Septischer Schock

Definition

Unter einem septischen Schock versteht man eine bakterielle Infektion, die auf das Gefäßsystem übergreift. Die im Körper verteilten Erreger führen in diesem Zusammenhang zu einer gestörten Blutzirkulation, die sich in einer Kreislaufstörung zeigt. Der Patient fällt mit einem erhöhten Puls, einem erniedrigten Blutdruck und Fieber auf. Der Schock wird dabei durch Referenzwerte bezüglich des Pulses und des Blutdruckes definiert und weist auf den Notfallzustand des Patienten hin. Kann die durch die Kreislaufstörung resultierende Unterversorgung der Organe nicht behoben werden, droht ein Multiorganversagen.

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Ursachen

Die Ursache für einen septischen Schock ist eine bakterielle Infektion, die sich im Körper generalisiert. Unter einer generalisierten Infektion versteht man dabei den Übertritt der Bakterien von ihrer eigentlichen Infektionsquelle ins Blutsystem. Die mit dem Blutfluss verteilten Erreger können auf diesem Wege alle Organe erreichen. Die Infektion ist somit nicht mehr lokal, sondern generalisiert im ganzen Körper.

Der Auslöser für den Übertritt der Bakterien kann vielfältig sein. Allerdings muss irgendwo im Körper ein bakterieller Herd existiert haben, um einen septischen Schock auszulösen. Am einfachsten ist die Entwicklung anhand eines zentralen Venenkatheters (ZVK) zu erklären. Benötigt ein Patient zum Beispiel eine Intensivbehandlung mit dauerhaft vielen Infusionen, wird oft ein zentraler Venenkatheter gelegt. Er ermöglicht einen sicheren Zugang zum Gefäßsystem, der länger als ein paar Tage genutzt werden kann. Damit aber der Katheter im Blutgefäß liegt, muss zuerst die Haut und andere Strukturen durchstochen werden. Es besteht also eine Verbindung zur Hautoberfläche. Der Katheter kann von Bakterien einer infizierten Einstichwunde als Leitschiene genutzt werden und ermöglicht ihnen das Eindringen in das Gefäßsystem.

De facto können also alle chirurgische Eingriffe oder sonstige Wunden, die die Haut verletzen, im schlimmsten Fall zu einem septischen Schock führen. Aber auch chronische Erkrankungen wie zum Beispiel ein Diabetes mellitus oder eine Immunschwäche können die Entwicklung eines septischen Schockes begünstigen.

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Als Faustregel sollte nämlich gelten, dass jede Bakterienansammlung im Körper zu einer Entzündung führen kann und bei Nichtbeachtung oder Nichtbehandlung fortschreiten kann bis sie Anschluss an das Gefäßsystem kriegt. Die Ausbreitung kann in diesem Fall sowohl hygienischen, therapeutischen oder immunbezogenen Aspekten geschuldet sein.

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Pneumonie

Eine Pneumonie (Lungenentzündung) kann auch ein möglicher Auslöser eines septischen Schockes sein. Bei einer Pneumonie handelt es sich nämlich oft um eine bakterielle Infektion der Lunge durch sogenannte Pneumokokken. Die Bakterien sammeln sich in den Lungenbläschen an und führen zu einer Entzündung, die den Gasaustausch in der Lunge behindert. Schreitet die Entzündung fort, erlangt sie den Anschluss an das Gefäßsystem über die kleinen Gefäße, die die Lungenbläschen umgeben. Lösen die mit dem Blutstrom verteilten Bakterien eine heftige Kreislaufstörung mit Fieber aus, sprechen Ärzte von der Entwicklung eines septischen Schockes ausgehend von der Pneumonie.

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Diagnose

Die Diagnose eines septischen Schocks erfordert eine umfassende Untersuchung, die schnellstmöglich zur Einleitung einer Therapie führt. Der Grundpfeiler jeder ärztlichen Untersuchung - die Anamnese – kann bei einem septischen Schock aufgrund der Kreislauflage des Patienten meist nicht durchgeführt werden. Bei bewusstlosen Personen gilt es daher sich auf objektive Parameter wie die Atemfrequenz, den Puls, den Blutdruck und die Temperatur zu konzentrieren und diese, wenn nötig zu stabilisieren. Ist der Patient bei Bewusstsein oder ist eine Begleitperson anwesend, kann eine Anamnese weitere Klarheit bringen. Zusätzlich werden Blutproben entnommen und der Patient körperlich untersucht, um die Ursache genauer eingrenzen zu können. Liegen die Laborwerte vor, werden sie durch Bildgebungen wie zum Beispiel Röntgenbilder oder ein CT ergänzt. Die Diagnose „septischer Schock“ wird dann anhand der Zusammenschau der vorliegenden Vitalparameter, den Entzündungswerten im Blut und der körperlichen Untersuchung gestellt.

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Begleitende Symptome

Ein septischer Schock wird häufig durch Symptome begleitet, die sich meist durch die Kreislaufstörung erklären lassen. Dem Körper mangelt es in diesem Schockzustand grundsätzlich an Flüssigkeit. Dem Herzen wird folglich nicht mehr genug Blutvolumen zugeführt, dass es in den Kreislauf pumpen kann. Über eine erhöhte Herzfrequenz versucht es diesen Mangel zu kompensieren, was der Patient als unangenehmes Herzrasen spürt. Der Volumenmangel äußert sich subjektiv für den Betroffenen in Schwäche und Schwindel, da neben allen Organen und Geweben auch das Gehirn zu wenig mit Blut und Nährstoffen versorgt wird.

Bedrohlich wird dieser Mangel, wenn der Betroffene anfängt schwarze Punkte oder verschwommen zu sehen. Dies weist auf einen nahenden Kreislaufzusammenbruch hin, der sich ohne eingreifendes Handeln in einer Ohnmacht zeigen wird. Spitzt sich die Kreislaufstörung weiter zu, wird der Sympathikus obendrein im Rahmen dieser Stresssituation aktiviert. Die Folge ist ein kaltschweißiges Schwitzen, dass ursprünglich in Kampfsituationen den Körper kühlen sollte. Im Rahmen eines Schockzustandes äußert es sich als ein massiv einsetzendes Schwitzen. Dieses Schwitzen unterscheidet sich dabei vom Schwitzen, das vom Fieber bedingt ist. Dieses merken die Betroffenen schubweise mit einem Hitzegefühl in den Fieberphasen.

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Behandlung/Therapie

Die Behandlung eines septischen Schockes muss als zweiphasig gesehen werden. Befindet sich nämlich ein Patient im septischen Schock, befindet er sich in einem Notfallzustand. Meistens sind die Patienten aufgrund ihres schlechten Kreislaufes sogar nicht mehr in der Lage verständlich zu reden oder sind bewusstlos. Für die Erstversorgung bedeutet dies schnellstmöglich die Atmung, wenn nötig zu sichern und den Kreislauf zu stabilisieren. Dies gelingt sowohl durch eine angemessene Schocklagerung und der Zufuhr von Flüssigkeit über einen venösen Zugang. Je nach gemessenen Blutdruck und Puls kann die Verabreichung von Katecholaminen wie Adrenalin zusätzlich nötig sein. Ist der Patient soweit stabilisiert, dass er transportfähig ist, ist eine Behandlung auf der Intensivstation unerlässlich.

Verfügt der Patient über einen stabilen Kreislauf, schließt sich die zweite Phase der Behandlung an. Es gilt weiterhin die Vitalparameter des Patienten kontinuierlich über einen Monitor zu überwachen, jedoch steht jetzt die Ursachensuche zusätzlich im Fokus. Der Auslöser des Schockzustandes soll mithilfe von Blutproben und Bildgebungen herausgefunden werden und eine Aussage über den Schweregrad der Infektion geben. Ist die bakterielle Infektion gefunden und durch Laborparameter interpretiert, wird sie mithilfe von Antibiotika behandelt. Ein vorher durchgeführter Erregernachweis sichert dabei die Wirksamkeit des Antibiotikums.

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Lagerung

Die Lagerung bei einem septischen Schock entspricht der eigentlichen Schocklagerung, die von Ersthelfern bis zum Eintreten weiterer Hilfe durchgeführt werden sollte. Der Betroffene muss auf dem Rücken liegen, sodass die Beine um circa 30° hochgelagert werden können. Im Optimalfall ist der Oberkörper auch leicht erhöht. Die Lagerung erreicht, dass das Blut aus den Beinen Richtung Herz fließt und somit wieder genügend Volumen für den Kreislauf zur Verfügung steht. In den meisten Fällen ist nämlich der Flüssigkeitsmangel der Grund, warum der Betroffene in einen Schockzustand geraten ist. Das Auffinden und die Kenntnis über den Betroffenen entscheiden aber auch über die richtige Lagerung. Bei Übelkeit oder Erbrechen sollte eine stabile Seitenlage angestrebt werden, genauso wie beim Auffinden einer bewusstlosen fremden Person. Es gilt daher im Einzelfall abzuwägen wie man lagert, wobei jede Hilfe eine Besserung bringt.

Dauer

Die Dauer eines septischen Schockes kann im Einzelfall sehr stark variieren. Grundsätzlich gilt aber, dass ein Schockzustand sehr schnell therapiert werden muss, da er sonst tödlich verlaufen kann. Mit einer adäquaten Behandlung sollte ein Schockzustand nicht länger als mehrere Stunden andauern. Es bedeutet aber nur, dass der Kreislauf des Patienten durch therapeutische Maßnahmen stabilisiert ist. Damit kann er sich noch immer in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden, aber definitionsgemäß nicht mehr im Schock (Schockindex: Puls/ systolischer Blutdruck, Schock = > 1). Bei einem Absetzen der Medikamente oder der Behandlung wäre ein Rückfall zu erwarten. In schwersten Fällen kann ein Schock aber auch mehrere Tage andauern.

Prognose/Überlebenschancen

Die Prognose eines septischen Schocks hängt von vielen Faktoren ab und sollte immer vorsichtig eingeschätzt werden. Epidemiologisch versterben circa 60% der Betroffenen trotz intensivmedizinischer Therapie. Vor allem die Zahl und Virulenz der Erreger entscheiden darüber wie schnell das Ansprechen auf eine Therapie und somit eine Besserung sein wird. Die Virulenz beschreibt in diesem Zusammenhang die Fähigkeit der Bakterien eine Krankheit auszulösen. Sie muss aber auch immer mit der Resistenzfähigkeit der Bakterien gegen Antibiotika gesehen werden. Eine Multiresistenz ist dabei als prognostisch ungünstiger zu sehen. Neben den erregerbezogenen Aspekten ist aber auch der Allgemeinzustand des Patienten ausschlaggebend. Je nach körpereigener Abwehrlage und Reserven des Betroffenen gelingt die Therapie mehr oder weniger gut. Generell gilt, dass die Prognose abhängig vom Einsetzen der Therapie ist. Je früher die Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Chancen auf eine Genesung. Je länger der Schockzustand anhält, desto höher ist das Risiko für eine Verschlechterung oder bleibende Schäden.

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Folgen

Die Folgen eines septischen Schocks hängen von der Dauer und dem Ausmaß des Schockes ab. Je länger dabei die Blutzirkulation in den Organen unterbrochen war, desto stärker sind die Schäden. Das Gehirn ist dabei das empfindlichste Organ und reagiert als erstes auf eine Unterversorgung. Die Folgen einer vorübergehenden Minderversorgung können sehr stark variieren und von kurzfristigen Sprachstörungen bis Verwirrungszuständen reichen. Ist die Blutversorgung massiv unterbrochen worden, sind auch motorische Ausfälle denkbar. Nicht weniger gefährlich sind aber auch die Schäden, die durch Blutgerinnsel in den Organen selbst entstehen können. Zirkuliert das Blut nämlich nicht mehr in den Gefäßen, gerinnt es und verstopft die Gefäße. Die fehlende Blutversorgung kann wiederum ein Absterben des Gewebes hinter dem Verschluss nach sich ziehen, was sich in einer verminderten Funktion des betroffenen Organs äußern kann. Stecken in mehreren Organen Blutgerinnsel in den Gefäßen, kann sich ein Multiorganversagen entwickeln. Werden die Blutgerinnsel mit dem wiederhergestellten Blutfluss fortgeschwemmt, kann die Entwicklung einer Lungenembolie drohen. Es ist wichtig zu wissen, dass aber nicht nur der septische Schock an sich Folgen hat, sondern auch seine Therapie. Die Verwendung von Antibiotika -die unerlässlich ist- kann nämlich auch Nebenwirkungen haben. Nicht selten sind sie zum Beispiel schädlich für die Nieren. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Folgen eines septischen Schocks vielfältig sein können und auf jeden Fall einer weiteren Nachbehandlung und ärztlichen Kontrolle bedürfen.

Autor: Dr Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 06.06.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021