Psychotherapie bei ADS

Ein möglicher Bestandteil im Bereich der Therapie des ADS stellt die Psychotherapie und deren unterschiedliche Therapieformen dar. Lesen Sie hier mehr über tiefenpsychologische Behandlungsformen und Verhaltenstherapien.

Psychotherapeutische Therapie des ADS

Synonyme im weiteren Sinne

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Psychoorganisches Syndrom (POS), ADD, Attention - Deficit - Disorder, minimal brain syndrome, Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, Aufmerksamkeitsdefizit-Störung, ADS, Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Träumer, “Hans-guck-in-die-Luft”, Träumerle.
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Zappel - Philipp - Syndrom, Zappelphilipp, Psychoorganisches Syndrom (POS), Hyperkinetisches Syndrom (HKS), ADHS Fidgety Phil, ADHD.

Definition

Kinder, die unter einem der drei Foremn des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms - dem Aufmerksamkeitsdefizit-syndrom ohne Hyperaktivität (ADS), allerdings mit stark eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit und Hypoaktivität, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität (ADHS), oder dem Mischtyp aus beiden Varianten leiden, besitzen alle ein wechselhaftes, streckenweise unterdurchschnittliches Konzentrations- und Aufmerksamkeitsvermögen.
Hinzu kommt, dass die mangelhafte Aufmerksamkeit oftmals zu weiteren Lernproblemen führt. Beispielartig seien an dieser Stelle die Lese- Rechtschreibschwäche und / oder die Rechenschwäche erwähnt. Diese Probleme können auch dann auftreten, wenn eine Hochbegabung des Kindes vorliegt.
Nach der Diagnosestellung hat sich primär an der Symptomatik nichts verändert. Dies bedeutet, dass man sich in keiner Weise auf der Diagnose ausruhen kann, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Es gilt, sich mittels vielschichtiger Therapie (= multimodaler Therapie) auf die Probleme einzustellen um den bestmöglichen Umgang mit dem Krankheitsbild zu erarbeiten.
Aus diesem Grund sollte an die Diagnose möglichst nahtlos ein individueller Therapieplan erstellt werden, der die unterschiedlichen Therapieformen gezielt auf die individuelle Symptomatik abstimmt. Dabei wird prinzipiell zwischen:

  1. der medikamentösen Therapie
  2. den psychotherapeutischen Behandlungsformen
  3. den heilpädagogischen Therapieformen

unterschieden, wobei alternative Therapiekonzepte, wie beispielsweise diverse Diätformen, ernährungstherapeutische Maßnahmen, bzw. auch das Neurofeedback (EEG - Biofeedbach) auch eingesetzt werden können.
Zu diesen wesentlichen Eckpfeilern gehört zusätzlich noch die Förderung des ADS - Kindes im häuslichen Bereich. Dies wird deshalb zwingend wichtig, da jede Therapie dann an ihre Grenzen stößt, wenn Teilbereiche der Erziehung “nicht mitziehen”. Erziehung ist generell ganzheitlich zu betrachten und je enger alle an der Erziehung beteiligten zusammen arbeiten, desto besser gelingt sie. Wir alle kennen die Problematik, wenn ein Elternteil etwas verbietet, das andere Elternteil es hingegen erlaubt...

Welche Therapiebausteine im Einzelfall zum Einsatz kommen, ist individuell verschieden und variiert demnach von Kind zu Kind und bedarf einer genauen Analyse der Symptome. Nicht immer müssen dabei alle Therapiebereiche zum Einsatz kommen. Wenden Sie sich hierfür vertrauensvoll an Ihren behandelnden Arzt, der genauere Auskünfte im Hinblick auf die individuelle Passung geben kann. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Allgemeine Informationen zu psychotherapeutischen Behandlungsformen

Psychotherapeutische Behandlungsformen zielen auf die Behandlung der Seele ab und umfassen verschiedene Maßnahmen und Methoden, die versuchen, psychische und emotionale Verhaltensstörungen mit Hilfe klassischer psychologischer Therapieformen zu behandeln. Durch diese Ansätze soll sowohl der Leidensdruck des ADS Patienten als auch der Leidensdruck der Umwelt reduziert werden.
In Bezug auf das ADS sind dies beispielsweise:

  • tiefenpsychologische,
  • verhaltenstherapeutische, bzw.
  • systemische Behandlungsformen,

die nachfolgend beschrieben werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Psychotherapie

Die tiefenpsychologische Behandlung des ADS

Die Tiefenpsychologie ist eine Weiterentwicklung aus dem Gedankengut von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse, von Carl Gustav Jung (C.G. Jung), dem Begründer der analytischen Psychologie und Alfred Adler, dem Begründer der Individualpsychologie. Aus der Weiterentwicklung heraus entstanden Behandlungsformen und -techniken, die in der Regel dann eingesetzt werden, wenn Konflikte (Störungen) in der (kindlichen) Entwicklung auftreten und die Beziehung der Menschen miteinander und untereinander negativ beeinträchtigen.

Bezogen auf das ADS bedeutet dies, dass das Verhalten des Kindes zu durchleuchten, ursächlich zu hinterfragen um dadurch Verhaltensweisen zu erklären und zu verstehen. Eingeschliffene Verhaltensmuster werden oftmals deshalb nicht bemerkt, weil sie sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und gefestigt haben. Im täglichen Umgang miteinander sind diese Verhaltensweisen nicht fremd, sondern gehören vielmehr zu dieser Person dazu. Wie, wann und wodurch sie entstanden sind, ist kaum noch zu ermitteln. Dies ist der Ansatzpunkt der tiefenpsychologischen Behandlung, deren Ziel es ist, typische Verhaltensmuster, die sich negativ auswirken, zu erkennen und diese abzuändern, bzw. durch alternative Verhaltensmuster zu ersetzen.

Weiterführende Informationen zur Thematik der Tiefenpsychologie finden Sie hier: Tiefenpsychologie.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie als weitere mögliche Therapieform geht im Gegensatz zur Tiefenpsychologie nicht von den im Inneren eines Menschen ungelösten Konflikten aus, sondern vielmehr von Verhaltensweisen, die nach außen gezeigt werden. Das bedeutet: ausgehend von den Symptomen (Begleitsymptomen) wird ein Verhalten analysiert und mit Hilfe verschiedener Behandlungsmethoden zu ändern versucht.
Die Verhaltenstherapie unterlag ständigen Weiterentwicklungen und Veränderungen, sodass mittlerweile grundlegende Richtungen voneinander unterschieden werden können. Dieses sind:

  1. Die klassische Verhaltenstherapie
  2. Die kognitive Therapie und
  3. Die kognitive Verhaltenstherapie

Kognitive Verhaltenstherapie

Wie man anhand der Begriffsbildung bereits ahnen kann, stellt die kognitive Verhaltenstherapie das Bindeglied zwischen klassischer Verhaltenstherapie und kognitiver Therapie dar.
Somit spielt sowohl die Wahrnehmung, als auch das Denken und die daraus resultierenden Verhaltensmuster im Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie eine große Rolle. Sie verbindet in besonderer Weise sowohl den motorischen, als auch den kognitiven und den körperlich - emotionalen Bereich. Hierzu bedient sie sich verschiedener Techniken (Methoden):

  1. Des operante Konditionierens
  2. Des Problemlösetrainings
  3. Des Selbstmanagement - Trainings
  4. Des Sozialkompetenz - Trainings, sowie
  5. verschiedener Entspannungsmethoden, wie beispielsweise Yoga, autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR)

Weiterführende Informationen zur Thematik der kognitiven Verhaltenstherapie finden Sie hier: kognitve Verhaltenstherapie

Systemische Therapieformen

Systemische Therapieformen entstanden in den 50’er Jahren des letzten Jahrhunderts und dienen prinzipiell der Klärung und Lösung zwischenmenschlicher Beziehungen. Dies bedeutet, dass systemische Therapieformen Problembereiche in Familien, an Arbeitsplätzen, zwischen Freunden, etc. aufgreifen und zu lösen versuchen.

Im Bereich der Therapie des ADS finden systemische Therapieformen in aller Regel als Familientherapie statt. Dies liegt darin begründet, dass die Symptome des ADS die Familie als ganzes in besonderer Weise belasten kann, wodurch wiederum Konflikte entstehen, die einer erfolgreichen Therapie in besonderer Weise im Wege stehen.

Dies bedeutet: Die systemische Familientherapie sieht die Symptome eines ADS nicht primär als eine Erkrankung des Kindes an, sondern spricht auch der Situation des Kindes innerhalb der Familie eine bedeutende Rolle im Hinblick auf die symptomatische Ausbildung des ADS zu.
Das Ziel ist es, fest gefahrene und eingeschliffene Verhaltensmuster aller Familienmitglieder aufzugreifen und gegebenenfalls umzugestalten, sodass eine Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen erreicht werden kann.
Um dies zu erreichen ist es wichtig, dass Familienmitglieder sich in die Lage anderer hineinversetzen um Situationen, Denkweisen und Verhaltensmuster anderer zu hinterfragen.
In der Regel geschieht dies durch darstellen einer typischen familiären Situation, beispielsweise durch den Einsatz von Puppen. Aus dieser Situation heraus versucht man, Rückschlüsse auf die Rollen innerhalb der Familie, sowie auf Gefühle, Einstellungen und Denkweisen zu ziehen.

Weitere Therapieformen

  1. Allgemeine Informationen hinsichtlich des Umgangs mit dem ADS - Kind, inklusive Informationen für Eltern zur Therapie des ADS.
  2. Die medikamentöse Therapie des ADS
  3. Die Ernährungstherapie ADS mit ihren unterschiedlichen Möglichkeiten.

Die genannten Therapiemöglichkeiten ergänzen sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig. Welche Formen im Einzelfall miteinander kombiniert werden können, kann der behandelnde Arzt, bzw. der behandelnde Therapeut gemeinsam mit Ihnen entscheiden. Wichtig ist dabei, dass von der individuellen Symptomatik ausgegangen und entschieden wird.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2007 - Letzte Änderung: 15.03.2022