Ritalin® Wirkung

Ritalin® wird zur Behandlung hyperkinetischer Störungen und sogenanntem Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivitätsstörung, AD(H)S bei Kindern ab dem 6. Lebensjahr und zur Therapiefortführung bei Jugendlichen angewandt.

Auch bei zwanghaften Schlafanfällen, sogenannter Narkolepsie, kann Ritalin® angewandt werden.

Kontraindikationen von Ritalin®

Gegen eine Anwendung von Ritalin® sprechen folgende Umstände/Diagnosen

Ritalin Dosierung

Der behandelnde Arzt verschreibt die für den Patienten individuell geeignete Dosis an Ritalin®.

Die Therapie wird mit niedriger Dosierung begonnen und dann im Abstand von je einer Woche in kleinen Schritten gesteigert. Wie bei anderen Medikamenten so gilt auch hier, die Dosis so klein wie möglich zu halten, um Nebenwirkungen möglichst gering halten zu können.
Innerhalb von einer Stunde nach Einnahme tritt die Wirkung ein, wenn eine ausreichende Dosierung vorliegt.

Eingenommen wird die Ritalin-Tablette mit etwa einem halben Wasserglas zu oder vor einer Mahlzeit.

Wirkdauer von Ritalin

In der Regel vergeht nach der Einnahme etwa eine halbe Stunde, bis das Ritalin beginnt, seine Wirkung zu entfalten. Das Wirkungsmaximum ist nach etwa zwei Stunden erreicht. Daraufhin wird das Ritalin mit einer Halbwertszeit von ca. zwei bis drei Stunden aus dem Blutkreislauf eliminiert. Das bedeutet, dass vier bis fünf Stunden nach der Einnahme die Blutkonzentration noch etwa die Hälfte des Maximalwerts beträgt. Dementsprechend kann von einer relevanten Wirkdauer von ungefähr vier bis sechs Stunden ausgegangen werden.

Behandlungsdauer

Die Behandlung sollte nicht auf unbegrenzte Dauer erfolgen. Etwa alle 12 Monate sollte das Medikament unter ärztlicher Kontrolle versuchsweise abgesetzt werden, um zu sehen, ob eine Therapie auch ohne das Medikament Ritalin® fortgeführt werden kann.

Überdosierung

Wenn eine zu hohe Dosis von Ritalin® eingenommen wurde, so kann es zu

kommen.

Ebenso können

auftreten. Liegt eine Überdosierung vor, so muss unbedingt eine ärztliche Kontrolluntersuchung des Patienten erfolgen, um schlimme Folgeschäden zu vermeiden.

Wie wirkt Ritalin beim Kind?

Ritalin bzw. der Wirkstoff Methylphenidat greifen in die Übertragung von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn ein. Dazu muss man sich den Aufbau einer Synapse, also der Verbindungsstelle zwischen zwei Neuronen (Nervenzellen) vor Augen führen: Aus dem Ende des ersten Neurons werden Transmitter (Botenstoffe) in einen Spalt zwischen den beiden Nervenzellen ausgeschüttet. Diese Transmitter bewegen sich zum zweiten Neuron und aktivieren dieses. Damit die Aktivierung des zweiten Neurons aber nicht dauerhaft weiter besteht, werden die Transmitter mit der Zeit wieder ins erste Neuron aufgenommen.

An genau dieser Stelle setzt Ritalin an: Es hemmt diese Wiederaufnahme und sorgt somit für eine stärkere, längere Aktivierung des zweiten Neurons. Auf diese Weise übt es einen wachmachenden Effekt auf das Kind aus, der auch einen die Konzentration fördernden Aspekt beinhaltet. Bei einer ADHS-Erkrankung bezieht sich die Wirkung des Ritalin also überwiegend auf eine Linderung des Aufmerksamkeitsdefizits und weniger auf die Hyperaktivität.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Therapie von ADHS

Wie wirkt Ritalin beim Erwachsenen/ Gesunden?

Zu dieser Frage ist zunächst klarzustellen, dass ADHS keine reine Kinderkrankheit ist, sondern auch bei Erwachsenen vorkommt bzw. viele Patienten über ihre Kindheit hinaus von ADHS betroffen sind. Prinzipiell gestaltet sich der Wirkmechanismus des Ritalin bei Erwachsenen mit ADHS genau wie bei Kindern: Der Wirkstoff bewirkt eine Verstärkung der neuronalen Übertragung in bestimmten Gehirnbereichen und führt dadurch unter anderem zu einer Erhöhung der Konzentrations- und Fokussierungsfähigkeit. Allerdings muss hier ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden, die Dosis: Während die bei Kindern angewandten geringen Dosen hauptsächlich beruhigend und konzentrationsfördernd wirken sollen, wirken die bei Erwachsenen eingesetzten höheren Dosen neben der Förderung der Konzentrationsfähigkeit auch in gewisser Weise antriebssteigernd oder sogar aufputschend. Nicht umsonst besteht eine enge chemische Verwandtschaft zwischen Methylphenidat (Ritalin) und Amphetaminen (s.u.).

Bei nicht an ADHS erkrankten Erwachsenen hat Ritalin neben der aufputschenden Wirkung zudem eine appetitzügelnde Wirkung, wird also gelegentlich zum Abnehmen missbraucht. Daneben können Unruhegefühle, eine Steigerung des Blutdrucks und Herzrasen auftreten.

Wie wirkt Ritalin als Droge?

Es besteht eine enge Verwandtschaft zwischen dem Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin) und Amphetaminen. Letztere wurden vor Jahrzehnten als Aufputschmittel für Soldaten entwickelt und entfalten ihre Wirkung prinzipiell auf dem gleichen Weg wie das Ritalin, nämlich über eine Erhöhung der Konzentration von Transmittern im synaptischen Spalt zwischen zwei Gehirn-Nervenzellen (s.o.). Da Ritalin in höheren Dosen eine Wirkung erzielen kann, die jener von Amphetaminen nahezu gleichkommt, und es zudem deutlich einfacher zu bekommen ist, wird Ritalin mitunter als Droge missbraucht.

Es wird dann häufig als Aufputschmittel bei besonders hoher beruflicher Belastung angewendet und die eingenommenen Dosen werden stetig gesteigert. Derartiger Missbrauch ist jedoch gefährlich und kann schwerwiegende, teils gar lebensgefährliche Folgen nach sich ziehen. Deshalb sollte Ritalin ausschließlich auf ärztlichen Rat hin und nur in den vorgeschriebenen Dosen eingenommen werden.

Behandlungserfolg von Ritalin®

Sollten sich die hyperkinetischen Symptome im Verlauf eines Monats trotz ärztlicher Dosisanpassung nicht verbessern, so muss die Behandlung mit Ritalin® abgebrochen werden.

Was kann man tun, wenn die Wirkung nachlässt?

Mitunter kann es im Verlauf einer Ritalin-Therapie zu einer gewissen Toleranzentwicklung kommen, d.h. dass gleichbleibende Ritalin-Dosen einen immer geringeren Effekt erreichen. In diesem Fall ist die Konsultation des behandelnden Arztes anzuraten. Dieser kann gemeinsam mit dem Patienten die Situation reevaluieren und abwägen, ob eine Dosissteigerung in Frage kommt.
Häufig sind die Verhaltensauffälligkeiten des Patienten in solchen Fällen aber nicht allein auf ADHS, sondern auch auf weitere Faktoren, wie eine Störung des Sozialverhaltens oder gar eine depressive Episode, zurückzuführen. Folglich kann eine alleinige Behandlung der ADHS mit Ritalin nicht die alleinige Therapie darstellen, sondern muss durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.

Weitere Informationen

Generelle Informationen zur medikamentösen Therapie finden Sie unter:

  1. ADS Medikamente
  2. ADHS Medikamente

Eine Liste aller Medikamente, die wir bereits veröffentlicht haben, finden Sie unter: Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.06.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021