Nierenvergrößerung

Einleitung

Die Vergrößerung einer oder beider Nieren ist eine diagnostische Beschreibung des Arztes nach einem bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall oder Computertomographie. Die Nieren sind circa 120-180g schwer. Die normale Länge einer Niere beträgt 9-13 cm, die Breite 6 cm und die Dicke 3 cm. Anatomisch und physiologisch ist die rechte Niere meist kleiner und leichter als die linke.

Vergrößerungen können zum einen in der Niere im sogenannten Nierenbeckenkelchsystem auftreten, aber auch außerhalb dieses Kelchsystems in der Nierenrinde. Da die Niere in einer festen bindegewebigen Kapsel eingebettet ist, ist ihre akute Ausdehnung begrenzt und häufig mit stärksten Schmerzen vergesellschaftet. Chronische Krankheiten können hingehen längerfristig auch schmerzfrei zur Vergrößerung führen.

  1. Nierenrinde - Cortex renalis
  2. Nierenmark (gebildet von den
    Nierenpyramiden) -
    Medulla renalis
  3. Nierenbucht (mit Füllfett) -
    Sinus renalis
  4. Nierenkelch - Calix renalis
  5. Nierenbecken - Pelvis renalis
  6. Harnleiter - Ureter
  7. Faserkapsel - Capsula fibrosa
  8. Nierensäule - Columna renalis
  9. Nierenarterie - A. renalis
  10. Nierenvene - V. renalis
  11. Nierenpapille
    (Spitze der Nierenpyramide) -
    Papilla renalis
  12. Nebenniere -
    Glandula suprarenalis
  13. Fettkapsel - Capsula adiposa

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Ursachen einer Nierenvergrößerung

Die Ursachen einer vergrößerten Niere sind vielfältig. Liegt zum Beispiel ein Steinleiden vor, kann es zu einem Aufstau des Harns in das Nierenbeckenkelchsystem kommen. Dieses dehnt sich aus und imponiert zum Beispiel in der Sonographie (Ultraschall) vergrößert.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Nierensteine

Der Aufstau des Harns kann auch durch Faktoren außerhalb der Niere bedingt sein. Drückt zum Beispiel ein tumoröses Geschehen auf die ableitenden Harnwege, können diese verlegt werden und zum Harnaufstau und damit zur Vergrößerung der Niere führen.

Im Rahmen von akuten Nierenbeckenentzündungen kann es zu Schwellungen aufgrund von Wassereinlagerungen kommen.
Bei gesteigerter Harnproduktion im Rahmen eines Mangels an ADH (antidiuretisches Hormon) ist die Fähigkeit der Niere gestört den Harn zu konzentrieren. Es kommt zur Harnausscheidung von mehreren Litern pro Tag (Diabetes insipidus) und begleitend zur Vergrößerung der Nieren.
Weiter können Nierenzysten oder auch Nierenkrebs eine Größenzunahme der Niere bedingen.
Auch beim Diabetes mellitus kann durch Verkalkungen eine Größenzunahme der Nieren beobachtet werden.

Erblich bedingte zystische Erkrankungen der Nieren können ebenfalls zu stark vergrößerten Nieren führen.

Nierenbeckenentzündung
(bakterielle Infektion des
Nierenbeckens)
Pyelonephritis

  1. Bakterien - Escherichia coli,
    Enterokokken, Proteus,
    Klebsiella usw.
  2. Nierenarterie - Arteria renalis
  3. Rechte Niere - Ren dexter
  4. Harnleiter - Ureter
  5. Linke Niere - Ren sinister
  6. Nierenkelch - Calix renalis
  7. Nierenmark - Medulla renalis
  8. Nierenbecken - Pelvis renalis
  9. Nierenbucht (mit Füllfett) -
    Sinus renalis
  10. Nierenrinde - Cortex renalis
  11. Harnblase - Vesica urinaria
  12. Harnröhre - Urethra
  13. Vorsteherdrüse - Prostata
    (links gesunde, rechts vergrößerte)
    A - Akute primäre (unkomplizierte)
    Nierenbeckenentzündung
    (durch Bakterien in Harnwegen
    ausgelöst)
    B - Akute sekundäre (komplizierte)
    Nierenbeckenentzündung
    (durch Abflussstörungen, Stauungen
    in Harnwegen, vergrößerte Prostata)

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Diagnose einer Nierenvergrößerung

Die Diagnose einer Nierenvergrößerung wird häufig über einen Ultraschall gestellt. Hierbei werden Lage und Größe bestimmt. Zusätzlich ist es möglich den Fluss des Harns und gegebenenfalls Harnsteine zu sehen. Weiterhin können mögliche Raumforderungen inner- oder außerhalb der Niere detektiert werden.

Im Röntgen können Nieren- oder Harnsteine als Ursache der vergrößerten Niere dargestellt werden.
Auch die Computertomographie kann Aufschluss über den Grund geben.

Mit einer Gefäßdarstellung durch ein MRT der Niere (Kernspinntomographie) können mögliche Gefäßneubildungen eines Tumors oder eine Thrombose der Nierenarterie gesehen werden.

Laboruntersuchungen des Blutes und des Urins können zusätzlich Aufschluss über die Ursachen geben. Zur Abklärung unklarer Entzündungen kann auch eine Gewebeprobe der Niere entnommen werden (Nierenbiopsie).

Begleitende Symptome bei einer Nierenvergrößerung

Die möglichen begleitenden Symptome einer Nierenvergrößerung können so vielfältig sein wie ihre Ursachen. Verringerte Urinmengen, blutiger Urin und Schmerzen beim Wasserlassen können auf ein Harnsteinleiden hinweisen.
Treten Fieber, Schüttelfrost und Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen oder auch am Augenlid auf, kann dies auf eine Entzündung der Niere hindeuten, hierbei kann es aufgrund von Eiweißverlust durch die gestörte Filterfunktion der Niere zusätzlich auch zu einem schaumigen Urin kommen.
Bei einem Diabetes insipidus (Wasserharnruhr) kann die tägliche Urinmenge erhöht sein und mit stark gesteigertem Durstgefühl und dementsprechenden Trinkmengen assoziiert sein.

In manchen Fällen kann die Nierenvergrößerung unter der Haut tastbar sein. Ist ein Abszess die Ursache ist es möglich eine lokale Rötung der Haut über der Niere zu finden.
Zusätzlich kommen eine Reihe unspezifischer Symptome wie Abgeschlagenheit und ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzu, die mit Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit einhergehen können.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome einer Nierenzyste und Symptome von Nierenversagen

Schmerzen bei einer Nierenvergrößerung

Nierenschmerzen können je nach Ursache akut kolikartig aber auch chronisch anhaltend auftreten. Häufig wird ein Flankenschmerz beschrieben sowie ein Klopfschmerz über den Nieren, der durch das beklopfen mit der Faust auf Nierenhöhe am Rücken ausgelöst werden kann.
Schmerzen in der Leistenregion können durch den Druck der vergrößerten Niere auf die anliegenden Nerven entstehen. Die Nierenkapsel ist schmerzempfindlich und kaum dehnbar. Bei einer Entzündung können durch die dabei entstehende Schwellung und den begrenzten Platz starke Schmerzen entstehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome von Nierenschmerzen und Nierenschmerzen - was tun?

Therapie einer Nierenvergrößerung

Zunächst ist eine adäquate Schmerzlinderung durch potente Schmerzmedikamente die wichtigste Maßnahme. Die weiteren Behandlungsstrategien richten sich je nach der Ursache.

Blockiert ein Harnstein die Harnleiter und verhindert das Abfließen des Harns, kann bei Steinen kleiner als 5 Millimeter und komplikationslosem Verlauf ein spontaner Abgang des Steins abgewartet werden. Hierbei sollte sich der/die Betroffene unterstützend viel bewegen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Unterstützend kann der Arzt Medikamente verordnen die den Steinabgang begünstigen. Der Urin sollte dann durch ein Sieb abgegeben werden, zur Überprüfung eines möglichen Steinabganges.
Lesen Sie hierzu: Therapie von Nierensteinen

Zur Vorbeugung von Harnsteinen im Allgemeinen sollte eine großzügige Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2,5 Liter pro Tag erfolgen. Zusätzlich wird eine kochsalzarme, ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung empfohlen.
Lesen Sie hierzu: So können Sie Nierensteinen am besten vorbeugen

Dauer einer Nierenvergrößerung

Die Dauer einer Nierenvergrößerung hängt wieder von der jeweiligen Ursache ab. Geht beispielsweise bei einem Steinleiden der Harnstein ab, kann es relativ zeitnah dazu kommen, dass die Niere ihre ursprüngliche Größe wieder einnimmt. In diesem Fall hängt es auch von der jeweiligen Ausprägung des Krankheitsbildes ab.

Kommt es im Rahmen einer Schwangerschaft bei der Mutter zur Vergrößerung einer Niere, durch einengende anatomische Verhältnisse, kann nach der Geburt des Kindes eine rasche Normalisierung der Größe beobachtet werden.

Nierenvergrößerung der rechten/linken Niere

Physiologisch gesehen ist die rechte Niere kleiner und leichter angelegt als die linke.
Ist eine bakterielle Entzündung Ursache für die Vergrößerung der Niere, ist es nicht zwangsläufig so, dass die zweite Niere mitbetroffen sein muss. Dies kann aber zum Beispiel bei einem aufsteigenden Harnwegsinfekt der Fall sein.

Bei der Vielzahl der schwangeren Frauen kann eine Erweiterung des Nierenbeckenkelchsystems beobachtet werden. Hier wird durch Größenzunahme der Gebärmutter häufiger der rechte Harnleiter verlegt und es kommt zur temporären Größenzunahme des Kelchsystems der rechten Niere.

Bei der vererbbaren polyzystischen Nierenerkrankung findet sich eine Beteiligung beider Nieren. Solitäre Nierenzysten können einseitig oder beidseitig auftreten, diese sind häufig beschwerdefrei und werden oft als Zufallsbefund entdeckt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Nierenschmerzen auf der linken Seite und Nierenschmerzen auf der rechten Seite

Nierenvergrößerung beim Baby

Eine vergrößerte Niere kann beim Baby im Zusammenhang mit einer Verengung des Harnleiters unmittelbar am Abgang aus der Niere auftreten (Ureterabgangsstenose). Ursächlich hierfür kann zum einen eine Störung der glatten Muskulatur sein, die mit einer gestörten Peristaltik in einem Segment des Harnleiters einhergeht und somit den Abfluss des Harns aus der Niere behindert. Zum anderen können fehlangelegte Gefäße eine Verengung des Harnleiters im oberen Anteil bedingen, aber auch eine von der Norm abweichende Lage oder veränderte Form der Niere.
Hierbei ist es wichtig die Nierenfunktion engmaschig zu überwachen um eventuelle therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Die Eltern sollten zusätzlich auf die Urinmengen ihres Babys in der Windel achten.

Nierenvergrößerung beim Fötus

Die Fehlanlage in einem Teil der Harnblase kann beim Fötus zu einem sogenannten Vesikoureteralen Reflux führen. Eine mögliche Fehlanlage befindet sich an der Stelle der Harnblase wo die Harnleiter münden. Eine weitere Möglichkeit der Fehlanlage kann ein doppelt angelegter Harnleiter sein.
Beim Vesikoureteralen Reflux wird der Urin aufgrund neuronaler Innervation aus der Harnblase wieder in die Harnleiter zurück transportiert. Die Komplikation dieses Refluxes kann sich in häufigen Entzündungen mit Fieber bis hin zur Urosepsis, einem schwerwiegenden Krankheitsbild, manifestieren. Im Weiteren kann es dann auch zu einer schweren Nierenfunktionsstörung kommen, einer terminalen Niereninsuffizienz.

Die Therapie dieser Infekte sollte medikamentös kontrolliert erfolgen. Die Prognose geht mit einer hohen Spontanheilungsrate einher, dennoch sollten wiederholende und nicht kontrollierbare Infekte des Kindes hellhörig machen. Eine operative Therapie kann in diesen Fällen eine deutliche Verbesserung des Beschwerdebildes bedingen.

Vergrößertes Nierenbecken

Das Nierenbecken ist das Sammelbecken des Urins, nach dem die funktionellen Einheiten der Niere den Harn gefiltert und konzentriert haben. Die Form des Nierenbeckens hängt vom Bau der Nierenkelche ab, welche in das Becken münden. Bei besonders eng angelegten Kelchen (dendritischer Typ) bietet sich nicht viel Platz für Vergrößerung, so dass bei einem Harnaufstau der Platz limitiert ist.
Bei einer Hydronephrose (aufgestauter Urin) in Folge eines Harnsteins im Harnleiter, kann das Nierenbecken vergrößert sein. In einigen Fällen kann auch ein großer Harnstein die gesamte Fläche des Nierenbeckens auskleiden und seine Flexibilität einschränken.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.03.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023