Heilungsdauer eines Außenknöchelbruchs

Einleitung

Der Außenknöchelbruch (distale Fibulafraktur = Bruch des unteren Wadenbeins) gehört zu den Spruggelenkbrüchen, die bei Menschen vor allem im Rahmen von Sportverletzungen relativ häufig auftreten. In über 80% der Fälle tritt ein Außenknöchelbruch in Folge einer traumatischen Verletzung in Form einer Ausrenkung (Subluxation bzw. Luxation) des Sprungbeins aus der Knöchelgabel auf, mit der zusammen es das Sprunggelenk bildet. Dies wird meist durch einen Fehltritt oder Sturz, also eine Umknickverletzung verursacht. Je nachdem, welche Stellung der Fuß während der Verletzung innehat und welche Kräfte wirken, können unterschiedliche Verletzungsmuster auftreten.

Am gebräuchlichsten ist hierbei die Klassifikation nach Danis-Weber, die die Brüche nach Lokalisation in ihrer Position zur Syndesmose einteilt. Die Syndesmose ist als Bandverbindung ein unechtes Gelenk, das Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) zusammenhält.

Genauer beschreiben lässt sich ein Außenknöchelbruch mit Hilfe der gängigen AO-Klassifikation (Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese), in die sich alle Bruchformen exakt einteilen lassen. Unabhängig vom Frakturtyp ist die Prognose eines Außenknöchelbruchs durchweg gut. Voraussetzung ist jedoch ein exaktes Zurücklagern der Knochenanteile in ihre anatomische, physiologische Position (Reposition).

Konservative Therapie

Prinzipiell kommen sowohl eine konservative (nicht-operative), als auch eine chirurgische Behandlung in Frage. Die konservative Behandlung kann jedoch nur angeboten werden, insofern der Bruch nicht verschoben (disloziert) ist und die Syndesmose unverletzt geblieben ist. Dies ist zum Beispiel bei einfachen Außenknöchelfrakturen unterhalb der Syndesmose oder unverschobenen Außenknöchelfrakturen auf Höhe der Syndesmose ohne Verletzung derselben der Fall. Die Therapie besteht dann in der Regel aus dem sechswöchigen Tragen eines Gipsverbandes. Die Dauer bis zur vollständigen Ausheilung ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Wie stark das betroffene Bein nach der Entfernung des Gipsverbandes belastet werden darf hängt entscheidend vom individuellen Heilungsverlauf ab, den der Arzt durch Röntgenaufnahmen kontrolliert. In der Regel dürfen aber nach ca. 3 bis 6 Monaten auch intensiv belastende Sportarten wie Tennis oder Laufen wieder ausgeführt werden.

Auch bei der konservativen Therapie kommt es, wenn auch sehr selten, zu Komplikationen, die die Heilung deutlich verzögern können. So kann es in wenigen Fällen zum Abrutschen der Fraktur (sekundäre Dislokation) kommen, die dann in der Regel operativ behoben werden muss. Desweiteren kann das Tragen des Gipsverbandes Druckschäden verursachen, die die Funktionalität des Sprunggelenkes zusätzlich einschränken. Außerdem kann sich zwischen den Frakturteilen eine Pseudoarthrose, ein falsches Gelenk ausbilden. Von einer Pseudoarthrose spricht man, wenn, je nach betroffenem Knochen, Monate nach einer Fraktur noch keine feste knöcherne Verbindung zwischen den Knochenfragmenten entstanden ist. Die Folge sind langanhaltende Schmerzen, Funktionseinschränkungen sowie eine abnorme Beweglichkeit des jeweiligen Skelettanteils.

Eine weitere Komplikation, die in Folge von Weichteil-und Nervenverletzungen im Rahmen der Fraktur auftreten kann, ist der Morbus Sudeck. Durch einen weitgehend unbekannten Mechanismus kommt es zu einem irregulären Heilungsverlauf mit Symptomen wie Ruheschmerzen, Muskelschwäche, einem Tremor, übermäßigem Schwitzen oder Ödemen. Die genannten Komplikationen treten bei der konservativen Behandlung eines Außenknöchelbruches jedoch ausgesprochen selten auf. Beschwerden wie ein Taubheitsgefühl oder Schwellungen können über einige Monate bestehen bleiben, verschwinden dann aber in aller Regel. Chronische Beschwerden wie dauerhafte Schmerzen oder eine Funktionseinschränkung sind in den allermeisten Fällen nicht zu erwarten.

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Operative Therapie

In den meisten Fällen müssen Sprunggelenksfrakturen wie der Außenknöchelbruch allerdings operativ versorgt werden. Dazu gehören alle verschobenen Außenknöchelbrüche oder Frakturen, bei denen die Syndesmose verletzt wurde. Für den Therapieerfolg entscheidend ist, dass die Achse, Länge und Rotation des Sprunggelenks exakt wiederhergestellt werden können. Hierzu sollte die Operation in den ersten sechs Stunden nach der Verletzung erfolgen.

Ausnahmen sind offene Frakturen, die eine Notfallindikation für eine operative Versorgung darstellen und massive Schwellungen, in Folge derer die Operation um einige Tage verschoben werden muss. Je nach Verletzungsmuster erfolgt die chirurgische Versorgung mit Hilfe von Schrauben-oder Plattentechniken, bzw. einer Kombination beider. Hierbei ist eine millimetergetreue Wiederherstellung der anatomischen Sprunggelenksverhältnisse von großer Bedeutung, da es sonst durch die falsche Belastung zu frühzeitigem Gelenkverschleiß kommen kann (posttraumatische Sprunggelenksarthrose). Nach dem Entfernen der Wundschläuche (Drainagen) am 2. Tag postoperativ erfolgt in der Regel die erste Röntgenkontrollaufnahme. Die Fäden werden nach ca. 10 bis 14 Tagen gezogen.

War die Operation erfolgreich, dann sollte dem Patienten eine frühfunktionelle Nachbehandlung des Außenknöchelbruches angeboten werden. Funktionalität und Beweglichkeit des Sprunggelenkes werden hierbei unter Entlastung des betroffenen Beins operiert. Dafür sollte der Patient mindestens 6 Wochen lang Unterarmgehstützen zur Mobilisation verwenden. Bettruhe samt Gipsverband ist nur in den seltensten Fällen notwendig. Nach ca. 6 Wochen kann nach einer Röntgenkontrolle der Belastungsaufbau begonnen werden. Hierbei ist die Unterstützung durch krankengymnastische Übungen unbedingt zu empfehlen. Nach ca. 8 Wochen sollte hiermit ein flüssiges Gangbild erreicht werden. Nach spätestens 3 bis sechs Monaten sind auch intensiv belastende Sportarten wie Tennis oder Laufen wieder möglich. Nach ca. 1 Jahr werden in der Regel Platten und Schrauben entfernt. Neben den Komplikationen, die sich aus der konservativen Therapie ergeben, können sich aus einer Operation immer noch zusätzliche Verzögerungen der Ausheilung ergeben. So können während der Operation Gefäße, Sehnen oder Nerven verletzt werden.

Desweiteren birgt jeder chirurgischer Eingriff ein gewisses Infektionsrisiko, das die Ausheilung von Wunde und Fraktur zum Teil drastisch einschränken kann. In seltenen Fällen kann es zur Lockerung von Implantaten kommen, die in der Folge in einer weiteren Operation wieder richtig positioniert werden müssen. Da gerade bei Knöchel-und Sprunggelenksfrakturen die Gefahr einer Thrombose bzw. einer daraus folgenden Lungenembolie relativ hoch ist, sollte sowohl bei der chirurgischen, als auch bei der konservativen Behandlung eine ausreichende Thromboseprophylaxe (z.B. mit Heparinspritzen) erfolgen. All diese Komplikationen sind jedoch selten, sodass auch nach der chirurgischen Therapie eines Außenknöchelbruches mit einer kompletten Ausheilung zu rechnen ist.

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Zusammenfassung

Unabhängig vom Frakturtyp haben Außenknöchelbrüche eine sehr gute Prognose. Nach ca. 2 Monaten ist eine normale, mäßige Belastung des betroffenen Beins wieder möglich, nach spätestens 6 Monaten können auch Sportarten wie Laufen oder Fußball wieder ausgeführt werden. Komplikationen ergeben sich sowohl bei der konservativen als auch bei der chirurgischen Therapie nur selten. Ebenso sind Spätfolgen wie chronische Schmerzen oder Funktionseinschränkungen nicht zu erwarten.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Außenknöchelbruch Nachbehandlung:

Alle Themen der Orthopädie finden Sie unter Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.06.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024