Codein

Einleitung

Codein ist ein Wirkstoff, der wie Morphin zur Gruppe der Opiate gehört. Heutzutage wird es hauptsächlich als Substanz zur Linderung von Reizhusten und als Schmerzmittel eingenommen.

Drei Opiate – Codein, Morphin und Thebain – kommen natürlicherweise in Opium, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns, vor und können aus diesem gewonnen werden. Codein wird jedoch hauptsächlich synthetisch hergestellt. Es kann aber auch aus anderen Opiaten hergestellt werden. In der Schweiz gilt Codein zwar als Betäubungsmittel, ist aber nur in hohen Dosen verschreibungspflichtig. In niedrigen Dosen ist es nicht an betäubungsmittelrechtliche Vorschriften gebunden und kann rezeptfrei erworben werden.
In Deutschland dagegen kann man Codein ausschließlich unter Vorlage eines Rezepts erwerben.

Es sollte bei Kindern unter 2 Jahren nicht angewendet werden.

Wirkung und Einsatz

Codein kann als Tablette, Kapsel, Tropfen, Brausetablette oder Saft geschluckt, als Zäpfchen eingebracht oder als Flüssigkeit direkt in die Vene gegeben werden. Für Kinder von 2-12 Jahren sind Tropfen mit geringem Wirkstoffgehalt gebräuchlich.

Die maximale Menge Codein, die ein Erwachsener zu sich nimmt, sollte 200 mg bzw. in Ausnahmefällen 300 mg nicht überschreiten.
Bei Kindern unter 6 Jahren beträgt die maximale Tagesdosis 30 mg, bei Kindern bis 12 Jahre 60 mg. Wesentlich höhere Dosen können aufgrund der Nebenwirkungen (siehe unten) lebensgefährlich sein.

Alle Opioide wirken grundsätzlich an bestimmten Nervenzellen im Hirn und verursachen eine Hemmung der Weiterleitung von Reizen. Deshalb wirken sie allgemein beruhigend und hemmend auf die Schmerzempfindung und auf den Drang zu Husten.

Nach Aufnahme von Codein werden ca. 10% der eingenommenen Menge zu Morphin umgewandelt. Dieser Anteil an Morphin verursacht hauptsächlich den schmerzstillenden Effekt. Wichtig ist, dass Codein in verschiedenen Menschen unterschiedlich stark zu Morphin umgebaut wird, woraus verschiedene Wirkstärken resultieren können. Grund dafür sind verschiedene, genetisch veranlagte Varianten des Stoffes, der Codein zu Morphin umwandelt. Ca. 10% der weißen Bevölkerung bauen Codein in geringem Maße zu Morphin um, weshalb es weniger stark wirkt, und bei bis zu 5% wirkt es stärker. Bei Letzteren sollte der Einsatz von Codein nur bei strenger Kontrolle und nach Aufklärung über die möglichen Nebenwirkungen erfolgen, da schnell eine Überdosierung eintreten kann.

Die schmerzstillende Wirkung von Codein ist im Schnitt ca. 1/10 so stark wie der schmerzstillende Effekt von purem Morphin der gleichen Dosis. Codein gehört deswegen zu den sogenannten „schwach wirksamen Opioiden“. Im Vergleich zu anderen Substanzen dieser Gruppe löst es bei geringerer Wirkung jedoch stärkere Nebenwirkungen aus, weshalb es nicht als 1. Wahl bei der Therapie von Schmerzen verwendet wird. Bessere Alternativen aus der Gruppe der Opioide sind bei stärkeren Schmerzen Tramadol oder Buprenorphin.

Meist wird Codein als Zusatz zu schwächeren Schmerzmitteln wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol bei leichteren Schmerzen genutzt, wenn ein sogenanntes „nicht-steroidales“ Schmerzmittel - also ein schwächeres Schmerzmittel, das nicht zur Gruppe der Opiate gehört - nicht mehr ausreicht.

Codein wirkt weiterhin hemmend auf das Hustenzentrum („antitussiv“) des Hirns. Durch diese Wirkung wird es insbesondere bei nächtlichem Reizhusten eingesetzt, bei dem kein Schleim ausgehustet wird. Hierbei ist es das Mittel der 1. Wahl, da es keine besseren Alternativen zur Hustenstillung gibt. Grundsätzlich sollte Codein jedoch nicht eingenommen werden, um einen Husten mit Auswurf von Schleim zu hemmen. Dies kann die ursächliche Erkrankung durch die Unterdrückung des natürlichen Abwehrprozesses in der Lunge verschlimmern.

Früher wurde Codein gerne zur Behandlung von Durchfällen eingesetzt, da es – wie alle Opioide – Bewegungen von Magen und Darm verlangsamt und so eine längere Verweildauer von Nahrung im Darmrohr erlaubt. Mittlerweile wurde es jedoch von Loperamid ersetzt. Letzteres wirkt am gleichen Angriffspunkt des Magen-Darm-Systems wie Codein, kann das Hirn jedoch nicht erreichen und damit verschiedene Nebenwirkungen nicht mehr auslösen.

Früher wurde es zusätzlich beim Entzug von bspw. Heroin eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Dies wird heute jedoch nicht mehr getan.

Nebenwirkungen

Da die Hauptwirkungen des Codeins durch eine Einwirkung auf das Hirn entstehen, ist nicht verwunderlich, dass diese Substanz vielfältige Nebenwirkungen haben kann.

Sehr häufig (in bis zu 10%) tritt nach Einnahme durch die Irritation des Brechzentrums im Hirn und/oder die Einwirkung auf den Magen-Darm-Trakt eine Übelkeit ein, die zum Erbrechen führen kann. Durch eine zu starke Verlangsamung der Magen und Darmbewegungen kann eine Verstopfung mit Fehlen von Stuhlgang ausgelöst werden (ebenfalls in bis zu 10% der Fälle). Häufig müssen aufgrund dieser Nebenwirkung neben Codein auch abführende Medikamente eingenommen werden.

Wie jedes Opiat kann Codein bei Überdosierung zu einer Hemmung des Atemantriebes führen. Dies kann eine lebensgefährliche Abflachung und Verlangsamung der Atmung bis hin zum Atemstillstand bewirken. Vorhandene Probleme mit der Atmung wie z.B. bei Asthma oder COPD können verstärkt oder neu hervorgerufen werden.

Erstes Anzeichen für eine Überdosierung ist eine starke Schläfrigkeit, die sich bis zur Bewusstlosigkeit ausprägen kann. Zusätzlich können meist enge Pupillen, Erbrechen und Kopfschmerzen beobachtet werden. Bei diesen Anzeichen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um eine lebensgefährliche Situation zu vermeiden. Tritt ein Atemstillstand ein, lässt sich die Wirkung von Codein mit Naloxon aufheben.

Weiterhin können alle Opiate zu einem vorrübergehenden Hochgefühl führen. Aus diesem Grund wird Codein als Rauschmittel missbraucht. Zu beachten ist, dass es durch zu lange und starke Nutzung eine Abhängigkeit verursachen kann.

Mögliche Nebenwirkungen sind auch:

  • plötzliche Ohnmacht
  • Schläfrigkeit
  • Kopfschmerzen und
  • Blutdruckabfälle, die zu Schwäche und Schwindel führen können.

Insbesondere bei Kindern können Krämpfe ausgelöst werden.

Codein kann mit vielen Medikamenten, die auf Nerven im Hirn wirken, interagieren. Auf die Einnahme von Alkohol sollte während der Behandlung mit Opiaten verzichtet werden, weil das Bewusstsein bei Kombination dieser 2 Stoffe noch stärker beeinflusst und die Wahrscheinlichkeit für eine Verschlechterung der Atmung weiter erhöht wird.

Bei Fragen zu Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten schauen sie in die Packungsbeilage oder besprechen sie die Einnahme von Codein mit dem verschreibenden Arzt.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich kann Codein in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Da das Medikament auch auf den kindlichen Organismus wirkt, können Schäden nicht ausgeschlossen werden.
Vorangegangene Studien konnten jedoch keine schädliche Wirkung von Codein auf das Ungeborene feststellen.

Kurz vor der Entbindung sollte man auf Codein verzichten, da es die normale Atmung des Neugeborenen einschränken und einen Atemstillstand auslösen kann.

Da Codein bzw. der davon zu Morphin umgewandelte Anteil auch in die Muttermilch übertritt und so auf das gestillte Kind wirken kann, sollte Codein während der Stillzeit nur für max. 2-3 Tage eingenommen werden, um Nebenwirkungen beim Kind zu vermeiden. Allerdings ist hierbei anzumerken, dass die Umwandlungsgeschwindigkeit von bestimmten Enzymen wie zB. das CYP2D6-Enzym abhängig ist, die bei wenigen Prozent der Bevölkerung besonders schnell arbeiten. Auch weitere Gene können den Umwandlungsprozess beschleunigen und so den Morphinspiegel in kürzester Zeit extrem erhöhen, was im schlimmsten Fall zum Tode des Neugeborenen durch die Aufnahme des Morphins über die Muttermilch führen kann. Deshalb ist bei der Einnahme von Codein und ähnlichen morphinhaltigen Schmerzmitteln im ärztlichen Gespräch abzuwägen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzmittel in der Stillzeit

Weiterführende Informationen

Weitere interessante Informationen finden Sie unter:

Zusätzlich finden Sie hier Informationen zu Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.03.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021