Symptome des ADHS

Synonyme im weiteren Sinne

ADHS, Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom, Zappel - Philipp - Syndrom, Zappelphilipp, Psychoorganisches Syndrom (POS), Hyperaktivitätssyndrom, Hyperkinetisches Syndrom (HKS), Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Englisch: Attention - Deficit - Hyperactivity - Disorder (ADHD), minimal brain syndrome, Fidgety Phil.

Zusammenfassung ADHS

Vor der wissenschaftlichen Erhebung der Problembereiche des ADHS bezeichnete man jene Kinder häufig als ungeschickt und unruhig. Heute weiß man, dass in vielen - bei weitem aber nicht in allen - Fällen ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität - ADHS - die Ursache sein kann.
Kindern, die unter ADHS leiden, fällt es schwer sich zu konzentrieren, die Ablenkbarkeit ist immens. Auffallend ist darüber hinaus, das begonnene Arbeiten häufig nicht beendet werden.
Genau an dieser Stelle werden die Probleme deutlich, dem ein Kind mit ADHS im schulischen Bereich ausgesetzt sein kann. Denn auch wenn die Intelligenz im normalen, teilweise auch überdurchschnittlichen Bereich anzusiedeln ist, kann das Kind die Defizite, die durch eine Konzentrationsschwäche entstehen, nicht oder nur sehr schwer ausgleichen. Nicht selten findet man bei Kindern mit ADHS auch eine Lese- Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche vor. Die Kombination aus ADHS und Teilleistungsschwächen (Legasthenie oder Dyskalkulie) ist nicht auszuschließen.

Damit den Kindern geholfen werden kann, muss eine gezielte Ursachenforschung betrieben werden. Auch die diagnostischen Erhebungen sind vielfältig und umfassen in der Regel den gesamten Erziehungsbereich des Kindes. Je vielseitiger und individueller eine Diagnose getroffen wird, desto individueller kann auch eine Therapie ansetzen. Das Tadeln und Beschimpfen der Kinder bewirkt dabei keine Änderung. Seitens der Eltern und Lehrer bedarf es der Geduld und vor allem auch der (Selbst-)Beherrschung. Konsequentes erzieherisches Handeln, das Aufstellen und Einhalten vereinbarter Regeln ist dabei das oberste Gebot.
Nähere Informationen zu den einzelnen Teilbereichen erhalten sie durch den entsprechenden Themenbereich auf der Linkleiste an der linken Seite.

Symptome des ADHS

Wie bereits erwähnt wird in uns das Bild des Zappelphilipp oder des wilden Heinrich lebendig, wenn man an Unaufmerksamkeit, teilweise auch Unartigkeit denkt. Nicht zuletzt deshalb wird das ADHS im englischsprachigen Raum auch als “Fidgety Phil” bezeichnet.

Nachfolgende Auflistung möglicher Symptome soll Aufschluss über Verhaltensweisen geben. Dabei sollen erste Fragestellungen und erste Verdachtsmomente geklärt werden. Das Zuordnen der Symptome dient lediglich als Aufschluss über die Verdachtsmomente. Ein solches “Abhaken” möglicher Verhaltensweisen alleine ersetzt niemals den Arztbesuch und die symptomatische Abklärung des Phänomens.

Der nachfolgend aufgestellte Katalog möglicher Symptome erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.Auch bedeutet ein Auftreten eines oder mehrere Symptome bei Ihrem Kind nicht zwangsläufig, dass es an einem ADHS leidet. Die Diagnose ist vielschichtig und sollte präzise getroffen werden.

Durch die mangelnde Fähigkeit, Informationen zu filtern (wichtig? / unwichtig?), sind die Betroffenen dauerhaft reizüberflutet und in dauerhaftem Stress. Es ist nahe liegend, dass solche Situationen nur schwer ertragen werden können und entsprechende Verhaltensweisen der Betroffenen implizieren.

Während einige Symptome der beiden Bereiche, wie beispielsweise:

  • kurze Phasen der Aufmerksamkeit, Konzentrationsschwäche und damit verbunden: schnelle Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit und wechselhaftes Verhalten.
  • unter Umständen: Raumlagelabilität (Verwechseln der Seiten (rechts - links) und damit verbunden auch das Verwechseln von Buchstaben, ähnlich klingenden Lauten etc.)
  • Verkrampfte Stifthaltung
  • Probleme im feinmotorischen Bereich
  • Entwicklungsverzögerungen im Bereich der Bewegungsfähigkeit (spätes Erlernen des Krabbelns, Laufens, ...)
  • Kontaktschwierigkeiten, bzw. unbeständige Freundschaften (Distanzlosigkeit, Isoliertheit, häufige Konflikte, ...)
  • Probleme, alltägliche Handlungen in einer kontrollierten Abfolge zu tätigen,
  • Probleme in anderen schulischen Bereichen und entwickeln von anderen schulischen Schwächen (z.B. Lese- Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, ...)

gleich sind, gibt es auch spezifische Symptome des ADS und des ADHS.

  • lange Schreiphasen im Säuglingsalter (auch: häufig schlechte Laune, Trotzphasen)
  • Schlafprobleme, Probleme beim Essen
  • sehr früher, bzw. recht später Erwerb der Sprache
  • Zappeln, nicht Abwarten können.
  • Aufgaben werden nicht beendet. Viele unberechenbare Handlungswechsel)
  • Unfähigkeit, auf einem Sitzplatz dauerhaft sitzen zu bleiben (ruheloses Verhalten)
  • Ablehnung von Körperkontakten
  • In der Regel: lautes Spielen
  • Reinreden
  • überhastetes Sprechen (“Poltern”)
  • Einhalten von (Spiel-)regeln fällt sehr schwer
  • Ungerechtigkeiten werden nur schwer ertragen (“Gerechtigkeitssinn”)
  • Ungeschicklichkeit
  • häufig: geringes Selbstwertgefühl. Teilweise können sich daraus im Erwachsenenalter Ängste und Depressionen entwickeln
  • ...

Viele der oben genannten Symptome können durchaus auch bei Kindern ohne Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom auftreten. Genau aus diesem Grund ist eine Diagnosestellung auch sehr schwer und sollte keineswegs übereilt und vorschnell stattfinden. Erst die Verbindung aus einer Vielzahl der genannten Symptome, die innerhalb eines gewissen Zeitraumes immer wieder auftritt und die Tatsache, dass diese Verhaltensweisen alle Lebensbereiche eines Kindes betrifft, sollte ein genaueres Hinsehen und diagnostisches Abgrenzen bedingen.

Anders als bei einem Kind ohne ADHS ziehen sich die Symptome bei einem Kind mit ADHS somit dauerhaft durch die kindliche Entwicklung, “wachsen” sich also nicht aus. Fragen Sie sich deshalb kritisch, ob die typischen Symptome ihres Kindes auch schon vor dem sechsten Lebensjahr aufgetreten sind und ob sie sich auch in mehreren Lebensbereichen über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder gezeigt haben.

Oben wurde bereits hingewiesen, dass sich die Symptomatik nicht nur in einem Lebensbereich, beispielsweise im häuslichen Umfeld gezeigt haben sollte. Aus diesem Grund darf sich auch eine Diagnosestellung nicht nur einseitig ausrichten. Um ein umfassendes und detailliertes Bild erhalten zu können, sollten alle kindlichen Lebensbereiche “untersucht” und deren Hauptkontaktpersonen befragt werden.

Hierzu zählen:

  • Die Befragung der Eltern
  • Die Beurteilung der Situation durch den Kindergarten / die Schule

Auch das Kind selbst wird auf zwei verschiedenen Ebenen eingehend untersucht und somit zählt zu einer ADHS - typischen Diagnose durchaus auch:

  • Das Erstellen eines psychologischen Gutachtens
  • Eine ärztliche Untersuchung

Wie unterscheiden sich die Symptome von ADHS und ADS ?

Bei der nicht hyperaktiven Form, dem sogenannten ADS, zeigt sich die Aufmerksamkeitsstörung anders. Ähnlich wie bei den typischen Varianten des ADHS erleben die Betroffenen im Alltag eine regelrechte Reizüberflutung und können Unwichtiges schwer von Wichtigem trennen. Sie zeigen also die gleichen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, gehen aber anders damit um.

Hyperaktive Patienten kompensieren die Überforderung mit den auf sie einströmenden Signalen und die in sich gestaute Energie mit übermäßiger Bewegung. Sie sind hibbelig, sitzen nicht still und sind ständig „auf Achse“.

Bei der nicht hyperaktiven Form leiden die Betroffenen eher an einer inneren Unruhe und kapseln sie sich von der Außenwelt ab, um der Reizüberflutung zu entgehen. Dies zeigt sich z.B. in einer Hypo-, also Unteraktivität. Die Person wirkt verträumt und ist gedanklich abwesend. Die Hauptauffälligkeiten beim ADS sind daher das gestörte Sozialverhalten und psychische Probleme. Diese Form des ADHS ist deutlich weniger typisch, wird seltener diagnostiziert und bleibt häufiger bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: ADS

Die Befragung der Eltern

In aller Regel stellen Eltern für ein Kind die wichtigsten Bezugspersonen dar. Eltern kennen Ihr Kind, wie keine weiteren Personen und können daher weitreichende Informationen zum kindlichen Verhalten und Entwicklungsstand liefern. Da es allerdings enorm schwierig ist sich einzugestehen, dass Probleme vorhanden sind, die eigentlich angesprochen werden müssten um adäquat gelöst werden zu können, werden Initiativen häufig erst dann ergriffen, wenn die familiäre Situation (das häusliche Umfeld) immer stärker belastet wird.

Die Befragung der Eltern umfasst in aller Regel einen Fragebogen, der die Eigenschaften des Kindes zu durchleuchten versucht. Dabei sind natürlich das Spielverhalten, die Konzentrationsfähigkeit, das Durchhaltevermögen, die Teamfähigkeit etc. von enormer Bedeutung und werden immer wieder durch gezielte Fragestellungen hinterfragt.

Durch die Geborgenheit, welches ein Kind im familiäre Umfeld erfährt, verhält es sich oftmals in diesem Schonraum anders als bei Freunden oder gar in der Schule. Durch dieses Gefühl des Unbeobachtetseins zeigt es häufig traditionelle Verhaltensweisen, die sich über Jahre hinweg ausgebildet und somit auch eingeschliffen haben, quasi automatisch ablaufen. Viele dieser Verhaltensweisen sind den Familienmitgliedern vertraut, wodurch gravierende und somit auch extrem störende Verhaltensweisen zwar durchaus ersichtlich werden können, aber trotzdem nicht immer erkannt werden. Durch ein gezieltes Hinterfragen mittels Fragebogen werden gezielt auch Verhaltensweisen hinterfragt, die von den Familitenmitgliedern im Laufe der Jahre einfach akzeptiert wurden.

Natürlich obliegt es jedem Elternteil selbst, inwiefern die Befragungen die Einschätzung der kompletten Situation erfasst. Letzten Endes verschaffen Sie Ihrem Kind nur dann einen (zeitlich gesehenen) Vorteil, wenn Sie ehrlich mit sich selbst sind und versuchen, die Fragen bestmöglichen Gewissens zu erledigen.

Beurteilung durch Schule oder Kindergarten

Da sich die ADHS - typischen Verhaltensweisen nicht nur auf das familiäre Umfeld beschränken, sondern insbesondere auch in der Interaktion mit Gleichaltrigen und in anstrengenden Situationen zum Vorschein kommen, stellt die Beurteilung der Situation durch den Kindergarten, bzw. durch die Schule ein wesentliches Element der diagnostischen Erhebung dar. .
Typische Probleme zeigen sich bei ADHS - Kindern insbesondere dann, wenn eine erhöhte Konzentration und Aufmerksamkeit gefodert wird oder aber wenn Themenbereiche besprochen werden, die nicht den Interessen des ADHS - Kindes entsprechen. ADHS - Kinder können sich dann nur schwer dem inneren Drang wiedersetzen und fallen dann durch hyperaktive Verhaltensweisen und oftmals auch durch eine extrem geringe Frustrationstoleranz auf.
Nicht zuletzt aus diesen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen können daher häufig begleitend zur eigentlichen Symptomatik weitere Lernprobleme in Erscheinung treten. Insbesondere Lernbereiche, die dem ADHS - Kind schwer fallen, bieten im Hinblick auf die Ausbildung von Lernproblemen eine große Angriffsfläche. Beispielartig seien hier die “klassischen Problembereiche” im Lesen und Rechtschreiben (Lese- Rechtschreibschwäche; Legasthenie), sowie im Rechnen (Rechenschwäche, Dyskalkulie) genannt.
Neben den spezifischen Beobachtungen eines Lehrers, kommen auch hier standardisierte Beurteilungsbögen zum Einsatz. Sie sind in der Regel ausführlich gestaltet und hinterfragen die Situation gezielt.

Symptome im Kindergarten

Im Kindergarten wird bei vielen Kindern das ADHS erstmals auffällig. Sie sind zappelig, halten sich nicht an die Regeln und verbreiten Unruhe. Der ausgeprägte Bewegungsdrang kann das Unfallrisiko erhöhen und die Kinder tun sich schwer, Anweisungen zu befolgen und reagieren trotzig. Unangemessene Wutausbrüche und impulsives Verhalten sind häufig. Auch eine Verträumtheit und geistige Abwesenheit des Kindes ohne motorische Unruhe ist möglich. Nicht selten ist die Symptomatik im Kindergarten schwerwiegender als Zuhause, da hier viel mehr Reize auf sie einströmen und sie überfordern. Die Beziehung zu den Erziehern und den anderen Kindern wird durch das unangebrachte Verhalten belastet. Den Betroffenen fällt es schwer, sich in eine Gruppe zu integrieren. Ihre Konzentrationsschwäche kann außerdem zu Entwicklungsverzögerungen führen, z.B. beim Erlernen der Feinmotorik beim Zeichnen und Basteln.

Da die Intelligenz aber nicht durch die Aufmerksamkeitsstörung beeinträchtigt wird und Kinder mit ADHS oftmals über eine ausgeprägtere Phantasie als ihre Altersgenossen verfügen, kann der richtige Umgang mit den Symptomen und die Förderung ihrer individuellen Talente spätere Probleme vermeiden.

Erstellung eines psychologischen Gutachtens

Ziel eines psychologischen Gutachtens ist es, ein möglichst objektives Bild des Kindes zu erschließen indem es die verschiedenen Untersuchungsergebnisse innerhalb eines Berichtes zusammenfasst. Da Testergebnisse immer auch im Zusammenhang mit dem jeweils durchgeführten Test gesehen werden müssen, werden im Gutachten auch immer die zu Grunde liegenden Testverfahren genannt. Darüber hinaus wird darauf verwiesen, wie die Ergebnisse zu interpretieren sind. Ein psychologisches Gutachten gibt in der Regel auch bereits erste Hinweise auf therapeutische Verfahren, die auf den individuellen Ergebnissen und Begebenheiten aufbauen.

Die Art und Weise der Erstellung eines psychologischen Gutachtens kann variieren und ist in besonderer Weise vom Alter des Kindes abhängig.
Psychologische Gutachten bei Kindern im Vorschulalter werden überwiegend auf Basis der Entwicklungsdiagnostik erstellt. Psychologische Gutachten, die auf dies Weise erstellt werden, verzichten in der Regel auf standardisierte Testverfahren. Man bezieht sich auf Gespräche mit Bezugspersonen und auf die Analyse das kindliche Verhaltens und der individuellen Bewegungsmerkmale. Dabei liefert das Beobachten des Kindes in der Regel schon erste wichtige Hinweise im Hinblick auf die Konzentrations- und Aufmerksamkeits- fähigkeit. Darüber hinaus lässt sich auch die Frustrationstoleranz, sowie die Fähigkeit zum Einhalten von Regeln recht gut einschätzen.

Psychologische Gutachten bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr basieren neben der individuellen Begutachtung durch den Psychologen und / oder Kinderarzt in der Regel auch auf standardisierten Testverfahren, die die individuellen kindlichen Leistungen bezogen auf die Altersnorm, also bezogen auf die durchschnittlich altersgemäße Entwicklung eines Kindes, betrachten.
Bevor Testverfahren als standardisierte Testverfahren bezeichnet werden können, müssen sie bestimmte Gütekriterien erfüllen. Sie müssen objektiv sein und auch bei wiederholender Testdurchführung gleiche Ergebnisse liefern (Ergebnisse dürfen nicht vom Zufall abhängig sein). Letztlich müssen sie auch das messen, was beabsichtigt wurde.
Es obliegt der Wahl des Testers, welche Testverfahren im Einzelfall zum Einsatz kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema: ADHS-Test

Die ärztliche Diagnose

Eine ärztliche Diagnostik richtet sich in der Regel in zweierlei Hinsicht aus. Zum einen dient die körperliche Untersuchung, die so genannte Basisdiagnostik dazu, den allgemeinen Gesundheitszustand des Kindes zu beurteilen und eventuelle Entwicklungsdefizite (Entwicklungsrückstände) ausfindig zu machen. In aller Regel umfasst die körperliche Untersuchung neben einer umfassenden Blutuntersuchung auch körperliche Untersuchungen in Form von Hör-, Seh- und / oder Allergietests.
Darüber hinaus wird im Rahmen der ärztlichen Diagnostik allerdings auch differentialdiagnostisch abgegrenzt. Diese Differentialdiagnostik ermöglicht eine Untersuchung verschiedener Begleiterscheinungen im Hinblick auf deren Ursache. Es gibt beispielsweise Erkrankungen, die ADHS - ähnliche Symptome hervorrufen (Tourette - Syndrom, Tics,...). Um abzugrenzen, ob die Symptome wirklich auf ein ADHS zurückzuführen sind, ob andere Erkrankungen dafür verantwortlich gemacht werden müssen oder gar ein ADHS gemeinsam mit einem anderen Krankheitsbild vorliegt, stellt die Differentialdiagnostik ein wichtiges Instrument der ärztlichen Diagnostik dar. Dabei kann dann auch ein EEG (Elektroenzephalogramm) zur Ermittlung und Untersuchung der Hirnströme im Gehirn, sowie ein EKG (Elektrokardiogramm) zur Untersuchung des Herzrhythmus und der Herzfrequenz durchgeführt werden. Beide Verfahren dienen eher dem Ausschluss möglicher Begleiterkrankungen (Differentialdiagnose) als der Diagnosestellung des ADHS. Hier erfahren Sie mehr im Hinblick auf die Differentialdiagnose.

Symptome beim Erwachsenen

Die drei Kernkomplexe der ADHS-Symptomatik bilden die Aufmerksamkeitsstörung, die Impulsivität und die Hyperaktivität. Jeder dieser Begriffe umfasst eine Vielzahl an Symptomen, die bei jedem Patienten auftreten können, aber nicht müssen.

Die Aufmerksamkeitsstörung zeigt sich beispielsweise in der Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und ähnlichen Problemen des Betroffenen. Sie ist verantwortlich für die Schwierigkeiten in der Schule und beim Erwachsenen in der Arbeit.

Die Impulsivität macht sich bei der Entscheidungsfindung, dem emotionalen Verhalten und der Reaktionsweise der Person bemerkbar. Sie erschwert das Bedenken von Konsequenzen und die Einordnung in das soziale Umfeld.

Die Hyperaktivität ist durch einen massiven Bewegungsdrang gekennzeichnet und macht den Patienten hibbelig und ruhelos.

Welche Symptome der einzelne konkret aufweist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manche zeigen eine isolierte Aufmerksamkeitsstörung, andere haben lediglich Probleme bei sozialen Interaktionen. Beim Erwachsenen ist das ADHS zudem schwerer zu erkennen als beim Kind. Da die Probleme seit der Kindheit bestehen und die betroffenen Personen daher schon viele Jahre mit den ADHS-Symptomen zu kämpfen hatten, bilden die meisten ihre eigenen Kompensationsstrategien aus. Sie meiden Situationen, in denen ihr ADHS auffällig wäre. So kann sich die Aufmerksamkeitsstörung beim Erwachsenen z.B. als Desinteresse zeigen, die Impulsivität als soziale Isolation und die Hyperaktivität als übermäßige sportliche Betätigung. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie sich das ADHS beim Erwachsenen ausprägen kann, die deutlich weniger typisch sind als beim Kind.

Außerdem wird das Risiko für Begleiterscheinungen nach jahrelanger Symptomatik immer höher. So sind z.B. Depressionen und ähnliche Probleme bei erwachsenen ADHS-Patienten deutlich häufiger als beim Rest der Bevölkerung. Die typischen Kernkomplexe zeigen sich verglichen zum Kind also nicht nur unauffälliger, es kommen auch weitere Symptome dazu.

Somit wird das Erscheinungsbild von ADHS beim Erwachsenen deutlich komplexer und schwieriger zu deuten. Das Erkennen der Erkrankung und die Behandlung und Unterstützung der betroffenen Person sind dadurch zwar eine Herausforderung, aber sehr wichtig, um Begleitprobleme zu vermeiden.

Probleme in der Partnerschaft

Menschen mit ADHS können sich oft schlecht konzentrieren, sind leicht abgelenkt und impulsiv. Dies führt nicht selten zu Schwierigkeiten und Streitereien in der Beziehung. Dabei ist das größte Problem die gestörte Kommunikation. Die Betroffenen tun sich schwer, ihrem Partner zuzuhören und auf ihn einzugehen. Außerdem reagieren sie oft unangemessen, vergessen Wichtiges und sind unzuverlässig. Dieses Verhalten ist für den Partner frustrierend und nur schwer nachvollziehbar, er reagiert daher mit Kritik und fühlt sich nicht geschätzt.

Oftmals sind ADHS-Patienten zudem impulsiv und emotional, leiden unter Stimmungsschwankungen und fühlen sich missverstanden, sind also schnell gekränkt. Wenn die Aufmerksamkeitsstörung auch die Sexualität beeinträchtigt, belastet das die Beziehung ebenfalls. Häufige Kritik durch den Partner senkt das ohnehin meist niedrige Selbstwertgefühl des Patienten noch weiter. So verstärken sich die Symptome und die Probleme dauern an. Um das Scheitern der Beziehung aufgrund von Missverständnissen zu vermeiden, ist daher die richtige Kommunikation erforderlich. Diese kann der Patient und sein Partner in der richtigen Therapie erlernen.

Medikamente gegen die Symptome

Die meisten der eingesetzten Medikamente bei ADHS gehören zur Gruppe der sogenannten Psychostimulantien. Sie enthalten Wirkstoffe, die die Signalübertragung im Gehirn anregen und somit die geistige Leistungsfähigkeit verbessern sollen. Der am häufigsten angewandte Wirkstoff ist das Methylphenidat, das in Medikamenten wie Ritalin® oder Medikinet® enthalten ist. Eine Alternative stellen verschiedene Amphetamine da, die auf ähnliche Weise wirken. Diese stimulierenden Medikamente sprechen bei ca. 80% der Patienten an und sind dann indiziert, wenn die alleinige Psycho- und Verhaltenstherapie nicht ausreichend wirkt. Leider haben Stimulanzien häufig Nebenwirkungen, z.B. Schlafprobleme, Appetitsverlust und viele mehr. Diese sind zwar in den meisten Fällen nicht schwerwiegend, treten aber bei bis zu 50% aller behandelten Patienten auf.

Es gibt noch weitere Medikamente, die zum Einsatz kommen, wenn die gängigen Substanzen nicht ausreichend wirksam sind oder die Patienten unter Begleiterscheinungen des ADHS, z.B. Depressionen, leiden. Diese Stoffe wurden allerdings eigentlich zur Behandlung anderer Krankheiten entwickelt und haben ebenso Nebenwirkungen. Trotzdem können sie im Individualfall sehr wirksam sein und werden nach Ermessen des Arztes verordnet.

Mögliche Begleitsymptome

Hier erfahren Sie mehr über Begleitprobleme. Bezogen auf den schulischen Bereich sind dies neben der Lese- Rechtschreibschwäche auch die Rechenschwäche. Auf der Konzentrationsschwäche - Seite erfahren Sie mehr über die Probleme, die auch als Symptomatik im Bereich des ADHS in Erscheinung tritt.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2007 - Letzte Änderung: 02.03.2022