Pocken

Einleitung

Die Pocken-Viren verursachten früher häufig die Infektionskrankheit der Pocken (Synonym: Blattern, Variola), welche vor Jahren noch häufig zu Komplikationen und in schlimmen Fällen sogar zum Tod führte. Aufgrund des enorm hohen Ansteckungsrisikos, waren die Pocken-Viren früher Auslöser mehrerer Epidemien.

Symptome & Diagnose

Welche Anzeichen deuten auf die Infektionskrankheit der Pocken?

Patienten mit einer Pockeninfektion weisen charakteristische Symptome auf. Kurz nach der Infektion kommt es zu allgemeineren Symptomen wie beispielsweise: Gliederschmerzen, FieberRachenbeschwerden mit Schwellungen und Entzündungen (Rachenenanthem), der Patient fühlt sich schwach und krank und es kann auch zu Rückenschmerzen kommen. Zunächst kommt es zusätzlich noch zu einem Hautausschlag, welcher sich am ganzen Körper bemerkbar machen kann, dieser verschwindet jedoch nach kurzer Zeit wieder.

Auch das Fieber geht typischerweise noch einmal kurz zurück, sodass der Patient das Gefühl bekommen kann, wieder völlig genesen zu sein, obwohl dieses Anfangsstadium am meisten infektiös ist und selbst die Kleidung des Patienten andere infizieren kann. Dann kommt es jedoch zu einem typischen Hautausschlag, welcher zunächst hauptsächlich im Gesicht auftritt. Es bilden sich größere und kleinere Papeln. Hierbei handelt es sich um Erhebungen der Haut, welche mit einer Virus-haltigen Flüssigkeit gefüllt sind und durch Jucken oder Kratzen aufplatzen können und dann das Virus überall verteilen.

Mit den Papeln treten auch immer wieder Fieberschübe auf, das Fieber steigt dann kontinuierlich an, wobei es auch immer wieder zu Wahnvorstellungen oder Halluzinationen kommen kann. Begleitend zu dem Fieber kann es außerdem zu Schüttelfrost kommen. Die Papeln können sich am ganzen Körper verteilen, wobei Kopf, Hände und Füße am meisten betroffen sind, und wandeln sich nach einiger Zeit in Pusteln um. Eine Pustel unterscheidet sich in sofern von einer Papel, als dass die Papel noch Virus-haltige Flüssigkeit enthält, während die Pustel mit Eiter gefüllt ist.

Auch die Pusteln können aufplatzen und ihren eitrigen Inhalt entleeren. Nach der Entleerung kommt es zu einer Verschorfung und einer Verkrustung, zusätzlich beginnen die Pusteln abzuflachen. Für den Patienten ist besonders dieses letzte Pustel-Stadium schwer, da es mit einem enormen Juckreiz verbunden ist, was dazu führt, dass der Patient sich ständig versucht zu kratzen und somit die Pusteln zu eröffnen. Dies kann dann, ähnlich wie bei einem Patienten mit besonders schlimmer Akne, zu Narben führen. In diesem Fall spricht man von den charakteristischen Pocken-Narben. Je nachdem, mit welche Untergruppe des Virus der Patient sich infiziert hat kommt es zu einem milden Krankheitsverlauf oder es kommt zu schweren Folgen.

Wie wird die Pocken-Krankheit diagnostiziert?

Um die Diagnose einer Pockeninfektion stellen zu können, ist es zunächst wichtig, dass der Arzt den Patienten nach eventuellen Auslandsaufenthalten befragt, falls es in einem anderen Land noch einmal zu einem Ausbruch einer Pocken-Epidemie kommen sollte. Da Patienten meist erst zum Arzt gehen wenn sich die ersten optischen Zeichen zeigen, reicht dem Arzt häufig das klinische Bild um eine Pockeninfektion festzustellen.

Der Patient weißt ein typisches Hautbild auf, zusätzlich dazu hat er Fieber und fühlt sich unwohl. Zusätzlich gibt es einen Schnelltest, bei dem das Virus unter dem Mikroskop betrachtet wird. Da es sich um das größte Virus handelt, was man bisher entdeckt hat, ist es sehr leicht zu erkennen.

Behandlung

Eine geeignete Therapie gegen eine Pockeninfektion gibt es nicht, man kann höchstens versuchen, die Symptome des Patienten zu lindern und zusätzlich fiebersenkende Mittel oder schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen.

Bemerkt der Patient die Infektion rechtzeitig, so wird er isoliert um keine weiteren Patienten zu infizieren, zusätzlich kann ihm noch der Lebend-Impfstoff gespritzt werden, was häufig zu einem milderen oder auch gar keinem Ausbruch der Krankheit führt.

Ursachen & Prophylaxe

Welche Risikofaktoren können zur Infektion mit Pockenviren führen?

Eine Infektion mit dem Pocken-Virus ist heutzutage äußerst unwahrscheinlich und vor allem in entwickelten Ländern nahezu unmöglich da das Pocken Virus seit 1980 vollkommen ausgerottet ist und nur noch Restbestände in Speziallabors aufzufinden sind. Das Pocken-Virus stammt aus der Familie der Poxviridae und wird in zwei Untergruppen unterteilt. Zum einen gibt es den Orthopoxvirus und zum anderen gibt es das Parapoxvirus. Für den Menschen interessant ist nur das Orthopoxvirus, da nur dieses die gefährliche Pocken-Krankheit verursacht.

Wichtig ist es, dass das Orthopoxvirus zwei unterschiedliche Formen der Pocken-Infektion hervorbringen kann, da das Virus zwei Subtypen besitzt.

  1. Orthopoxvirus variola ist der erste Subtyp, dieser Virus verursacht die echten Pocken, welche durch ein hohes Infektionsrisiko und das klassische Pocken-Bild gekennzeichnet sind.
  2. Orthopoxvirus alastrim hingegen verursacht die ungefährlichen, weißen Pocken.

Die Ursache einer Pockeninfektion ist meist recht einfach: Kommt ein Patient mit einem bereits infizieren Patienten in Kontakt, so überträgt sich das Virus und verursacht dann im Menschen die Krankheit. Ein Patient kann sich auf unterschiedliche und vor allem sehr banale Wege anstecken (infizieren). Zum einen über die sogenannte Schmierinfektion. Hier reicht es aus, wenn das Virus noch an der Hand eines infizierten Patienten „klebt“. Gibt man diesem Patienten die Hand so kann das Virus in den Körper gelangen und dort für die Infektionskrankheit sorgen.

Wichtig hierbei ist es, dass der Patient, welcher den Virus überträgt, nicht unbedingt selber äußerlich infiziert sein muss. Eine weitere Ursache für die Übertragung des Pockenvirus kann beispielsweise eine Türklinke oder eine Haltestange im Bus sein. Auch hier kann das Virus „kleben“ wenn zuvor ein infizierter Patient diesen Bereich angefasst hat. Die Schmierinfektion zeigt, warum das Virus sich so enorm schnell ausbreiten kann und warum es häufig bei einem Ausbruch zu Epidemien in dem betroffenen Gebiet kommt.

Eine weitere Möglichkeit der Übertragung ist die Übertragung durch Tröpfcheninfektion. Hierbei kann Patient A, der infiziert ist, Patient B anhusten. Durch die kleinen Tröpfchen die dabei frei gesetzt werden und viele Viruspartikel enthalten, ist es sehr wahrscheinlich dass Patient B ebenfalls infiziert wird. Diese zwei Übertragungsmöglichkeiten sind meist Ursache für eine Infektion mit dem Pocken-Virus. Wichtig ist es zu wissen, dass man nicht noch am selben Tag nachdem man mit einem Pockenpatienten direkt oder indirekt in Berührung kam, erkrankt.

Bei dem Pocken-Virus spricht man von einer Inkubationszeit von 7-19 Tagen. Das bedeutet, dass es circa 7-19 Tage dauern kann, bis das Virus sich so stark im Körper vermehrt hat, dass es zu einer Infektion kommt. Denn anfänglich versucht der Körper ja selber mit dem Virus zu Recht zu kommen und dieses zu bekämpfen. Deshalb dauert es eine gewissen Zeit bis die Krankheit tatsächlich ausbricht. In dieser Zeit, die man Inkubationszeit nennt, da man noch keine Symptome zeigt aber dennoch Träger des Virus ist, kann man bereits andere Patienten anstecken. Dies ist das gefährliche am Pockenvirus: Man stelle sich einen Manager vor, der mit dem Pockenvirus infiziert ist, dies aber noch nicht weiß, da er noch keine Symptome zeigt.

Täglich gibt dieser Manager 20 Personen die Hand und infiziert diese somit auch. Diese 20 Personen wiederum können andere Personen infizieren da auch sie noch keine Symptome zeigen. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell es zu einer Epidemie kommen könnte. Deshalb ist es besonders wichtig, zum einen regelmäßig auf Hände-waschen und desinfizieren zu achten. Da Pocken in Deutschland und auch der restlichen Welt jedoch ausgestorben sind, ist es eigentlich nicht möglich, dass ein Patient sich mit dem Pockenvirus infiziert, da die restlichen Bestände an Pockenviren sicher in Speziallaboren verwahrt werden.

Wie kann man einer Infektion mit Pockenviren vorbeugen?

Gegen Pocken gibt es eine Impfung mit dem Lebendimpfstoff des Vacciniavirus, wobei es sich hierbei um eine abgeschwächte Form des Kuhpockenvirus handelt. Da es zu schlimmen Impfkomplikationen kommen kann, beispielsweise eine Eiterung des Gehirns (Enzephalitis), sollte eine Pocken-Impfung nur dann durchgeführt werden, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt. Die Impfung gehört somit nicht zu den Standardimpfungen und sollte auch nicht ohne begründeten Verdacht verordnet werden!

Verlauf & Prognose

Eine Pocken-Infektion ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Je nach Schwere der Infektion kann es zu einem milden Verlauf kommen, bei dem der Patient nur die Narben zurückbehält, es kann jedoch auch zu schweren Folgen kommen, beispielsweise kann ein Patient aufgrund der Pockeninfektion: lebenslang erblinden, es kann zu LähmungenHirnschäden, Taubheit kommen. Auch die Sterblichkeitsrate (Letalität) ist je nach Schweregrad sehr hoch und kann zwischen 10-90% liegen.

Weitere Informationen

Häufigkeitsverteilung

Pocken sind eine ausgestorbene Virus-Infektion und somit finden sich auch keine Patienten mit einer aktiven Pocken-Infektion. Sollte ein Patient dennoch charakteristische Pocken-Symptome aufweisen, so muss er den Fall dem Robert-Koch-Institut melden und anschließend auf einer Isolationsstation untergebracht werden um den Ausbruch einer Epidemie zu vermeiden.

Geschichte

Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) versucht seit einigen Jahren die Welt pocken-frei zu halten. In Deutschland ist dies seit 1972 der Fall. 1972 trat der letzte Pocken-Fall in Hannover auf, seit her ist es gelungen, durch die steigende Hygiene sowie die Schutzimpfungen, die Krankheit auszurotten. Zwar erklärte man 1980 die Welt für Pockenfrei, dennoch lagern immer noch einige Viren in Speziallaboren und viele Länder halten sich größere Mengen an Impfstoffen auf Lager, falls es zu einem erneuten Ausbruch von Pocken kommt.

Besondere Angst gilt hier der Vermutung, dass man im Falle eines Angriffs, Pockenviren als Waffe einsetzten könnte da man durch eine Epidemie schnell viele Menschenleben dahinraffen könnte.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.07.2015 - Letzte Änderung: 19.07.2023