Funktionstest bei einem Bandscheibenvorfall

Einleitung

Alle Testverfahren werden so durchgeführt, dass sie für den Patienten die geringst mögliche Belastung hervorrufen. Auf Grund der hohen Irritabilität (= Reizbarkeit, kleiner Reiz = große Wirkung) des Geschehens ist schon bei der Untersuchung Vorsicht geboten. Prüfung der aktiven und passiven Wirbelsäulenbeweglichkeit in Beugung, Streckung, Drehung und Seitneigung. Der Therapeut lässt bestimmte Testbewegungen zur möglichst exakten Befundung und Wiederbefundung ausführen. Spezifische passive Untersuchung auf Fehlstellung der Lendenwirbel und Prüfen des Bewegungsausmaßes zwischen den einzelnen Wirbelsäulensegmenten.

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Schmerzprovokationstest

Beim Schmezprovokationstest der Lendenwirbel ist Vorsicht geboten. Wenn das Schmerzgeschehen so hoch ist, dass der Patient den Druck nicht ertragen kann oder der Schmerz die Unterscheidung der betroffenen Wirbelsegmente unmöglich macht, muss der Test abgebrochen werden. Krafttest der Bauchmuskulatur und Rückenmuskulatur und Kennmuskulatur der Beine für das betroffene Wirbelsäulensegment (durch Schwäche in bestimmten Beinmuskeln - Fußheber, Fußsenker, Zehenbeuger und Zehenstrecker - lassen sich Rückschlüsse auf den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt treffen), wenn durchführbar. Husten, Niesen, Pressen lösen Schmerz aus

Sensibilität und Reflexe

Die dem Wirbelsäulensegment zuzuordnenden Hautareale werden auf ihre Sensibilität (Berührungs- Druck und Temperaturempfinden) hin untersucht. Die dem betroffenen Wirbelsäulensegment zuzuordnenden Reflexe (z.B. Kniesehnenreflex oder Achillessehnenreflex) werden geprüft.

Neuromechanische Untersuchung: Die peripheren Nerven im Bereich Knie und Fuß werden zur Beurteilung ihrer Irritierbarkeit abgetastet.

Nervendehntests

SLR:

beim Heben des gestreckten Beines aus Rückenlage an der betroffenen Seite zeigt sich ein erhöhter Bewegungswiderstand gegen das Anheben des Beines und der bekannte Nervenschmerz, verursacht durch die Dehnung des Ischiasnervs, tritt auf. Je weiter entfernt vom Rumpf der Schmerz auftritt, desto wahrscheinlicher ist die Schmerzursache durch die Bandscheibe direkt verursacht.

Slumptest:

im aufrechten Sitz wird das betroffene Bein ausgestreckt und der Fuß Richtung Körper hochgezogen, zusätzlich wird die Halswirbelsäule gebeugt. Durch die Dehnung des Ischiasnervs und der Rückenmarkshäute wird der typische Schmerz des Patienten reproduziert.

Bow string sign:

aus der Rückenlage wird bei gebeugter Hüfte und Kniegelenk eine direkte Kompression (Druck) auf einen Ast des Ischiasnerven gegeben und so der bekannte Schmerz ausgelöst.

Besteht bereits ein MRT Befund, in dem ein bestimmtes Segment für die Schmerzen verantwortlich gemacht werden kann, sollten die Ergebnisse der manuellen Testverfahren mit dem MRT Befund übereinstimmen.

Nach Erheben des physiotherapeutischen Befundes und erfolgter Information des Patienten über die vorliegende Problematik und die Prognose wird der individuelle Behandlungsplan erstellt und Probebehandlungen durchgeführt. Bei den folgenden Behandlungsvorschlägen gehe ich davon aus, dass die Beschwerden eindeutig der Diagnose: Lumbaler Bandscheibenvorfall zugeordnet werden können und nicht durch andere strukturelle Veränderungen an der Wirbelsäule oder durch eine Funktionsstörung im Kreuz-Darmbeingelenk und/oder der Lendenwirbelsäule verursacht werden.

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Autor: Carla Hötten Schuhmacher Veröffentlicht: 11.08.2009 - Letzte Änderung: 30.03.2024