Diagnose des ADS

Synonyme im weiteren Sinne

Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Hans-guck-in-die-Luft, Psychoorganisches Syndrom (POS), Hyperkinetisches Syndrom (HKS), Attention-Deficit-Disorder (ADD), minimal brain syndrome, Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, Hans guck in die Luft.
ADHS, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Zappelphilipp - Syndrom, Zappel - Philipp, Aufmerksamkeitsdefizit - Hyperaktivitätsstörung, Attention - Deficit - Hyperactivity - Disorder (ADHD), Fidgety Phil.

Definition

Im Gegensatz zum Aufmerksamkeits - Defizit - Hyperaktivitäts - Syndrom (ADHS) umfasst das Aufmerksamkeits - Defizit - Syndrom (ADS) ein unter Umständen sehr stark ausgeprägtes unaufmerksames aber keinesfalls impulsives oder hyperaktives Verhalten. ADS - Kinder werden häufig als Träumer bezeichnet und wirken oftmals geistig abwesend. In Extremensituationen erweckt es den Eindruck als sei die “Körperhülle” des Kindes zwar anwesend, mehr aber auch nicht!
Um keine fehlerhafte Diagnose zu stellen, somit nicht prinzipiell alle unkonzentrierten, “träumenden” Kinder als ADS - Kinder zu bezeichnen hat man vor die eigentliche Diagnose einen sogenannten Beobachtungspuffer / Beobachtungszeitraum gestellt. Auffällige Symptome, die ein ADS vermuten lassen, sollten sich über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr hinweg in verschiedenen Lebensbereichen des Kindes (Kindergarten / Schule, zu Hause, Freizeit) immer wieder und vor allem in ähnlicher Weise gezeigt haben. Im ICD 10 Verzeichnis werden die verschiedenen Arten von ADS neben anderen Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend unter F90-F98 aufgeführt.

Neuere Studien zur Ursachenforschung gehen mittlerweile von einer fehlerhaften Informationsweiterleitung und -verarbeitung zwischen den beiden Hirnabschnitten (Hirnhälften) aus. Auf der übergeordneten ADS - Seite erfahren Sie mehr über die Ursachen eines ADS.

Auch wenn das Träumen und Unaufmerksamkeit generell Desintersse am Unterrichtsgegenstand zu signalisieren scheinen, bedeutet dies nicht, dass ADS - Kinder generell kein Interesse am Unterricht haben. Es bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass ADS - Kinder weniger begabt sind, denn auch sie können eine Hochbegabung aufweisen. Aufgrund der Tatsache, dass - bedingt durch die mangelnde Konzentrationsfähigkeit - Wissenslücken entstehen, können früher oder später Probleme in schulischen Bereichen hinzutreten. Häufig beziehen sich die Probleme auf das Lesen - und Rechtschreiben, bzw. das Rechnen. Eine Lese- Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche sind dann häufig das Resultat.

Generell ist es auch nicht auszuschließen, dass ADS - Kinder unter einer Teilleistungsstörung im Sinne einer Legasthenie oder Dyskalkulie leiden. Auch weitere psychische Erkrankungen sind denkbar und nicht von der Hand zu weisen. Als Beispiele seien hier erwähnt: Depressionen, Tics, Tourette - Syndrom, etc.

Zusammenfassung

Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom fallen durch Tagträume und Unaufmerksamkeit auf und verhalten sich nur selten impulsiv. Die Fähigkeit zu konzentriertem Arbeiten ist somit auch in dieser Form des ADS nur phasenweise gegeben. In der Regel entstehen durch diese Konzentrationsschwäche teilweise gravierende Schwächen in einzelnen, bzw. mehreren schulischen Bereichen. So leiden aufmerksamkeitsdefizitäre Kinder auch häufig unter einer Lese- Rechtschreibschwäche und / oder einer Rechenschwäche.
Generell ist es möglich, das ein ADS - Kind auch hochbegabt ist. Es ist allerdings ungleich schwieriger, diese Hochbegabung festzustellen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass man es einem “träumenden” Kind oftmals nicht zutraut, auch hochbegabt zu sein. Eine gewisse Offenheit und Kenntnis der Symptomatik eines ADS ist also erforderlich. Im Rahmen der ADS - Diagnostik ist nicht zuletzt deshalb die Intelligenzdiagnostik häufig Grundlage der Diagnose.

Ebenso wie eine Hochbegabung lassen sich auch Teilleistungsschwächen (Legasthenie, Dyskalkulie) niemals ausschließen, sodass unter Umständen auch in diese Richtung diagnostiziert werden muss.

Eine Therapie bei diagnostiziertem ADS sollte stets auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden. Nach Möglichkeit sollte sie ganzheitlich erfolgen und alle Erziehungsbereiche des Kindes betreffen. Weitere Informationen zur Therapie des ADS finden sie auf der entsprechenden Seite.

Ähnlich wie beim ADHS erfordert ein ADS - Kind viel Zuwendung, Zuneigung und Geduld. Tadeln und Beschimpfen der Kinder bewirkt keine dauerhafte Verhaltensänderung und schafft Frust auf beiden Seiten. Wenn konsequentes erzieherisches Handeln sowie das Aufstellen und Einhalten vereinbarter Regeln ansatzweise funktionieren, ist eine erste Hürde genommen und die Basis für weiteres therapeutisches Wirken gelegt.

Die Befragung der Eltern

In aller Regel stellen Eltern die wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes dar, wodurch sie eine zentrale und wichtige Rolle im Hinblick auf die Beobachtungsmöglichkeit eines Kindes spielen. Eine Beobachtung des Kindes innerhalb des Schutzraumes “Familie” kann besondere Aufschlüsse über das kindliche Verhalten geben. Immer wieder wird davon berichtet, dass es Eltern nicht besonders schwer fällt, Normunterschiede zu erkennen, dass es ihnen aber sehr schwer fällt, beobachtete Verhaltensabweichungen zuzugeben. Dies ist auf der einen Seite verständlich, allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man einem Kind durch diese Abwehrmechanismen nicht hilft. Das “Scheuklappendenken” in Form von: “Das wächst sich schon aus” ist in keinem Fall angebracht.

Es ist wichtig zu wissen, dass Kinder, die zweifelsohne an einem ADS leiden, dies nicht tun weil Eltern in der Erziehung eventuell Fehler unterlaufen sind. ADS ist nicht die Folge eines Erziehungsdefizites auch wenn es oft den Anschein erweckt, kann aber dadurch negativ beeinflusst werden.
Die Akzeptanz der Probleme ist ein wichtiger Aspekt - nicht nur im Hinblick auf eine objektivere diagnostische Einschätzung, sondern vor allen Dingen auch im Hinblick auf therapeutische Erfolge. Eltern, die die Problematik akzeptieren, werden vermutlich einer Therapie auch positiver entgegentreten und können somit ihrem Kind viel besser helfen. Und darum sollte es letzten Endes gehen.

Diagnose des ADS

Insbesondere die Diagnosestellung bei einem ADS ist nicht einfach. Dies liegt unter anderem daran, dass aufgrund der Symptomatik ADS - Kinder vom Verhalten her nicht unbedingt negativ auffallen müssen. Durch ihre Tagträume und ihre häufige geistige Abwesenheit können sie durchaus mit schüchternen Kindern gleichgesetzt werden. Von seiten der ErzieherInnen und auch der LehrerInnen erfordert es also in besonderer Weise einer Offenheit gegenüber dieser Problematik.
Zu warnen ist allerdings auch vor einer übertriebenen Besorgtheit, denn nicht jedes stille und abwesende Kind hat gleichzeitig ein ADS. Anders gesagt: ADS darf nicht als Entschuldigung bei vorliegender Antriebslosigkeit oder bei “Bocklosigkeit” in bestimmten stressigen Situationen gewertet werden.
Die Diagnosestellung wird außerdem dadurch erschwert, dass es zwar einige Symptome gibt, die für ein ADS typisch sind, allerdings ist der Katalog möglicher Verhaltenssymptomatiken niemals vollständig, zum anderen muss auch nicht jede Symptomatik zwangsläufig in Erscheinung treten. Es handelt sich hierbei also keinesfalls um eine homogene (in gleicher Weise und mit immer gleichen Symptomen auftretende) Erkrankung.

Aus diesem Grund sind genaue Beobachtungen im Vorfeld unerlässlich. Die Beobachtungen müssen sich immer auf alle Lebensbereiche (Kindergarten / Schule, häusliche Umgebung, Freizeit) beziehen. Die oben genannten Symptome können dabei helfen, erste Auffälligkeiten festzustellen. Generell wird davon ausgegangen, dass die Symptomfelder bereits vor der Einschulung auftreten und sich auch über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr immer wieder regelmäßig zeigen. Wie bereits oben erwähnt, können die Verhaltensweisen vom jeweiligen Entwicklungsstand deutlich abweichen.

Eine Diagnostik sollte stets umfassend gestellt werden und sich somit auf folgende Bereiche erstrecken:

  1. Befragung der Eltern
  2. Beurteilung der Situation durch die Schule (Kiga)
  3. Erstellung eines psychologischen Gutachtens
  4. Die klinische (ärztliche) Diagnostik

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Welcher Arzt?

Die ersten Anzeichen für ein bestehendes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom werden häufig vom betreuenden Kinderarzt erkannt. Die Arztbesuche laufen dann beispielsweise besonders chaotisch ab und das veränderte Verhalten der Kinder zeigt sich im Kontakt mit den Eltern, als auch mit dem Arzt selbst.

Der Kinderarzt kann anschließend seine Vermutung äußern und darauf hoffen, dass sich die Eltern bei begründetem Verdacht auf weitere Untersuchungen einlassen. Auch wenn es sich bei ADS um eine Erkrankung handelt, die nicht auf eine fehlerhafte Erziehung oder vergleichbare Umstände zurückzuführen ist, ist sie in der Gesellschaft dennoch negativ behaftet. Die Eltern sollten eine solche Vermutung nicht als Angriff gegen sich selbst oder ihr Kind sehen, sondern den wohlgemeinten Ratschlag einer weiterführenden Diagnostik zustimmen. Nur auf diesem Weg hat das Kind, falls tatsächlich ADS vorliegt, die optimalen Voraussetzungen für eine zielführende Behandlung.

Der Kinderarzt kann bei Erhärtung der Verdachtsdiagnose einen Kinder- und Jugendpsychiater oder einen Psychologen zu Rate ziehen. Oftmals kommt es im Rahmen der anfänglichen Behandlung zu einer stationären Aufnahme der jungen Patienten in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie, um sie intensiv im Umgang mit ihrer Erkrankung zu schulen. In manchen Fällen wird ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom erst im jungen Erwachsenenalter erkannt.

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Oftmals liegt hierbei ein zusätzliches psychiatrisches Problem wie zum Beispiel eine Störung des Sozialverhaltens, eine Angst- oder Zwangsstörungen oder eine Depression vor. Durch die vorliegende Problematik wird die Person beim Psychiater vorstellig, welcher möglicherweise zusätzlich ADS diagnostizieren kann.

Im Erwachsenenalter sind bei vorliegendem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom Psychiater und Psychologen bei der Behandlung der Erkrankung involviert.

Die Beurteilung der Situation durch Schule / Kiga

Sowohl dem Kindergarten als auch der (Grund-)Schule bieten sich vielfältige Möglichkeiten zur Beobachtung eines “auffälligen” Kindes. Dabei sprechen sowohl die ErzieherInnen als auch die LehrerInnen lediglich Verdachtsmomente, nicht jedoch die eigentliche Diagnose aus. Die Beurteilung der Situation durch die Schule (Kiga) ist lediglich ein - allerdings ein wichtiger - Bestandteil einer umfassenden Erhebung.
Wichtige Beobachtungen, insbesondere im Hinblick auf Frustrationstoleranz, Über- oder Unterforderung, aber auch Probleme in anderen Bereichen, wie beispielsweise eine Lese- Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche, sollten in einem Beobachtungsbogen festgehalten werden. Dabei erscheint es wichtig, dass alle ErzieherInnen, bzw. LehrerInnen, die das Kind betreuen, gemeinsam an der Beobachtung arbeiten. Wichtig ist aber auch ein konsequenter und ehrlicher Austausch mit den Eltern und das Gespräch mit dem schulpsychologischen Dienstes, bzw. den betreuenden Therapeuten.

Erstellen eines psychologischen Gutachtens

Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen, die vom Alter des Kindes abhängen. Während bei Vorschulkindern eine so genannte Entwicklungsdiagnostik vorgenommen wird, unterliegen (Grund-) Schulkinder unter anderem in der Regel auch einer Intelligenzdiagnostik. In beiden Erhebungen wird neben den eigentlichen Beobachtungskriterien eines Testverfahrens in besonderer Weise auch darauf geachtet, wie sich das Kind in der Testsituation verhält. Wenn Sie sich weitreichender mit der Thematik Intelligenz und Intelligenzdiagnostik beschäftigen möchten, clicken Sie bitte hier auf: Hochbegabung.
Welche diagnostischen Testverfahren im einzelnen eingesetzt werden, ist unterschiedlich. Bekannte Verfahren zur Messung von Intelligenz, Entwicklung und Teilleistungsstörungen sind beispielsweise: HAWIK (Hamburger Wechsler Intelligenztest für Kinder), der CFT (Culture Fair Intelligence Test) uvm.

Der HAWIK testet über verschiedene Untertests, wie beispielsweise: Bildergänzungen, Allgemeinwissen, rechnerisches Denken usw. die praktische, verbale und allgemeine Intelligenz.

Der CFT misst die individuelle Fähigkeit eines Kindes zur Erkennung von Regeln und zur Identifikation bestimmter Merkmale. Er misst darüber hinaus, in welchem Maße das Kind zur nonverbalen Problemerfassung und -lösung fähig ist. Insgesamt besteht der Test aus fünf verschiedenen Untertests,

Neben der Messung der Intelligenz, die auch eine eventuelle Hochbegabung ermitteln kann, gibt es Möglichkeiten zum Testen der Aufmerksamkeit (z.B. DAT = Dortmunder Aufmerksamkeitstest), zur Messung der Fähigkeit zu problemlösenden Handeln und zur Messung der Konzentrationsfähigkeit.

Die klinische (ärztliche) Diagnostik

Es wurde bereits angesprochen, dass eine Diagnose aus mehreren Beobachtungsmomenten bestehen sollte. Das ist wichtig, um eine Fehldiagnostik zu vermeiden, denn viele Kinder sind lebhaft und neugierig oder aber ruhig und introvertiert ohne dass eine “Störung” im Sinne eines ADS bzw. ADHS vorliegt. Eltern, LehrerInnen, bzw.ErzieherInnen und auch Psychologen spielen demnach eine wichtige Rolle zum Treffen einer passenden Diagnose, stellen sie aber nicht selbst aus. Das Ausstellen der Diagnose ist in Deutschland die Aufgabe des Kinderarztes.

Dies hat zur Folge, dass - basierend auf den Beobachtungen - auch gezielte Untersuchungen durchgeführt werden. Dies sind in der Regel neurologischer und internistischer Art. Sie alle zielen primär darauf ab, organische Probleme als Ursache für das auffällige Verhalten auszuschließen (= Ausschlussdiagnostik).

In der Regel veranlasst der Kinderarzt zunächst ein umfassendes Blutbild (Ausschluss von Schilddrüsen- Erkrankungen, Eisenmangel, etc.) und unterzieht dem Kind ebenso einer körperlichen Untersuchung (Ausschluss von Augen- und Ohrerkrankungen, Allergien und deren Begleiterkrankungen (Asthma, ggf. Neurodermitis; siehe: Differentialdiagnostik). Die kindlichen U - Untersuchungen reichen oftmals im Hinblick auf die genaue Untersuchung der Sinnesorgane, insbesondere des Ohres und der Augen, nicht aus. Spezifischere Untersuchungen werden notwendig um auszuschließen, dass die Probleme darin begründet liegen, dass ein Kind einfach schlecht sieht oder hört. In beiden Fällen können Probleme in diesem Bereich dafür sorgen, dass sich ein Kind nicht konzentrieren und ausreichend mitarbeiten kann. .
Ein EEG (Elektroenzephalogramm) dient der Ermittlung von Potentialschwankungen im Gehirn und ermöglicht Rückschlüsse auf eventuelle Funktionsstörungen des ZNS (= zentrales Nervensystem).
Das EKG (Elektrokardiogarmm) untersucht den Herzrhythmus und die Herzfrequenz. Somit dient es im Rahmen der ADS - Diagnostik eher als differentialdiagnostische Maßnahme zur Ermittlung eventueller Herzrhymusstörungen, die unter Umständen einer speziellen Medikation bedürfen, bzw. eine ADS - typische Medikation nicht ermöglichen. .

Eine Möglichkeit zur Erfassung eines Ist - Zustandes aus verschiedenen Sichtweisen ermöglicht die nach ihrem Entwickler benannte Achenbach - Skala. Neben der Berücksichtigung des Alters und des Geschlechts des Kindes, bietet die Achenbach - Skala die Möglichkeit durch getrennte Fragebögen für Eltern, Erzieher / Lehrer und Kinder die Gesamtsituation des Kindes möglichst objektiv zu betrachten. Dies ist in besonderer Weise stets abhängig von der Ehrlichkeit der befragten Personen.

Test

Einen speziellen Test für die Diagnose von ADS gibt es nicht. Es handelt sich bei der Störung um eine Ausschlussdiagnose: wenn alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen werden konnten, wird die Diagnose ADS gestellt. Um sich trotzdem ein Bild über den Zustand des vermeintlichen Patienten machen zu können, kommen einfache Fragebögen zum Einsatz. Diese beinhalten Fragen zur Aufmerksamkeit (Können Sie sich schlecht konzentrieren, wenn etwas zwar wichtig ist, aber keinen Spaß macht?), zur Stimmung (Haben Sie häufig Stimmungsschwankungen?), zur Kritikfähigkeit (Können Sie gut damit umgehen, wenn jemand etwas an Ihnen oder Ihrer Arbeit auszusetzen hat?), zur Impulsivität (Können sie sich gut beherrschen, wenn sie provoziert werden?), zum Sozialverhalten (Fallen Sie anderen Menschen häufig ins Wort?) und vielen anderen Punkten des alltäglichen Lebens. Der Fragebogen sollte dabei immer (wenn möglich) von dem Patienten selbst und von einer engen Bezugsperson (in den meisten Fällen die Eltern) beantwortet werden. Der Vergleich der Fremd- und Selbstwahrnehmung kann bereits erste Hinweise auf ein auffälliges Verhalten geben.

Differentialdiagnose

Die Problematik der Diagnose eines ADS liegt stets darin, dass man vermeintliche Verhaltensweisen automatisch dieser Erkrankungen zuordnet. Viele Symptome des ADS, wie beispielsweise die Konzentrationsschwäche treten auf, ohne dass automatisch ein solches Syndrom zugrunde liegt. Gleichzeitig kann eine Konzentrationsschwäche auch auf anderer Krankheitsbilder hinweisen, die in ihrer Symptomatik ähnlich dem ADS verlaufen. Aufgrund dessen wird eine differentialdiagnostische Abgrenzung der Symptome erforderlich.

Insbesondere tiefgreifende Entwicklungsstörungen, affektive Störungen und ein Symptome verstärkendes häusliches Umfeld sollten - wenn möglich im Vorfeld - differentialdiagnostisch abgeklärt werden.

Wie man bereits der Diagnose (siehe oben) entnehmen kann, ist es besonders die Aufgabe des Arztes, Stoffwechselstörungen, Seh- und / oder Hörstörungen, neurologische Erkrankungen ursächlich zu untersuchen und gegebenenfalls Erschöpfungszustände ihren Ursache zuzuweisen. Dazu gehören unter anderem das Tourette - Syndrom, Depressionen, Angststörungen, Manie, Zwänge, Autismus und bipolare Störungen (= manisch - depressive Erkrankungen)
Im kognitiven Bereich sollten eine verminderte Intelligenz, Teilleistungsstörungen wie beispielsweise Legasthenie oder Dyskalkulie genauso ausgeschlossen werden wie eine Hochbegabung oder einer partielle Konzentrationsschwäche.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2007 - Letzte Änderung: 02.03.2022