Die Operation des Bandscheibenvorfalls wird meist erst dann eingesetzt, wenn eine konservative Behandlung nicht erfolgreich war. In der Regel werden minimalinvasive Verfahren angewandt. Dazu zählen die Laserabtragung der Bandscheibe, die Perkutane Nukleotomie und die Mikrochirurgische Chirurgie. Informieren Sie sich über Vorteile und Nachteile einer Operation.
Heutzutage wird die Indikation zur Operation bei einem Bandscheibenvorfall nur noch sehr zurückhaltend gestellt. In der Regel wird nur bei akuten (medianen) Massenvorfällen (= Massenprolapse), meist im Bereich der Lendenwirbelsäule mit Lähmungserscheinungen, direkt zur Operation geraten. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass eine große Chance zur Heilung durch konservative Therapieformen besteht.
Neben der akuten Lähmung, Ausfallerscheinungen beim Halten von Wasser und Stuhl (Caudasyndrom), besteht auch eine relative OP-Indikation, wenn die Schmerzen durch den Bandscheibenvorfall durch eine konservative Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden können.
Sollte eine lang angewendete konservative Therapie des Bandscheibenvorfalls keine oder nur eine unzureichende Schmerzrückbildung bewirken, besteht eine so genannte „relative Operationsindikation“.
Generell kann eine operative Therapie einen erneuten Vorfall nicht verhindern. Auch ein wucherndes Narbengewebe kann die operative Maßnahme in Frage stellen, da auch nach einer OP wieder Narbengewebe entstehen kann, welches dann wie ein Bandscheibenvorfall auf Nerven oder Rückenmark drückt. In diesem Fall spricht man von einem Postnukleotomiesyndrom.
Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Wann sollte ein Bandscheibenvorfall operiert werden?
Da traditionelle, offene Operationsverfahren im allgemeinen mit Risiken behaftet sind und einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus mit sich bringen, wurden so genannte minimalinvasive Verfahren zur Operation entwickelt.
Diese minimalinvasiven Verfahren können – sofern die Rahmenbedingungen stimmen – ambulant und in lokaler Anästhesie durchgeführt werden. Risiken, die durch eine Narkose nicht ausgeschlossen werden können, werden hierbei reduziert.
Minimalinvasive Verfahren können allerdings nicht in jedem Erkrankungsstadium des Bandscheibenvorfalls durchgeführt werden. Klassischerweise wird dieses Verfahren bei einfachen und relativ neuen Bandscheibenprotrusioen und –prolapsen durchgeführt. Eine Sequestrierung (Heraustreten von Bandscheibengewebe) wird in der Regel nicht minimalinvasiv therapiert.
Einen Ausschluss im Hinblick auf diese Form der operativen Maßnahme stellt auch eine Voroperation dar.
Das heißt: Patienten, die bereits an einem Bandscheibenprolaps operiert wurden, sollten mit dieser Methode nicht wieder behandelt werden.
Zu den klassischen minimalinvasiven Verfahren gehören:
Als Chemonukleose bezeichnet man das chemische Verflüssigen und das anschließende Absaugen des inneren Gallertringes der Bandscheibe.
Eine weitere therapeutische Maßnahme des Bandscheibenvorfalls stellt die Laserabtragung der Bandscheibe dar. Ähnlich wie bei der minimalinvasiven Therapie, ist auch dieses Verfahren nur für unkomplizierte, frische Vorfälle geeignet.
Diese Maßnahme beruht ebenfalls auf dem Prinzip der Volumenreduktion im Bereich der Bandscheibe die mittels eines medizinischen YAG - (Yttrium-Aluminat-Granat) - Lasers durchgeführt wird.
Dieses Verfahren ähnelt der Chemonukleose insofern, als dass auch hier eine Volumenreduktion durch Absaugen des inneren Gallertkernes erfolgt. Anders als bei der Chemonukleose wird allerdings kein Enzym zur Verflüssigung eingesetzt, sondern der Bandscheibenvorfall mechanisch entfernt.
Da große Hautwunden und große Operationsfelder nach der Operation des Bandscheibenvorfalls meistens eine längere Erholungsphase für Patienten mit sich führen, wird durch minimalinvasive chirurgische Verfahren versucht, das Eingriffsfeld möglichst klein zu halten.
Besonders bei unkomplizierten Bandscheibenvorfällen im Bereich der Lendenwirbelsäule, lässt sich dieses Verfahren gut einsetzen und operieren. Über einen kleinen Schnitt wird unter Einsatz eines Mikroskopes der Bandscheibenvorfall minimalinvasiv herausgeschnitten.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Operation eines Bandscheibenvorfall der LWS
Schwierigere Bandscheibenvorfälle können mittels minimalinvasiver Methoden (siehe oben) nicht behandelt werden. Dies sind beispielsweise Bandscheibenvorfälle, die Neurofamina betreffen, Bandscheibenvorfälle, die schon längere Zeit bestehen oder über mehrere Etagen verteilt werden. In diesen schwerwiegenden Fällen muss ein größerer, offener Zugangsweg gewählt werden, der einen breiteren Einblick in das Operationsgebiet ermöglicht.
Um dies zu ermöglichen, wird mindestens ein Teil des Ligamentum flavum ein- oder beidseitig entfernt. Man spricht hier von einer „Fensterung“, die den Zugang auf die Bandscheibe und die betreffende Nervenwurzel ermöglicht. Muss man die Nervenwurzeln zweier benachbarter Etagen darstellen, wird unter Umständen die Entfernung eines Wirbelkörperhalbbogens oder des gesamten Wirbelbogens notwendig. Dadurch kann man in alle relevanten Strukturen einsehen und sie für die Behandlung zugänglich machen. Der Bandscheibenvorfall kann ganz oder teilweise entfernt werden. Die Rekonvaleszenz (= Genesung) ist aufgrund der umfangreicheren Präparation zwangsläufig länger, als beim mikrochirurgischem Verfahren.
An der behandelten Stelle entsteht – wie bei allen anderen operativen Eingriffen – ganz unvermeidlich ein Narbengewebe, dessen Umfang individuell unterschiedlich ist. Im ungünstigen Falle neigt dieses Narbengewebe zur Wucherung, was wiederum raumfordernd wirkt und Druck auf die Nerven ausübt. In solchen Fällen kann eine weitere Operation zur Reduktion des Narbengewebes notwendig werden (Postnukleotomiesyndrom). Ein Postnukleotomiesyndrom kann nur in Ausnahmefällen chirurgische angegangen werden. Daher stehen zur Bekämpfung des chronischen Schmerzes nur konservative Therapiemethoden zu Verfügung.
Im Rahmen der Therapie vom chronischen Schmerz haben wir mit den Schmerzspezialisten unseres Teams ein Programm entwickelt.
Besonders geeignet hat sich in diesem Bereich die progressive Muskelrelaxation, das sich an Personen richtet die unter chronischen Rückenschmerzen leiden, richtet.
Weitere Informationen finden Sie unter progressive Muskelentspannung.
Auch kann sich eine schmerzhafte Wirbelsäuleninstabilität nach Ausräumung einer Bandscheibenetage entwickeln. Auch hier können Folgeoperationen notwendig werden z.B. eine Versteifungsoperationen.
In immer größerem Ausmaß werden auch Bandscheibenprothese eingesetzt, die die Funktion einer normalen Bandscheibe imitieren sollen und insbesondere vor der gefürchteten Wirbelsäuleninstabilität schützen sollen.
Den Bandscheibenprothesen wird bislang eine lange Haltbarkeit attestiert, allerdings fehlen noch ausgiebigere Untersuchungsstudien. Welche Stellenwert die Bandscheibenprothese in Zukunft hat und welcher Typ der Bandscheibenprothese sich Letztendlich durchsetzen wird, wird sich zeigen.
Da das Thema Bandscheibenprothese so umfangreich ist, soll es an dieser Stelle nicht nur angerissen werden.
Eine Bandscheibenprothese kommt nur bei relativ engen Indikationen in Frage, daher muss die Wahl einer Bandscheibenprothese gegenüber eine Versteifung (Spondylodese) genau abgewoben werden.
Lesen Sie daher weiter unter: Bandscheibenprothese
Die Dauer des Eingriffs ist abhängig von der verwendeten Operationsmethode und auch von dem Schweregrad des vorliegenden Bandscheibenvorfalls.
Minimal- invasive Eingriffe, die mittels einem Endoskop durchgeführt werden, dauern häufig zwischen 30 und 60 Minuten.
Dagegen können Operationen komplizierterer Bandscheibenvorfälle oder solche, die mehrere Wirbelkörper betreffen, auch schon mal länger als 120 Minuten andauern.
Nach der Operation verbleibt der Patient meistens für circa eine Woche im Krankenhaus. Der Aufenthalt kann auch je nach Operationsmethode und individuellem Heilungsverlauf variieren. In dieser Zeit wird der Patient mit Hilfe von Krankengymnastik dabei unterstützt, sich wieder richtig zu bewegen.
Auch nach dem Krankenhaus- Aufenthalt ist häufig noch eine längere Regeneration vorgesehen.
Einige Patienten gehen in eine Rehabilitationsklinik, andere nehmen eine ambulante Krankengymnastik in Anspruch.
Die Dauer der Krankschreibung richtet sich somit nach der Anschlussbehandlung und kann mal mehr oder weniger länger notwendig sein. Häufig erfolgt zunächst eine Krankschreibung für die nächsten zwei bis drei Wochen. Nach und nach wird der Patient wieder beweglicher und kann seinem Beruf und Freitzeitaktivitäten wieder nachgehen.
Ein Bandscheibenvorfall kann mittlerweile minimal-invasiv und ambulant, zum Teil nur unter örtlicher Betäubung operiert werden. Sind die Indikationen für eine operative Versorgung des Bandscheibenvorfalls erfüllt, sollte zeitnah entsprechend therapiert werden. Die Bandscheibenvorfall-Operationen haben sich bewährt und weisen sehr gute Ergebnisse auf, sodass die meisten Betroffenen davon profitieren.
Durch das minimal-invasive Vorgehen entstehen keine größeren Narben, sodass es selten zu Wundheilungsstörungen kommt. Außerdem erlaubt die moderne Operationstechnik einen seitlichen Zugang zur Bandscheibe, welcher den Vorteil bietet, dass umliegende Strukturen im Bereich der Wirbelsäule wie Bänder und Nervengewebe nur äußert selten beschädigt werden.
Größter Vorteil ist die Tatsache, dass operierte Patienten im Vergleich zu konservativ therapierten Patienten viel schneller eine Symptomlinderung erfahren. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass bei einer entsprechenden Operationsindikation die Betroffenen von den Verfahren in der Regel profitieren.
Die Risiken einer Operation beim Bandscheibenvorfall werden im nachfolgenden Textabschnitt ausführlich beschrieben.
Neben den allgemeinen Risiken einer Operation und der damit einhergehenden Narkose bestehen spezielle Komplikationen, die je nach angewandtem Operationsverfahren auftreten können. Hierzu zählt die Verletzung von Strukturen in der Nähe des Operationsfeldes, beispielsweise die Verletzung von Nerven, Gefäßen oder inneren Organen. Die Narkoserisiken konnten durch die zunehmende Anwendung minimal-invasiver Verfahren mit örtlicher Betäubung deutlich reduziert werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Operative Komplikationen
Bedeutendster Nachteil ist für viele Patienten die Unsicherheit, ob die Operation des Bandscheibenvorfalls wirklich zu einer Besserung ihrer Beschwerden führt. Da Rückenschmerzen häufig nicht nur alleine durch den Bandscheibenvorfall bedingt sind, sondern ebenso eine Fehlbelastung der Muskulatur und Bewegungsmangel vorliegt, führt die Operation nicht immer zur vollkommener Schmerzfreiheit. Hier sind spezielle Übungen für eine Stärkung der Rückenmuskulatur unerlässlich.
Da bei invasiven Operationsverfahren die Statik der Wirbelsäule verändert wird und es gegebenenfalls zur Verletzung umgebender Strukturen kommt, können Schmerzen durch die Operation in seltenen Fällen verstärkt werden. Minimal-invasive Verfahren hingegen führen häufig zur Besserung der Rückenschmerzen. Rezidive eines Bandscheibenvorfalls sind trotz Operation möglich.
Lesen Sie mehr zum Thema: Wie kann man einem Bandscheibenvorfall am besten vorbeugen?
Als weiterer Nachteil ist die Tatsache anzuführen, dass bei dem minimal-invasiven Vorgehen eine geringfügige Röntgenstrahlbelastung besteht, da intraoperativ eine Positionskontrolle der Operationsinstrumente mit Röntgenbildern erfolgen muss.
Zusammenfassend muss auf das bessere Outcome der operierten Patienten bezüglich der Beschwerdefreiheit hingewiesen werden. Bei absoluten Operationsindikationen wie Blasen- und Mastdarmstörungen oder akuten Lähmungen ist eine Operation die einzig mögliche Therapie des Bandscheibenvorfalls.
Dank des medizinischen Fortschrittes werden Bandscheibenvorfälle heutzutage im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffes operiert.
Generell gilt dabei, dass die Risiken der Operation sehr gering sind, dennoch können mögliche Komplikationen nie komplett ausgeschlossen werden. Intraoperativ können unerwartete Probleme auftreten, welche zu einer akuten Verschlechterung der Situation des Patienten führen.
Wie bei den meisten Operationen besteht ein allgemeines Risiko, dass Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen der Wunde, starke Schmerzen und Schwellungen während und nach dem Eingriff eintreten.
Nach einer Operation ist zudem das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien erhöht.
Bei Bandscheiben-Operationen im Bereich der Lendenwirbelsäule kann es zu speziellen Problemen kommen. Dazu zählen zum Beispiel Verletzungen an Gefäßen und Nervenwurzeln, am Bauchfell (Peritoneum) oder am Darm, Verletzungen an Harnblase und Harnleiter sowie Störungen der Erektion bei Männern.
Die Verletzungsgefahr von inneren Organe besteht vor allem bei Operationen an der unteren Lendenwirbelsäule.
Ähnliche Operationen im Bereich der Halswirbelsäule können zu Gefäß- und Nervenschädigungen führen. Da im Halsbereich wichtige Strukturen für die Stimmbildung verlaufen, kann es in seltenen Fällen bei Verletzungen der zuständigen Nerven zu einer vorübergehenden Heiserkeit kommen (Recurrensparese).
Neben diesen allgemeinen Risiken existieren spezielle Komplikationen, über die der behandelnde Arzt vor dem Eingriff informieren sollte. Wird im Rahmen einer Bandscheiben-Operation die Bandscheibe durch eine künstliche Bandscheibe ersetzt, kann diese Prothese Probleme bereiten (siehe auch: Bandscheibenprothese).
Wenn das Implantat nicht richtig sitzt oder fehlerhaft mit dem umliegenden Gewebe verwächst, kann sie sich zunehmend lockern oder wandern. Sie kann einsinken und sich auch vom Knochen ablösen, wodurch wiederum die Gefahr der Nervenkompression besteht.
Daraus resultieren Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Funktionsausfälle verschiedener Körperstrukturen. Dies ist abhängig von der Höhe des zu operierenden Wirbelkörpers.
Des Weiteren kann aufgrund der Lockerung der Prothese auch die Beweglichkeit des Patienten in der Wirbelsäule eingeschränkt werden.
Die genannten Komplikationen können in manchen Fällen dazu führen, dass eine erneute Operation notwendig ist, um das Implantat zu entfernen und gegen ein neues auszutauschen. Der Arzt muss nun abwägen, ob eine andere Operationstechnik für den Patienten besser geeignet ist. Weiterhin können sich die eingesetzten Implantate nach Jahren abnutzen und dann nicht mehr den gewünschten Effekt erzielen. In diesen Fällen kann eine erneute Operation ebenfalls indiziert sein.
Ein Bandscheibenvorfall in der LWS ist keine Seltenheit. Viele Patienten können aber ohne eine Operation auskommen, zumal ein Bandscheibenvorfall von einem Hexenschuss (Lumbago) von den Symptomen her nicht immer direkt abzugrenzen ist und daher nicht übereilig gehandelt werden darf.
Im Zuge einer MRT-Untersuchung bei einem Bandscheibenvorfall sollte abgeklärt werden, ob ein Bandscheibenvorfall vorliegt und ob er als gefährlich eingestuft wird. Bevor die Indikation für eine Operation gestellt wird, sollte konservativ behandelt werden. Dies umfasst Bewegungs- und Krafttraining, sowie Ergotherapie, damit sich der Patient auf die Situation einstellen und lernen kann, welche Bewegungen förderlich sind und Welche sogar schädlich sein können.
Eine verstärkte Indikation für die Operation eines Bandscheibenvorfalls an der LWS besteht, wenn der Patient Lähmungserscheinungen, Kribbelgefühle, starke und sich verschlechternde Symptomatik und Kontinenzbeschwerden hat. Dies sind Zeichen, dass die Bandscheibe das Rückenmark bzw. die austretende Nervenwurzel abklemmt und das zügig gehandelt werden muss um eine Verschlimmerung der Symptome vorzubeugen.
Die Operation erfolgt unter Vollnarkose in den meisten Fällen vom Rücken aus; d.h. der Patient liegt auf dem Bauch. Dann wird an der betroffenen Bandscheibe ein Zugang freipräpariert, sodass der Operateur an dem Bandscheibenvorfall operieren kann.
Heute kann dieser Zugang über mikrochirurgische Verfahren sehr klein gehalten werden. An vielen Stellen wird auch eine endoskopische, also minimalinvasive Variante angeboten. Dabei wird ein Röhrchen bis an die Bandscheibe hergeschoben und der Operateur arbeitet mit Kamera und kleinsten Instrumenten an der Bandscheibe. Durch die geringe Größe der Eingriffe sind die meisten Patienten schon nach wenigen Tagen wieder belastbar und können bereits in die Reha gehen.
Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Operation eines Bandescheibenvorfalls der LWS
Die Operation eines Bandscheibenvorfalls an der HWS sollte nicht leichtsinnig gestellt werden. Vorrausgehend sollte mit konservativer Therapie bestehend aus Schmerztherapie, Physiotherapie mit Bewegungs- und Krafttraining und auch Schulungen des Betroffenen bezüglich des Umgangs mit dem Bandscheibenvorfall (Entlastung, falsche Bewegungen etc.) gearbeitet werden.
Erst nach Versagen dieses Ansatzes oder bei bestehen neurologische Ausfällen und Verschlechterung der Problematik sollte operiert werden. Dabei gibt es vor allem zwei Verfahren, die Beide unter Vollnarkose stattfinden. Zum einen der Operationszugang von ventral (von vorne über den Hals). Dabei wird ein Schnitt am Hals gesetzt und die am Hals liegenden Strukturen zur Seite präpariert um dann von vorne an den Bandscheibenvorfall der HWS zu gelangen. Zum anderen besteht die Möglichkeit die Operation von dorsal (vom Nacken) aus zu machen. Hier wird ebenfalls ein Schnitt gesetzt und sich dann bis zur entsprechenden Bandscheibe vorgearbeitet. Je nach Typ und Lage des Bandscheibenvorfalls an der HWS, wird eine der beiden oder eine Kombination der Methoden angewandt.
In der OP wird die betroffene Bandscheibe entfernt und im weiteren Verlauf eine Bandscheibenprothese (künstliche Bandscheibe) oder ein Cage eingebracht. Ein Cage ist eine Art Käfig der die beiden angrenzenden Wirbel miteinander verknüpft. Im Idealfall sind die Patienten wenige Tage nach der Operation beschwerdefrei. Weiterhin ist unbedingt an eine Reha zu denken, sodass der Patient durch gutes Training und Schulungen weiteren Problemen vorbeugen und außerdem wieder voll am Leben teilnehmen kann.
Das Auftreten von Schmerzen nach einer Operation ist primär nicht besorgniserregend, sondern in einem gewissen Ausmaß normal. Jeder operativer Eingriff stellt eine starke Belastung für den Körper dar. Je nach Dauer und Lagerung des Körpers während der Operation sind Schmerzen häufig durch muskuläre Verspannungen verursacht.
Schmerzen im Bereich der OP-Narbe sind bis zu einem gewissen Punkt ebenfalls unbedenklich, da Haut und umgebendes Gewebe durch den Schnitt geschädigt wurden und sich anschließend wieder regenerieren müssen. Dieser Bereich ist kurz nach der Operation gereizt, empfindlich und kann somit auch schmerzen. Schmerzen im Bereich der Narbe können jedoch auch durch eine Entzündung der Wunde entstehen, welche zeitnah behandelt werden muss.
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Der durch die Bandscheibenoperation entlastete Rückenmarksnerv benötigt ebenfalls eine gewisse Regenerationszeit. Dies erklärt, weshalb die durch den Bandscheibenvorfall bedingten Schmerzen nicht sofort nach der Operation verschwinden, sondern Tag für Tag nachlassen.
Eine weitere Ursache für Schmerzen nach einer Bandscheibenvorfall-Operation ist die Narbenbildung. Der hierdurch hervorgerufene Schmerz kann sofort nach der OP auftreten oder sich erst im weiteren Verlauf entwickeln. Es bildet sich narbiges Gewebe im Nervenwurzelbereich, welches zur Nervenreizung führen kann. Häufig klagen Betroffenen in diesem Falle auch von einem in die Beine ausstrahlenden Schmerz.
Neben Narbengewebe können aber auch Blutungen oder Entzündungen im operierten Nervenwurzelbereich für Schmerzen sorgen. Hier ist es unerlässlich, rasch entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Möglicherweise tritt als ein allgemeines Operationsrisiko eine Materialunverträglichkeit auf, welche mit Schmerzen nach der Operation einhergeht.
Nach Ausschluss aller anderen möglichen Schmerzursachen muss die Erfolglosigkeit der Operation in Betracht gezogen werden. Zum einen ist es möglich, dass trotz des operativen Eingriffs das ursächliche Problem, der Bandscheibenvorfall, nicht behoben wurde. Zum anderen können Nerven oder umliegende Strukturen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, was nun den Schmerz bedingt.
Ein letzter Grund für Schmerzen nach einer Bandscheibenvorfall-Operation ist das sogenannte „Postnukleotomiesyndrom“. Dabei handelt es sich um einen therapieresistenten und häufig chronifizierenden Schmerz nach einer Bandscheibenvorfall-Operation. Die Ursachen dafür sind variabel und individuell abzuklären. Ein brennender und elektrisierender Schmerzcharakter kann für das Vorliegen eines solchen Syndroms hinweisgebend sein. Zudem ist der Schmerz im Rahmen eines Postdiskektomiesyndroms bewegungsabhängig und geht häufig mit zusätzlichen Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheit einher.
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Unabhängig von der Ursache der Schmerzen nach einer Bandscheibenvorfall-Operation muss bei längerfristig bestehenden Schmerzen dringend ein Arzt aufgesucht werden. Eine rechtzeitige Wiedervorstellung hat therapeutische und prognostische Relevanz.
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Eine Rehabilitation ist nach der Operation des Bandscheibenvorfalls von enormer Wichtigkeit. Der Patient muss lernen seine Bewegungen und Körperhaltung entsprechend der neuen Situation anzupassen. In der Reha wird durch Physiotherapie, Muskelaufbau, Haltungsübungen und Dehnung die Muskulatur der Wirbelsäule und auch des restlichen Körpers gestärkt. So soll sich der Patient nach der Operation schnell erholen und auch zukünftigen Beschwerden vorgebeugt werden.
Die Reha kann dank heutiger mikrochirurgischer Eingriffe schon häufig innerhalb der ersten Woche nach der Operation begonnen werden. Die Dauer und Art der Reha hängt vom Zustand und der Schwere der Symptomatik ab. Die Dauer der Reha kann zwischen 3 und 8 Wochen liegen.
Dabei besteht die Möglichkeit einer ambulanten, teilstationären oder stationären Reha. Je nach Kostenträger werden die Kosten dafür nicht vollständig übernommen und es muss mit einer Eigenbeteiligung gerechnet werden.
Kostenträger kann die Krankenversicherung, aber auch die Rentenversicherung sein. Bei Patienten, die nach der Reha tendenziell wieder arbeiten könnten, tritt häufig die Rentenkasse als Kostenträger auf, da der Patient bei Wiederherstellung der Berufsfähigkeit weiter in die Rentenkasse einzahlen wird. Den Antrag auf Reha stellt der Patient gemeinsam mit seinem behandelnden Facharzt oder Hausarzt. In schweren Fällen kann durch den Stationsarzt eine Anschlussheilbehandlung beantragt werden. Diese soll den Patienten in die körperliche Verfassung bringen wieder selbstständig Zuhause zu leben und anschließend in die beantragte Reha zugehen. Neben der medizinischen Reha kann auch eine berufliche Reha relevant sein. In dieser wird der Patient wieder an seinem Arbeitsplatz eingearbeitet oder auch umgeschult, wenn er seinen ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben kann.
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Die Kosten einer Bandscheiben- Operation können sehr unterschiedlich sein.
Die Kosten berechnen sich aufgrund der durchgeführten Operationstechnik und der eingesetzten Prothese. Bei den möglichen Vorgehensweisen unterscheidet man zwischen einer invasiven und minimal- invasiven Methode.
Je nachdem welche Methode angewandt wurde, können die Kosten unterschiedlich sein. Weiterhin fließen in die Rechnung die Kosten für eine Vollnarkose, sprich der Anästhesie, und für die während der Operation verwendeten Medikamente ein.
Anschließend fallen noch Kosten für die Länge des Krankenhausaufenthaltes an. Meist wird eine solche Operation als Fallpauschale abgerechnet, die aufgrund des individuelle Patientenfalls aber auch von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich ausfallen kann.
Ungefähr auf 3000 bis 5000€ können die Kosten geschätzt werden.
Weiterhin ist die Kostenübernahme abhängig von der Versicherung, bei der der Patient registriert ist. Es kann möglich sein, dass in manchen Fällen der Patient einen Restbetrag selber zahlen muss.
Hierzu kann er sich zum einen genaue Information in einem Vorgespräch bei dem behandelnden Arzt suchen, zum anderen sollten solche Eingriffe auch vorab mit der Krankenkasse besprochen werden. Dadurch können eventuelle unerwartete Rechnungen vermieden werden.
Was man alles bei einem Bandscheibenvorfall ohne OP tun kann, haben wir auf einer komplett eigenständigen Seite zusammengefasst.
Wichtig ist, dass jeder Bandscheibenvorfall individuell zu betrachten ist und jedem Betroffenen etwas anderes zu tun ist.
Lesen Sie hierzu mehr unter unserem Thema: Bandscheibenvorfall - was tun?
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