Antibiotikatherapie bei einer Kieferhöhlenentzündung

Synonym

(Antibiotikatherapie bei) Sinusitis maxillaris

Einleitung

Unter dem Begriff „Kieferhöhlenentzündung“ (lat. Sinusitis maxillaris) versteht man in der zahnmedizinischen Fachsprache die Ausbreitung entzündlicher Prozesse im Bereich der Nasennebenhöhlen des Oberkiefers. Neben der akuten Form der Kieferhöhlenentzündung, können die entzündlichen Prozesse auch einen chronischen Verlauf annehmen.
Fast jede Form der Kieferhöhlenentzündung muss mit einem Antibiotikum therapiert werden. In den meisten Fällen tritt eine solche Kieferhöhlenentzündung in Folge eines lang anhaltenden Atemwegsinfektes (vor allem bei Husten und Schnupfen) auf.

Im Zuge der lang anhaltenden Reizung der Nasenschleimhäute kommt es bei den betroffenen Patienten Schleimhautschwellungen und Verengungen der Abflusswege des Nasensekrets. In Folge dessen besteht die Gefahr, dass Bakterien und andere Erreger direkt aus der Nase in die Nasennebenhöhlen einwandern, sich dort vermehren und über ihre Ausscheidungen entzündliche Prozesse auslösen. Darüber hinaus kann eine allgemeine Abflussstörung des Nasensekrets (rein anatomischer Natur), durch Verengungen der Abflusswege, vorliegen und somit zur Entstehung einer Kieferhöhlenentzündung beitragen.

Antibiotikatherapie

Neben diesen typischen Ursachen, die zumeist schon durch die Gabe eines Antibiotikums alleine zu behandeln sind, können die Gründe einer Kieferhöhlenentzündung jedoch auch anderer Natur sein.
In solchen Fällen müssen neben der Behandlung mit einem Antibiotikum weitere Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.

Da die Kieferhöhle in enger Nachbarschaftsbeziehung zur Mundhöhle liegt und die langen Wurzeln der Oberkiefer- Backenzähne (lat. Molaren) bei vielen Patienten bis in die Kieferhöhle hinein reichen, können auch krankhafte Prozesse im Bereich der Zähne Ursache einer Kieferhöhlenentzündung sein. Vor Allem im Zuge von kariösen Defekten oder einer Entzündung der Zahnwurzelspitze können krankmachende Erreger, vor allem Bakterien, direkt von der Mundhöhle in die Kieferhöhle umsiedeln, sich dort ungestört vermehren und letztendlich deren empfindliches Gewebe angreifen.

Die Folge ist in den meisten Fällen eine einseitig betonte Kieferhöhlenentzündung, die sich jedoch auch auf beide Seiten der Kieferhöhle ausweiten kann. Des Weiteren können Ursachen vorliegen, die durch eine zahnmedizinische Behandlung selbst zur Entstehung einer Kieferhöhlenentzündung führen. In der medizinischen Fachsprache spricht man in solchen Fällen von sogenannten iatrogene Ursachen. In diesem Zusammenhang stellen vor allem Extraktionen (das Ziehen eines Zahnes) von Backenzähnen des Oberkiefers die große Gefahr einer Kieferhöhleneröffnung dar.
Auch dies ist auf die teilweise enorme Länge der Zahnwurzeln der Oberkiefer- Backenzähne zurückzuführen. Wird die Eröffnung der Kieferhöhle vom behandelnden Zahnarzt nicht entdeckt, persistiert eine künstlich hergestellte, direkte Verbindung zwischen der stark bakterienbesiedelten Mundhöhle und der Kieferhöhle.
Erreger, vor allem Bakterien, können in Folge dessen in die Kieferhöhle abwandern, sich dort ungehindert vermehren und das Gewebe langfristig schädigen.
Um eine starke Reaktion des Organismus zu verhindern, wird der betroffene Patient beim Vorliegen einer solchen Kieferhöhleneröffnung in der Regel durch Gabe eines Antibiotikums behandelt. Darüber hinaus muss die künstlich erzeugte Verbindung zwischen Mund- und Kieferhöhle verschlossen werden. In den meisten Fällen gelingt dem Zahnarzt dies durch das Abdecken mit Hilfe von Patienten- eigenen Zahnfleischlappen. Bei umfangreichen Eröffnungen muss gegebenenfalls zu einem künstlichen Abdeck- Material gegriffen werden.

Sowohl die Einnahme des Antibiotikums, als auch der Verschluss der Kieferhöhle gehören zu den dringend notwendigen Behandlungsmaßnahmen im Zuge einer Kieferhöhleneröffnung. Bei Unterlassen einer dieser Therapiemaßnahmen können sich die entzündlichen Prozesse auch auf den Rest der Nasennebenhöhlen ausweiten. Patienten, die an einer Kieferhöhlenentzündung erkrankt sind weisen verschiedenartige Symptome auf.

Bei jenen Formen, die auf einen bakteriellen oder viralen Infekt zurückzuführen sind, tritt meist ein Schnupfen oder zumindest eine deutliche Vermehrung des Austritts von Nasensekret auf. Infekt bedingte Kieferhöhlenentzündungen können durch die 5-7 tägige Einnahme eines Antibiotikums therapiert werden. Die meisten Patienten beschreiben darüber hinaus ein starkes Druckgefühl im Bereich der oberen Wangenpartie und der Stirnregion. Diese Symptomatik ist auf den gesteigerten Druck innerhalb der Kieferhöhle zurückzuführen und nimmt meist bereits kurze Zeit nach Beginn der Gabe des Antibiotikums wieder ab. In den meisten Fällen wird zur Behandlung der Kieferhöhlenentzündung ein sogenanntes Breitband- oder Breitspektrum-Antibiotikum, das gegen eine Vielzahl von bakteriellen Erregern wirkt, verschrieben. Die vom Arzt verordnete Dosis sollte auf keinen Fall eigenmächtig unter- oder überschritten werden, da es seine Wirkung sonst nicht voll entfalten kann.

Des Weiteren ist darauf zu achten, dass auch die Einnahmedauer des Antibiotikums nicht eigenmächtig verkürzt wird. Die Gefahr der Resistenzbildung (Unempfindlichkeits- Entstehung) der Bakterienstämme kann sonst gesteigert werden. Während der Behandlung mit Hilfe des Antibiotikums kann es beim Patienten zu Nebenwirkungen, wie Durchfall und/oder Erbrechen kommen. Bei Bedenken bezüglich solcher Unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist dringend Rücksprache mit dem behandelnden Zahnarzt zu halten.

Wie lange muss man ein Antibiotikum einnehmen?

Je nachdem welches Präparat zur Behandlung der Kieferhöhlenentzündung ausgesucht wurde, muss das Antibiotikum über eine bestimmte Dauer durchgehend eingenommen werden. Meist sind es 5-10 Tage. Es ist äußerst wichtig sich an die vorgeschriebenen Anwendungsdauer zu halten. Auch bei Verbesserungen oder sogar kompletter Beschwerdefreiheit sollte das Antibiotikum unbedingt bis zum Schluss eingenommen werden. Denn auch wenn die Beschwerden nicht mehr sicht- oder spürbar sind, können noch Krankheitserreger im Körper sein. Ein Abbruch der Antibiotikatherapie könnte zu einem Hochwachsen der Keime führen. Daher muss die Einnahmedauer der Antibiotika strikt eingehalten werden.

Was tut man, wenn das Antibiotikum nicht wirkt/hilft?

Merkt man, dass das Antibiotikum, dass man vom Arzt verschrieben bekommen hat, nicht hilft, sollte man erneut einen Arzt aufsuchen. Man sollte das Antibiotikum nicht eigenmächtig absetzen oder ein anderes nehmen, falls man eines zur Hand hat, da dadurch Antibiotikaresistenzen entstehen können. Außerdem kann sich die Erkrankung verschlimmern oder es kann sogar zu Komplikationen kommen. Der Arzt sollte nun den Antibiotikaeinsatz überprüfen.
Falls im Raum steht, dass eine Allergie der Grund für das nicht Wirken des Antibiotikums ist, sollte eine spezielle Anamnese und ein Allergietest durchgeführt werden.
Zudem sollte eine Probe von der Flüssigkeit genommen werden, die sich in dem entzündeten Bereich findet. Daraufhin kann im Labor abgeklärt werden ob es sich um Viren oder Bakterien handelt. Wenn es sich um eine bakterielle Entzündung handelt kann man anhand des genauen Erregers das passende Antibiotikum aussuchen, dass gezielt gegen die Bakterienart wirken kann, da nicht jedes Antibiotikum gegen jedes Bakterium wirkt.
Ein Röntgenbild oder eine Computertomographieaufnahme können ebenfalls ergänzend gemacht werden um die genaue Lokalisation und die Größe des entzündeten Bereichs auszumachen.
Schlussendlich sollte mit dem Arzt besprochen werden, welche Umstellung in der Therapie vorgenommen wird.
Ist die Kieferhöhlenentzündung durch eine Allergie entstanden hilft leider kein Antibiotikum. Hier kann vorübergehend zum Beispiel Kortison zum Einsatz kommen. In seltenen Fällen kann auch ein Pilz, wie der Aspergillus, ursächlich für eine Kieferhöhlenentzündung sein. Hier helfen Antimykotika. Das sind spezielle Mittel gegen Pilze. Beispiele hierfür sind Caspofungin, Amphotericin B, Fluctyosin oder Variconazol.
Bei einer Virusinfektion können nur schmerz - und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden. Antibiotika helfen hier leider ebenfalls nicht.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.10.2013 - Letzte Änderung: 12.01.2023