Kaugummi

Zusammensetzung

Die Herstellung von Kaugummi erfolgt nach dem Lebensmittelgesetz. Das bedeutet, dass nur solche Inhaltsstoffe verwendet werden dürfen, die für den Organismus unbedenklich sind. Neben der wachsartigen Grundmasse enthält Kaugummi Weichmacher, Füllstoffe, Glycerin, Aromen und Süßstoffe.
Leider gibt es noch immer Kaugummi, der Zucker enthält, aber die zuckerfreien Kaugummis sind auf dem Vormarsch, sodass diese schon den weitaus größten Anteil stellen. Diese Kaugummis enthalten entweder Zuckeraustauschstoffe oder Zuckerersatzstoffe. Um einen frischen Geschmack zu bekommen enthält der Kaugummi verschiedene Aromen. Sehr günstig ist es, wenn er Xylit enthält, ein Austauschstoff, der Süße vermittelt ohne dass er von den Mundbakterien zu Säure verarbeitet werden kann. Je nach Geschmack des Verbrauchers werden unterschiedliche Aromen wie zB. Pfefferminze oder Fruchtvarianten angeboten.

Darreichungsformen

Ursprünglich gab es den Kaugummi in Streifenform, der auch heute noch weit verbreitet ist. Nach und nach wurde der Kaugummi auch als Dragee, Kissen oder Kugel angeboten, insbesondere dann, wenn er aus Automaten gezogen werden kann. Dragees, Kissen und Kugeln haben einen Überzug, der aber keinen Zucker enthalten sollte. Manche Kaugummis sind so zusammengesetzt, dass sie aufgeblasen werden können, ein besonders für Kinder großer Spaß.

Nutzen

Die Kautätigkeit regt die Speichelsekretion an. Der Speichel erfüllt eine wichtige Aufgabe in der Kariesvorbeugung. Er enthält Mineralien und Fluoride, die die Remineralisation fördern und dient durch seinen Gehalt an Bikarbonat als Säurepuffer gegen schädliche Säuren, die den Schmelz angreifen können. Untersuchungen haben ergeben, dass durch das Kauen von Kaugummi die Speichelmenge um das Zehnfache vermehrt werden kann. Dabei spielen auch die Aromastoffe eine erhebliche Rolle, da durch Kauen von Kaugummi ohne Aroma , wesentlich weniger Speichel gebildet wird. Durch das Kauen mit zuckerfreien Kaugummi sinkt deshalb das Kariesrisiko.

Nicht nur der Kariesvorbeugung dient Kaugummi, sondern auch Mundtrockenheit wird beseitigt. Es gibt Medikamente, besonders solche, die in der Alterszahnmedizin verwendet werden, die eine Verringerung der Speichelsekretion herbeiführen. Die Verwendung von Kaugummi kann wieder zu normalen Verhältnissen führen.

Ein Ersatz für das Zähneputzen mit der Zahnbürste ist der Kaugummi jedoch nicht. Zwar kann man, wenn keine Zahnbürste zur Hand ist, durch Kaugummikauen gleich nach den Mahlzeiten noch vorhandene Speisereste beseitigen, fest haftender Zahnbelag kann durch Kaugummi nicht entfern werden.

Weitere Effekte der Verwendung von Kaugummi sind die Behebung von Sodbrennen durch die Neutralisation der Magensäure. Sogar als Hilfe zur Gewichtsabnahme wird Kaugummi empfohlen, da solange gekaut wird, man nicht essen kann. Gegen Reise- und Seekrankheit gibt es Kaugummi, der mit einem Medikament gegen diese Unpässlichkeiten angereichert ist.

Was ist von Kaugummis zur Zahnpflege zu halten?

Immer mehr Kaugummihersteller werben mit Kaugummis für die Zahnpflege, doch inwieweit kann die weiße Kaumasse die Zähne reinigen?

Kaugummis als alleinige Reinigungsform der Zähne sind absolut unzulässig, da sie zwar weiche Beläge mobilisieren können, aber harte mineralisierte Plaque (= Zahnstein) nicht entfernen können. Auch Speisereste zwischen den Zähnen sind für ein Kaugummi nicht erreichbar.

Zu Gute halten kann man Kaugummis dennoch, dass das Kauen den Speichelfluss anregt und das besonders nach dem Essen für eine schnellere Neutralisation des pH-Wertes sorgt. Die Puffersysteme innerhalb des Speichels können die durch die Nahrungsaufnahme entstehenden Säuren neutralisieren und somit ein Schritt in Richtung Kariesprophylaxe sein.

Trotzdem ist ein Kaugummi bei einer bereits vorhandenen Säureschädigung der Zahnhartsubstanzen keinerlei Hilfe und kann die Schäden nicht rückgängig machen.

Die Sorge vieler Anwender, dass Kaugummi durch die enthaltenen Granulate die Zähne abreiben, ist unbegründet, da die Mikrogranulate sich nicht aus der weißen Kaumasse lösen und das Kaugummi nicht durchgebissen wird. Weiterhin sind die verschiedenen Inhaltsstoffe für eine gesunde Mundflora auch förderlich. Beispielsweise gilt das Süßungsmittel Xylit als „Bakterienhemmer“, da es bei der Verstoffwechselung durch die Bakterien nicht zu Säuren abgebaut wird und die Bakterien „sättigt“. Darüber hinaus können auch Inhaltstoffe wie Kasein und Kalzium zu einem kleinen Teil in den Zahnschmelz anreichern, oder Fluorid diesen remineralisieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Kaugummi zwar nicht die alleinige Mundhygiene übernehmen kann, aber als zusätzliches Hilfsmittel besonders zwischen den Mahlzeiten zu einer gesünderen Mundflora führen kann.

Erfahren Sie hier mehr: Kaugummi zur Zahnpflege

Was passiert, wenn man einen Kaugummi verschluckt?

Kaugummi ist für den menschlichen Organismus nahezu unverdaulich, was bei Verschlucken vielen Betroffenen Sorgen bereitet. Doch was genau ist an diesen Sorgen dran? Kann sich ein Kaugummi–Klumpen im Magen - Darm –Trakt bilden, der nicht ausgeschieden wird?

Generell ist es nicht schlimm, einen Kaugummi zu verschlucken. Die Klebrigkeit, die er im trockenen Zustand aufweist, wird im Magen – Darm – Trakt durch die feuchten Organwände zunichte gemacht, weshalb der Kaugummi den Verdauungstrakt entlangwandert, ohne festkleben zu können.

Weiterhin ist ein Kaugummi im Durchmesser so klein, dass er durch jeden Teil des Verdauungstraktes hindurch passt, nichts blockiert und am Ende ganz normal ausgeschieden wird.

Schaudergeschichten über riesige Kaugummibälle, die Magen- oder Darmzugänge verstopfen gibt es zwar, sind allerdings nur in äußerst exzessiven Fällen möglich. Sofern pro Tag eine Kaugummi-Packung verbraucht wird und alle Kaugummis heruntergeschluckt werden, ist dieser Ausnahmefall möglich.

Daher gilt: Wenn nur ein Kaugummi versehentlich heruntergeschluckt worden ist, braucht man sich keinerlei Sorgen zu machen. Trotzdem sollten Kaugummis nicht bewusst geschluckt werden, denn sie sind noch immer unverdaulich.

Lesen Sie dazu auch: Was passiert, wenn ich einen Kaugummi verschlucke?

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen durch den Gebrauch von Kaugummi sind nicht zu erwarten. Ein Verschlucken ist ungefährlich. Kaugummi wird nicht resorbiert und unverdaut ausgeschieden. Auch ein Verkleben im Verdauungstrakt findet nicht statt. Zu häufiges Kauen auf nur einer Kieferhälfte kann allerdings zu schädlichen Auswirkungen auf das Kiefergelenk führen und sollte deshalb vermieden werden.

Bei Patienten, die Prothesenträger sind oder mit Kunststoff verblendete Zahnbrücken haben, kann Kaugummi an der prothetischen Versorgungen kleben bleiben und nur schwer zu entfernen sein. Es gibt aber Kaugummis, der diese unangenehme Eigenschaft nicht haben.

Entsorgung

Ein Problem stellt allerdings die Entsorgung des verbrauchten Kaugummis dar. Wie schon anfangs erwähnt, ist das Ausspucken auf den Bürgersteig eine Unsitte und mit hohen Kosten bei der Beseitigung verbunden. Besser ist es, den Kaugummi in Papier zu wickeln und in der Mülltonne zu entsorgen.

Die Kaugummis aus früheren Zeiten zersetzten sich allmählich, was jedoch bei den Kaugummis der heutigen Zeit meist nicht mehr der Fall ist.

Kaloriengehalt von Kaugummi

Kaugummis enthalten Kalorien, wenn auch nur in geringen Maßen. Fälschlicherweise wird von der Mehrheit vermutet, dass durch das Ausspucken des Kaugummis die Kalorien nicht aufgenommen werden, was allerdings falsch ist. Dass das Kaugummi mit der Zeit des Kauvorgangs die Gestalt und Konsistenz verändert, ist ein Zeichen, dass der Körper Inhaltstoffe des Kaugummis entnimmt und verdaut.

Dazu zählen primär die mehrwertigen Alkohole, die die Gruppe der Süßungsmittel einschließt. Trotzdem sind die Kalorienanzahlen von zuckerfreien Kaugummis verschwindet gering, was etwa 5 kcal pro Kaugummi bedeutet. Daher ist der Konsum dieser bezüglich der Kalorien bedenkenlos.

Bei zuckerhaltigen Kaugummis gilt allerdings Vorsicht, da diese wesentlich mehr Kalorien enthalten können.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Kalorienbewusste Ernährung

Kaugummi gegen Übelkeit

Besonders bei Betroffenen, die unter Übelkeit leiden, sind Kaugummis sehr beliebt. Dazu zählen vor allem spezielle Kaugummis gegen Reiseübelkeit. Diese Kaugummis enthalten den Wirkstoff Dimenhydrinat, welcher direkt am Brechzentrum des Gehirns wirkt. Dimenhydrinat sorgt dafür, dass die Brechrezeptoren gehemmt werden und der Reflex, sich zu übergebenverhindert wird.

Weiterhin entwickelt sich bei dem Konsum des Kaugummis Müdigkeitserscheinungen und eine leichte Benommenheit, die den Betroffenen bei Reisen zur Ruhe kommen lassen.

Nebenwirkungen des Wirkstoffes kann eine erhöhte Herzfrequenz, Mundtrockenheit und eine Erhöhung des Augeninnendrucks sein, weswegen die Einnahme strikt mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden muss.

Weiterhin sollte die Eignung des Kaugummis für den Patienten und die Dosierung vorab mit dem Arzt besprochen werden, damit es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt.

Die Anwendung erfolgt durch ein halbstündiges Kauen des Kaugummis etwa eine Stunde vor Reiseantritt oder bei Bedarf zusätzlich noch während der Reise. Danach sollte das Kaugummi ausgespuckt werden. Für Erwachsene gilt jedoch, dass nicht mehr als 7 Kaugummis pro Tag konsumiert werden dürfen. Die Maximaldosis für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren beträgt 4 Kaugummis. Ein versehentliches Verschlucken ist auch hier unbedenklich.

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Kaugummi in der Schwangerschaft - Ein Problem?

Kaugummi kann in der Schwangerschaft bedenkenlos gekaut werden. Werdende Mütter schrecken vor Kaugummis oft zurück, da diese „mehrwertige Alkohole“ enthalten. Dieser Begriff beschreibt verwirrenderweise lediglich als Überbegriff die enthaltenen Süßungsmittel und hat nichts mit dem Genussmittel Alkohol zu tun.

Auch menthol-haltige Sorten sind unbedenklich für Mutter sowie das Ungeborene.

Kaugummi kann bei vermehrter Übelkeit und Sodbrennen helfen, die Symptome zu lindern und einen gestressten mütterlichen Organismus zu beruhigen. Daher kann Kaugummikauen in der Schwangerschaft durchaus positive Effekte ausüben, die die unangenehmen Schwangerschaftssymptome reduzieren können. Weiterhin gilt auch ein versehentliches Verschlucken des Kaugummis nicht als Grund zur Sorge, da diese unverdaut wieder ausgeschieden wird. Trotzdem sollten bei übermäßigem Kaugummi-Konsum diese nicht bewusst geschluckt werden.

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Zusammenfassung

Die Verwendung von Kaugummi führt zu einer erheblichen Zunahme des Speichels durch die Stimulation der Speicheldrüsen. Dadurch wird der Einbau von Mineralien in den Zahnschmelz gefördert und schädliche Säuren neutralisiert und verdünnt. Kaugummi ist kein Ersatz für die Zahnbürste. Der Kaugummi sollte keinen Zucker enthalten. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Die Entsorgung geschieht am besten durch Einwickeln in Papier.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Wolfgang Weinert Veröffentlicht: 04.08.2010 - Letzte Änderung: 01.12.2022