Leistenschmerzen

Synonyme

Inguinalschmerzen

Definition

Unter dem Begriff „Leistenschmerzen“ versteht man das Auftreten von Schmerzen zwischen dem Unterleib, der Hüfte und dem Oberschenkel in der Nähe des Leistenkanals.

Einleitung

Leistenschmerzen gelten als besonders unangenehm und sind, was die möglichen Ursachen angeht, besonders vielfältig. Die Leiste befindet sich beim Menschen im unteren, seitlichen Bereich des Bauches und bildet den Übergang zwischen Oberkörper und Oberschenkel. Die Leiste selbst wird dabei durch die Beckenkämme begrenzt. Als anatomische Region beherbergt die Leiste des Menschen verschiedene Strukturen. Neben der in verschiedene Logen unterteilten Muskulatur befinden sich sowohl das Leistenband, Nerven und Gefäße, als auch Lymphknoten im Bereich der Leiste. Aus diesem Grund können die Ursachen für die Entstehung von Leistenschmerzen derart unterschiedlich sein. Die Diagnose von Leistenschmerzen stellt den Arzt also nicht selten vor eine große Herausforderung. Dennoch muss die Ursache für die Entstehung der Leistenschmerzen dringend abgeklärt und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden. Die möglichen Erkrankungen, die zu Schmerzen im Bereich der Leiste führen, unterscheiden sich im Regelfall durch das Auftreten einer charakteristischen Schmerzsymptomatik.

In Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache zeigt sich bei Leistenschmerzen eine andere Lokalisation. Zudem kann die Tatsache, ob die Beschwerden akut oder chronisch entstehen, in vielen Fällen einen entscheidenden Hinweis auf die zu Grunde liegende Erkrankung liefern. Ein scharfer, stechender Schmerz im Bereich der Leiste, der bis in den Oberschenkel ausstrahlt, kann beispielsweise auf eine Hüftgelenkserkrankung hinweisen. Dumpfe Schmerzen, die auch in Ruhe vorhanden sind, können wiederum durch Knorpelschäden verursacht werden.

Die Diagnostik der Leistenschmerzen gestaltet sich vor allem bei Männern als besonders schwierig. Grund dafür ist die Tatsache, dass Leistenschmerzen beim Mann nicht immer von Beschwerden im Bereich des Hodens abgegrenzt werden können. Personen, die über einen längeren Zeitraum Schmerzen in der Leistenregion verspüren und/oder Auffälligkeiten in diesem Bereich bemerken (beispielsweise Rötungen oder Schwellung), sollten unbedingt zeitnah einen Facharzt aufsuchen.

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Abbildung Leistenschmerzen

Schmerzen in der Leiste

  1. Leistenband -
    Ligamentum inguinale
  2. Innerer Leistenring -
    Anulus inguinalis profundus
  3. Leistenkanal -
    Canalis ionguinalis
  4. Oberflächlicher Leistenring -
    Anulus inguinalis superficialis
  5. Samenleiter (Mann) -
    Ductus deferens
    5a. Rundes Muterband (Frau) -
    Ligamentum teres uteri
  6. Lymphknoten
  7. Dickdarm - Intestinum crassum
  8. Vorderer oberer
    Darmbeinstachel -
    Spina iliaca anterior superior
  9. Schambeinhöckerchen -
    Tuberculum pubicum
  10. Hoden / Nebenhoden -
    Testis / Epididymis
    Schmerzen in der Leiste beim:
    A - Husten
    (Hinweis auf einen Leistenbruch)
    B - Heben
    (Druck im Bauchraum, Sportlerleiste)
    C - In der Schwangerschaft
    (Hormonelle Veränderungen)
    D - Entzündung des Hodens
    oder des Nebenhodens
    E - Schmerzhafte vergrößerte
    Lymphknoten / Erkrankungen des Darms


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Ursachen von Leistenschmerzen

Leistenschmerzen können durch eine Vielzahl von Erkrankungen verursacht werden. Um den möglichen Entstehungsmechanismus der Leistenschmerzen einzugrenzen, spielen vor allem die Qualität und Intensität der vom betroffenen Patienten wahrgenommenen Beschwerden eine entscheidende Rolle.

Im Allgemeinen kommt es bei Männern ungefähr acht- bis neunmal so häufig als bei Frauen zur Entstehung eines Leistenbruchs. Grund dafür ist die unterschiedliche Anatomie der Leistenregion. Während der Entwicklung eines Knaben im Mutterleib wandern die Hoden ausgehend vom Bauchraum durch den Leistenkanal bis in den Hodensack. Erst im Anschluss daran kann sich der Leistenkanal verschließen. Nach der Geburt kann es jedoch vorkommen, dass der Durchmesser dieses Kanals weiterhin stark vergrößert bleibt und eine Schwachstelle darstellt. Die betroffenen Knaben weisen aus diesem Grund zeitlebens ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Leistenbruchs mit Leistenschmerzen auf.

Darüber hinaus kann es auch im Erwachsenenalter zur Entstehung von Hernien-bedingten Leistenschmerzen kommen. Die Hauptursachen dafür sind die Veranlagung, erschlaffte Bauchmuskeln und ein wiederkehrender Druckanstieg innerhalb des Bauchraumes. Vor allem bei Rauchern und Patienten, die an einer chronischen Bronchitis leiden, kann es während des Hustens zu einem ausgeprägten Druckanstieg im Bauchraum kommen. Außerdem können Verstopfungen und starkes Pressen während des Stuhlgangs die Entstehung einer Leistenhernie mit Leistenschmerzen begünstigen. Zudem weisen junge Menschen, welche die Bauchmuskulatur stark fordern (beispielsweise beim Bodybuilding) ein erhöhtes Risiko auf. Körperliche Anstrengung und die wiederholte übermäßige Belastung der Bauchmuskulatur stellen jedoch selbst nicht die eigentliche Ursache, sondern lediglich den Auslöser für die Entstehung eines Leistenbruchs dar.

Spermaticus-Neuralgie könnte auch Leistenschmerzen verursachen. Dabei handelt es sich um attackenartige und starke Schmerzen im Gebiet des geschädigten N. genitofemoralis. Die Diagnose einer Spermaticus-Neuralgie wird mittels diversen bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall, CT und MRT, durchgeführt. 

Bei Frauen zeigt sich die Anatomie des Leistenkanals in der Regel als deutlich schmäler. Hier spielen vor allem altersbedingte Schwächungen des Gewebes, Fettleibigkeit und vorausgegangene gynäkologische Operationen eine entscheidende Rolle. Während das Risiko für die Entstehung eines einfachen Leistenbruchs bei Frauen auch mit steigendem Alter nur mäßig zunimmt, zeigt sich bei Frauen jedoch eine erheblich größere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Schenkelbruchs, der mit Leistenschmerzen einhergeht.
 

Erkrankungen, welche zu Leistenschmerzen führen

1) Leistenbruch/ Schenkelbruch

Bei einem Leistenbruch (Fachwort: Leistenhernie) handelt es sich um eine der häufigsten Erkrankungen, die zur Entstehung von Leistenschmerzen führen. Für das Auftreten dieser Beschwerden ist ursächlich der Durchtritt des Bauchfells und einzelnen Darmanteilen durch eine Schwachstelle in der Bauchwand. Im Gegensatz zur Leistenhernie tritt der Bruchsack bei Vorliegen eines Schenkelbruchs typischerweise im Bereich des Oberschenkels aus.

Therapie

Die frühzeitige Behandlung des Leistenbruchs ist die einzige Möglichkeit, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Eine Leistenhernie, die zu Leistenschmerzen führt, muss in der Regel operativ behandelt werden (Hernioplastik). Diese Methode gehört in Deutschland und auch weltweit zu den am häufigsten durchgeführten Operationen. Der Zeitpunkt des chirurgischen Eingriffs spielt eine entscheidende Rolle im Verlauf des Leistenbruchs. Mittlerweile wird die operative Behandlung des Leistenbruchs mit Leistenschmerzen in den meisten Fällen ambulant durchgeführt. Die betroffenen Patienten sind in der Regel bereits wenige Tage nach der Operation wieder arbeitsfähig.

Komplikationen

Die Komplikationen eines Leistenbruchs mit Leistenschmerzen können beim Mann deutlich schwerwiegender sein als bei der Frau. Vor allem während des Hustens, Hebens oder Pressens kann der durch/oder neben dem Leistenkanal verlaufende Bruchsack bis in den Hoden vordringen. In Folge dessen kommt es bei den betroffenen Männern zu einer deutlichen Vergrößerung des Hodensacks (Hodensackbruch; Skrotalhernie).

Sollte es durch die Verschiebung der Darmabschnitte zur Druckerhöhung innerhalb des Hodensacks kommen, ist dies nicht nur schmerzhaft sondern potenziell lebensgefährlich. Zum einen können die Darmschlingen im Hodensack blockiert werden und im Zuge dessen einen Darmverschluss verursachen. Zum anderen kann die Blutversorgung des Hodens unterbunden werden und dieser absterben.

Obwohl ein Leistenbruch mit Leistenschmerzen bei Männern häufiger zu Komplikationen führt, kann es auch bei betroffenen Frauen zur Einklemmung der Darmschlingen kommen. Aus diesem Grund sollte bei anhaltenden Leistenschmerzen umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Prognose

Bei einer frühzeitigen Diagnose und der zeitnahen Einleitung einer geeigneten Behandlungsmethode zeigt sich die Prognose der Leisten-/ oder Schenkelhernie als sehr gut. Die meisten der betroffenen Patienten weisen nach erfolgreicher Durchführung der operativen Korrektur des Leistenbruchs keinerlei Beschwerden mehr auf. In einigen Fällen kann es jedoch durch eine starke Belastung der Muskulatur zu einem erneuten Auftreten der Leistenhernie mit Leistenschmerzen kommen.

2) Harnsteinerkrankungen

Eine weitere Ursache für das Auftreten von Leistenschmerzen ist das Vorliegen einer Harnsteinerkrankung. Harnsteine bilden sich vor allem dann, wenn Salze, die normalerweise im Urin gelöst sind, auskristallisieren und sich verdichten. Patienten mit schlechten Ernährungsgewohnheiten oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen weisen in der Regel ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entstehung von Harnsteinen auf. Grund dafür ist ein Ungleichgewicht zwischen steinhemmenden und steinbildenden Substanzen im Urin. Sowohl Kalzium und Phosphat, als auch Oxalat und Urat gehören zu den Ionen, welche die Bildung von Harnsteinen begünstigen. Zitrate hingegen gelten als steinhemmende Substanzen.

Darüber hinaus spielen weitere Faktoren (beispielsweise die Urinproduktion pro Tag, Erkrankungen der Niere, Harnabflussstörungen und Bewegungsmangel) eine entscheidende Rolle in der Entstehung von Harnsteinerkrankungen, die mit Leistenschmerzen einhergehen können.

Symptome

In vielen Fällen können besonders kleine Harnsteine problemlos über die Harnwege ausgeschieden werden. Größere Harnsteine hingegen neigen dazu, auf dem Weg von der Niere bis zur Harnblase feststecken zu bleiben. Diese Harnsteine können bei den Betroffenen zur Entstehung von Leistenschmerzen führen. Wesentlich häufiger verspüren die an Harnsteinen leidenden Patienten jedoch Koliken. Unter dem Begriff „Koliken“ versteht man einen anschwellenden Schmerz, der nach wenigen Stunden seinen Höhepunkt erreicht und anschließend langsam wieder abklingt.

In Abhängigkeit davon, an welcher Stelle genau der Harnstein festsitzt, können die Beschwerden sehr stark variieren. Harnsteine, die sich im Bereich der Harnleiter befinden, verursachen oftmals Koliken und Leistenschmerzen. In einigen Fällen können diese Schmerzen sogar bis in den Rücken, die Flanken, den Unterbauch oder das Genital ausstrahlen. Der Bauchraum der betroffenen Patienten wirkt zumeist aufgebläht und verhärtet. Aufgrund der starken Schmerzen müssen die meisten Patienten eine gebückte Schonhaltung einnehmen. Auch das Auftreten von Übelkeit und Schweißausbrüchen gehört zu den typischen Symptomen der Harnsteinerkrankungen. Bei Vorliegen dieser Symptome sollte dringend umgehend ein Arzt aufgesucht und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden. Beginnt bei den betroffenen Patienten die Körpertemperatur anzusteigen (Fieber), so sollte dies als Warnsignal interpretiert werden.

Therapie

Die Behandlung der Harnsteinerkrankung mit Leistenschmerzen richtet sich nach der Größe der Harnsteine und deren exakter Lokalisation. Bei kleinen Steinen wird der Patient mit schmerzstillenden Medikamenten versorgt und anschließend dazu aufgefordert, die tägliche Trinkmenge zu erhöhen. Dies kann die Urinproduktion der Nieren antreiben und so eventuell zum Ausschwemmen des Steines führen. Darüber hinaus kann ausreichend Bewegung dabei helfen, kleine festsitzende Harnsteine zu lösen. Bei anhaltenden Beschwerden oder größeren Harnsteinen kann eine sogenannte Stoßwellenlithotripsie durchgeführt werden. Hierbei wird der Stein durch gebündelte Ultraschallwellen zerkleinert und kann anschließend über den Urin ausgeschieden werden. In schweren Fällen kann eine operative Entfernung des Harnsteins notwendig sein.

Komplikation

Die Hauptgefahr der Harnsteinerkrankung ist ein Harnstau, bei dem der regelrechte Abfluss des Urins unterbrochen ist. Dies führt zu einer Erweiterung des Nierenbeckens. Kommt es durch den Harnstau zum Übertritt von bakteriellen Erregern, kann eine Nierenbeckenentzündung entstehen. Darüber hinaus besteht bei Vorliegen einer Harnsteinerkrankung mit Leistenschmerzen das Risiko, dass bakterielle Erreger in die Blutbahn gelangen und dort eine Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen.

3) Erkrankungen von Muskeln, Sehnen und des Hüftgelenks

Sowohl Verspannungen der Muskulatur als auch gereizte Sehnen und Erkrankungen des Hüftgelenks können mit akuten Leistenschmerzen die links, rechts oder sogar beidseits auftreten einhergehen.

Vor allem in oder unmittelbar nach der Schwangerschaft kann die Lockerung des Beckenrings zu ausgeprägten Leistenschmerzen links, rechts oder beidseitig führen.

Knochenbrüche im Bereich des Scham- oder Sitzbeines, die in der Regel zur Entstehung von Leistenschmerzen führen, treten hingegen vergleichsweise selten auf.

Ursachen

Erkrankungen im Bereich des Beckens, die mit Leistenschmerzen einhergehen, können beispielsweise durch ausgeprägte Fußfehlstellungen, Beinlängendifferenzen, Haltungsfehler oder muskuläres Ungleichgewicht hervorgerufen werden. Vor allem die übermäßige Belastung einer Körperhälfte stellt einen erheblichen Risikofaktor für die Entstehung von Hüftgelenkserkrankungen, die zu Leistenschmerzen links oder rechts führen, dar. Zu Beginn sind die dadurch entstehenden Störungen in der Regel rein funktionell und reversibel (umkehrbar). Auf lange Sicht können sie jedoch zu dauerhaften Problemen führen. Aus diesem Grund sollten Haltungsfehler, Fehlbelastungen und Muskelungleichgewichte so früh wie möglich behandelt werden.

Zu den häufigsten Erkrankungen, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, zählen die Hüftgelenksarthrose und das Impingement der Hüfte. Beide Erkrankungen können sowohl rechts, links oder beidseitig entstehen. Beim sogenannten „Impingement-Syndrom“ kommt es zum Anstoßen oder Einklemmen von Strukturen.

Vor allem Formveränderungen im Bereich des knöchernen Hüftgelenks (beispielsweise des Hüftkopfes oder der Hüftpfanne) können ein solches Impingement verursachen. Ursächlich ist in diesem Falle eine Formveränderung des Übergangs zwischen Hüftkopf und Schenkelhals oder eine den Hüftkopf zu stark umgreifende Hüftpfanne. Dadurch schlägt der Hals des Oberschenkelknochens beim Beugen oder Adduzieren (an den Körper heranführen) des Oberschenkels gegen das vordere Pfannendach und verursacht auf diese Weise die typische Schmerzsymptomatik. Darüber hinaus können Kombinationen beider Formveränderungen vorliegen.

Symptome

Erkrankungen der Muskeln, Sehnen oder knöchernen Anteile des Hüftgelenks führen in der Regel zu Leistenschmerzen, die bis in den Bauchraum und/oder den Oberschenkel ausstrahlen können. Liegt der Erkrankung eine ausgeprägte Beinlängendifferenz zugrunde, kann sich dies auch auf die Wirbelsäule auswirken.
In Folge dessen kann es schlimmstenfalls zur Entstehung eines Bandscheibenvorfalls der LWS kommen. Das Impingement der Hüfte hingegen verursacht bei den betroffenen Patienten Leistenschmerzen links, rechts oder beidseitig, die zunächst nur nach längerer Belastung auftreten. Vor allem das Radfahren, das Treppensteigen und die einfache Beugung des Hüftgelenks werden als zunehmend schmerzhaft empfunden.

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Therapie

Die Behandlung der für die Entstehung von Leistenschmerzen typischen muskulären Erkrankungen erfolgt in der Regel durch ein gezieltes physiotherapeutisches Training. Dies kann dazu führen, dass das Muskelungleichgewicht ausgeglichen wird und die Leistenschmerzen verschwinden. Erkrankungen des knöchernen Hüftgelenks hingegen bedürfen zumeist einer umfangreicheren Behandlung.

4) Abszesse und Gefäßerkrankungen

Abszesse rechts, links oder beidseitig gehören zu den eher seltenen Erkrankungen, die zu Leistenschmerzen führen. Vor allem der sogenannte „Senkungsabszess im Becken“ (Psoasabszess) spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Ein Abszess entsteht in der Regel durch eitrige Einschmelzungen innerhalb eines entzündeten Gewebeabschnitts. Im Becken breiten sich Abszesse typischerweise entlang des Lenden- Darmbeinmuskels (Psoasmuskel) bis in die Leiste aus. Zudem können Aussackungen (Aneurysmen) der Oberschenkelarterie Leistenschmerzen rechts oder links hervorrufen. Bei einem Aneurysma wölbt sich entweder die gesamte Wand des Gefäßes nach außen oder nur einige Wandschichten. Dabei wird die Gefäßwand an dieser Stelle dünner und kann reißen.

Ursachen

Oftmals geht der Senkungsabszess von einer bakteriellen Infektion der Lendenwirbelsäule, einer eitrigen Hüftprothese oder dem Darm aus. Ein Senkungsabszess kann sowohl rechts oder links als auch beidseitig auftreten. Die Hauptursache für die Entstehung eines Aneurysmas der Oberschenkelschlagader ist die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).

Symptome

Patienten, die einen Senkungsabszess aufweisen, bemerken häufig lokale Vorwölbungen im Bereich der Leiste. Darüber hinaus schränkt der Abszess die Hüftbeweglichkeit typischerweise stark ein. Gerade in den frühen Stadien treten zumeist keine Leistenschmerzen auf, da die Druckerhöhung innerhalb des Gewebes noch relativ gering ist. Mit fortschreitendem Stadium nimmt dieser Druck jedoch zu und verursacht bei den betroffenen Patienten starke Leistenschmerzen.

Darüber hinaus gehören Leistenschmerzen zu den typischen Symptomen eines Oberschenkelaneurysmas. Patienten, die an einem Aneurysma der Oberschenkelschlagader leiden, bemerken oftmals eine pulsierende Geschwulst, die an Größe zunehmen kann. Eine direkte Folge der fortschreitenden Gefäßaussackung kann eine Durchblutungsstörung der unteren Extremität sein. Je nach Lokalisation des Aneurysmas treten entweder links oder rechts (sehr selten beidseitig) Anzeichen des Sauerstoffmangels auf. Zu den in diesem Zusammenhang wichtigsten Anzeichen gehören weiß/bläuliche Verfärbungen der Haut, Schmerzen und Missempfindungen.

Komplikationen

Die ernstzunehmendste Komplikation eines solchen Senksabszesses ist die spontane Eröffnung in Richtung des Körperinneren. Platzt die Abszesshöhle unkontrolliert auf, kann es zum Übertreten der ursächlichen Bakterien in den Blutkreislauf kommen. In diesem Fall besteht das Risiko der Entstehung einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis).

Therapie

Eine Gefäßaussackung der Oberschenkelschlagader wird in aller Regel operativ behandelt. Die Versorgung der betroffenen Arterie mit einem sogenannten Venenbypass (Umgehungskreislauf, siehe auch "Bypass-Operation" bei Therapie der koronaren Herzkrankheit) gehört mittlerweile zur Standardtherapie bei Aneurysmen.

Der Senkungsabszess wird typischerweise chirurgisch eröffnet und ausgeräumt. Zusätzlich muss der betroffene Patient zur Vorbeugung möglicher Komplikationen ein Antibiotikum einnehmen.

Mehr zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Abszess in der Leiste

Leistenschmerzen während der Schwangerschaft

Die häufigste Ursache für das Auftreten von Leistenschmerzen in der Schwangerschaft ist die sogenannte „Beckenringlockerung“. Bei der "Beckenringlockerung" handelt es sich um eine Dehnung der Bänder, welche die einzelnen Beckenknochen zusammenhalten. Diese Dehnung kann sowohl in den frühen Phasen der Schwangerschaft auftreten als auch erst durch den Geburtsvorgang ausgelöst werden. Für den eigentlichen Geburtsvorgang ist die Beckenringlockerung jedoch unerlässlich.

Typische Symptome dieses Vorgangs sind Leistenschmerzen und Beschwerden im Bereich der Lenden, der Wirbelsäule und des Schambeins. Auf Grund der enormen Dehnung der Bänder kann das Laufen und die gesamte Beweglichkeit stark eingeschränkt werden. Eine falsche Körperhaltung während der Schwangerschaft kann die für die Beckenringlockerung typischen Symptome begünstigen. Obwohl Leistenschmerzen während der Schwangerschaft keine Seltenheit sind, sollten die Beschwerden nicht als solche hingenommen werden. Körperliche Entlastung kann dabei helfen, die Leistenschmerzen zu lindern und das Wohlbefinden der werdenden Mutter zu steigern.

Leistenschmerzen bei Kindern

Leistenschmerzen können bei Kindern verschiedene Ursachen haben. Im Allgemeinen muss man bei diesen Ursachen stets zwischen angeborenen und erworbenen Erkrankungen unterscheiden. Leistenhernien (Synonym: Leistenbruch) gehören auch bei Kindern zu den häufigsten Gründen für die Entstehung von Leistenschmerzen. Unter dem Begriff Leistenhernie versteht man das Durchtreten von Bauchfell und Darmabschnitten durch die Bauchdecke. Typischerweise stellt der Durchtrittspunkt des Bruchsacks eine natürliche Schwachstelle in der Bauchwand dar. Starkes Pressen während des Stuhlgangs kann das Risiko der Entstehung einer Leistenhernie bei Kindern deutlich erhöhen. Die Eltern betroffener Kinder bemerken in der Regel eine kleine Beule im Bereich der Leiste, die schnell an Größe zunimmt. Leistenschmerzen und ein ausgeprägter Druckschmerz im Bereich dieser Beule gehören zu den typischen Symptomen des Leistenbruchs. Nur durch eine zeitnahe ärztliche Vorstellung und die umgehende Einleitung einer geeigneten Therapie können Komplikationen vermieden werden.

Darüber hinaus können angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks zu Leistenschmerzen bei Kindern führen. Besonders häufig weisen Neugeborene Anomalien im Bereich der Hüftpfanne auf, die das Herausgleiten des Hüftkopfes begünstigen (Luxation, siehe auch Hüftdysplasie). Dies kann für Kinder besonders schmerzhaft sein.

Besondere Eile ist auch dann geboten, wenn bei Kindern Leistenschmerzen auftreten, die bis in den Hoden ausstrahlen. In diesen Fällen liegt die eigentliche Ursache für die Entstehung der Leistenschmerzen zumeist innerhalb des Hodensacks. Mögliche Erkrankungen, die zu Leisten- und Hodenschmerzen führen, sind die Hodentorsion und die Hydrozele (Ansammlung von Flüssigkeit). Bei einer Hodentorsion kommt es innerhalb des Hodensacks zu einer Verdrehung des Hodens um den Gefäßstil. In Folge dessen wird das Hodengewebe nicht länger mit Blut versorgt. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um einen ernstzunehmenden Notfall. Erfolgt nicht innerhalb von wenigen Stunden eine operative Korrektur der Hodentorsion, stirbt der betroffene Hoden ab.

Leistenschmerzen nach Sport

Leistenschmerzen können besonders häufig nach dem Sport beobachtet werden. Personen, die beispielsweise nach dem Joggen Schmerzen in der Leistengegend verspüren, sollten darüber nachdenken, jedwede sportliche Aktivität vorübergehend einzustellen. Grund für das Auftreten von Leistenschmerzen nach dem Sport kann eine Überbelastung der Muskulatur oder fehlendes Aufwärmen vor dem Sport sein. Bei Leistenschmerzen, die unmittelbar nach dem Sport (insbesondere nach dem Joggen) auftreten, liegt bei den Betroffenen oftmals eine Leistenzerrung vor. In der Regel sind dann verschiedene Muskeln und Sehnenansätze im Bereich des Oberschenkels und des Beckens betroffen, deren Aktivierung ein Heranziehen (Adduktion) der Beine ermöglicht.
Die durch die Zerrung verursachten Beschwerden sind in den meisten Fällen recht einfach zu erkennen. Typischerweise verspüren die Betroffenen während oder unmittelbar nach dem Sport Krämpfe und Leistenschmerzen, die sogar bis zur Innenseite der Oberschenkel ausstrahlen können. Darüber hinaus bemerken die Betroffenen in der Regel ein ausgeprägtes Engegefühl in der Leistenregion. In der Regel nehmen die Leistenschmerzen bei Vorliegen einer Leistenzerrung immer dann zu, wenn Drehbewegungen der Beine durchgeführt werden. Bei schweren Ausprägungen gelten Schwellungen, Blutergüsse (Hämatome) und eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit neben den Schmerzen als klassische Symptome. Außerdem treten bereits beim normalen Gehen stechende und scharfe Leistenschmerzen auf. Liegt jedoch nur eine leichte Zerrung vor, wird die Schmerzsymptomatik oftmals nur unter Belastung beobachtet.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.04.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024