Ursachen von Blut im Urin

Blut im Urin, auch als Hämaturie bezeichnet, ist ein relativ häufig auftretendes Symptom, das für eine Vielzahl von Krankheiten stehen kann. Meistens betreffen diese Erkrankungen vor allem die Nieren, die ableitenden Harnwege oder die Prostata.

Einteilung der Hämaturie

Zum einen kann man das Symptom Blut im Urin bezüglich der Blutmenge in zwei Formen einteilen: Mikrohämaturie und Makrohämaturie.
Mikrohämaturie bezeichnet das für das menschliche Auge nicht sichtbare Auftreten von Blut im Urin, der Harn weist also keine Rotfärbung auf und das Blut kann nur mikroskopisch nachgewiesen werden. Bei der mikroskopischen Untersuchung wird der sichtbare Bereich in sogenannte Gesichtsfelder eingeteilt; bis zu vier rote Blutkörperchen pro Gesichtsfeld sind normal.
Im Unterschied dazu hat bei einer Makrohämaturie der Harn mit bloßem Auge erkennbar (makroskopisch) eine rötliche oder bräunliche Farbe durch die Blutbeimischung. Eine sichtbare Färbung entsteht ab einer Menge von etwa 1ml Blut pro Liter Urin.

Unter pathophysiologischen Gesichtspunkten spricht man von einer glomerulären oder einer postglomerulären Hämaturie. Bei der ersten Form liegt eine Schädigung der Nierenstruktureinheiten (Glomerulum = Nierenkörperchen) vor, bei der zweiten sind diese Strukturen hingegen intakt und die Blutungsursache ist in Veränderungen der den Nierenkörperchen nachgeschalteten Strukturen zu suchen.
Diese beiden Hämaturie-Formen können anhand des Aussehens der roten Blutkörperchen im Urin voneinander unterschieden werden, da bei glomerulärer Hämaturie diese ihre Form (Morphologie) verändern.

Tumore als Ursache für Blut im Urin

Eine mögliche Ursache für Blut im Urin sind Tumore des Urogenitaltrakts.

Der häufigste Tumor bei Männern, der auch mit Blut im Urin einhergehen kann, ist der Prostatakrebs. Risikofaktoren sind vor allem das Alter, sowie eine familiäre Veranlagung.
Prostatakrebs kann sich über Blut im Urin, Harnverhalt, Inkontinenz, Impotenz, sowie Schmerzen in den Knochen äußern.
Da diese Symptome jedoch erst sehr spät auftreten, ist es wichtig, dass Männer ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorge gehen, wo Prostatakrebs bereits früh entdeckt werden kann.
Goldstandard in der Therapie von Prostatakrebs ist die radikale Entfernung des Tumors. Bei langsam wachsenden Tumoren, oder älteren Patienten, kann jedoch auch ein konservatives Vorgehen unter antihormoneller Therapie erwogen werden.

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Ein weiterer Tumor, der mit Blut im Urin einhergeht ist das Urothelkarzinom, eine bösartige Erkrankung, die von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege ausgeht. Es können alle Organe betroffen sein, die vom sogenannten Urothel ausgekleidet sind, wie Anfangsteile der Harnröhre, Harnblase, Harnleiter und Nierenbecken.
Sie kann lange asymptomatisch bleiben, und fällt erst durch eine schmerzlose Makrohämaturie (sichtbares Blut im Urin) auf.
Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung des Urothelkarzinoms ist das Rauchen. In der Vergangenheit waren deshalb vor allem Männer über dem 65. Lebensjahr betroffen. Da mittlerweile aber mehr Frauen rauchen als noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten, gleichen sich die Zahlen an.
Therapeutisch kann, bei einer frühzeitigen Entdeckung des Krebses, eine minimal invasive Operation durchgeführt werden. Wird der Tumor erst spät entdeckt, oder ist er bereits ins umliegende Gewebe eingewachsen, muss eine radikale Operation unter Entfernung des betroffenen Organs  durchgeführt werden.
Prognostisch entwickeln viele Patienten Rezidive.

Ein anderer bösartiger Tumor, der mit Blut im Urin einhergeht ist das Nierenzellkarzinom, der häufigste Nierentumor.
Risikofaktoren sind wiederum Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und chronisches Nierenversagen.
Das Nierenzellkarzinom ist meist asymptomatisch, kann aber mit Flankenschmerzen und Makrohämaturie einhergehen.
Therapeutisch muss immer eine operative Entfernung des Tumors erfolgen, je nach Befund entweder als Nierenteilresektion oder als radikale Nierenentfernung.
Insgesamt hat das Nierenzellkarzinom eine sehr gute Prognose, da es heutzutage früh entdeckt werden können.

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Entzündungen als Auslöser von Blut im Urin

Eine Prostataentzündung kann mit starken Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber, und Blut im Urin einhergehen.
Risikofaktoren für eine Prostataentzündung sind Blasenentleerungsstörungen und Manipulationen am Urogenitaltrakt, wie das Einlegen eines Blasenkatheters.
Therapeutisch werden Antibiotika für vier Wochen verschrieben.

Eher selten bei Männern, aber möglich, vor allem bei älteren, pflegebedürftigen Männern mit Blasenkathetern, sind Harnwegsinfekte oder eine Blasenentzündung. Risikofaktoren sind liegende Blasenkatheter, sowie ein Diabetes mellitus.

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Bei Frauen hingegen sind Blasenentzündungen und Harnwegsinfekte sehr häufig, da aufgrund der anatomisch sehr kurzen Harnröhre Bakterien sehr viel schneller aufsteigen und zu einer Entzündung führen können.
Zeichen für eine Blasenentzündung sind vor allem häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen, Blut im Urin, sowie Unterleibsschmerzen. Kommen Flankenschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber hinzu, kann dies auf eine Nierenbeckenentzündung hinweisen.
Eine Blasenentzündung und eine Nierenbeckenentzündung sollten ärztlich abgeklärt und mit Antbiotika behandelt werden.

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Nieren-/ Harnleitersteine können blutigen Urin verursachen

Eine sehr häufige Erkrankung, die mit Blut im Urin und starken, kolikartigen Schmerzen einhergehen kann, sind Nieren- bzw. Harnleitersteine. Sie treten vor allem bei Männern, zwischen dem 30.-60. Lebensjahr auf.
Risikofaktoren sind unter anderem starkes Übergewicht, Gicht, sowie eine stark eiweißlastige Ernährung.

Therapeutisch kann bei Harnleitersteinen unter 5 Millimeter ein spontaner Abgang abgewartet werden, unter der Verabreichung von Schmerzmitteln und Spasmolytika (z.B. Buscopan®).
Größere Steine, über 5 Millimeter, können per Stoßwellenlithotripsie (ESWL) oder unter einer Harnleiterspiegelung entfernt werden.

Präventiv empfiehlt sich ausreichende Bewegung, viel Trinken (bis zu 2,5l am Tag) und ein reduzierter Verzehr von tierischen Fetten.

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Gynäkologische Ursachen

Die häufigste und harmloseste Ursache für Blut im Urin bei der Frau ist Menstruationsblut. Dies stammt zwar aus der Vagina und nicht der Harnröhre, allerdings kann man den Ursprung der Blutung beim Wasserlassen nicht immer eindeutig ausmachen.

Sollte eine Blutung außerhalb der regelrechten Periode auftreten, sollte unbedingt eine gynäkologische Abklärung erfolgen, damit krankhafte Prozesse wie Zysten, Polypen (gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut), oder Tumore ausgeschlossen werden können.

Endometriose, eine Erkrankung mit Versprengung von Gebärmutterschleimhaut in die ableitenden Harnwege stellt eine weitere Ursache für Blut im Urin dar, da diese Schleimhaut auch dem weiblichen Menstruationszyklus unterliegt.

Ursachen für Blut im Urin während der Schwangerschaft

Eine häufige Ursache für Blut im Urin während der Schwangerschaft ist eine Blasenentzündung, die meist mit schmerzhaftem und häufigem Wasserlassen einhergeht und mit einem Antibiotikum gut behandelt werden kann.

Wenn eine Blasenentzündung ausgeschlossen wurde, kann die Blutung auch aus der Gebärmutter stammen. Häufig liegen hier hormonelle Störungen zu Grunde oder geplatzte kleine Äderchen am gut durchbluteten Muttermund.
Hier hilft es sich sich in den ersten Monaten der Schwangerschaft körperlich zu schonen, sowie auf Sport und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Auch die Einnahme von Magnesium kann helfen.

Liegt jedoch eine sehr starke Blutung vor, die mit Rücken- oder Unterleibsschmerzen einhergeht, kann es sich auch um eine Fehlgeburt handeln. Schwangere Patientinnen mit Blut im Urin sollten sich auf jeden Fall bei ihrem Gynäkologen vorstellen.

Lesen Sie nach, was die Anzeichen einer Fehlgeburt sind.

Ursachen beim Kind/ Kleinkind

Blut im Urin bei Kindern sollte immer ärztlich abgeklärt werden.

Auslöser können Entzündungen der Nieren und der ableitenden Harnwege, aber auch Zystennieren sein. Zystennieren sind meistens angeborene Erkrankungen, die genetisch vererbbar sind. Einige Formen werden bereits nach der Geburt symptomatisch, andere erst im Kindes- oder im jungen Erwachsenenalter. Gemeinsam ist allen Formen jedoch eine Zystenbildung (Bildung von flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen) die unbehandelt zu einem Nierenversagen führt.
Symptome sind Blut im Urin, Flankenschmerzen und eine Proteinurie (Ausscheidung von Proteinen mit dem Urin). Therapeutisch steht die Früherkennung der Erkrankung und die Verhinderung einer Niereninsuffizienz im Vordergrund. Dafür sollten nierenschädigende Substanzen (zum Beispiel Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac) unbedingt vermieden werden und der Blutdruck optimal eingestellt sein.

Blut im Urin bei Kleinkindern kann jedoch auch auf einen Wilms-Tumor hinweisen. Hierbei handelt es sich um den häufigsten, bösartigen Nierentumor bei Kindern, der vor allem zwischen dem 2.-4. Lebensjahr auftritt.
Die Ursachen sind noch weitestgehend ungeklärt, man vermutet jedoch eine genetische Prädisposition. Wilms-Tumoren sind anfangs oft asymptomatisch oder gehen mit Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und einem vorgewölbten, „dickenBauch einher. Selten sind Blut im Urin und Schmerzen.
Da Wilms-Tumore oft schon früh Metastasen bilden, ist die Therapie der Wahl eine radikale, operative Entfernung der Niere mit einer anschließenden Chemotherapie, gegebenenfalls mit zusätzlicher Bestrahlung.
Insgesamt hat der Wilms-Tumor jedoch eine sehr gute Prognose, etwa 85% der Patienten können geheilt werden.

Eine andere Ursache für eine schmerzlose Makrohämaturie (sichtbares Blut im Urin) ist die IgA-Nephropathie. Sie tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf, und führt zu einer Entzündung der Nierenkörperchen (Glomeruli).
Die Ursache ist noch weitestgehend unbekannt, jedoch geht man davon aus, dass es nach leichten Atemwegsinfekten zu einer fehlerhaften Antigen-Antikörper-Komplex-Bildung kommt, die sich in den Nieren ablagern und die Nieren schädigen.
Die IgA-Nephropathie zeigt sich durch häufig wiederkehrendes, schmerzloses Blut im Urin.
Die Erkrankung ist selbst limitierend und meist ist keine Behandlung notwendig. Dennoch sollte ein Arzt zur Abklärung und regelmäßigen Kontrolle konsultiert werden.

Weitere Ursachen für Blut im Urin

Andere Ursachen für Blut im Urin können Nachblutungen bei Operationen oder Eingriffen im Urogenitaltrakt sein oder Unfälle mit Verletzungen des Urogenitaltrakts.

Auch chronische Nierenschäden, zum Beispiel durch einen schlecht eingestellten Diabetes mellitus oder einen schlecht eingestellten Blutdruck, können zu einer Mikrohämaturie (nur mikroskopisch sichtbares Blut im Urin) führen. In diesem Fall sollte unbedingt eine optimalere Einstellung des Blutzuckers oder des Blutdrucks erfolgen, um weitere Nierenschäden zu vermeiden.

Darüber hinaus können Störungen der Blutgerinnung wie Mangel an Blutplättchen (Thrombopenie), Bluterkrankheit (Hämophilie) oder medikamentös ausgelöste Verminderung der Blutgerinnung (Marcumar, Heparin) Ursache von Blut im Urin sein.

Rheumatische Erkrankungen, wie der Systemische Lupus erythematodes (SLE), können bei Nierenbeteiligung ebenfalls zu einem blutigen Urin führen.

Zu guter letzt kann der Urin auch rot gefärbt sein, obwohl er kein Blut enthält. Ursachen hierfür sind zum Beispiel:

  • der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel (rote Beete)
  • eine Myoglobinurie (Myoglobin = Sauerstoffträger der Muskulatur) nach dem Zerfall von Muskulatur
  • das Medikament Rifampicin (Antibiotikum)

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.03.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021