Orlistat

Was ist Orlistat?

Bei Orlistat handelt es sich um ein Medikament aus der Gruppe der Lipasehemmer, welches zur Unterstützung einer gewichtsreduzierenden Diät eingesetzt werden kann. Orlistat hemmt dabei die fettverdauenden Enzyme im Darm, sogenannte Lipasen, und sorgt so dafür, dass weniger Fett aus der Nahrung aufgenommen wird. Dies geschieht ohne, dass der Betroffene weniger Appetit entwickelt. Die Einnahme soll es den Betroffenen ermöglichen ungefähr zehn Prozent ihres Körpergewichts zu verlieren. In Deutschland ist Orlistat unter dem Handelsnamen Xenical verschreibungspflichtig. In geringerer Dosis sind jedoch auch Orlistat-haltige Medikamente freiverkäuflich.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Appetitzügler

INDIKATIONEN zur Einnahme

Orlistat ist ein apothekenpflichtiges und zum Teil verschreibungspflichtiges Medikament, welches nur unter bestimmten Voraussetzungen eingenommen werden sollte. Betroffene mit einem Body-Mass-Index von über 30kg/m2 können begleitend zu einer kalorienreduzierten Diät Orlistat einnehmen.
Bei einem Body-Mass-Index größer 28kg/m2 und vorhandenen Risikofaktoren für adipositas-induzierte Erkrankungen ist die Einnahme ebenfalls möglich. Die Einnahme sollte immer ärztlich kontrolliert sein und nicht ohne die dementsprechenden Voraussetzungen selbstständig durchgeführt werden.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Wie kann man die Fettverbrennung ankurbeln?

WIRKUNGSPRINZIP: Wie wirkt Orlistat?

Der Wirkstoff Orlistat ist ein Hemmstoff für die Magen-Darm-Lipasen. Dies sind Enzyme, welche im Magen-Darm-Trakt Nahrungsfette spalten und umbauen, sodass diese vom Körper aufgenommen werden können. Diese Lipasen gibt es auch in anderen Körperbereichen, da Orlistat jedoch kaum aufgenommen wird, beschränkt sich die Wirkung größtenteils auf den Darm.

Die Wirkung von Orlistat ist langanhaltend und spezifisch für diese Aufgabe. Orlistat wirkt bereits im Magen und setzt seine Wirkung im Dünndarm fort. Der Wirkstoff setzt sich an eine bestimmte chemische Endung, den Serin-Rest, der Enzyme kovalent dran. Das heißt, dass die Bindung dauerhaft ist und dieses Enzym seine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. Die umgebauten Enzyme können nun nicht mehr die Triglyceride, also Nahrungsfette, in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen und somit kann der Körper diese Fette nicht aufnehmen. Für die Fettspaltung muss der Körper dann neue Enzyme bilden.

Orlistat hat dabei keine hundertprozentige Trefferquote, sondern reduziert nur die Menge an funktionierenden fettspaltenden Enzymen. Durch die reduzierte Aufnahme von Fetten, kommt auch weniger Fett in den Körperzellen und den Fettspeichern an. Die Energie muss der Körper also aus bestehenden Reserven ziehen und der Betroffene kann leichter sein Gewicht reduzieren.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Fettblocker

Weiviel kann man mit Orlistat abnehmen?

Eine Gewichtsreduktion mit Orlistat sollte immer mit einer kalorienreduzierten Diät kombiniert werden. Studien haben gezeigt, dass Betroffene bei Einnahme von Orlistat nach ungefähr 12 Wochen eine Gewichtsreduktion von 5 Prozent erreichen können. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte die Einnahme abgebrochen werden, da Orlistat nicht bei allen Personen hilft. Innerhalb eines Jahres verlieren die Betroffenen bis zu 10 Prozent des Körpergewichts. Dies ist in beiden Fällen etwas besser als bei einer ausschließlich kalorienreduzierten Diät. Die genaue Gewichtsreduktion ist dabei von vielen Faktoren abhängig und sehr individuell zu betrachten.

Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren: Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen

NEBENWIRKUNGEN: Welche Nebenwirkungen gibt es?

Wie bei allen Medikamenten werden auch bei Orlistat mögliche Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit unterteilt.
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen, diese betreffen über zehn Prozent der Einnehmenden, zählen:

Mit ein bis zehn Prozent gehören die folgenden Nebenwirkungen zu den häufigen Nebenwirkungen:

  • Infektionen der unteren Atemwege
  • Rektumschmerzen
  • Stuhlinkontinenz
  • Spannungsgefühl im Bauch
  • Zahnbeschwerden
  • Harnwegsinfektionen
  • Abgeschlagenheit
  • Menstruationsunregelmäßigkeiten
  • Angstgefühl.

Seltenere Nebenwirkungen, welche während der Studienphase aufgetreten sind, sind:

  • Gallenwegserkrankungen
  • Leberentzündungen
  • Nierenversagen
  • allergische Reaktionen bis zum allergischen Schock und Darmblutungen

Wie bereits die Prozentzahlen verraten handelt es sich bei Nebenwirkungen nicht um etwas, was jeder zu erwarten hat, sondern um Symptome, die möglicherweise auftreten können. Bei Nebenwirkungen sollte ein Arzt kontaktiert werden und die Einnahme eventuell gestoppt werden. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann das Risiko für Nebenwirkungen deutlich erhöht sein. Hierzu zählen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Diabetes und eine Nierenunterfunktion.

KONTRAINDIKATIONEN: Welche Gefahren gehen von Orlistat aus?

Wie bei fast allen Medikamenten sind auch bei Orlistat schwerwiegende Nebenwirkungen, wie ein allergischer Schock möglich. Vereinzelt wurde auch von Nieren- und Leberversagen mit teils tödlichem Ausgang berichtet. Weiterhin sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Orlistat kann beispielsweise die Wirksamkeit von HiV-Medikamenten reduzieren. Während der Stillzeit drohen dem Neugeborenen möglicherweise Schäden, da nicht bekannt ist, ob Orlistat in die Muttermilch gelangt.

Wann darf Orlistat nicht eingenommen werden?

Bei einigen Vorerkrankungen sollte Orlistat nicht genommen werden. Bei einer Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Medikaments sollte Orlistat nicht eingenommen werden, da es zu lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen kommen kann. Auch bei einem chronischen Malabsorptionssyndrom ist Orlistat nicht geeignet, da die Symptome hierdurch verstärkt werden. Gallenwegserkrankungen können ebenfalls eine Einnahme ausschließen. Da nicht bekannt ist, ob Orlistat in die Muttermilch gelangt, sollten auch stillende Mütter auf Orlistat verzichten.

WECHSELWIRKUNG: Welche Wechselwirkung gibt es?

Orlistat kann mit anderen Medikamenten wechselwirken. Bei Einnahme von Orlistat kann die Therapie von HIV reduziert sein. Auch die Wirkung der Anti-Baby-Pille kann beeinträchtigt werden. Die gleichzeitige Einnahme von Orlistat mit Ciclosporinen wird ebenfalls nicht empfohlen, da auch hierbei die Wirkung reduziert wird.
Bei der Einnahme von oralen Antikoagulantien, wie Marcumar, sollten die INR-Werte engmaschiger kontrolliert werden. Ein Einfluss auf die Therapie mit antiepileptischen Medikamenten kann nicht ausgeschlossen werden. Unproblematisch ist die zeitgleiche Einnahme von Orlistat mit Statinen, Sartanen, Digoxin und Amitryptylin. Auch eine Wechselwirkung mit Alkohol konnte nicht nachgewiesen werden.

Wirksamkeit der Pille

Eine direkte Wechselwirkung zwischen Pille und Orlistat konnte in den Studien nicht nachgewiesen werden. Die Wirkung sollte nicht unmittelbar beeinträchtigt sein. Orlistat kann jedoch zu Durchfällen führen und so kann die Aufnahme des Wirkstoffs der Pille reduziert sein. Dies kann in Ausnahmefällen zu ungeplanten Schwangerschaften führen. Bei Einnahme von Orlistat und besonders bei vorliegenden Nebenwirkungen sollte daher auf zusätzliche Verhütung geachtet werden.

Ausführliche Informationen rund über das Thema Wirksamkeit der Pille lesen Sie unter: Welche Medikamente beeinflussen die Wirkung der Pille?

Orlistat und Alkohol

In Studien konnten keine Wechselwirkungen zwischen Orlistat und Alkohol gefunden werden. Alkohol kann daher in gemäßigten Mengen auch während der Orlistat-Einnahme getrunken werden. Im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät sollte auf den hohen Kaloriengehalt von alkoholischen Getränken geachtet werden. Besonders Getränke mit viel Zucker und hohem Alkoholgehalt enthalten auch viele Kalorien, was auf den Tagesbedarf angerechnet werden sollte.

DOSIERUNG von Orlistat

Empfohlen wird eine Einnahme von 120mg Orlistat in unmittelbarer Nähe, also kurz vorher oder nachher, der Hauptmahlzeiten. Wenn die Hauptmahlzeit ausgelassen wird, sollte auch die Orlistat-Einnahme ausgelassen werden. Durch die Einnahme von mehr als drei Einheiten täglich kann kein zusätzlicher Nutzen erwartet werden, jedoch ist auch eine Überdosierung unkritisch. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann eine Dosisanpassung erforderlich sein. Diese sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

PREIS von Orlistat

Die freiverkäuflichen Orlistat-Präparate mit 60mg Wirkstoff kosten ungefähr 16 Euro pro 42 Tabletten. Größere Packungen sind pro Tablette etwas günstiger. Die verschreibungspflichtige Dosierung mit 120mg liegt bei 70 Euro für 84 Tabletten. Diese sind nur gegen ein Rezept erhältlich.
Orlistat ist in den meisten Fällen ein Privatrezept und die Kosten müssen vom Betroffenen selbst getragen werden. Vereinzelt übernehmen die Krankenkassen die Kosten im Nachhinein.

WEITERE WICHTIGE FRAGEN:

Gibt es Orlistat rezeptfrei?

Orlistat-Präparate sind in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Die Präparate bis zu einer Wirkstoffmenge von 60mg pro Tablette sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Die Dosierung von 120mg pro Tablette ist rezeptpflichtig. Auch die Einnahme der rezeptfreien Präparate sollte mit dem behandelnden Hausarzt besprochen werden, da so mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen verhindert werden können.

Welche Alternativen gibt es zu Orlistat?

Die wichtigste Alternative zu Orlistat ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit reduziertem Kaloriengehalt und sportliche Betätigung. Eine zusätzliche Einnahme von Medikamenten sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Eine andere Wirkstoffklasse als die Lipasehemmer sind die Anorektika. Diese wirken über eine Senkung des Hungergefühls und eine Steigerung des Grundumsatzes des Körpers. Hierzu zählen die Amphetamine. Aufgrund des hohen Risikos an Nebenwirkungen werden diese normalerweise nicht empfohlen.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Tipps wie man am besten abnehmen kann

Darf Orlistat in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?

Zu den Wirkungen von Orlistat in der Schwangerschaft gibt es keine Studien. Die Einnahme wird daher nicht empfohlen. Da Orlistat jedoch nur in geringen Mengen in den Körper aufgenommen wird, ist eine Einnahme bevor die Schwangerschaft bekannt ist in der Regel unkritisch. Es ist nicht bekannt, ob Orlistat in die Muttermilch gelangen kann, daher ist die Einnahme während der Stillzeit zu vermeiden. Das Neugeborene hat einen hohen Kalorienbedarf und könnte durch die Einnahme über die Muttermilch Komplikationen entwickeln.

Ausführliche Informationen hierzu lesen Sie unter: Medikamente während der Schwangerschaft

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.04.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021