Nystatin

Einleitung

Nystatin ist das Produkt des Bakteriums Streptomyces noursei und gehört zur Familie der Antimykotika. Antimykotika  sind Medikamente, die zur Therapie von Pilzinfektionen verwendet werden. Pilze sind vor allem bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem als Krankheitserreger bekannt. sie können sogenannte Mykosen auslösen, Pilzinfektionen, die auf der Oberfläche (Haut, Haare und Nägel) oder tiefer (z.B. in der Lunge) auftreten können.

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Wann wendet man Nystatin an?

Nystatin wird hauptsächlich zur Therapie von Infektionen mit Hefepilzen verwendet. Der häufigste Vertreter der Hefepilze ist der sogenannte Candida albicans. Infektionen mit Candida albicans können auf der Haut, Schleimhaut und in inneren Organen vorkommen. Daraus leiten sich die Anwendungsgebiete von Nystatin ab.

Einerseits ist Nystatin geeignet, um Pilzinfektionen im Darmtrakt zu bekämpfen, da das Medikament nicht vom Darm resorbiert wird. Andererseits kann es auch zur Therapie von Nagel- und Hautpilz eingesetzt werden. Zusätzlich können Candida-Infektionen im Mund- und Rachenraum (Mundsoor) therapiert werden, sowie Pilzinfektionen im Intimbereich.

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Häufig wird Nystatin präventiv bei langfristiger Einnahme von Antibiotika, Kortison oder Chemotherapeutika verschrieben, um die Infektion bei geschwächtem Immunsystem zu vermeiden.

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Wirkung von Nystatin

Nystatin gehört zur Familie der Polyene. Diese stören die Membranfunktion der Pilze und helfen so bei der Therapie vieler Pilzinfektionen. Nystatin bildet mit den Sterolen (Membranlipide) der Membran Komplexe, durch welche Poren in der Membran entstehen. Durch diese Poren, beziehungsweise Kanäle, können Ionen (geladene Teilchen) aus dem Inneren der Pilz-Zelle hinausströmen. Durch den Verlust der Ionen (vor allem positiv geladene Teilchen, also Kationen) und die gestörte Funktion der Membran, ist der Stoffwechsel der Pilze behindert. Nystatin wirkt somit fungizid, es hemmt zunächst weiteres Pilzwachstum und die Pilze sterben letztendlich ab. Besonders sensibel auf Nystatin reagieren die Hefepilze, allerdings muss darauf geachtet werden, ob die Hefepilze noch auf Nystatin ansprechen. Denn die Hefepilze können Resistenzen entwickeln, die verhindern, dass Nystatin an den Hefepilzen binden und seine Wirkung entfalten kann.

Nebenwirkungen von Nystatin

Die Nebenwirkungen von Nystatin sind gering, wenn es lokal oder oral gegeben wird. Bei lokaler Applikation in Form von Cremes ist es möglich, dass Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Nystatin auftreten. Gelegentlich kommt es zu Hautausschlag, mit Juckreiz und Quaddelbildung.

Allergische Reaktionen auf Nystatin sind eher selten, können allerdings sehr fulminant verlaufen. Schwere allergische Reaktionen im Sinne des Stevens-Johnson-Syndrom, die absolut lebensgefährlich ist, wurden beobachtet. Wenn vorher bereits allergische Reaktionen auf Nystatin oder ähnliche Wirkstoffe, wie Amphotericin oder Natamycin aufgetreten sind, sollte Nystatin nicht verwendet werden.

Weiterhin wird Nystatin oral gegeben, das heißt über den Mund. Die Nebenwirkungen in diesem Fall sind ebenfalls gering, denn Nystatin kann nicht über die Schleimhäute resorbiert werden und wirkt somit nicht systemisch. In diesem Fall beschränken sich die Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Bei sehr hoher Dosierung kann es zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Im Allgemeinen ist Nystatin allerdings ein gut verträglicher Wirkstoff mit selten vorkommenden Nebenwirkungen, der sogar in der Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden kann.

Nystatin als Creme

Nystatin als Creme wird bei Pilzinfektionen auf der Hautoberfläche verwendet. Weitläufig bekannt sind Pilzinfektionen an Hand und Fuß oder auf den Nägeln. Aber auch größere Hautareale können von Pilzinfektionen befallen sein. Für diese Fälle gibt es Nystatin Cremes oder Salben, die auf den betroffenen Stellen aufgetragen werden können. Besondere Vorsicht sollte im Genital- und Afterbereich gelten, denn die Nystatin-Salbe ist nicht zur Anwendung auf Schleimhäuten geeignet. Für den Scheidenbereich existieren spezielle Vaginalsalben, die auf den äußeren Genitalbereich aufgetragen werden. Pilzinfektionen, die nicht nur auf den äußeren Vaginalbereich beschränkt sind, sondern auch im Inneren der Scheide zu finden sind, werden mit Vaginaltabletten behandelt. Diese werden in die Scheide eingeführt lösen sich dort auf. In der Regel sind diese Präparate rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Eine beliebte Nystatinhaltige Creme ist die Multilind® Heilsalbe. Lesen Sie hier mehr zu Multilind®.

Cremes werden zwei bis vier Mal täglich auf die infizierte Stelle aufgetragen. Bei erkrankten Kinder mit Windeln sollte die Creme vor dem Wickeln aufgetragen werden. Pilzinfektionen im Scheidenbereich werden je nach Ausmaß ein bis zweimal täglich versorgt, Creme und Vaginaltabletten unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit. Allerdings ist ein Arztbesuch trotzdem hilfreich, um die Arzt des Erregers zu ermitteln und eine unnötige oder unwirksame Therapie zu vermeiden. Besonders bei Pilzinfektionen im Intimbereich sollte ein Arzt konsultiert werden.

Nystatin als Mundspülung

Die Nystatin Mundspülung dient dazu Pilzinfektionen im Mund zu behandeln. Mundsoor (Infektion im Mund und Rachenbereich mit Candida albicans) tritt vor allem bei Patienten auf, die sich einer Chemotherapie unterziehen.

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Der Mund sollte hierbei nach jeder Mahlzeit ausgiebig mit der Nystatin-Lösung oder Suspension gespült werden, um die Pilze aus der Mundhöhle zu entfernen. Man sollte darauf achten, die Lösung länger im Mund zu behalten und nicht sofort hinunterzuschlucken. So kann die Lösung in alle Ecken des Mundes geraten und die Pilzsporen überall erreichen. Die Lösung kann anschließend geschluckt werden und ist nicht weiter schädlich für den Körper. Die geschluckte Mundspülung kann sogar noch dabei helfen die Speiseröhre mit zu behandeln und die dort ansässigen Hefen zu schädigen. Meist dauert die Therapie bis zu vier Wochen. In schweren Einzelfällen kann es notwendig sein, dass die Therapie länger fortgesetzt wird.

Nystatin in Form von Lutschtabletten

Die Therapie mit der Mundspülung wird mit den Lutschtabletten ergänzt . Der Verdauungstrakt beginnt mit dem Mund und endet mit dem Darm. Alle Stationen dieses Verdauungstraktes sollten dabei erreicht werden, um die Pilzinfektion restlos zu eliminieren. Die Pilzinfektion in der Mundhöhle und der Speiseröhre wird durch gründliches Spülen mit der Nystatin Lösung behandelt.

Um den Magen-Darm-Trakt zu erreichen eignen sich die Tabletten, die über eine Woche lang dreimal täglich eingenommen werden (3 Mal am Tag 2 Tabletten). Im weiteren Verlauf wird die Dosis dann auf eine Tablette dreimal täglich reduziert. Insgesamt sollte auch diese Therapie über 4 Wochen durchgeführt werden. Es empfiehlt sich die Therapie unter Kontrolle eines Arztes durchzuführen, der den Fortschritt der Therapie einschätzen und kontrollieren kann, um Komplikationen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 09.02.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021