Actrapid®

Einleitung

Actrapid® ist ein kurzwirksames Normalinsulinpräparat, das als Injektionslösung verabreicht wird.

Handelsnamen

  • Actrapid FlexPen®, 100 I.E./ml Injektionslösung in einem Fertigpen,
    Hersteller: Novo Nordisk
  • Actrapid InnoLet® 100 I.E./ml Injektionslösung in einem Fertigpen,
    Hersteller: Novo Nordisk
  • Actrapid Penfill®, 100 I.E./ml Injektionslösung in einer Patrone,
    Hersteller: Novo Nordisk

Anwendungsbereiche

Actrapid® wird in der Therapie eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ-1 oder Typ-2 eingesetzt, entweder als reine Kurzinsulingabe oder im Rahmen einer intensivierten Insulintherapie als Bestandteil eines Mischinsulinpräparats.
Aufgrund des schnellen Eintretens seiner Wirkung ist es vor allem zur kurzfristigen Intervention bei Stoffwechselentgleisungen und zur Ersteinstellung von Diabetikern geeignet.

Mehr zu diesem Thema: Therapie von Diabetes

Anwendungsweise

Actrapid® wird 30 Minuten vor dem Essen subkutan (unter die Haut) gespritzt. Gut eignet sich hierfür die Haut an Bauchdecke, Gesäß und vorderem Oberschenkel. Um einer Verdickung der Haut an diesen Stellen vorzubeugen, sollte der Injektionsort möglichst variiert werden.

Actrapid® wird entweder als Injektionslösung in Durchstechflaschen dargereicht, woraus es vor der Anwendung mit Insulinspritzen aufgezogen wird oder als fertiger Pen (Injektionsstift), an dem die jeweilige Dosierung eingestellt wird. Von medizinischem Fachpersonal kann es auch intravenös verabreicht werden.

Lesen Sie auch unseren ArtikelInsulin

Anwendungsschema

Bei der Erkrankung Diabetes mellitus kommt es zu einer Störung des Insulinhaushalts im Körper.
Damit die Zellen des Körpers Zucker als Energiequelle aufnehmen können, wird eine gewisse Menge an Insulin benötigt. Diese Regulation wird normalerweise vom Körper übernommen. Sie ist jedoch bei Patienten mit Diabetes mellitus gestört oder gar nicht vorhanden. Daher muss, in Abhängigkeit von der aufgenommenen Nahrung, die entsprechende Menge Insulin gespritzt werden.
Um die richtige Menge an Insulin bereitzustellen gibt es für jede Insulinsorte ein spezielles Schema, das die benötigte Menge in Abhängigkeit der eingenommenen Mahlzeiten angibt. Actrapid ist ein kurz wirksames Insulin. Es wird zu jeder Mahlzeit in Abhängigkeit zum vorhandenen Blutzuckerwert und Menge der Kohlenhydrate in der Mahlzeit gespritzt. Dabei erfolgt die Anwendung 30 Minuten vor dem Essen, sodass das Insulin während der Aufnahme des Essens schon im Blut vorliegt.
Zusätzlich zum kurz wirksamen Insulin wird meist ein- bis zweimal am Tag ein lang wirksames Insulin gespritzt. Dieses soll den Grundbedarf des Tages, unabhängig von den aufgenommenen Kohlenhydraten decken.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Medikamente bei Diabetes mellitus

Die verschiedenen Actrapid-Produkte

Actrapid® FlexPen

Bei Actrapid® FlexPen handelt es sich um ein System das zum Spritzen von Insulin verwendet wird.
Es besteht aus einer schon mit Actrapid® gefüllten Spritze, dem sogenannten FlexPen. Auf diesen muss lediglich eine Nadel aufgesetzt werden, mit welcher das Actrapid® unter die Haut gespritzt werden kann. Durch das Zusammenziehen einer Hautfalte vor dem Einstechen mit der Nadel des Actrapid® Flexpens, kann sicher gestellt werden, dass der Wirkstoff nicht zu tief, also bis in den Muskel, gespritzt wird. Dabei sollten die dafür geeigneten NovoFine® oder NovoTwist® Einweg-Nadeln eingesetzt werden. Die Nadeln müssen nach jeder Anwendung gewechselt und sorgfältig entsorgt werden.
Der Actrapid® FlexPen enthält 100 Internationale Einheiten Insulin pro Milliliter des Inhalts. Die Dosierung des Actrapids muss immer an den individuellen Bedarf des Patienten angepasst werden und eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers sollte erfolgen. Ist das Actrapid® im FlexPen aufgebraucht, kann dieser nicht aufgefüllt werden. Es muss ein komplett neuer FlexPen benutzt werden. Der Vorteil des FlexPens ist, dass keine neuen Patronen eingesetzt werden müssen.

Actrapid® FlexPen Nadeln

Für den Actrapid® FlexPen gibt es spezielle Einweg-Nadeln. Wie der Name schon sagt werden diese nur einmal verwendet und danach sorgfältig entsorgt.
Für den Actrapid® FlexPen sind die NovoFine® oder NovoTwist® Einweg-Nadeln vorgesehen. Diese sind 8mm lang. So dringen sie genau unter die Haut ein ohne zu tief in das Muskel- oder Fettgewebe zu gelangen.

Die Nadel wird zunächst auf den Pen geschraubt und beide Schutzkappen werden abgezogen. Nach dem Spritzen des Actrapids wird die äußere größere Schutzkappe wieder auf die Nadel  gesetzt. Danach werden Nadel und Schutzkappe zusammen abgeschraubt und entsorgt. Der Vorteil der einmaligen Anwendung der FlexPen Nadeln ist vor allem, dass sie sehr hygienisch sind. Außerdem würden die Nadeln bei mehrmaligem Benutzen abstumpfen. Sie wären somit schwerer in die Haut einzustechen. Dabei müsste ein größerer Druck auf die Haut ausgeübt werden, wodurch diese immer stärker geschädigt wird.

Actrapid® InnoLet

Das Prinzip des Actrapid® InnoLet funktioniert wie das des Actrapid® FlexPen Systems. Auch hier handelt es sich um Insulininjektionssystem, das aus einer schon mit Actrapid® aufgefüllten Spritze, dem Fertigpen, besteht. Der Unterschied ist, dass Actrapid® InnoLet etwas weniger Einheiten abgibt als der Actrapid® FlexPen.
Als Nadeln die auf den Fertigpen aufgesetzt werden, sind bei Actrapid® InnoLet die NovoFine® oder NovoTwist® Einweg-Nadeln geeignet. Diese sollten nach jeder Anwendung gewechselt werden. Außerdem sollte möglichst bei jeder Anwendung des Actrapid® InnoLet eine andere Einstichstelle gewählt werden, um die Schäden im Gewebe so gering wie möglich zu halten.
Die Dosierung des Actrapids® hängt immer vom individuellen Stoffwechsel des Patienten ab und sollte mit dem Arzt abgesprochen sein. Ist der Inhalt des Actrapid® InnoLet Fertigpens aufgebraucht, wird der ganze Pen entsorgt. Er kann nicht wieder aufgefüllt werden, sondern wird durch einen neuen Fertigpen ersetzt.
Vor der Benutzung sollte das Actrapid® InnoLet im Kühlschrank aufbewahrt werden. Sobald es angewendet werden soll, kann es bis zu sechs Wochen bei Raumtemperatur aufbewahrt werden.

Actrapid® Penfill

Bei Actrapid® penfill handelt es sich um ein Insulininjektionssystem, bei dem das Insulin über eine Spritze, also den Pen, unter die Haut gespritzt wird. Dafür wird der Pen mit einer Patrone, die mit Actrapid® gefüllt ist, beladen. Vorne an den Pen wird dann eine passende Nadel angebracht, mit der man in die Haut einstechen und das Actrapid® spritzen kann. Eine Patrone des Penfillsystems enthält dabei in der Regel 3ml Actrapid®, was 300 Internationalen Einheiten Insulin entspricht. Dieses sollte je nach Bedarf des Patienten individuell dosiert werden. Ist die Patrone aufgebraucht, kann sie durch eine neue Patrone ersetzt werden, ohne dass immer wieder eine komplett neue Spritze benötigt wird. Dies ist der größte Unterschied zu den anderen Verabreichungssystemen. Die leeren Patronen dürfen nicht wieder aufgefüllt werden. Außerdem müssen bei der Anwendung verschiedener Insuline auch immer separate Injektionssysteme benutzt werden.
Die Nadel sollte auch bei diesem System im besten Fall nach jeder Verwendung des Penfillsystems gewechselt werden. Es ist hier jedoch möglich die Nadel mehrfach zu verwenden. Dabei sollte die Nadel immer wieder mit der großen äußeren Schutzkappe versehen werden und mindestens einmal am Tag gewechselt werden. Für die Anwendung des Actrapids sollte das passende Zubehör verwendet werden. Dabei handelt es sich um das NovoNordisk® Insulininjektionssystem und NovoFine® oder NovoTwist® Nadeln.

Dosierung

Die Dosierung des Actrapid® hängt von der Größe, dem Alter, dem Gewicht und dem individuellen Stoffwechsel des Patienten ab.
Die Stärke der Wirkung eines Insulinarzneimittels wird in Internationalen Einheiten angegeben. Dabei kommt es bei der Dosierung des Actrapids® darauf an, ob es alleine oder gleichzeitig mit einem lang wirksamem Insulin eingesetzt wird. Insgesamt werden pro Tag durchschnittlich 0,3 bis 1,0 Internationale Einheiten Insulin pro Kilogramm Körpergewicht des Patienten benötigt. Dabei sollte die individuell anzupassende Dosierung immer mit dem Arzt abgesprochen werden.
Die Dosierung kann sich bei starker körperlicher Leistung oder einer Umstellung der Essgewohnheiten ändern. Im Alter ändert sich der Stoffwechsel und daher auch der Insulinbedarf. Aus diesem Grund sollte der Blutzucker bei Patienten über 65 Jahren immer genau kontrolliert werden. In den meisten Fällen muss die Dosierungen des Actrapids® im Alter neu angepasst werden. Des Weiteren können Erkrankungen der Niere und der Leber Einfluss auf den Insulinbedarf des Körpers nehmen. Auch hier sollte der Blutzucker gut überwacht und die Dosierungen des Actrapids® gegebenenfalls angepasst werden. Um eine zu starke Wirkung des Actrapids® zu vermeiden und eine Unterzuckerung zu verhindern, sollte 30 Minuten nach der Anwendung eine kohlenhydrathaltige Mahlzeit eingenommen werden. Die Große sollte dabei in Abhängigkeit der gespritzten Dosis gewählt werden.

Nebenwirkungen

Genannt werden die relativ am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen, ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht jedoch nicht. Ausführliche Informationen finden sich in der Packungsbeilage.

Es besteht das Risiko einer Hypoglykämie (Unterzuckerung), weswegen als generelle Regel gilt, maximal eine halbe Stunde nach Einnahme eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu essen und auf Nebenmahlzeiten zu achten. Da die Konzentrationsfähigkeit unter einer Unterzuckerung leidet, kann die Fähigkeit zur Bedienung eines Fahrzeugs oder einer Maschine in diesem Fall eingeschränkt sein. Als weitere mögliche Nebenwirkung traten gelegentlich Sehstörungen auf. Am Ort der Injektion können sich Hautveränderungen entwickeln, was durch häufige Variation der Injektionsstelle jedoch abgemildert wird.

Ferner können vorübergehend Nervenschmerzen (Neuropathie) und vornehmlich zu Beginn der Insulintherapie Wassereinlagerungen in Gelenken mit Schwellungen auftreten.

Aus einer Wechselwirkung mit dem Medikament Pioglitazon resultiert in seltenen Fällen eine Herzinsuffizienz.

Wechselwirkungen

Der Insulinbedarf des Körpers kann durch die Einnahme der folgenden Medikamente beeinflusst werden:

Bei einer parallelen Therapie mit Pioglitazon (orales Antidabetikum zur Behandlung von Typ-2 Diabetes mellitus) ist es in seltenen Fällen bei Patienten mit langbestehendem Diabetes mellitus Typ 2 und einer Vorgeschichte von Schlaganfällen der Entwicklung einer Herzinsuffizienz gekommen.

Gegenanzeigen

Actrapid® darf nicht eingenommen werden, wenn Allergien oder verstärkte Reaktionen gegen dieses Insulin oder eines der weiteren Bestandteile des Präparat, z.B. Metacresol bekannt sind.

Bei einem bereits bestehenden niedrigen Blutzuckerspiegel ist die Gefahr einer Hypoglykämie groß. Diese kündigt sich u.a. an durch

  • Zittrigkeit,
  • Blässe und Herzrasen

und kann bei massivem Zuckermangel im Gehirn in einer Bewusstlosigkeit enden. Das Risiko einer Unterzuckerung steigt zusätzlich nach Alkoholkonsum. Ein weiteres Ausschlusskriterium für die Gabe von Actrapid® ist eine Funktionsstörung

Da die Gabe von Actrapid® gewichtsabhängig erfolgt, ist darüber hinaus Vorsicht bei schneller Gewichtsabnahme geboten.

Wirkungsweise

Bei der Erkrankung Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) wird entweder kein (Typ-I) oder zu wenig (Typ-2) Insulin gebildet.
Anstatt in die Zellen des Körpers aufgenommen zu werden, reichert sich der Zucker Glukose zunehmend im Blut an. Actrapid imitiert die Wirkung des körpereigenen Insulins, indem es an Rezeptoren in Fett- und Muskelzellen bindet und so die Aufnahme von Glukose in die Zelle ermöglicht. Diese benötigt Glukose zur Deckung ihres Energiebedarfs und zur Bereitstellung von Energie für andere Gewebe.

Als Normalinsulin entspricht Actrapid dem Aufbau des körpereigenen Insulins. Es wird jedoch von einer Hefe produziert, in die das für die Insulinproduktion zuständige Gen eingeschleust wurde. Wie das von der Bauchspeicheldrüse freigesetzte Insulin, setzt auch die Wirkung des Actrapids schon nach 15-30 Minuten ein und wird zwischen vier und sechs Stunden lang aufrechterhalten. Sein Wirkungsmaximum erreicht es nach ca. zwei Stunden. Der Vorteil eines kurzwirksamen Insulins ist seine Eignung zur kurzfristige Intervention bei Stoffwechselentgleisungen. Dies ist allerdings gleichzeitig mit der Gefahr einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) verbunden.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.04.2013 - Letzte Änderung: 22.10.2021