Brennen in der Leiste

Einleitung

In der Leistenregion befinden sich viele muskuläre Strukturen, wichtige Nervenbahnen, sensible Organe des Darm-, Harn- und Genitaltraktes, Lymphknoten und Gelenke. Viele Erkrankungen dieser Strukturen können ihre Symptome auf die Leiste projizieren, weshalb ein Leistenschmerz sehr unspezifisch ist und viele Ursachen haben kann.
Das Brennen in der Leiste muss jedoch ernst genommen werden, da es sich abhängig von der Dauer, Intensität und Art des Schmerzes um Anzeichen für teilweise bedrohliche Erkrankungen handeln kann. Durch die genaue Erfragung des Schmerzcharakters können viele potentielle Erkrankungen jedoch bereits ausgeschlossen werden. Ein oberflächliches Brennen kann auf eine Hauterkrankung hindeuten, während ein brennender Schmerz, der durch Bewegungen der Hüfte verstärkt wird, tiefer im Körper zu verorten ist.

Ursachen

Die Ursachen für ein Brennen in der Leiste sind zahlreich. Auch wenn die Beschwerden ernst genommen werden sollten, muss man zunächst nicht von einer bedrohlichen Erkrankung ausgehen. Oft stecken lediglich Hautveränderungen oder vorübergehende orthopädische Beschwerden hinter dem Symptom.
Beschwerden der Oberschenkelmuskulatur oder des Hüftgelenks machen sich sehr häufig als Brennen in der Leiste bemerkbar. Sie können etwa nach intensiver sportlicher Belastung oder bei fehlerhafter Ausübung bestimmter Bewegungen in der Hüfte auftreten.

Lang bestehende Beschwerden können auf Sehnen-, Muskel- oder Gelenkserkrankungen hindeuten. Seltener hingegen stellen die Organe des Harn- und Genitaltraktes die Ursache für ein Brennen in der Leiste dar. Blasenentzündungen, Harnröhrenentzündungen oder Infektionen der Geschlechtsorgane können dahinterstecken.

Ein sehr typischer Leistenschmerz entsteht bei Erkrankungen der Hoden oder der Eileiter und Eierstöcke bei der Frau. Beim Mann kann dies für eine Hodentorsion (Verdrehung des Hodens) oder Entzündung sprechen, bei Frauen kann durch das Brennen auch ein erster Hinweis auf eine Eileiterschwangerschaft vorliegen.

Seltene Ursachen des Brennens in der Leiste können Entzündungen der Blutgefäße, Nerven oder des Leistenbandes sein. Auch eine Blinddarmentzündung, eine Hauterkrankungen der Leiste oder Knochenschäden am Becken oder Oberschenkelknochen können eine Ursache darstellen.

Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Schmerzen in der Leiste - Das sind die häufigsten Ursachen

Leistenpilz

Bei einem Leistenpilz handelt es sich um eine Infektion der Haut mit einem Pilzerreger, die sehr hartnäckig und unangenehm verlaufen kann. Pilze besiedeln teilweise auch die gesunde Haut und verursachen nur selten Infektionen und Krankheiten.

Manche Pilze hingegen können vom gesunden Menschen zwar unterdrückt, bei immungeschwächten und kranken Patienten allerdings schwere Pilzinfektionen der Haut auslösen. In der Leiste treten diese Infektionen begünstigt auf, da es sich hier um einen warmen und durch Schweiß oft feuchten Körperbereich handelt.
Insbesondere bei übergewichtigen Patienten kann durch das überschüssige Bauchfett ein feucht-warmes Klima in der Leistengegend und an anderen Bereichen des Körpers auftreten, was den Pilzen ein optimales Milieu zur Vermehrung liefert.

Der Leistenpilz äußert sich als unangenehme Rötung mit einem Brennen und Juckreiz. Später können sich zusätzlich bakterielle Infektionen auf dem Leistenpilz bilden, die mitunter gefährliche Abszesse bilden.
Die Therapie muss mithilfe von bestimmten Medikamenten gegen die Pilzbesiedlung erfolgen und ist oft hartnäckig und langwierig. 

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Leistenpilz.

Meralgia paraesthetica

Bei der Meralgia paraesthetica handelt es sich um einen Schmerz, der durch eine Nervenkompression im Leistenbereich entsteht.
Es handelt sich dabei um ein recht häufiges Krankheitsbild, das für die Betroffenen im Alltag sehr lästig werden kann.

Unterhalb des Leistenbandes verläuft auf beiden Seiten ein sensibler Nerv, der oberflächlich auf den Oberschenkel zieht und für die Sensibilität des äußeren oberen Beines verantwortlich ist. Durch seine oberflächliche Lage kann der Nerv leicht abgedrückt werden und schmerzhafte, brennende Missempfindungen verursachen.
Dies kommt häufig bei übergewichtigen oder schwangeren Personen, beim Diabetes mellitus, nach übermäßiger Belastung oder beim Krafttraining vor. Auch enge Hosen und Gürtel sind dafür bekannt, die Meralgia paraesthetica auszulösen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Meralgia paraesthetica

Begleitende Symptome

Zu dem Brennen in der Leiste können Schmerzen unterschiedlichen Charakters hinzukommen. Brennende, ziehende, dumpfe oder stechende Schmerzen können unterschieden werden und wichtige Hinweise auf die Diagnose liefern. Weitere begleitende Symptome können abhängig von der Grunderkrankung entstehen und stark variieren.

Muskel-, Knochen- oder Sehnenbeschwerden gehen mit Schmerzen bei der Bewegung im Hüftgelenk, sowie Druckschmerz an der Hüfte und der Leiste und Einschränkungen der Beweglichkeit einher. Die betroffenen Stellen können zusätzlich gerötet, überwärmt und geschwollen sein.

Erkrankungen der Haut in der Leiste können ebenfalls als Schwellung und Rötung auffallen. Dazu können nässende und unangenehm juckende Ausschläge auftreten.

Sind Teile des Harntraktes von Erkrankungen oder Entzündungen betroffen, treten Beschwerden vermehrt beim Wasserlassen auf. Dazu können Fieber, allgemeines Unwohlsein und blutige oder trübe Verfärbungen des Urins entstehen.

Bei schweren akuten Krankheitsbildern des Darmes, der Eileiter oder anderer Bauchorgane kann es im Rahmen eines sogenannten „akuten Abdomens“ ebenso zu starken Bauchschmerzen, Abwehrspannungen und Kreislaufproblemen kommen.

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Ziehen in der Leiste

Schmerzen in der Leiste werden oft als ziehend beschrieben. Ziehende Schmerzen können ein typisches Symptom bei Sehnenzerrungen, Leistenbrüchen, Harnwegsinfekten, Eileiterschwangerschaften oder Hodentorsionen sein.
All diese Erkrankungen können unangenehme und starke ziehende Schmerzen in der Leiste auslösen. Schuld an diesen vielfachen Ursachen des Leistenschmerzes ist unter anderem der Leistenkanal. Dieser verläuft schräg von den äußeren Hüftknochen in Richtung der Genitalien.
Sowohl Blutgefäße, Lymphknoten als auch der Samenstrang verlaufen innerhalb des Leistenkanals, in dessen Verlauf es durch verschiedene Erkrankungen der primären Geschlechtsorgane zu einem Ziehen in der Leiste kommen kann.

Eine der häufigsten Ursachen eines Ziehens in der Leiste ist der Leistenbruch. Dabei kommt es durch eine Schwäche des Bindegewebes in der Bauchwand zu einer Ausstülpung des Darms am Leistenkanal außerhalb der Bauchhöhle.

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Ziehen am Oberschenkel

Ein Brennen in der Leiste, das sich in Richtung des Oberschenkels fortleitet ist keine Seltenheit. Sowohl muskuläre Strukturen, als auch Nerven ziehen aus dem Unterbauch unter dem Leistenband hindurch in Richtung Oberschenkel.
Der häufigste Grund für Beschwerden in dieser Region ist eine Muskelzerrung und Überbeanspruchung nach übermäßigem Sport oder fehlerhaft ausgeführten Bewegungen. Zerrungen in der Leiste können sehr unangenehm sein und zu Instabilität im Hüftgelenk führen.

In seltenen Fällen kann der Schmerz auch durch Nervenreizungen entstehen. Dies kann etwa bei Bandscheibenvorfällen auftreten. Hierbei drückt die Bandscheibe auf die aus der Wirbelsäule austretenden Nerven und kann fortgeleitete Schmerzen verursachen, die entlang der Leiste in den Oberschenkel und in schweren Fällen sogar bis zum Fuß ziehen können.

In der Schwangerschaft

Brennen oder stechende Beschwerden in der Leiste sind in einer Schwangerschaft keine Seltenheit. Zugrunde liegt hier oftmals ein Zusammenspiel verschiedener Probleme, die auf die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Durch die Ausschüttung bestimmter Schwangerschaftshormone, entspannen sich viele Muskeln im Körper, wodurch es zu Beschwerden vieler Art kommen kann.
Auch in der Leiste können durch die entspannten Muskeln der Bauchwand und die zusätzliche Druck- und Gewichtsbelastung durch das wachsende Kind Beschwerden entstehen. Ebenso können Hernien der Bauchwand durch den Druck und die schlaffe Muskulatur begünstigt auftreten.

Bei Beschwerden in der Schwangerschaft sollte in jedem Falle umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Ein Brennen in der Leiste kann in seltenen Fällen auf ein Problem des Uterus (Gebärmutter) zurückgeführt werden, was die Schwangerschaft gefährden kann. Auch eine fehlerhafte Lage des Embryos kann Beschwerden in der Leiste hervorrufen. Diese können hierfür sogar ein wichtiges diagnostisches Zeichen sein.

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Kann das ein Schwangerschaftszeichen sein?

Ein Brennen in der Leiste ist ein eher ungewöhnliches Schwangerschaftszeichen. Es kann jedoch auf eine fehlerhafte Lage des Embryos hindeuten. Eine häufige Anomalie der Geburt ist die Eileiterschwangerschaft, bei der sich der Embryo im Eileiter und nicht im Uterus einnistet.
Noch bevor die Schwangerschaft bekannt ist, können hierbei stechende und brennende Schmerzen im Unterbauch und in der Leiste auf der Seite des betroffenen Eileiters auftreten. Auch Übelkeit, Erbrechen und leichte Blutungen aus der Vagina können sich anschließen.

Die Eileiterschwangerschaft muss operativ beendet werden, um die Eileiter und Eierstöcke zu erhalten und Komplikationen vorzubeugen. Eine normale sogenannte „uterine“ Schwangerschaft verursacht oft erst in deutlich späteren Stadien Beschwerden des Unterbauchs und der Leiste.

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Die Diagnose

Die Diagnosestellung beginnt mit einer detaillierten Erfragung der Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung. Anhand des Charakters der Schmerzen und des Brennens lassen sich bereits viele Erkrankungen voneinander differenzieren.

In der körperlichen Untersuchung können Rötungen, Überwärmungen und Schwellungen erkannt werden, die auf ein entzündliches Geschehen hindeuten. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung der Knochen, des Hüftgelenks oder der Wirbelsäule kommen radiologische Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel das Röntgen oder die CT Untersuchung, auf der sich knöcherne Strukturen hochauflösend darstellen lassen.

Zur Darstellung eventueller Erkrankungen der Organe des Bauchs oder Beckens können die Ultraschalluntersuchung oder ebenfalls die Computertomographie herangezogen werden. Um entzündliche Geschehen oder bestimmte organische Fehlfunktionen auszuschließen, sollte in einer umfangreichen Diagnostik auch die Blutuntersuchung nicht fehlen.

Die Behandlung

Die Behandlung kann ebenso wie die vielen Ursachen eines Brennens in der Leiste stark variieren. Da in den allermeisten Fällen lediglich vorübergehende Beschwerden der Muskeln oder Sehnen vorliegen, sollten zunächst das Bein und die Hüfte geschont werden, bis die Beschwerden sich bessern.
Extrem starke oder lang andauernde Beschwerden müssen dennoch frühzeitig von einem Arzt abgeklärt werden, wobei die Therapie sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Die symptomatische Therapie zur Linderung des Brennens kann mit leichten Schmerzmitteln erfolgen. Hierzu zählen vor allem die Medikamente aus der Gruppe der NSAR, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac.
Die kausale Therapie kann bei einer Hauterkrankung mit weiteren medikamentösen Behandlungen einhergehen oder bei einem Leistenbruch und Erkrankungen des Harn- und Genitaltraktes sogar mit Operationen. Kommt es zusätzlich zum Brennen in der Leiste auch zu Abwehrspannungen des Bauches und Kreislaufbeschwerden kann das gefährliche Krankheitsbild des „akuten Abdomens“ vorliegen, das oftmals mit einer sofortigen Operation zur Diagnostik und Behebung der Erkrankung behandelt wird.

Um Leistenbeschwerden durch muskuläre Probleme, Leistenbrüche und Darmerkrankungen vorzubeugen, helfen langfristig eine starke Bauchmuskulatur, gesunde Ernährung, sowie eine Vermeidung von Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen.

Die Dauer

Die Dauer des Brennens in der Leiste hängt von der Grunderkrankung sowie der Schwere der zugrundeliegenden Beschwerden ab. Simple Zerrungen der Muskulatur können schon innerhalb weniger Tage nachlassen. Typische Reizungen und Beschwerden der Eileiter oder des Hodens können sich ebenfalls in vorübergehendem Brennen in der Leiste äußern und schon innerhalb weniger Stunden zurückgehen.

In anderen Fällen hängt die Dauer primär vom Behandlungsstatus der Grunderkrankung  ab. Erst wenn diese mit Erfolg therapiert wird, lassen die Symptome in der Leiste nach.
Medikamentöse Behandlungen erfordern eine gewisse Dauer bis der Wirkstoff in ausreichender Menge vorliegt und die Entzündung oder Erkrankung zurückdrängt.
Operative Verfahren können die Erkrankungen, zum Beispiel einen Leistenbruch, sofort beheben, bedürfen allerdings einer anschließenden Erholungsphase weniger Tage bis Wochen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.07.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024