Vor allem bei der Verwendung von Implantaten ist der Kieferknochen besonders wichtig. Der Kieferknochen wird genutzt, damit das Implantat gesetzt werden kann. Ist nicht genügend Kieferknochen vorhanden, muss dies durch knochenaufbauende Mittel vorgenommen werden.
Für die Insertion eines Implantats ist es erforderlich, dass der Kieferknochen eine entsprechende Breite und Tiefe hat, damit ein fester Halt für das Implantat gesichert ist. Leider ist dies nicht bei allen Patienten der Fall. Durch frühzeitigen Verlust der Zähne, längere Zeit getragene Teilprothesen oder durch Parodontitis ist bei diesen Patienten der Knochen so weit abgebaut, dass eine Implantation nicht möglich ist. Auch im Bereich der Kieferhöhle ist im Oberkiefer oft nur sehr wenig Knochen vorhanden, um ein Implantat zu setzen. In beiden Fällen kann jedoch ein Kieferknochenaufbau (Augmentation) die Voraussetzung für eine Implantation schaffen.
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Umgangssprachlich wird als Oberkiefer häufig nur die obere Zahnreihe bezeichnet, tatsächlich jedoch ist der Oberkiefer des Menschen der größte Knochen des Mittelgesichtes. Er begrenzt mit seinem oberen Rand die Augenhöhlen, bildet am Unterrand die Aufnahme für die obere Zahnreihe und in der Mitte die Außenwand der Nasenhöhle. Ins Schädelinnere reichend bildet er außerdem einen Teil des knöchernen Gaumens. Teile des Oberkiefers sind hohl, mit Schleimhaut ausgekleidet und stehen mit der Nasenhöhle in Verbindung. Daher werden diese Hohlräume auch Nasennebenhöhlen – bzw. hier Kieferhöhlen - genannt. Sie dienen der Erwärmung und Anfeuchtung der Atemluft. Weitere Nasennebenhöhlen existieren z. B. im Stirnbein. Schwellen im Rahmen einer Erkältung die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen an, kann es zum Verschluss der Öffnungen zur Nasenhöhle kommen, was den Schleimabfluss stark einschränkt. Dies macht Nebenhöhlenentzündungen schmerzhaft und mitunter recht hartnäckig.
Am unteren Rand ist der Oberkiefer eingekerbt, um den Zahnhalteapparat der oberen Zahnreihe aufzunehmen. Zahnwurzeln und Kieferhöhlen kommen sich mitunter recht nahe, es kann sogar passieren, dass Zahnwurzeln in die Kieferhöhle einwachsen, wo sie dann nur noch von Schleimhaut bedeckt sind. Daher kann es vorkommen, dass sich eine Zahnwurzelentzündung in die Kieferhöhle fortsetzt oder aber eine Nebenhöhlenentzündung sich mit Zahnschmerzen bemerkbar macht.
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Der Unterkiefer besteht aus einem U-förmigen Knochen, dessen Schenkel am Unterkieferwinkel nach oben abknicken und in einen aufsteigenden Ast übergehen. Diese zwei Äste tragen je zwei Fortsätze, einen hinteren, der den Gelenkkopf des Kiefergelenkes bildet und einen vorderen, an dem Teile der Kaumuskulatur ansetzen. Der stärkste Kaumuskel des Menschen, der Masseter-Muskel, setzt vom Jochbogen kommend am Unterkieferwinkel an, an den Innenseiten des „U“ spannt sich die Mundbodenmuskulatur aus und verbindet den Unterkiefer mit Rachen und Zungenbein. Der obere Rand des Unterkiefers ist wie der Oberkiefer eingekerbt und trägt den Zahnhalteapparat der unteren Zahnleiste.
Das Kiefergelenk besteht aus dem hinteren Fortsatz des Unterkieferastes als Gelenkkopf und einer Einkerbung zwischen zwei Höckern am Schläfenbein als Gelenkpfanne. Zwischen beiden Gelenkflächen sitzt eine Gelenkscheibe, die Unterschiede in deren Krümmung ausgleicht. Durch den walzenförmigen Aufbau des Gelenkkopfes am Unterkiefer sind Dreh-, Schiebe- und Mahlbewegungen im Kiefergelenk möglich. Obwohl das Kiefergelenk von einer Kapsel umgeben und zusätzlich von Bandstrukturen umgeben ist, kann es durch einen Unfall, einen Schlag, bei manchen Menschen sogar bei einer besonders weiten Mundöffnung (z. B. beim Gähnen) ausrenken, indem das Gelenkköpfchen des Unterkiefers vor den vorderen Höcker der Gelenkpfanne rutscht – der Mund kann nicht mehr geschlossen werden („Kiefersperre“). Meist ist es leicht möglich, das ausgerenkte Gelenk wieder in Position zu bringen, allerdings gibt es Menschen, die zu wiederholten Ausrenkungen im Kiefergelenk neigen („habituelle Luxation“).
Schmerzen im Kiefergelenk können auch durch ungleichmäßige Belastung, beispielsweise bei Zahnschmerzen, Zahnschäden oder fehlenden Zähnen, schlecht sitzenden Kronen oder Plomben entstehen – hier kann ein Zahnarztbesuch und die Anfertigung von Bissabdrücken Hinweis auf die Ursache der Beschwerden geben.
Auch bei verstärktem Zähneknirschen, das auch nachts und unbewusst geschehen kann, kommt es zu überlastungsbedingten Schmerzen der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke. Die Gründe für das Zähneknirschen sind nicht vollkommen klar, dementsprechend fällt die ursächliche Behandlung nicht immer leicht. Da u. a. Stressfaktoren als Auslöser vermutet werden, kommen Entspannungstechniken in Betracht, allerdings sind die Erfolge bei einzelnen Patienten unterschiedlich. Die möglichen Auswirkungen des Zähneknirschens, Schäden an den Zähnen selbst, Verspannungen der Kiefermuskulatur und Überbeanspruchung der Kiefergelenke können meistens durch eine speziell angepasste Beißschiene gelindert werden.
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Die besten Ergebnisse zum Aufbau des Kieferknochens werden mit körpereigenem (autologen) Knochen erzielt. Das Knochentransplantat wird entweder aus dem aufsteigenden Ast des Unterkiefers in der Weisheitszahnregion oder bei größerem Bedarf aus dem Hüftknochen entnommen.
Daneben stehen jedoch auch Knochenersatzstoffe beim Aufbau vom Kieferknochen zur Verfügung. Es handelt sich hierbei um Materialien meist synthetischen Ursprungs. Hier ist es vor allem Hydroxylapatit-Keramik, das in Granulatform und in steriler Verpackung angeboten wird. Aber auch Materialien tierischer (Rind oder Schwein) und pflanzlicher (Algen) Herkunft können zum Aufbau neuen Kieferknochens erwendet werden. Auch ein Gemisch aus eigenem Knochen und Knochenersatzstoff ist möglich.
Mögliche Komplikationen sind Abstoßungsreaktionen, allergische Reaktionen sowie Infektionen durch Eindringen von Bakterien. Bei der Sinusbodenanhebung kann eine Perforation der Schleimhaut oder Eindringen des Ersatzmaterials zu einer Entzündung der Kieferhöhle (Sinusitis) führen. Komplikationen sind allerdings selten.
Kieferschmerzen können sehr viele verschiedene Ursachen haben. Eine dieser Ursachen kann in einer Entzündung im Kieferknochen liegen und wird mittels eines Antibiotikums behandelt. Des Weiteren können Kieferschmerzen verspannungsbedingt oder aufgrund von Zahnfehlstellungen auftreten. Hier kann zum Einen eine Schiene oder zum Anderen eine kieferorthopädische Therapie Abhilfe leisten.
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Es kann weiterhin sein, dass der Kieferknochen stellenweise stark empfindlich gegenüber Druck ist. Der Grund dafür kann in einem sogenannten Abszess liegen. Dies ist eine Art von Eiteransammlung unterhalb des Zahns. Auch hier liegt die Ursache in einer anhaltenden Entzündung. Bei den typischen Anzeichen einer Entzündung (Schwellung, Rötung, Erwärmung, Schmerzen) sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden. Dieser kann meist mittels eines Röntgenbildes abklären, ob es sich um eine Entzündung als Ursache für die Kieferschmerzen handelt und in diesem Fall ein Antibiotikum verschreiben. Im schlimmsten Fall kann ein stark schmerzender Unterkiefer ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Daher sollten die Anzeichen nicht ignoriert werden.
Oftmals treten Reizungen oder Schwellungen im Mundraum auf. In den meisten Fällen sind diese harmlos und verschwinden nach einigen Tagen wieder. Halten die Entzündungszeichen jedoch an, können diese Anzeichen für eine Entzündung im Kieferknochen sprechen. Die Ursachen für diese Entzündung können sehr verschieden sein. In vielen Fällen ist ein Zahnunfall mit einhergehendem Bruch der Grund für eine entstehende Entzündung.
Weiterhin können auch bereits länger bestehende Eiteransammlungen die Ursache für eine Entzündung des Kieferknochens sein. Man kann zwischen einer Ostitis ( Knochenentzündung) oder einer Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) unterscheiden. Sie unterscheiden sich in den von der Entzündung betroffenen Teilen des Knochens. Meist gehen diese mit einer Periostitis (= Entzündung der Knochenhaut (Periost)) einher.
Entzündungen können häufig auf Röntgenbildern erkannt werden. Es ist sehr wichtig die Anzeichen einer andauernden Entzündung nicht zu ignorieren. Die Therapie erfolgt meist mittels Antibiotika. Eine nicht behandelte, anhaltende Entzündung kann zu einer Nekrose, sprich einem Absterben des Knochens führen. Dies kann in seiner Folge wiederrum zu Zahnverlust führen.
Eine Kieferknochennekrose bezeichnet einen abgestorbenen Kieferknochen. Ursachen dafür können chronische Entzündungen, Bestrahlung (Im Zusammenhang mit einer Krebsbehandlung) oder Medikamente (vor allem Chemotherapeutika, oder Cortison) sein. Am häufigsten verbreitet sind die medikamenteninduzierten Kieferknochennekrosen. Ein klinisches Merkmal ist z.B. ein kleines Stück freiliegender Knochen im Mundraum. Die Symptome können sich neben Kieferschmerzen in Mundgeruch, Gefühlsstörungen in der Unterlippe oder in anderen Schmerzen im Bereich des Mundraums äußern.
Mit der Augmentation des Kieferknochen mit geeigneten Materialien wird die Voraussetzung geschaffen, um eine anschließende Implantation durchzuführen. Nach der Einheilung ist die Prognose für weitere zahnärztliche Maßnahmen gut.
Die Voraussetzung für das Setzen von Kieferknochen - Implantaten ist das Vorhandensein ausreichender Knochensubstanz. Ist dies nicht gegeben, kann durch einen Knochenaufbau Abhilfe geschaffen werden. Als Materialien für einen Knochenaufbau (Augmentation) werden entweder körpereigener Knochen oder Knochenersatzstoffe tierischer, pflanzlicher oder synthetischer Herkunft verwendet.
Im Kieferhöhlenbereich schafft eine Anhebung des Kieferhöhlenbodens (Sinuslift) ausreichend Kieferknochen für eine Implantation. Die Implantation von Kieferknochen kann entweder gleichzeitig oder nach Einheilung geschehen.
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