Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule sollte operativ behandelt werden, wenn eine konservative Therapie nach 6 Wochen keine Besserung erzielt, neurologische Symptome bestehen oder eine Verschlimmerung der Symptome eintritt. Vor der OP muss eine Bildgebung der Halswirbelsäule (CT oder MRT) erfolgen. Als OP-Verfahren stehen die Anteriore Diskektomie mit ventraler Fusion sowie die Dorsale Foraminotomie mit Entlastung der Nervenwurzel zur Verfügung. Bandscheibenersatz existiert in Form von Prothesen, Knochenspänen aus dem eigenen Beckenkamm oder Cages aus Titan. Die OP dauert i.d.R. 60-90 min. und es folgt ein stationärer Krankenhausaufenthalt von 2-7 Tagen. Anschließend ist eine Rehabilitation mit Krankengymnastik indiziert. Bei fortgeschrittenen Symptomen gibt es keine Garantie für die vollständige Rückbildung der Symptomatik nach der OP.
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Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Halswirbeln. Die Bandscheiben liegen jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern der Wirbelsäule und sind für die Beweglichkeit der Wirbelsäule verantwortlich. Sie besteht aus zwei Teilen einer Außenzone, dem Anulus fibrosus und einem gallertartigem Kern, dem Nucleus pulposus.
Im Rahmen eines Bandscheibenvorfalles verlagert sich der Kern der Bandscheibe (Nucleus) in Richtung des Rückenmarkkanals oder einer Nervenwurzel und durchbricht die Außenzone der Bandscheibe. Der ausgetretene Kern kann das Rückenmark einengen und so zu den typischen Symptomen eines Bandscheibenvorfalles führen.
Ursache ist meist die Alterung der Bandscheibe mit steigendem Lebensalter. Zusätzlich kommt es im Alter durch knöcherne Anbauten an den Wirbelkörpern zu einer zusätzlichen Einengung des Zervikalkanals, in dem sich das Rückenmark befindet.
Am häufigsten ereignet sich der Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule zwischen den Wirbelkörpern C5 und C6.
Lesen Sie mehr zum Thema Bandscheibenvorfall in Höhe von C5/6
Je nach Höhe des Bandscheibenvorfalles können verschiedene Stellen an Oberarm und Hand betroffen sein. Es kann zu Muskellähmungen und Taubheitsgefühl kommen.
Auf der häufigsten Höhe C5/C6 kommt es charakteristischerweise zu Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen im Bereich des Oberarmes, dem daumenseitigen Teil des Unterarmes und dem Daumen sowie zum Ausfall des Musculus biceps brachii und des Musculus brachioradialis.
Bei einem Bandscheibenvorfall von C6/7 kommt es, im Unterschied zu einem Vorfall auf Höhe C5/C6, zu einem (teilweisen) Ausfall des Trizeps-Muskels sowie Schmerzen an Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Etwaige Empfindungsstörungen treten ebenfalls an diesen Stellen auf.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Symptome eines Bandscheibenvorfalls der HWS
Vor einer Operation ist auf jeden Fall eine Bildgebung der Halswirbelsäule erforderlich. Nur wenn die Lokalisation des Bandscheibenvorfalls und die klinische Symptomatik übereinstimmen, ist eine Operation sinnvoll. In Frage kommen hierfür ein CT (Computertomographie) oder ein MRT (Magnetresonanztomographie). Während mit der CT vor allem knöcherne Strukturen der Wirbelsäule gut dargestellt werden können, dient die MRT der Darstellung der Weichteile, also auch der Bandscheiben und des Rückenmarkes.
Bevor eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall empfohlen werden sollte, wird dieser konservativ behandelt. Im Mittelpunkt stehen neben einer Schmerztherapie (zum Beispiel mit Ibuprofen) auch Krankengymnastik bzw. Physiotherapie mit Bewegung und speziellen Übungen bei einem Bandscheibenvorfall der HWS. In den meisten Fällen kann ein Bandscheibenvorfall mit diesen Maßnahmen erfolgreich behandelt werden.
Sollte die konservative Therapie innerhalb von 6 Wochen keine Besserung bringen oder liegen neurologische Symptome, wie Lähmungen (Paresen) bis zur beginnenden Querschnittslähmung, Sensibilitätsstörungen, Blasen- oder Darmstörungen vor, sollte eine Operation erfolgen. Eine weitere Indikation für eine Operation ist die Verschlimmerung der bereits bestehenden Symptome.
Für die Operation eines Bandscheibenvorfalles an der Halswirbelsäule kommen in der Regel zwei verschiedene Verfahren in Frage:
Je nach Art des Bandscheibenvorfalls wählt der Operateur das passende Verfahren aus. Bei komplexen Fällen kann auch eine Mischung aus den beiden OP-Verfahren nötig sein. Das Standardverfahren ist die Diskektomie mit einem Zugang von vorne über den Hals, da bei einem Zugang von hinten immer das Rückenmark vor dem Wirbelkörper liegt. Beide Verfahren werden unter Vollnarkose im Rahmen eines stationären Aufenthaltes durchgeführt.
Als Ersatz für die Bandscheibe wird entweder ein sogenannter Cage aus Titan oder aber eine Bandscheibenprothese eingesetzt. Die Prothese wird allerdings nur bei jungen Patienten ohne knöcherne Anbauten oder ausgeprägte Degeneration der Wirbelkörper verwendet. Vorteil der Bandscheibenprothese ist eine bleibende Beweglichkeit im operierten Segment, da die Prothese einer echten Bandscheibe nachempfunden ist. Sie ist aus einem inneren weichen Kern und einer festeren äußeren Struktur aufgebaut. Für wen diese Prothese in Frage kommt und sinnvoll erscheint, muss immer individuell für jeden Patienten zusammen mit dem behandelten Arzt entschieden werden.
Statt dem Cage kann auch ein Knochenspan aus dem Beckenkamm des Patienten verwendet werden. Diese Technik kommt jedoch heutzutage nur noch seltener zum Einsatz, da bei Patienten mit Cageversorgung eine frühere Mobilisation postoperativ möglich ist. Nachteil des Cages ist jedoch die Versteifung des betroffenen Wirbelsegmentes, sodass es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit in diesem Bereich kommen kann.
Zusätzlich kann unter bestimmten Umständen die Stabilisierung der Wirbelsäule über ein Schrauben-Stab-System oder eine Platte notwendig sein, um einer Instabilität der Wirbelsäule im entgegenzuwirken.
Wie bei jeder Operation bringt auch dieser Eingriff Risiken mit sich. Zunächst sind die allgemeinen Risiken einer Operation zu nennen: Es kann postoperativ zu Blutungen im OP-Gebiet, Infektionen oder aber Wundheilungsstörungen kommen. Bei der Operation an der Halswirbelsäule kann es zusätzlich zur Verletzung von Rückenmark oder Nerven kommen. Dies äußert sich mit Sensibilitätsstörungen oder Störungen der Bewegung bis zu Lähmungen. Die Verletzung von Nerven ist insgesamt jedoch sehr selten. Weiterhin kann es zur Verletzung von umliegenden Strukturen wie Muskeln, Luftröhre, Schilddrüse oder Gefäßen kommen. Vorübergehende Heiserkeit kann sich nach der Operation einstellen, diese bildet sich im Normalfall aber wieder zurück. Auch kann schmerzhaftes Schlucken die ersten Tage nach der Operation auftreten. Insgesamt sind Komplikationen jedoch selten.
Die Operation wird im Rahmen eines stationären Aufenthalts durchgeführt. Meist wird der Patient einen Tag vor der Operation auf die Station aufgenommen. Die Operation selbst dauert in der Regel eine Stunde bis zu 90 Minuten. Komplikationen sind selten, aber möglich. Danach schließt sich ein stationärer Aufenthalt von 2 bis 7 Tagen an. Die Dauer des Aufenthaltes variiert je nach Krankenhaus, aber auch je nach Genesung des Patienten oder dem Auftreten von Komplikationen.
Je nachdem wie lange der Krankenhausaufenthalt ist und ob sich danach eine Reha anschließt, ist die Krankheitsdauer nach Operation unterschiedlich. Insgesamt sollte mit einer Erholungszeit von circa 3 bis 6 Wochen gerechnet werden.
Nach dem stationären Krankenhausaufenthalt ist eine Rehabilitationsmaßnahme (REHA) nicht zwingend notwendig, kann sich aber anschließen. Diese kann stationär oder ambulant von zu Hause aus erfolgen. Sind keine neurologischen Ausfälle vorhanden, ist eine Reha nicht unbedingt erforderlich.
Ziele der Rehamaßnahme sind unter anderem die Schmerzlinderung, die muskuläre Stabilisierung des operierten Segmentes, Aufbau und Kräftigung der Rückenmuskulatur inkl. Rückenschule und Aufzeigen spezieller Rückenübungen. Weiterhin sollen auf einer Reha die Patienten über die Krankheit, die Bewältigung des Alltags und die Prognose der Erkrankung informiert werden. Auch berufliche Reintegration und Beratung können Themen sein.
Neben einer Reha kann einige Wochen nach Operation auch eine krankengymnastische oder physiotherapeutische Behandlung begonnen werden. Zusätzlich kann eine Therapie mit Schmerzmedikamenten sinnvoll sein. Je nach Operationstechnik und Krankenhaus kann auch das Tragen einer Halskrause zur Stabilisierung der Wirbelsäule für einige Wochen nach Operation nötig sein.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Reha nach einem Bandscheibenvorfall
Bei fortgeschrittenen Symptomen kann durch eine Operation leider keine Garantie für die vollständige Rückbildung der Symptomatik gegeben werden, es kann aber eine Besserung der Symptomatik eintreten.
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