Behandlung eines Morbus Sudeck

Synonyme

  • Sudeck`sche Heilentgleisung
  • Algodystrophie
  • Kausalgie
  • Sudeck-Syndrom
  • Posttraumatische Dystrophie
  • Complex Regional Pain Syndrome
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom I und II
  • Sympathische Reflexdystrophie
  • Sudeck´sche Krankheit

Englisch: Complex Regional Dysfunction System

Übersicht über Therapieformen

Ein allgemein anerkanntes Therapiekonzept gibt es nicht. Die Therapie ist vom Stadium der Erkrankung abhängig. Folgendes stadienabhängiges therapeutisches Vorgehen wird empfohlen.

Stadium I

  • Ruhigstellung der betroffenen Extremität in Funktionsstellung
  • Analgetika (Schmerzmittel)
  • physikalische Therapie mit Lymphdrainage und aktive Bewegungsübungen
  • Elektrotherapie
  • Kortikoide
  • nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR z.B. <link html diclofenac.html _top einen internen link im aktuellen>Diclofenac, <link html ibuprofen.html _top einen internen link im aktuellen>Iboprofen®)
  • Kalzitonin (Karil®)
  • in Einzelfällen Symphatikolyse durch Grenzstrangblockade
  • Massagen und passive Bewegungsübungen sind kontraindiziert!

Stadium II

  • antiphlogistische Medikamente
  • Analgetika
  • Kalzitonin
  • aktive Bewegungsübungen ohne Übersteigung der Schmerzgrenze
  • Ergotherapie

Stadium III

  • physiotherapeutische Übungstherapie
  • Ergotherapie
  • balneotherapeutische Maßnahmen (Wassergymnastik)
  • ggf. Quengelschienen

Medikamentöse Therapie

Kalcitonin (Peptidhormon)

Calcitonin ist ein Protein, welches in der Lage ist, den Kalziumspiegel im Körper zu senken.
Es bremst unter anderem die Kalziumfreisetzung aus Knochen, die beim Knochenabbau im Körper erfolgt.

Beim Morbus Sudeck wird Calcitonin besonders in den Anfangsstadien eine positive Beeinflussung des Verlaufes attestiert. Es wird in Form eines Nasensprays verabreicht.

Es wird über 2-4 Wochen in einer Dosierung von 100-200 IU/Tag subcutan oder intranasal appliziert.

Analgetika
Der Einsatz nach dem WHO-Stufenschema hat sich bewährt. Häufig sind Opioide (Retardpräperate) indiziert

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
In der Regel als adjuvante Therapie da die analgetische Komponente allein nicht ausreichend ist (z.B. Diclofenac, Iboprofen, Celebrex)

Kortikoide
z.B. Metylprednisolon über 4-5 Tage 80mg im Akutstadium und anschließend über zwei Wochen ausschleichen.

Trizyklische Antidepressiva
zur Schmerzdistanzierung Amitriptylin bis 150mg/Tag

Sympathikusblokade (Nervenblockade)
Ziel der Sympathikusblockade ist eine Schmerzlinderung durch Beseitigung des pathologischen Reizzustandes bei Erfolglosigkeit der Erstmaßnahmen und nachgewiesenem Vorliegen eines symhathisch unterhaltenen Schmerzes (zunächst diagnostische Sympathicusblockade).

Radikalfänger
Lokal im Frühstadium als Dimethysulfoxid (DMSO) in Form einer 50%igen Creme (mehrmals täglich für 2-3 Monate). Als i.v.-Infusion wird Mannitol 10%(unter der Vorstellung eines akut-entzündlichen Geschehens) 1000ml/24 Stunden über eine Woche verabreicht.

Physiotherapie

Eine mögliche Behandlung des Morbus Sudeck ist die Physiotherapie.

Eine Physiotherapie kann allerdings nicht in der „Hochphase“ der Erkrankung erfolgen, wenn die betroffene Stelle von Schwellung, Rötung, und Schmerzen betroffen ist.
In diesem Falle ist der Physiotherapie eine Hochlagerung und Ruhigstellung vorzuziehen.

Sollten sich die Beschwerden gebessert haben, kann mit Kühlung und „absteigenden Bädern“ begonnen werden.
Dabei handelt es sich um Bäder, die auf circa 1-2 Grad unter die Körperkerntemperatur temperiert sind, und im Abstand von 15 Minuten jeweils um weitere 1-2 Grad gesenkt werden.
Ursprünglich zur Fiebersenkung bei Fiebernden eingesetzt, finden sie auch beim Morbus Sudeck ihre Anwendung.

Ferner kann eine manuelle Lymphdrainage erfolgen: Dazu wird Lymphflüssigkeit aus dem betroffenem Gewebe abgeleitet, und so eine Reduzierung der Schwellung erwirkt.

Durch eine zusätzliche Kompression wird der Lymphabfluss beschleunigt, und der Lymphstau innerhalb der Lymphgefäße reduziert.

Mit Abnahme der Schwellung stellen sich eine Verringerung der Schmerzen, und eine Zunahme des Bewegungsumfanges ein.

Ergotherapie

Die Ergotherapie hat zum Ziel, den Patienten wieder in sein häusliches, und alltägliches Umfeld einzuführen, und ihm dabei ein größtmögliches Maß an Selbstständigkeit, Produktivität, und Freizeit zu ermöglichen.

Ähnliche wie die Physiotherapie, arbeitet auch die Ergotherapie zur Behandlung des Morbus Sudeck mit Lymphdrainagen, um Schwellungen zu reduzieren.
Ferner wird durch spezielle Bewegungskonzepte, wie beispielsweise die Verwendung von Ton, die Muskulatur gestärkt, und Bewegungsabläufe optimiert.

Eine Wiedereingliederung des Patienten in den Alltag, ist das oberste Ziel der Ergotherapie-gestützten Behandlung des Morbus Sudeck.
Dazu gehört auch, einen möglichst effizienten Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen und diese möglichst sinnvoll im Alltag einzusetzen.

Ein weiteres Ziel der Ergotherapie ist, in den betroffenen Muskelgruppen gezielt Kraft aufzubauen. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist daher die Verwendung spezieller, dynamischer Schienen, die erwiesenermaßen den Kraftaufbau begünstigen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.11.2010 - Letzte Änderung: 30.03.2024