folge führt diese zu Schmerzen entlang des gesamten Nervs sowie zu Empfindungsstörungen im Zielgebiet am Handrücken sowie im Bereich des Ringfingers und des kleinen Fingers.
Weiterhin kann es zur Kraftminderung sowie einer Einschränkung der Beugefähigkeit dieser Finger kommen. Dies fällt vor allem beim Faustschluss auf, welcher dann nur noch inkomplett ausgeführt werden kann.

Bei längerem Verlauf und unzureichender Behandlung kann die gestörte Versorgung der Muskulatur durch den Nerv zu einer deutlichen Abnahme dieser führen. Sichtbar wird dieser Muskelschwund durch eine deutliche Rinnenbildung am Kleinfingerballen.

Ellenbogenarthrose

Wie in allen Gelenken des Körpers kann es auch im Ellenbogen zu Arthrose kommen. Diese kann durch jegliche Schädigung des Gelenkknorpels hervorgerufen werden.
Häufige Ursachen sind Fehlbelastung, Verletzungen, Entzündungen oder Fehlstellungen des Gelenks. Allerdings kann nicht in allen Fällen eine definierte Ursache der Arthrose festgestellt werden.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es zunehmend zu aktiven und passiven Bewegungseinschränkungen sowie zum Teil zu spürbarem Reiben im Gelenk, sogenannter Krepitation. Bei einer akuten Aktivierung der Arthrose können zudem Schwellungen und Ergussbildung am Ellenbogen beobachtet werden.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Ellebogenarthose

Bizepssehnenentzündung

Der M. biceps brachii setzt über seine Sehne direkt unterhalb des Ellenbogengelenks an der Speiche des Unterarms an. Eine Entzündung dieser Sehne kann daher ebenfalls zu Schmerzen im Bereich des Ellenbogens führen.

Ursache ist wie bei allen Sehnenentzündungen meist eine Überbelastung des Muskels und die damit einhergehenden Einrisse der Sehne.
Die Entzündungsreaktion ist der Versuch des Körpers diese Einrisse zu reparieren. Da Sehnen allerdings ein komplexes Bindegewebsgerüst aufweisen, gelingt dies meist nicht vollständig. In der Folge kommt es zur Narbenbildung innerhalb der Sehnen. Diese Narben in der Sehnenstruktur führen zu einem deutlichen Verlust der Dehnbarkeit und können so im Verlauf zu einer Einschränkung der Muskelfunktion führen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Entzündung der Bizepssehne.

Begleitende Symptome

Da Schmerzen die Folge komplexer Prozesse innerhalb der betroffenen Struktur darstellen, gehen sie meist mit einer Reihe weiterer Symptome einher.

Liegt den Beschwerden eine Entzündung zu Grunde finden sich meist auch eine deutliche Schwellung, Rötung, Überwärmung sowie eine Funktionseinschränkung in den betroffenen Bereichen. Im Bereich des Ellenbogens sind dies vor allem die äußeren Weichteile sowie die Schleimbeutel, welche der Verschieblichkeit zwischen Haut und knöchernen Strukturen des Gelenks dienen.
Findet die Entzündungreaktion innerhalb des Gelenkspalts statt, spricht man von einer Arthrose. Diese geht häufig, neben einer Schwellung, mit einer Ergussbildung und möglicherweise einem spürbarem Reiben innerhalb des Gelenks, sog. Krepitationen, einher.

Weitere mögliche Symptome sind eine Kraftminderung, Empfindungsstörungen, Bewegungseinschränkungen sowie Muskelschwund, welche auf ein Nervenengpassyndrom hinweisen. Am Ellenbogen ist hiervon in den meisten Fällen der N. ulnaris betroffen.

Symptome, die beim Strecken auftreten

Schmerzen, die bei der Streckung im Ellenbogengelenk entstehen, rühren häufig von Entzündungsprozessen im Bereich des Gelenks her, welche zu einer Ergussbildung geführt haben.
Dieser Erguss ist an sich nicht schmerzhaft. Allerdings drückt er auf die umliegenden Strukturen, da er zu viel Raum innerhalb des Gelenks einnimmt. Wird dann der Arm gestreckt wird der Raum noch weiter eingeengt, der Druck innerhalb des Gelenks erhöht sich und die umliegenden Strukturen werden noch stärker verdrängt und gereizt. Dies führt schließlich zu den Schmerzen.

Weitere Ursachen für Schmerzen bei der Ellenbogenstreckung können Verletzungen im Bereich des Knorpels und Knochen sein, welche durch das Reiben bei der Bewegung Schmerzen hervorrufen.

Druckschmerzen

Die Ursachen für Druckschmerz, die am Ellenbogen empfunden werden, sind vielfältig. Je nach genauer Lokalisation können die Auslöser der Schmerzen Verletzungen der Muskelsehnen, Nervenengpasssyndrome, Entzündungen der Schleimbeutel sowie Verletzungen der Knorpel oder Knochen sein.
Neben der Lokalisation geben hier besonders auch begleitende Symptome wie Bewegungs- oder Sensibilitätseinschränkungen sowie die genaue Krankgeschichte einen deutlichen Hinweis auf die Ursache.

Diagnostik

Am Anfang jeder Diagnostik steht zu allererst eine genaue Anamneseerhebung. Hierbei ist vor allem die Erfragung von möglichen vorangegangenen Verletzungen und Erkrankungen im Bereich des Ellenbogens, vorliegenden Grunderkrankungen sowie eine genaue Erfragung der bestehenden Beschwerden von besonderer Bedeutung.

Anschließend erfolgt die klinische Untersuchung des Gelenks. Dabei achtet der Arzt zunächst auf alle von außen erkennbaren Zeichen einer Verletzung oder Erkrankung, wie Schwellungen, Fehlstellungen in der Gelenkachse oder Hämatome. Danach werden die wichtigsten Strukturen des Gelenks abgetastet und auf Schmerzen unter Druck überprüft und die Beweglichkeit des Gelenks getestet.

Die Kombination aus Anamnese und Untersuchung ergibt meist schon einen hinreichenden Verdacht zur Ursache der Schmerzen. Zur weiteren Absicherung des Verdachts erfolgt dann meist eine Bildgebung (Röntgen, Ultraschall, CT, MRT): Andere hilfreiche Maßnahmen können des Weiteren eine Punktion der Gelenkflüssigkeit  oder Blutanalysen darstellen.

Therapie

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Ellenbogenschmerzen umfassen eine Reihe an konservativen Maßnahmen sowie operatives Eingreifen. In den meisten Fällen werden zunächst erstere angestrebt und nur bei nicht eintretender Besserung oder zunehmenden Beschwerden eine Operation in Betracht gezogen.

Erste Maßnahme ist zunächst die Entlastung der betroffenen Struktur. Dies kann durch simple Schonung des Arms oder auch durch eine Ruhigstellung in einer Schiene erfolgen. Beim Golferellenbogen kann desweiteren eine sogenannte Epicondylitisspange zum Einsatz kommen welche die Zugspannung am Sehnenansatz vermindert.
Unterstützend können entzündungshemmende Medikamente sowie Salbenverbände eingesetzt werden. Nach Besserung der Symptomatik erweisen sich häufig angeleitete Bewegungs- und Kraftübungen als sinnvoll. Da Ellenbogenbeschwerden meist von einer Fehl- oder Überbelastung des Arms herrühren, können solche Übungen helfen diese zu erkennen und in der Zukunft zu vermeiden. Weitere mögliche Maßnahmen aus dem Bereich der physikalischen Therapie sind die Elektrotherapie sowie Wärme- bzw. Kälteanwendungen.

Im Bereich der operativen Therapie steht ebenfalls vor allem die Entlastung der betroffenen Struktur im Vordergrund.

Dauer

Entsprechend der Vielfältigkeit der Ursachen und der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, kann auch die Dauer bis zur vollständigen Ausheilung sehr stark varrieren.
Generell benötigen Gelenkbeschwerden meist eine erheblich längere Zeit als andere Verletzungen bis sie vollständig behoben sind. Allerdings lässt sich in den meisten Fällen durch eine Kombination der verschiedenen Therapiearten sehr schnell eine deutliche Besserung der Beschwerden erzielen.
 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.11.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024