Die medikamentöse Therapie des ADS

Synonyme im weiteren Sinne

  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
  • Psychoorganisches Syndrom (POS)
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Störung, ADS
  • Attention - Deficit - Disorder (ADD)
  • Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung
  • Träumer/ “Hans-guck-in-die-Luft”,

Definition

Die Abkürzung ADS stehen für ein Syndrom, das Aufmerksamkeits - Defizit - Syndrom. Ein Syndrom drückt aus, dass es eine Vielzahl an Symptomen - sowohl Haupt- als auch Begleitsymptomatiken gibt, die sich nach außen mehr oder weniger offensichtlich zeigen.
Aus dem Englischen bekannt ist auch das Synonym ADD (Attention - Deficit - Disorder), welches prinzipiell das gleiche Syndrom anspricht. Da wie dort kann die Erkrankung durch ein H für Hyperaktivität oder hyperactivity ergänzt werden.

ADS - Kinder, die sich zwar unaufmerksam aber nicht impulsiv und hyperaktiv verhalten, sind häufig sehr introvertiert und “träumen” vor sich hin, fallen unter Umständen gar nicht oder aber tendenziell weniger negativ auf als beispielsweise ADHS - Kinder.
Beide “Typen” können die Aufmerksamkeit zum erfolgreichen Verarbeiten von Informationen nur teilweise - in der Regel nicht ausreichend - aufbauen. Dies hat natürlich Konsequenzen. In der Schule kann die wechselhafte und streckenweise unterdurchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne negative Auswirkungen auf Schulnoten haben, häufig bildet sich begleitend zur ADS - Symptomatik eine Lese- Rechtschreibschwäche oder / und eine Rechenschwäche aus. Generell besteht natürlich die Möglichkeit, dass ein ADS - Kind überdurchschnittlich intelligent ist. Da die Begleitsymptomatik des ADS diesen Verdacht durch das Verhalten des Kindes häufig nicht “zulässt”, wird im Rahmen der diagnostischen Erhebung in der Regel auch die Intelligenz eines Kindes bemessen. So können gezielt Aussagen in Richtung Hochbegabung oder Normalbegabung getroffen werden.

Die Aussagen hinsichtlich möglicher Ursachen des ADS lassen bei derzeitigem Forschungsstand darauf schließen, dass “echte” ADS - Kinder, also Kinder mit einem eindeutig diagnostizierten Aufmerksamkeits - Defizit - Syndrom, unter einem Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, wodurch die Informationsweiterleitungen zwischen den Nervenzellen einzelner Hirnbereichen nicht hinreichend funktioniert. Und genau an dieser Stelle setzt die medikamentöse Therapie des ADS an. Sie hat den Anspruch, Symptome zu lindern und dem Kind ein adäquates Leben und Lernen zu ermöglichen.

Hinweis zum Thema

Durch die Unterteilung der ADS - Symptome in Haupt- und Begleitsymptomatiken wird deutlich, dass eine Therapie stets multimodal und somit in verschiedene Richtungen ausgerichtet werden sollte. Da nach derzeitigem Forschungsstand das Ungleichgewicht der Botenstoffe die Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen einzelner Hirnpartien nicht hinreichend funktioniert, versucht man durch die medikamentöse Therapie dort anzusetzen. Was dies im Einzelfall bedeutet, können Sie weiter unten erlesen.

Darüber hinaus ist die medikamentöse Therapie des ADS alleine nicht ausreichend um alle Symptome in entsprechender Weise zu therapieren. Viele Verhaltensweisen haben sich eingeschlichen und auch eingeprägt, dass eine Abkehr von ihnen nur recht schwierig erscheint. Somit kann eine medikamentöse Therapie zusätzlich unterstützt werden durch:

  1. eine gezielte Förderung im häuslichen, familiären Bereich
  2. psychotherapeutische Therapieformen
  3. heilpädagogische Therapieformen
  4. Ernährungstherapien

Häufig ist die familiäre Belastung durch die vielen auftauchenden Probleme so hoch, dass die Familie, bzw. einzelne Personen therapeutisch begleitet werden (müssen).

Seien Sie ehrlich zu sich selbst: fordern Sie Hilfe an und seien Sie bereit dazu diese Hilfe anzunehmen wann immer es notwendig erscheint.

Medikamentöse Therapie des ADS

Die Tatsache, dass die medikamentöse Therapie so umstritten ist, liegt unter anderem auch daran, dass die Diagnose des ADS häufig nicht zweifelsfrei gestellt wird. Kinder, die unter einem Aufmerksamkeitsdefizit leiden, haben ein Ungleichgewicht der Botenstoffe und sprechen somit in der Regel, leider auch hier nicht zu 100 %, auch auf die medikamentöse Therapie an. Dabei hat jedes Medikament seine individuellen Nebenwirkungen (z.B. Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Depressivität, gesteigerte Kampfbereitschaft) und auch Wechselwirkungen, die in der Regel nach dem Absetzen der Medikation wieder verschwinden. Häufig muss die Medikation als solches nicht beendet, sondern lediglich verändert und neu angepasst werden.

Insofern sollten andere Therapieformen zunächst angedacht und durchgeführt werden. Jedes ADS muss hinsichtlich der Schwere der Symptomatik eingeschätzt werden. Insbesondere dann, wenn die schulischen Leistungen nachlassen und sich die Problematik ausweitet, muss einem Kind geholfen werden. Wenn dies die anderen Therapieformen nur unzulänglich tun, kann der behandelnde Arzt mit Ihnen gemeinsam beraten und beschließen, wann und auch wie lange eine medikamentöse Therapie angeraten sein kann.

Dabei ist folgendes wichtig zu wissen: Eine medikamentöse Therapie “heilt” das ADS nicht, es lindert lediglich die Symptome und zwar genau so lange, wie die Medikamente eingenommen werden.

Wir sind der Meinung, dass ein ADS niemals ausschließlich medikamentös behandelt werden sollte, sondern dass darüber hinaus weitere - individuell passende - Therapieformen hinzugezogen werden müssen.
Der häuslichen Unterstützung wird dabei eine sehr starke Wichtig- und Notwendigkeit zugeordnet.

Generell gilt, dass eine medikamentöse Therapie erst ab dem 6. Lebensjahr durchgeführt werden sollte. Dies ist auch den Beschreibungen der Medikamente zu entnehmen. Siehe dazu die Auflistung weiter unten.

ADS - Kinder müssen ihre individuelle Dosis finden und den richtigen Einnahmezeitpunkt austesten. Je nach Medikament stellt sich die Wirkung sofort ein und nimmt dann auch auf einmal ab, während andere den Wirkstoff allmählich freisetzen und die Wirkung somit auch nur langsam nachlässt.

In vielen Köpfen steckt die Warnung vor einer Abhängigkeit von den jeweiligen Stimulanzien. Neuere Forschungsergebnisse und Studien belegen, dass eine Medikation in individuell benötigter Dosierung in der Regel nicht zu einer Abhängigkeit führt, allerdings fehlen Langzeitstudien, die dies eindeutig belegen oder widerrufen.
Gewarnt wird allerdings dann, wenn in Familien ein erhöhtes Suchtrisiko vorzufinden ist. Sollte der behandelnde Arzt in diese Richtung fragen, fühlen Sie sich bitte nicht persönlich beleidigt und antworten sie bitte ehrlich. Es geht darum, Schäden von Ihrem Kind fernzuhalten und Ihrem Kind bestmöglich zu helfen.
Festhalten lässt sich an dieser Stelle, dass die Gefahr der Abhängigkeit im Einzelfall unterschiedlich ist, also individuell überprüft werden muss. Pauschale Aussagen können hier nicht getroffen werden.

Wie bereits oben erwähnt, wirkt sich die medikamentöse Therapie nur so lange positiv auf das Verhalten des Kindes aus, wie die Einnahme des Medikamentes erfolgt. Das hat aber noch lange nicht zur Folge, dass ein ADS - Kind sein Leben lang Medikamente einnehmen muss. Häufig sorgt die mutlimodale Therapie in Kombination mit der medikamentösen Therapie für einen gewissen Zeitraum dafür, dass die Begleitsymptomatiken so gut behandelt werden können, dass negative Verhaltensweisen nicht mehr oder nur noch sehr geringfügig in Erscheinung treten. Durch diese Stärkung des Kindes kann dann nach und nach eventuell auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden. Dies ist von Kind zu Kind unterschiedlich.

Weshalb überhaupt Medikamente?

Die nach derzeitigem wissenschaftlichen Forschungsstand für die Ausbildung eines ADS verantwortliche veränderte Funktionsweise des Gehirns impliziert eine komplexe Störung im Katecholaminhaushalt des Gehirns.

Was bedeutet das?

  1. Die Botenstoffe befinden sich normalerweise im Gleichgewicht, allerdings ist dieses Gleichgewicht bei ADS - Kindern gestört.
  2. Den Katecholaminen (= Botenstoffen) wird eine spezifische Funktion zugeschrieben:
    Noradrenalin - Antrieb
    Serotonin - Impulsivität
    Dopamin - Antrieb.
    Durch das Zusammenspiel dieser Botenstoffe entstehen wiederum weitere Wirkungen:
    Noradrenalin und Serotonin - Entstehung von Angstzuständen
    Serotonin und Dopamin - Appetit, Aggressionen, Lust
    Noradrenalin und Dopamin - Motivation
    Serotonin, Noradrenalin, Dopamin - Stimmung, Emotionalität, kognitige Fähigkeiten.
  3. Verhaltensweisen lassen Rückschlüsse auf das jeweils zugrunde liegende Ungleichgewicht zu.
  4. Dieses Ungleichgewicht stört die Informationsweiterleitung zwischen den einzelnen Nervenzellen im Bereich einzelner Hirnareale. Ist dieses Gleichgewicht gestört, können Reize nicht in gewohnter Weise weitergeleitet werden.

Demnach lässt sich festhalten, dass im Falle eines eindeutig nachgewiesenen Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms (siehe auch: Diagnose des ADS) das Ungleichgewicht der Botenstoffe für das von der Norm abweichende Verhalten verantwortlich gemacht werden kann. Während einige Botenstoffe ausreichend, andere hingegen unzulänglich vorhanden sind, resultieren daraus letztlich die unterschiedlichen Symptome des ADS. Durch die vielseitig mögliche Kombination (siehe oben) können Kriterienkataloge zur symptomatischen Analyse oder ähnlichem niemals wirklich als vollständige Auflistung erachtet werden.

Was spricht für Medikamente und was dagegen?

Für die Einnahme von Medikamenten spricht eindeutig die Effektivität dieser Substanzen. Die Konzentrationsfähigkeit wird innerhalb kürzester Zeit verbessert und die Teilnahme am Schul- bzw. Arbeitsalltag erleichtert.
Die medikamentöse Therapie ist somit die einfachste und oft effektivste Behandlungsform bei Aufmerksamkeitsstörungen.
Außerdem erlauben eine Vielzahl an Studien mit großen Probandenzahlen das Einschätzen der Nutzen und Risiken dieser Arzneimittel.

Allerdings haben die gängigen Medikamente häufig Nebenwirkungen, die womöglich schwerwiegender sein könnten, als die momentane Studienlage vermuten lässt.
Gerade bei Kindern besteht daher die Sorge, sie in der Entwicklung zu stören und langfristig schädigen zu können. Außerdem versprechen immer mehr neue Therapien ähnliche Erfolge bei weniger Nebenwirkungen.
Die gängigen Medikamente verlieren daher immer mehr an Bedeutung.

Sie bleiben jedoch die bislang am besten erforschte Therapieform mit unbestrittener Effektivität und andere Substanzen und Maßnahmen können ebenso Nebenwirkungen hervorrufen, die bislang bloß noch nicht bekannt sind. Das wichtigste bei der Behandlung ist also, bei jeder Therapieform Nutzen und Risiken abzuwägen und für den Patienten individuell den besten Plan zu erstellen.

Welche Medikamente werden eingesetzt?

Grundsätzlich können beim ADS die gleichen Wirkstoffe wie beim typischen ADHS eingesetzt werden. Diese Substanzen erhöhen die Konzentrationsfähigkeit durch eine verbesserte Signalübertragung im Gehirn und können somit bei fast allen Aufmerksamkeitsstörungen helfen. Am häufigsten wird hierfür das sogenannte Methylphenidat verwendet, das in Arzneimitteln wie Ritalin® oder Medikinet® enthalten ist. Zeigt sich hierunter keine ausreichende Besserung, können andere Medikamente eingesetzt werden, beispielsweise Amphetamine mit dem gleichen Wirkmechanismus. Diese Stimulantien sind zwar sehr effektiv in der Behandlung, zählen aber zu den Psychopharmaka und haben häufig Nebenwirkungen. Andere Substanzen wie Atomoxetin (im Medikament Strattera®) greifen an einem anderen Punkt in der Signalübertragung im Gehirn an. Ihre Wirkung ist meist etwas schwächer, dafür haben sie aber kein Suchtpotenzial und es treten weniger Nebenwirkungen auf. Weitere Medikamente, die eigentlich gegen andere Erkrankungen entwickelt wurden, aber im Einzelfall auch bei ADS helfen, können nach Ermessen des Arztes ebenfalls verschrieben werden.

Verschiedene Gruppen der Medikamente zur Behandlung des ADS

Die unterschiedlichen Ungleichgewichte der Botenstoffe beanspruchen unterschiedliche Medikamentengruppen für sich, die gezielt am Ungleichgewicht ansetzen und Symptome lindern, bzw. mildern sollen. Alle nachfolgend genannten Medikamentengruppen zählen zu den so genannten Psychopharmaka. Diese Medikamentengruppe umfasst generell alle Medikamente, die psychoaktiv wirken und sich somit auf die Aktivität des ZNS (= zentralen Nervensystems) auswirken. Sie wirken an der Synapse / am synaptischen Spalt, also genau dort, wo Botenstoffe zur Reizweiterleitung von Nervenzelle zu Nervenzelle genutzt werden. Nähere Informationen finden Sie unter Ursachen des ADS auf der ADS - Hauptseite.
Folgende Medikamentengruppen werden im Falle eines Botenstoff - Ungleichgewichtes eingesetzt:

  1. Stimulanzien, darunter fallen beispielsweise Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat (z.B. Ritalin®)
  2. Antidepressivum

Hinsichtlich der Antidepressiva unterscheidet man zwischen:

  1. MAO - Hemmer
  2. NARI (Selektive Noradrenalin - Wiederaufnahme Hemmer)
  3. RIMA (Reversible Monoaminooxdase Hemmer)
  4. SNRI (Serotonin - Noradrenalin - Wiederaufnahme Hemmer)
  5. SSRI (Selektive Serotonin - Wiederaufnahme Hemmer)

Je nach Notwendigkeit und Art des Ungleichgewichtes wird der behandelnde Arzt Medikamente aus der entsprechenden Gruppe verordnen.
Im Falle eines ADS werden primär Stimulanzien eingesetzt und gelten als Medikamente der ersten Wahl. Im Rahmen der Therapie beim ADS - Erwachsenen kann darüber hinaus auch der Einsatz trizyklischer Antidepressiva angeraten sein.

Pflanzliche Medikamente

Pflanzliche Arzneimittel werden bei verschiedensten Konzentrationsschwächen eingesetzt, um die geistige Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden zu steigern. Ein Beispiel hierfür ist der chinesische Gingko-Wirkstoff, der die Durchblutung des Gehirns verbessert. Koffein-haltige Präparate und Omega3-Fettsäure-Kapseln können ebenfalls bei einigen Patienten eine Verbesserung der Aufmerksamkeit erzielen. Bachblüten verbessern als Ergänzung die seelische Gesundheit und somit auch die geistige Leistungsfähigkeit. Auch THC, der Wirkstoff der Cannabis-Pflanze, kann vom Arzt verschrieben werden, wird aber sehr selten und meist nur bei der hyperaktiven Form des ADHS eingesetzt. Denn anders als beim typischen ADHS ist beim ADS keine Beruhigung durch die Wirkstoffe erforderlich. Beliebte Substanzen wie Baldrian und ähnliches sind daher meist auch nicht effektiv. Die Wirkung der pflanzlichen Medikamente ist zudem umstritten, unzureichend belegt und Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Bei leichten Formen des ADS oder bei schweren Unverträglichkeiten durch Psychostimulantien können sie eine Alternative darstellen, sollten aber mit Vorsicht eingenommen werden.

Welche rezeptfreien Medikamente gibt es?

Die genannten pflanzlichen Medikamente sind rezeptfrei und in Apotheken erhältlich.
Erfahrene Apotheker können zudem noch weitere Substanzen empfehlen.

Jedoch sollte gerade bei rezeptfreien Arzneimitteln auf die Qualität der Substanzen geachtet werden, da inzwischen immer mehr dieser Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt sind, auch von Supermärkten und ähnlichem vertrieben werden und diese nicht so streng Prüfungen unterliegen wie rezeptpflichtige Medikamente. Beim Kauf in einer Apotheke ist allerdings von guter Qualität auszugehen.

Homöopathie

Wie bei den pflanzlichen Medikamenten gilt, dass homöopathische Ansätze sehr effektiv sein können, aber ebenso Nebenwirkungen aufweisen.

Da die Homöopathie als ganzheitliches Therapiekonzept das gesamte psychische Wohlbefinden fördert, können dadurch aber gerade beim ADS mit seinen psychischen Begleitproblemen große Therapieerfolge erzielt werden. Je nach Erscheinungsbild kommen verschiedene Substanzen in Betracht, beispielsweise Sulfur bei hoher Intelligenz und Neugierde oder Agaricus bei typischer Verträumtheit.

Nebenwirkungen der Medikamente

Nebenwirkungen sind bei der Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen ein großes Problem.
Pflanzliche und homöopathische Wirkstoffe wirken sehr komplex, sind oft unzureichend untersucht und weisen daher ein sehr breites Nebenwirkungsspektrum auf.
Meistens sind diese mild und vorübergehend, sollten jedoch nicht unterschätzt werden. Sie können sich beispielsweise als Bauch- oder Kopfschmerzen äußern und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsbestandteilen auslösen.

Die gängigen Psychostimulantien (in z.B. Ritalin®) sind hingegen gut erforscht und die Nebenwirkungen bekannt, diese sind aber leider sehr häufig und treten bei ca. der Hälfte aller behandelten Patienten auf.
Typisch sind:

  • Appetitsverlust,
  • Müdigkeit,
  • depressive Verstimmungen,
  • Nervosität
  • und andere psychische Einschränkungen.

Auch von Veränderungen des Laborwerte, z.B. der Blutzellen, wurde berichtet.

In seltenen Fällen können zudem Psychosen oder ähnliches auftreten. Die meisten dieser Nebenwirkungen klingen nach wenigen Wochen wieder ab, aber auch unerwünschte Wirkungen nach langjähriger Einnahme der Substanzen werden zur Zeit untersucht. Die Patienten sollten daher vor Einnahme der Medikation gut aufgeklärt werden.

Medikamentöse Behandlung von ADS bei Kindern

Ob und wie eine Medikamentöse Therapie im Einzelfall angeraten sein kann, ist nicht pauschal zu beurteilen. Entwickelt haben sich zwei grundlegende Haltungen:

  1. Ablehnende Haltung
  2. Befürwortende Haltung

Wahrscheinlich kann - wie so oft - die Wahrheit in der Mitte beider Meinungen gefunden werden. Prinzipiell ist die angemessene und gründliche Diagnose des ADS ein wichtiger Bestandteil. Sie liefert Hinweise auf Therapien und deren Erfolge. An der Diagnose sollten keine Zweifel bestehen: Nicht jedes verhaltensauffällig träumende und unaufmerksame Kind ist gleichzeitig ein ADS - Kind..
Befürworter der medikamentösen Therapie gehen häufig von der Annahme aus, dass mittels Medikament das Gleichgewicht der Botenstoffe, die zur Informationsweiterleitung im Gehirn benötigt werden, wiederhergestellt wird.

Hinsichtlich der medikamentösen Behandlung des ADS kann Folgendes festgehalten werden:

  • Medikamentöse Therapie nur in eindeutigen Fällen.
  • Medikamentöse Therapie nicht unter sechs Jahren!
  • Nebenwirkungen können individuell auftreten und sind in besonderer Weise abhängig vom verordneten Medikament.
  • Die Dosis und der Einnahmezeitpunkt sind individuell unterschiedlich. Beides muss in gewisser Weise “ausgetestet” werden. Der behandelnde Arzt kann aufgrund des zugrunde liegenden Körpergewichtes eine Annäherung an die richtige Dosierung erreichen und Dosierungsempfehlungen aussprechen.

Medikamente für "Träumer"

Da es sich beim "verträumten ADS" nur um einen Subtyp des typischen ADHS handelt, gibt es definitionsgemäß keine Medikamente ausschließlich für diese Erscheinungsform.

Allerdings werden beim ADS andere Kombinationen aus dem breiten Spektrum der ADHS-Therapie verwendet.

So kommen die Betroffenen beispielweise häufiger mit reiner Verhaltens- und Psychotherapie und ohne Medikamente aus oder es kann auf nicht stimulierende Substanzen wie Atomoxetin (Strattera®) zurückgegriffen werden. Bei der homöopathischen Behandlung werden eher Mittel wie Agaricus verwendet, da Sulfur oder Stramonium vor allem bei dominanten und hyperaktiven Formen Verwendung finden.

Medikamentöse Behandlung von ADS bei Erwachsenen

Da es das die Diagnose des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms auch bei Erwachsenen (ADS Diagnose beim Erwachsenen) gibt, kann auch bei ihnen eine medikamentöse Therapie erfolgen. Die Wahl des passenden Medikamentes gestaltet sich beim Erwachsenen aber schwieriger. Dies liegt unter anderem auch daran, dass die Verstoffwechslung beim Erwachsenen schneller erfolgt und der Hormonhaushalt unterschiedlich zusammengesetzt wird. Genau wie bei Kindern sind auch hier Stimulanzien die Medikamente der ersten Wahl. Zurückgegriffen wird häufig auch auf trizyklischen Antidepressiva, bzw. eine Mischkombination. Nur selten werden derzeit selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer eingesetzt. Problematisch gestaltet sich die Tatsache, das unseres Wissens derzeit kein Medikament auf Basis von Methylphenidat für Erwachsene zugelassen ist. Es kann im Rahmen einer so genannten Off-label-Verordnung vom Arzt verordnet werden. Die Kosten werden von Krankenkassen nur selten und somit in der Regel nicht übernommen.

Einige Erfahrungsberichte von Erwachsenen, die sich für eine medikamentöse Therapie entschieden haben, berichten davon, dass die Wirkung der Medikamente nicht sofort eintritt, sondern dass es bis zu einem halben Jahr dauern kann bis sich die erwartete Wirkung einstellt. Da eine medikamentöse Therapie in Deutschland gewissen Auflagen unterliegt (siehe oben), sind Erfahrungsberichte recht selten. Ebenso beziehen sich Studien meist auf Kinder und Jugendliche. Erwachsenenstudien zur Thematik weisen häufig unterschiedliche und uneinheitliche Ergebnisse auf.

Eine medikamentösen Therapie sollte - wie bei Kindern und Jugendlichen auch - nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn eine eindeutige Diagnose gestellt werden konnte. Dazu gehört auch die differenzialdiagnostische Abgrenzung anderer Persönlichkeitsstörungen (Borderline, Depressionen, Tourette - Syndrom, ...).

  1. Allgemeine Informationen zum Umgang mit dem ADS - Kind, insbesondere auch Informationen für Eltern zur Therapie des ADS im häuslichen und familiären Bereich: ADS und Familie.
  2. Die psychotherapeutische und heilpädagogische Therapie mit ihren unterschiedlichen Formen.
  3. Die Ernährungstherapie.

Wie bereits erwähnt sollte eine Therapie stets an mehreren Faktoren gleichzeitig anknüpfen. So kann eine ausschließlich medikamentöse Therapie zwar anschlagen, sie wirkt sich allerdings nicht zwingend auf alle Bereiche aus.
Viele Beipackzettel der o.g. Medikamente verweisen deshalb auch auf eine therapeutische Gesamtstrategie, die neben der medikamentösen Therapie erfolgen sollte.

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021