Magenschmerzen nach Alkohol

Einleitung

Magenschmerzen treten häufig nach Alkoholkonsum am Abend zuvor auf. Die Magenschmerzen werden als Brennen oder Stechen im Oberbauch oder hinter der Speiseröhre beschrieben. Durch den Alkoholkonsum wird der Magen zu einer vermehrten Magensäureproduktion angeregt und dies führt zu den charakteristischen Schmerzen. Eine Kombination von Alkohol- und Nikotinkonsum kann die Magenbeschwerden noch verschlimmern.

Ursachen

Alkohol ist eine der vielen möglichen Ursachen für Magenschmerzen. Dies hängt damit zusammen, dass Alkohol die Magensäuresekretion stimuliert. Die Magensäure ist eine ätzende und somit aggressive Flüssigkeit, die unter anderem zur Aufspaltung von Nahrungsbestandteilen von Nöten ist. Doch durch ihre Aggressivität muss sich der Magen, der sie produziert, gleichzeitig vor ihr schützen. Das tut er vor allem durch die Produktion von Magenschleim, der sich als Schutz über die Magenwand legt und ein Durchdringen der Magensäure verhindert. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn ein Gleichgewicht zwischen Magensäure- und Magenschleimproduktion besteht.

Vielerlei Faktoren können dieses Gleichgewicht stören. Alkohol ist einer davon. Er kurbelt zwar die Magensäuresekretion an, sorgt aber parallel nicht auch für eine Hochregulierung der Magenschleimproduktion. So überwiegt die aggressive Salzsäure und es besteht die Gefahr, dass der Magen geschädigt wird. Dies kann sich zum Beispiel in der Entstehung eines Magen- oder Dünndarmgeschwürs äußern. Diese gehen häufig mit Schmerzen einher, wobei die Schmerzen bei einem Magengeschwür (Ulcus ventriculi) nach Nahrungsaufnahme häufig zunehmen, wohingegen die des Dünndarmgeschwürs sich durch Nahrungsaufnahme oftmals bessern. Auch eine Entzündung des Magen, eine Gastritis, kann als Folge einer Salzsäureüberproduktion durch Alkoholkonsum entstehen oder verstärkt werden.

Ähnlich verhält es sich mit der weit verbreiteten Refluxkrankheit (gastroesophageal reflux disease = GERD). Sicherlich hängt der negative Einfluss vom Alkohol auf den Magen zum Einen mit der Menge des Konsums und zum Anderen mit den individuellen Voraussetzungen des Betroffenen zusammen.

Medizinisch kann zu ungefähren Grenzen des täglichen Alkoholkonsums geraten werden. So sollten Frauen nicht mehr als maximal 20 Gramm und Männer nicht mehr als maximal 30 Gramm reinen Alkohols pro Tag zu sich nehmen. Ein 0,3 Liter Glas Bier enthält etwa 12 Gramm Alkohol, ein 0,2 Liter Glas Wein etwa 18 und ein 0,02 Liter Glas Whiskey etwa 7 Gramm. Zusätzlich zu diesen Grenzen sollte – aus medizinischer Sicht – mindestens an zwei Tagen in der Woche kein Alkohol getrunken werden. Es bleibt jedoch zu beachten, dass ein niedrigerer als hier angegebener wöchentlicher Alkoholkonsum sich nicht schädigend sondern eher gesundheitsfördernd auswirkt.

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Was hilft bei Magenschmerzen nach Alkohol?

Treten die Magenschmerzen nur gelegentlich nach dem Genuss von Alkohol auf und werden sie nicht als allzu stark empfunden, kann zunächst versucht werden, mithilfe von grundlegenden Maßnahmen den Beschwerden Einhalt zu gebieten. Dazu gehört das Trinken von ausreichend Kamillentee oder stillem Wasser (keine stark kohlensäurehaltigen Getränke wie Sprudel oder Erfrischungsgetränke, sowie kein Orangen- oder Apfelsaft!), sowie die Einnahme einer leichten, fettarmen Mahlzeit. Lassen sich die Magenschmerzen nach Alkoholgenuss mit diesen Basismaßnahmen nicht in den Griff bekommen, muss eruiert werden, ob die Beschwerden durch die oben beschriebene Förderung der Magensäuresekretion durch den Alkohol und die daraus entstehende Magenschleimhautreizung entstehen oder aber durch einen Rückfluss (Reflux) des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre.

Für ersteres Geschehen sprechen stetige, mehr oder weniger gleichbleibende Schmerzen im zentralen, manchmal auch eher linken Bereich des Oberbauchs. Was diesen Fall besonders kompliziert macht, ist der Umstand, dass die gängigsten schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamente selbst für Magenbeschwerden sorgen können, da sie die Produktion des die Magenschleimhaut schützenden Schleims hemmen. Aus diesem Grund sollten die betreffenden Medikamente wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (Aspirin®) nur äußerst vorsichtig eingenommen werden – und nach Möglichkeit gar nicht.

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Die effektivste Möglichkeit zur schnellen und dauerhaften Linderung von Magenschmerzen nach Alkohol bieten daher Medikamente, die die Produktion der Magensäure senken. Dazu gehören zunächst die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Der unhandliche Name rührt daher, dass diese Medikamente wie z.B. Pantoprazol einen Transporter hemmen, der Protonen (also Säure-Ionen) aus den Zellen der Magenschleimhaut ins Innere des Magens transportiert.
Eine andere Klasse an Wirkstoffen, die die Magensäureproduktion senken, sind die sogenannnten H2-Rezeptor-Antagonisten. Beim H2-Rezeptor handelt es sich um ein Molekül in der Membran der Zellen der Magenschleimhaut, das auf die Anwesenheit von Histamin mit einer Förderung der Magensäuresekretion reagiert. Daraus lässt sich folgern, dass H2-Rezeptor-Antagonisten wie z.B. Ranitidin oder Cimetidin im Endeffekt die Ausschüttung von Magensäure reduzieren und damit Magenschmerzen nach Alkohol entgegenwirken können.
Beide genannten Wirkstoffklassen führen nur selten zu nennenswerten Nebenwirkungen, solange sie nur punktuell bei Beschwerden und nicht dauerhaft eingesetzt werden.

Patienten, denen bei Magenschmerzen nach Alkohol die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren oder H2-Rezeptor-Antagonisten Linderung verschafft, bei denen sich aber nach Abklingen der Wirkung der Medikamente direkt wieder ähnliche Beschwerden zeigen, sollten nicht den Fehler machen, zu einer dauerhaften Einnahme der Medikamente überzugehen. In diesem Fall ist es nämlich wahrscheinlich, dass den Beschwerden eine Grunderkrankung der Magenschleimhaut, wie ein Magengeschwür oder schlimmstenfalls sogar ein Magenkarzinom zugrunde liegt und der Alkoholgenuss jeweils nur der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Hier ist also dringend der Gang zum Arzt anzuraten, um die beschriebenen Möglichkeiten abzuklären.

Für einen Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre sprechen eher brennende Schmerzen hinter dem Brustbein bis hinauf zur Kehle. Dieser Rückfluss entsteht, da Alkohol (neben etwa Nikotin oder fetthaltigen Speisen) einer der wirkungsvollsten Hemmstoffe für den unteren Speiseröhrenschließmuskel ist, der normalerweise dafür zuständig ist, eben diesen Rückfluss zu unterbinden. Da hier im Gegensatz zu oben genannten Fällen keine Reizung der Magenschleimhaut vorliegt, ist der Einsatz der gängigen Schmerzmedikamente wie Ibuprofen weniger problematisch. Jedoch hat sich gezeigt, dass Protonenpumpeninhibitoren und H2-Rezeptor-Antagonisten auch bei diesen Patienten die effektivsten Wirkstoffe zur raschen Linderung der Magenschmerzen nach Alkohol sind.

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Magenschmerzen nach Alkohol und Zigaretten

Betroffene, die unter Magenschmerzen nach Alkohol leiden, berichten häufig, dass sich diese Beschwerden noch verstärken, wenn sie am Abend zuvor oder auch am Morgen danach rauchen. Das liegt daran, dass Nikotin ebenso wie Alkohol die Spannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels heruntersetzt und auf diese Weise den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigt.

Beim Inhalieren des Zigarettenrauchs gelangt dieser nicht nur in die Lungen, sondern zu einem kleinen Teil auch in den Magen. Der dort angekommene Rauch greift die Magenschleimhaut an und kann bei regelmäßigem Rauchen zu einer Magenschleimhautentzündung führen. Diese kann unter Umständen im Verlauf Komplikationen in Form eines Magengeschwürs oder gar eines Magenkarzinoms entwickeln. All diese Komplikationen können auch Folge übermäßigen Alkoholkonsums sein, wie oben beschrieben. Daraus wird ersichtlich, dass gerade die Kombination von Alkohol und Zigaretten gefährliche Auswirkungen auf den Magen haben kann und deshalb nach Möglichkeit unterbunden werden sollte.
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Magenschmerzen vorbeugen

Die simpelste, jedoch eventuell nicht gerade erwünschte Maßnahme zur Vorbeugung von Magenschmerzen nach Alkohol ist naheliegenderweise der Verzicht oder immerhin die Reduktion des Alkoholkonsums. Das bedeutet jedoch keineswegs im Umkehrschluss, dass jeder, der nach dem Genuss von Alkohol zu Magenschmerzen neigt, ein schlechtes Gewissen haben muss. Bei vielen Patienten reicht ein relativ geringes Maß an Alkohol bereits für heftige Magenschmerzen, während andere Menschen mit deutlich höherem Alkoholpensum keinerlei derartige Beschwerden entwickeln.

Bei solchen Patienten können andere Tricks helfen. Dazu gehört der Verzicht auf fettreiche Speisen während des Alkoholkonsums. Nahrungsfett senkt nämlich, genau wie Alkohol, die Spannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels und begünstigt so den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Auch das Trinken von ausreichend stillem Wasser zwischen den alkoholhaltigen Drinks kann dazu beitragen, über eine Verdünnung des Mageninhalts dessen Säuregehalt zu senken.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Bett so auszurichten, dass der Betroffene nachts mit leicht erhöhtem Oberkörper schläft. Dies erschwert den Rückfluss von Mageninhalt und stellt so eine gute Möglichkeit dar, den Magenschmerzen nach Alkohol vorzubeugen. Eine eher langfristig anzugehende Vorbeugungsmaßnahme stellt der Abbau von Übergewicht dar. Darüber hinaus empfiehlt es sich, nicht mehr allzu spät abends die letzte Mahlzeit des Tages zu sich zu nehmen, damit ausreichend Zeit bis zum Zubettgehen bleibt, in der die Nahrung den Magen in Richtung Dünndarm verlassen kann.

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Auswirkungen von Kaffee

Menschen, die unter Magenschmerzen nach Alkohol leiden, sollten Abstand nehmen von dem Versuch, die Beschwerden mit einem Kaffee herunterzuspülen. Kaffee senkt nämlich genau wie Alkohol oder auch Zigaretten die Spannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels und trägt damit noch sein Übriges dazu bei, den Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre zu begünstigen. Darüber hinaus reizt der Kaffee die Magenschleimhaut zusätzlich und steigert zudem auch noch die Produktion der Magensäure.

Als Alternative zum morgendlichen Kaffee sind stilles Wasser oder Kamillentee empfehlenswert. Während das stille Wasser den Mageninhalt verdünnt, wird der Kamille eine entspannende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.

Magenschmerzen nach Alkohol in Verbindung mit Übelkeit

Neben Magenschmerzen gehört Übelkeit zu den häufigsten Beschwerden nach dem Genuss von Alkohol. Selbstverständlich kann die Übelkeit auch ohne Magenschmerzen, einfach durch die Wirkung des Alkohols, auftreten. Liegen beide Beschwerden aber in Kombination vor, ist es möglich, dass die Magenreizung die Übelkeit erst hervorgerufen oder zumindest begünstigt hat.

Aus diesem Grund ist es oft bereits hilfreich, die Magenschmerzen mithilfe der oben beschriebenen Maßnahmen zu lindern. Dies führt häufig zu einer Besserung oder sogar zu einem Verschwinden der Übelkeit. Selbstverständlich sollte in Sachen Essen Vorsicht walten gelassen werden, um die Übelkeit nicht noch zu verschlimmern – wenn, dann sollte aber in jedem Fall darauf geachtet werden, nicht allzu fettig zu essen. Sind diese Maßnahmen nicht erfolgreich, ist die Übelkeit als eigenständige Äußerung zu betrachten und entsprechend zu behandeln. Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika), wie Domperidon oder Dimenhydrinat (Vomex®), versprechen schnelle Besserung und können gegebenenfalls auch als Zäpfchen verabreicht werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.09.2014 - Letzte Änderung: 19.07.2023