Durchfall durch Stress

Einleitung

Durchfall (oder medizinisch „Diarrhö“) ist definiert als das Entleeren von mindestens drei flüssigen Stuhlgängen am Tag. Dabei stellt Durchfall an sich keine Krankheit dar, sondern ist vielmehr als Symptom zu betrachten. Die Gründe für diese unangenehmen Darmbeschwerden sind vielfältig, und unter Umständen kann man gar keine konkrete Ursache für den Durchfall angeben. Daher liegt die Frage nahe, ob auch ein moderner Lebensstil oder stressige Lebensphasen zu Durchfall führen können. Da der Darm ein für Stress sehr sensibles Organ darstellt, überrascht es nicht, dass die Antwort auf diese Frage „ja“ lautet. Warum das so ist und was gegen stressbedingten Durchfall helfen kann, wird hier im Folgenden beschrieben.

Ursachen - warum kommt es zu Durchfall bei Stress

Der Darmtrakt vereint eine Vielzahl von Nervenzellen in sich, die die Bewegungen des Darms steuern. Diese Bewegungen („Peristaltik“) können je nach Bedarf schneller oder langsamer werden: Im ruhigen Zustand wird dabei das Nervengeflecht „Parasympathikus“ aktiviert, welches für eine verminderte Darmperistaltik sorgt. Der Stuhl wird dann also langsamer durch den Darmtrakt transportiert und enthaltene Vitamine, Mineralstoffe und auch Wasser können von der Darmschleimhaut aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu wirkt bei Aktivität oder Stress dessen Gegenspieler, der "Sympathikus", stärker auf den Darm ein. Dadurch kommt es zu einer Steigerung der Peristaltik. Bei starkem Stress kann daraus eine Fehlfunktion entstehen: Der Darm transportiert die verdauten Speisen dann so schnell, dass er dadurch weniger Gelegenheit hat diese zu modifizieren. Es kommt daher unter anderem zu weniger Wasserresorption, also weniger Eindicken des Stuhls. Als Ergebnis nimmt die betroffene Person dann Durchfall wahr, also ein erhöhtes Volumen an wässrigem Stuhl.

Diagnostik

Den Durchfall eindeutig auf Stress zurückführen zu können, ist schwierig, da man andere Ursachen in diesem Zuge ausschließen muss. So etwas wie einen Test gibt es nicht, die Betrachtung und Zusammenschau der Symptome sind hier zielführend für die Diagnosestellung. Leidet man öfter unter Durchfall, der durch Stress verursacht sein könnte, kann es daher helfen, eine Art Tagebuch zu führen: Hier werden die Tage notiert, an denen man Durchfall hatte, sowie die Häufigkeit und mögliche Stressoren, die in dieser Zeit den Durchfall ausgelöst haben könnten. Auch möglicherweise auftretende Phasen der Verstopfung sollten vermerkt werden. Anhand dieser Notizen kann dann meist deutlicher gesehen werden, ob der eigene Darm sensibel auf Stress reagiert, sowie welche Arten von Stress besonders häufig Durchfall verursachen. Eine häufige Diagnose in diesem Zusammenhang ist das sogenannte Reizdarmsyndrom: Darunter versteht man funktionelle Darmbeschwerden, die zu einer Veränderung der Stuhlkonsistenz bzw. Häufigkeit der Defäkation führen, und die durch die Defäkation gelindert werden. Das Reizdarmsyndrom ist jedoch eine sogenannte Ausschlussdiagnose: Das bedeutet, dass man andere mögliche Ursachen für den Durchfall ausschließen muss, bevor man diese Diagnose stellt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Reizdarmsyndrom

Begleitsymptome

Die begleitenden Symptome können sowohl dem Durchfall als auch dem Stress, den die betroffene Person erfährt, geschuldet sein. Häufige Symptome beinhalten daher Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe, was typisch für Durchfall ist, sowie häufige Stress-bedingte Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, Unruhe und Nervosität. Diese begleitenden Symptome sind sehr wichtig, um andere mögliche Ursachen für Durchfall abzugrenzen: Bei infektiös bedingtem Durchfall sind die belgeitenden Symptome beispielsweise Blut im Stuhl, Fieber und Erbrechen. Auch Schwindel kann bei Durchfall, der durch Stress bedingt ist, vorkommen – er kann aber genauso ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion sein.

Bauchschmerzen

Bauchschmerzen sind wohl eines der häufigsten Symptome, die mit jeder Art von Durchfall einhergehen. Dabei kann es sich um diffuse, über den Bauch verteilte Schmerzen, handeln oder auch um krampfartige Schmerzen. In beiden Fällen ist es typisch, dass die Beschwerden beim Stuhlgang gelindert werden. Zu Bauchschmerzen können außerdem weitere Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wie zum Beispiel Völlegefühl, Übelkeit oder Erbrechen hinzukommen. Alle diese Symptome sind jedoch nicht speziell typisch für einen sensiblen Darm und müssen daher stets im Zusammenhang mit dem kompletten Beschwerdebild interpretiert werden.

Nervosität

Stress beeinflusst den Körper auf vielfältige Weise: So kann Durchfall ebenso eine mögliche Folge darstellen wie auch Beunruhigung oder sogar Nervosität. Konzentrationsschwäche oder Schlafprobleme können mit dieser Nervosität einhergehen. Darüber hianus kann die Nervosität natürlich auch der Auslöser für die Darmbeschwerden sein: Der Mechanismus dazu läuft wie oben bereits beschrieben über das Nervensystem, welches den Körper durch die stressbehaftete Situation in einen dauerhaft alarmbereiten Zustand versetzt. Ob Nervosität nun Ursache, Folge oder ein parallel zu den Darmbeschwerden auftretendes Symptom ist, so gibt sie auf jeden Fall einen Hinweis darauf, dass der Darm durch die Stressbelastung beeinflusst wird.

Therapie

Sind andere Ursachen für die Darmbeschwerden definitiv ausgeschlossen, so kann mit therapeutischen Maßnahmen begonnen werden. Bei funktionellen Darmbeschwerden, wie bei durch Stress bedingten Durchfall, kommen dazu vor allem Änderungen der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten in Betracht. Maßnahmen zum Stressabbau wie regelmäßiger Ausdauersport, Meditation oder progressive Muskelentspannung sollten ohnehin in den Zeitplan mit einbezogen werden, sie können bei betroffenen Personen durch die Stressreduktion zur Linderung der Beschwerden beitragen. Eine ausgewogene Ernährung kann ebenfalls helfen, den Durchfall zu lindern. Dazu können stopfende Lebensmittel wie Reis, Kartoffeln, Haferflocken oder Bananen verzehrt werden.

Bringen sportliche wie auch dietätische Maßnahmen keine Besserung der Beschwerden, kann auch eine medikamentöse Therapie versucht werden. Hierbei kommen vorwiegend Mittel gegen Durchfall zum Einsatz, beispielsweise Loperamid oder Aktivkohle. Bringen auch diese Präparate keine Linderung der Beschwerden, kann auch die Verordnung eines antidepressiven Medikaments erwogen werden: Die nachgewiesene Wirkung von Antidepressiva beruht dabei auf der stimmungsaufhellenden und dadurch stressreduzierenden Wirkung am zentralen Nervensystem, durch das dann der Magen-Darm-Trakt ebenfalls beeinflusst wird.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Medikamente gegen Durchfall oder Wie kann man Durchfall schnell stoppen?

Hausmittel

Stressbedingter Durchfall kann in den meisten Fällen bereits durch nicht-medikamentöse Maßnahmen gelindert werden. Hierzu gehört zu allererst die Ernährung: Werden leicht stopfende Lebensmittel verzehrt, sobald sich eine stressige Phase im Leben ankündigt, kann dies bereits zur Besserung der Darmbeschwerden beitragen. Quellende Lebensmittel wie zum Beispiel Flohsamenschalen oder Chiasamen wirken nicht nur gegen Verstopfung, sondern dicken den Stuhl ebenso ein. Dadurch kann die Einnahme dieser „Allrounder“ auch gegen leichten Durchfall oder Stuhlunregelmäßigkeiten hilfreich sein. Darüber hinaus geht Durchfall stets mit einem Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten einher. Diesem kann entgegengewirkt werden, indem ausreichend Flüssigkeit getrunken wird: Vor allem Wasser, Tee und Fruchtsaftschorlen bieten sich hierfür an. Für den Ausgleich des Elektrolyt-Verlustes können fettarme, salzige oder salzhaltige Speisen verzehrt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Hausmittel gegen Durchfall

Homöopathie

Für die homöopathische Behandlung von stressbedingten Magen-Darm-Beschwerden kommen verschiedene Grundsubstanzen in Betracht. Dazu gehören – neben vielen weiteren Arzneien – unter anderem Antimonium crudum (Schwarzer Spießglanz), Koloquinte und Chelidonium majus (Schöllkraut), auf die hier kurz näher eingegangen werden soll. Der Schwarze Spießglanz soll vor allem bei Darmbeschwerden helfen, die abwechselnd mit Verstopfung und Durchfall einhergehen. Besonders Menschen höheren Alters soll dieses Mittel zu Gute kommen. Koloquinte hilft bei Beschwerden, die mit starken kolikartigen Schmerzen einhergehen. Betroffene, deren Durchfall und Bauchschmerzen bei Bewegung schlimmer und durch den Stuhlgang besser werden, können von Koloquinte profitieren. Schöllkraut soll am besten bei Personen helfen, deren Bauch durch die Beschwerden hart und angespannt ist. Hier ist Vorsicht geboten: Ein brettharter Bauch kann auch auf eine Entzündung hinweisen, die sich in diesem Moment auf weitere Bauchorgane ausbreitet. Dieses Symptom sollte daher ärztlich auf Unbedenklichkeit hin abgeklärt werden, bevor eine homöopathische Behandlung begonnen wird. Über die genannten Substanzen hinaus gibt es noch viele weitere Mittel, die bei Durchfall durch Stress zum Einsatz kommen können. Da die Auswahl der Präparate jedoch vom individuellen Beschwerdebild abhängt und individuell angepasst werden muss, ist es ratsam, hierzu im Zweifel eine entsprechend fachkundige Person aufzusuchen.

Sie interessieren sich für dieses Thema? - Lesen Sie mehr daüber unter: Homöopathie bei Durchfall

Prognose

Wer zu einem empfindlichen Darm neigt, sollte sich darauf einstellen, dass Phasen des stressbedingten Durchfalls das ganze Leben lang auftreten werden. Gleiches gilt für die Diagnose des Reizdarmsyndroms: Hierbei handelt es sich um einen chronischen, also langfristig bestehenden Zustand, der immer wieder Beschwerden auslösen kann. Betroffene Personene können jedoch Linderung erfahren, indem sie ihren Lebensstil anpassen. Lebensgewohnheiten zur Entspannung oder auch Anpassungen der Ernährung können kurz- wie auch langfristig zu einer Besserung des Beschwerdebilds beitragen. Da aber jeder Körper unterschiedlich funktioniert, kann keine generelle Aussage zur Prognose stressbedingter Magen-Darm-Beschwerden getroffen werden. Falls die Beschwerden neu auftreten, sich deutlich verschlechtern, oder neue Symptome, wie Blut im Stuhl, auftreten sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Krankheitsverlauf

Wenn Durchfall durch Stress ausgelöst wird, bessern sich die Beschwerden meist, wenn eine weniger stressige Lebensphase beginnt. Allerdings sollte man nicht erwarten, dass gleich mit dem Ende des Stress auch der Durchfall aufhört. Meistens braucht der Körper und speziell auch der Magen-Darm-Trakt einige Zeit um sich ebenfalls zu beruhigen. Der stressbedingte Durchfall kann also durchaus noch ein paar Tage danach anhalten. Falls ein sogenanntes Reizdarmsyndrom vorliegt, ist auch ein Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung im Krankheitsverlauf möglich. 

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Durchfall bei Stress finden Sie unter:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.02.2020 - Letzte Änderung: 19.07.2023