Methylphenidat

Definition / Erklärung

Abgeleitet von den Ursachen, die nach derzeitigem Wissensstand als auslösende Faktoren für die Ausbildung eines ADS, bzw. eines ADHS in Frage kommen, weiß man, dass “echte” AD(H)S - Kinder, also Kinder mit einem eindeutig diagnostizierten Aufmerksamkeits - Defizit - Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität, wahrscheinlich unter einem Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, wodurch die Informationsweiterleitungen zwischen den Nervenzellen einzelner Hirnbereichen nicht hinreichend funktioniert.

Genau an dieser Stelle setzt die medikamentöse Therapie des ADS, bzw. des ADHS an. Sie hat den Anspruch, Symptome zu lindern und dem Kind ein adäquates Leben und Lernen zu ermöglichen.

In der Schule kann die wechselhafte und streckenweise unterdurchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne negative Auswirkungen auf Schulnoten haben, häufig bildet sich begleitend zur ADS - Symptomatik eine Lese- Rechtschreibschwäche oder / und eine Rechenschwäche aus. Insbesondere im Bereich des Lernens können somit durch die medikamentöse Therapie auch Begleitsymptome gelindert, bzw. zusätzlich therapiert werden.

Ein wesentliches Medikament zur Förderung der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer bei nachgewiesenem ADS / ADHS stellt der Wirkstoff Methylphenidat dar.

Methylphenidat ist ein Wirkstoff der Psychopharmaka - Sparte und gehört zu den so genannten Stimulanzien.
Anders als die veränderten Verhaltensweisen eines ADS - Kindes (typische Symptome des ADS) vielleicht glauben lassen, findet keine weitere Beruhigung oder Verhaltensdämpfung des Kindes statt - dies wäre bei einem ADS - Kind sicherlich nicht das Ziel. Vielmehr bewirken diese Medikamente eine verbesserte Reizweiterleitung im Gehirn mit der Folge, dass sowohl die Konzentration als auch die Ausdauer und Aufmerksmkeit des Kindes gesteigert werden kann. Dies hat zur Folge, dass ein “träumendes” Kind “aufgeweckter” in Erscheinung tritt, während ein Kind mit typischen ADHS Symptomen Kind unter Umständen bei gleicher Medikation “gedämpft” wird.

Somit lässt sich festhalten, dass Stimulanzien nicht bei allen betroffenen Kindern in gleicher Weise wirken. Gleiche Präparate können - je nach Ausgangslage - unterschiedliche Wirkungsweisen hervorrufen. Darüber hinaus gibt es Kinder, die auf diverse Medikamente gar nicht ansprechen. Dies wiederum kann mehrere Ursachen haben. Unter anderem wird nicht jedes ADS, bzw. ADHS mit Stimulanzien behandelt. Weiter unten wird verdeutlicht, durch welche Botenstoffe eine Reizweiterleitung im Gehirn fehlerhaft beeinflusst werden kann und wie adäquat behandelt werden kann.

Die Gruppe der Stimulanzien

Die Gruppe der Stimulanzien, unter die auch der Wirkstoff “Methylphenidat” vieler ADHS - Medikamente fällt, gehört zu der übergeordneten Gruppe der Psychopharmaka. Dies sind Substanzen, die vor allem die Aktivität des zentralen Nervensystems (ZNS) beeinflussen. Darüber hinaus beeinflussen sie die psychischen Funktionen, wie Stimmung, Affektivität und Emotionalität, aber auch die Aufmerksamkeit, die Impulsivität und den Antrieb.
Stimulanzien sind jene Medikamente, die im Bereich der Therapie des ADS den Antrieb steigern und Hemmungen lösen. Stimulanzien können wiederum in zwei Gruppen unterteilt werden:

  1. Amphetamine
  2. Nicht - Amphetamine

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Wie bereits erwähnt, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden, welche Medikamente im Einzelfall zum Einsatz kommen sollten. Der behandelnde Arzt unterscheidet zwischen Medikamenten der ersten Wahl und Medikamenten der zweiten (...) Wahl. Ritalin ®, bzw. Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat sind bekannte Medikamente und gleichzeitig auch Medikamente der ersten Wahl.

Hinweis Amphetamine

Amphetamine fallen seit einiger Zeit unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie werden daher auf speziellen Rezepten (sog. BTM - Rezept) verschrieben. Medikamente, die unter das BTM - Gesetz fallen, unterliegen bestimmten Anwendungsbeschränkungen und / oder -verboten. Gesetzlich geregelt ist daher auch, wie und in welchem Umfang ein Arzt solche Betäubungsmittel verschreiben kann. Beachten müssen Sie auch, dass bei Reisen ins Ausland für diese Medikamente besondere Regularien gelten. Dies kann in Form einer ärztlichen Bescheinigung funktionieren (bei Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens) oder aber an spezifische Bestimmungen gebunden sein, die sie entweder bei der zuständigen Botschaft in Deutschland oder bei Ihrem behandelnden Arzt erfragen können.

Wirkweise / Wirkung

Methylphenidat (Ritalin®) ist ein stimulierender Wirkstoff, der zur Gruppe der Amphetamine gehört. Als solches unterliegt es auch dem Betäubungsmittelgesetz. Methylphenidat wirkt ähnlich wie Amphetamin oder Kokain; die Stoffe unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur und in ihrer psychostimulierenden Wirkung. Es ruft eine kurzfristige körperliche Leistungssteigerung hervor: Dabei steigert das Medikament die nervliche Aktivität und regt den menschlichen Organismus an. Stimulanzien (Psychostimulanzien) zählen zu den Substanzen, die den menschlichen Organismus anregen und die nervliche Aktivität steigern. In erster Linie wird im Bereich des ADS und ADHS mit Medikamenten therapiert, die den Wirkstoff Methylphenidat beinhalten.

Schmerzen und Erschöpfungsgefühle werden vermindert sowie der Appetit gehemmt. Es vertreibt das Gefühl der Müdigkeit, wirkt stimmungsaufhellend und euphorisierend. Zusätzlich erhöht Methylphenidat die Aufmerksamkeit, die Leistungsfähigkeit und den Wachheitsgrad. Die Muskulatur wird vermehrt durchblutet und durch die gleichzeitige Zunahme des Sauerstoff- sowie Zuckergehalts im Blut, werden die Zellen besser versorgt. Blutdruck und Puls werden ebenfalls gesteigert.

Methylphenidat hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin in die präsynaptische Nervenzelle. Dopamin ist ein körpereigener Botenstoff, der antriebssteigernde und motivierende Wirkung zeigt. Methylphenidat setzt sich an den Dopamintransporter in der Nervenzelle und blockiert diesen dadurch. Ist der Transporter blockiert, bleibt mehr Dopamin im synaptischen Spalt. Seine Konzentration ist somit erhöht und seine Wirkung dauert länger an. Das vermehrte Dopamin führt zu einem stärkeren Reiz am Rezeptor, der an der postsynaptischen Nervenzelle sitzt, wodurch unter anderem der Sympathikotonus erhöht wird. Unter dem Begriff Sympathikotonus versteht man einen Status der vollkommenen Erregung des sympathischen Nervensystems. Der Körper ist auf „Alarmbereitschaft“ eingestellt, Blutdruck und Herzfrequenz werden dadurch erhöht.

Stress kann unter anderem einen Sympathikotonus auslösen. In einem wesentlich geringeren Maße sorgt Methylphenidat für die Freisetzung von Katecholaminen (Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin und seine Abkömmlinge). Zusätzlich hat das Arzneimittel eine aktivierende Wirkung am Serotonin-Rezeptor (5-HAT 1A und 5-HT 2B). Serotonin ist ein Hormon im Körper und dient auch als Neurotransmitter, d.h. es ist ein Botenstoff, der die Erregung von einer Nervenzelle auf die andere überträgt. Zudem reguliert es den Tonus (Spannung) der Blutgefäße und wirkt sich auf die Magen-Darm-Tätigkeit aus.

Methylphenidat-Präparate gelten aufgrund ihrer guten Wirksamkeit und ihrer - bei richtiger Anwendung im Vergleich zu anderen Medikamenten - eher guten Verträglichkeit, als Medikamente der ersten Wahl. Wenn man sie als Tablette oral einnimmt, werden sie vollständig vom Körper aufgenommen. Das Arzneimittel hat eine mittlere Halbwertszeit von zwei Stunden, das heißt, das Medikament wird innerhalb von zwei Stunden in seiner Konzentration im Körper halbiert. Die maximale Wirkungsdauer beträgt etwa vier Stunden.

Nach der Einnahme des Medikamentes mit dem Wirkstoff Methylphenidat zeigt sich eine erste Wirkung in der Regel bereits nach einer halben Stunde. Der Wirkstoff wird dann im Körper langsam abgebaut. Wie schnell dieser Abbau stattfindet, ist von Medikament zu Medikament unterschiedlich. Erfolgt eine weitere Einnahme nicht rechtzeitig, können sich sogenannte Rebound-Effekte einstellen, die sich beispielsweise durch erhöhte Müdigkeit bzw. generelle Symptomverschlechterung bemerkbar machen.

Wirkung im Gehirn

Methylphenidat wird über den Magen-Darm-Trakt ins Blut aufgenommen und entfaltet seine Wirkung, indem es in den Hirnstoffwechsel eingreift. Es führt zu einer Freisetzung bestimmter Botenstoffe (Hormone), die eine aktivierende Wirkung in verschiedenen Bereichen des Gehirns haben. Eine besondere Rolle spielt beim Wirkmechanismus das Hormon Dopamin.

Ein hoher Dopaminspiegel vermittelt Motivation, Lebensfreude, Mut, Konzentration und Euphorie. Wenn diese Gefühle durch die Einnahme einer Substanz wie Methylphenidat künstlich ausgelöst werden, kann es schnell zu einer Sucht und Abhängigkeit kommen. Dabei sind besonders junge Menschen und solche, die psychisch labil sind, gefährdet.

Auch Personen, die unter großem Stress leiden sind anfällig dafür, eine Sucht zu entwickeln. Zudem kommt es leicht zu einem zu starken Anstieg des Dopaminspiegelesl, wodurch es eher zu negativen Wirkungen kommt. Dazu zählen Unruhe, Kopfschmerzen, Anspannung, Schwindel oder Bauchschmerzen.

Zudem kann es zu einem Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz und damit zu einer Herz- und Kreislaufbelastung kommen. Entgegen des weit verbreiteten Irrglaubens macht die Einnahme von Methylphenidat nicht intelligenter. Dennoch konnte ein positiver Effekt auf die Lernleistung und Konzentrationsfähigkeit nachgewiesen. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die Aktivität in Hirnarealen, die zum Lernen nicht gebraucht werden, unterdrückt wird und man sich so besser auf seine Aufgaben konzentrieren kann.

Bei Menschen, die eine Erkrankung haben, die gut mit Methylphenidat behandelt werden kann, sind in richtiger Dosierung kaum Nebenwirkungen zu erwarten und auch das Abhängigkeitsrisiko ist eher gering. Wenn man Methylphenidat jedoch ohne medizinische Indikation lediglich zur Leistungssteigerung einsetzt, riskiert man sowohl seine körperliche als auch die seelische Gesundheit.

Retard Medikamente

Es gibt Medikamente, so genannte Retard - Medikamente, die bei nur einmaliger Einnahme am Tag, die längste Wirkdauer besitzen und den Rebound - Effekt verhindern. Die längere Wirkdauer erhalten sie durch ihre spezifische Zusammensetzung, die es ermöglicht, dass der Wirkstoff sukzessive freigesetzt wird.

Verschiedene Medikamente

Außer <link html ritalin.html>Ritalin ®, das wohl als das bekannteste ADS / ADHS - Medikament bezeichnet werden kann, existieren noch andere Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff (Methylphenidat). Wie bereits erwähnt zählen sie zu den Stimulanzien und stellen die Medikamente der ersten Wahl dar.

Die Tabelle beschränkt sich auf wesentliche Medikament der ADS - Therapie (Stimulanzien). Da einige Medikamente in Deutschland nicht zu gelassen sind, woanders aber verabreicht werden, beschränken wir uns auf jene Medikamente, die auch in Deutschland zugelassen sind und verabreicht werden dürfen. Darüber hinaus kann es sein, dass in anderen Ländern die Einsatzmöglichkeiten variieren. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und entspricht unserem Wissensstand. Eventuelle Abweichungen sind möglich. Die genannten Medikamente sind beispielhaft und ohne Empfehlungscharakter:

Concerta® (Methylphenidat) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

Equasym® (Methylphenidat) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | Kinder ab 6 Jahren

Medikinet® (Methylphenidat) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

Ritalin® (Methylphenidat) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

Ritalin SR® (Methylphenidat) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

Captagon® (Fenetyllin) | Psychoanaleptikum, Psychopharmaka, Stimulanzien | ADS im Kindesalter: in Deutschland. Seit 1.7.03 nicht mehr im Handel

Tradon® (Pemolin) | Sympathomimetikum, Psychostimulanzien | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

nur als Rohsubstanz in Deutschland erhältlich | Amphetaminsulfat (wird als Saft oder in Form von Tabletten gegeben und in der Apotheke hergestellt) | Amphetaminpräparat | Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche mit einer eindeutigen ADS Diagnose

Nebenwirkungen

Neben den erwünschten Wirkungen besitzen Medikamente immer auch Nebenwirkungen, die individuell verschieden zum Ausdruck kommen. Unterschieden muss hierbei zwischen Symptomverstärkungen und “echten” Nebenwirkungen. Unter Symptomverstärkungen versteht man - wie der Name schon sagt - eine Verstärkung von Auffälligkeiten, die bereits vor der medikamentösen Therapie in Erscheinung traten. Solche Symptomverschlechterungen stellen keine Nebenwirkungen im eigentlichen Sinne dar.
Nachfolgend finden Sie in Stichpunkten beispielartig einige typische Nebenwirkungen aufgelistet, die unterschiedlich häufig auftreten können. Die Auflistung erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

  • vermindertes Hungergefühl

Methylphenidat hemmt den Appetit. Innerhalb einiger Monate lässt die appetithemmende Wirkung jedoch nach.

  • Neigung zu weinerlichem Verhalten und Tics

Methylphenidat kann zu Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Angstgefühlen, Schwindel oder Depressionen führen. Seltene Nebenwirkungen sind Halluzinationen, Orientierungslosigkeit oder starke Stimmungsschwankungen. Suizidgedanken bis hin zu Suizidversuchen konnten bei der Einnahme von Methylphenidat beobachtet werden.

  • Magen-Darm-Auswirkungen

Bei der oralen Einnahme von Methylphenidat ohne Flüssigkeit kann es zu Übelkeit oder Brennen in der Speiseröhre, sowie zu Bauchschmerzen und Erbrechen kommen. Dies liegt daran, dass Methylphenidat beim Lösen im Mund- bzw. Magenbereich etwas sauer wird.

  • Hautveränderungen

Weitere Nebenwirkung des Präparates können Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Dermatitis (Entzündung der Haut), Nesselsucht, schuppende Haut oder Haarausfall sein.

  • Herz-Kreislauf-Veränderungen

Betroffene berichten zusätzlich über Herzrasen, Herzstolpern, Herzrhythmusstörungen und Veränderungen des Blutdrucks.

  • Wachstumsverzögerungen

Auch bei einer angepassten Dosierung von Methylphenidat kann es bei Kindern und Jugendlichen zu einer Wachstumsverzögerung und zu reduzierter Gewichtszunahme kommen. Nach dem Absetzen von Methylphenidat normalisiert sich diese Nebenwirkung in den meisten Fällen wieder.

Bei Kindern und Jugendlichen treten außerdem Entzündungen des Nasen-Rachenraumes, Fieber oder Husten auf.
Da Methylphenidat Schwindel auslösen kann, kann es beim Bedienen von Maschinen oder beim Fahren von Autos zu Beeinträchtigungen kommen. Generell ist das Fahren von Kraftfahrzeugen unter der Einnahme von Methylphenidat erlaubt.
Methylphenidat macht bei fachgerechter medikamentöser Behandlung nicht abhängig. Es sollte als Arzneimittel, welches auf die Psyche wirkt, jedoch nicht plötzlich abgesetzt werden, da es hierbei zu „Entzugserscheinungen“ kommen kann. Zeichen hierfür sind Hyperaktivität, Gereiztheit, Depression.

Bei einer starken Überdosierung ist Methylphenidat sehr gefährlich. Es kommt zu einer Übererregung des ZNS. Krämpfe, Delir bis hin zum Koma sind die Folgen. Blutdruckkrisen und Herzrhythmusstörungen können auftreten. Eine rasche ärztliche Behandlung ist dringend erforderlich.

In mehreren Studien und Untersuchungen wurde hinterfragt, ob der Wirkstoff Methylphenidat - beispielsweise in Form des Medikamentes Ritalin ® - ein erhöhtes Suchtrisiko zur Folge haben kann. Dies scheint auch bei Langzeiteinnahme nicht der Fall zu sein. Einige Studien bescheinigen gar ein niedrigeres Suchtrisiko.

Ebenso erscheint es derzeit nicht als erwiesen, dass die Einnahme - insbesondere die Langzeiteinnahme - von Methylphenidat das Risiko der Erkrankung an der Parkinssonschen Krankheit (Morbus Parkinsson) erhöht.

Wechselwirkungen

Mit folgenden Medikamenten, kann es zu einer Wechselwirkung mit Methylphenidat kommen. Man sollte dem behandelnden Arzt über jegliche Medikamenteneinnahme informieren. Bei diesen Arzneimittel ist Vorsicht geboten:

Methylphenidat - Therapie bei Kindern

Es gibt Richtlinien, die im Falle einer medikamentösen Behandlung des ADS berücksichtigt und eingehalten werden sollten:

  • Eine medikamentöse Therapie sollte nur in diagnostisch eindeutigen Fällen zum Einsatz kommen.
  • Eine medikamentöse Therapie sollte erst ab einem Alter von sechs Jahren angedacht werden!
  • Wie bei anderen Medikamenten auch, können im Bereich der Stimulanzien ebenfalls individuell unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten, die auch abhängig vom verordneten Medikament variieren können.
  • Die Dosis und der Einnahmezeitpunkt werden zunächst standardisiert (auf Basis von Körpergröße und Körpergewicht) verschrieben und im Laufe der ersten Einnahmezeit individuell angeglichen (individuelle Dosierung).

Gibt es Methylphenidat rezeptfrei?

Methylphenidat zählt zu den Amphetaminen und ist daher nicht nur rezeptpflichtig, sondern unterliegt in Deutschland sogar dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt. Dennoch gibt es insbesondere im Internet zahlreiche Anbieter, bei denen der Erwerb des Medikaments auf scheinbar legalem Weg auch ohne Rezept möglich ist. Von einem solchen Kauf ist jedoch aus medizinischer und rechtlicher Sicht dringend abzuraten.

Methylphenidat sollte nur von Menschen eingenommen werden, bei denen es zur Behandlung einer Erkrankung angezeigt ist. Zudem hat man beim illegitimen Erwerb der Substanz im Internet zwar nicht immer gleich eine Strafe zu befürchten, aber man verstößt gegen ein Gesetz, das aus gutem Grund zum Schutz vor potentiell schädlichen Substanzen besteht.

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Methylphenidat und Alkohol

Vom Konsum von Alkohol in jedweder Form ist bei einer Einnahme von Methylphenidat unbedingt abzuraten. Es kann zu unvorhersehbaren Wechsel- und Nebenwirkungen kommen. Das Risiko steigt dabei mit der Menge des getrunkenen Alkohols und es kann zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. 

So ist es bei bei manchen Menschen, die Mehtylphenidat einnahmen, nach dem Genuss von größeren Mengen Alkohol schon zu einer nicht beabsichtigsten Selbsttötung gekommen. Neben diesen direkten Gefahren beeinträchtigt Alkohol auch die erwünschten Wirkungen von Methylphenidat zur Behandlung von Erkrankungen wie dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS.

Methylphenidat (Ritalin®), was zur Gruppe der Psychopharmaka gehört, zeigt Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten. Zusätzlich sollten Psychopharmaka und Alkohol nicht zusammen eingenommen werden. Durch die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Methylphenidat besteht die Gefahr einer Dopamin-Überdosierung im Körper. Es konnte gezeigt werden, dass der Abbau von Alkohol bei einem Teil der Betroffenen erschwert oder deutlich verzögert ist. Auch kleinste Mengen Alkohol sollten vermieden werden, da die Wechselwirkung nicht kalkulierbar ist, eine Alkoholvergiftung kann die Folge sein.

Dopamin ist ein Botenstoff, der als Neurotransmitter fungiert. Dopamin überträgt als solcher die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen. Das Hormon ist zuständig für die Übertragung von Gefühlen und Empfindungen. Ist die Dopamin-Konzentration im Gehirn zu hoch, werden zu viele Eindrücke und Gefühle wahrgenommen und die betroffene Person verliert die Fähigkeit zwischen wichtigen und unwichtigen Eindrücken zu unterscheiden. Eine zu hohe Dosis an Dopamin kann zu Psychosen oder Schizophrenie führen. Dopamin wirkt als Sympathikomimetikum (es verstärkt die Wirkung des Sympathikus). Es fördert im Körper ebenfalls die Durchblutung der Bauchorgane und führt zu einer erhöhten Nierendurchblutung. Bei Dopamin-Überschuss kann es zu einem Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Schweißausbrüchen kommen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema, unter: Psychopharmaka und Alkohol

Drogentests

Methylphenidat kann durch einen Drogentest im Urin nachgewiesen werden. Allerdings muss dafür auch ein spezieller Teststreifen angewendet werden, der auf diese Substanz reagiert. Auch wenn es bei Methylphenidat um einen Derivat (Abkömmling) der Amphetamine handelt, fällt bei Menschen, die lediglich Mehtylphenidat einnehmen, der Drogentest auf Amphetamine negativ aus.

Durch Drogentests kann hier also genau differenziert werden, welche Stoffe die Person eingenommen hat. Allerdings kommt es auch immer darauf an, auf welche Substanzen der Urin untersucht wird, da nicht bei jedem Drogentest alle verfügbaren Teststreifen angewendet werden. Bei einem Drogentest über das Blut kann auch eindeutig nachgewiesen werden, ob die Person Methylphenidat eingenommen hat, bzw. dieses noch im Körper ist.

Preise

Da immer vom Kostendruck im Gesundheitswesen gesprochen wird, halte ich es für wichtig auch Preise für Medikamente zu erfahren. (Preise beispielhaft und ohne Empfehlungscharakter):

Concerta® 18 mg Retard | 30 Tabletten (N1) | 67,15 €

Concerta® 36 mg Retard | 30 Tabletten (N1) | 81,58 €

Equasym® 5 mg | 20 Tabletten (N1) | 13,50 €

Equasym® 10 mg | 20 Tabletten (N1) | 15,31 €

Equasym® 20 mg | 20 Tabletten (N1) | 20,13 €

Medikinet® 10 mg | 20 Tabletten (N1) | 15,75 €

Medikinet® 10 mg | 50 Tabletten (N2) | 24,81 €

Tradon® 20 mg | 20 Tabletten (N1) | 13,35 €

Stand: Januar 2004

Weitere medikamentöse Behandlungsformen

Weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bestehen in der Therapie mit Antidepressiva / Antidepressivum
Hinsichtlich der Antidepressiva unterscheidet man zwischen:

  1. MAO - Hemmer
  2. NARI (Selektive Noradrenalin - Wiederaufnahme Hemmer)
  3. RIMA (Reversible Monoaminooxdase Hemmer)
  4. SNRI (Serotonin - Noradrenalin - Wiederaufnahme Hemmer)
  5. SSRI (Selektive Serotonin - Wiederaufnahme Hemmer)

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Weitere ADS / ADHS - Therapien

  1. Allgemeine Informationen zum Umgang mit dem ADS / ADHS - Kind, insbesondere auch Informationen für Eltern zur Therapie des ADS, bzw. Therapie des ADHS im häuslichen und familiären Bereich.
  2. Die psychotherapeutische und heilpädagogische Therapie mit ihren unterschiedlichen Formen.
  3. Die <link html ads_ernaehrung.html>Ernährungstherapie.

Wie bereits erwähnt sollte eine Therapie stets an mehreren Faktoren gleichzeitig anknüpfen. So kann eine ausschließlich medikamentöse Therapie zwar anschlagen, sie wirkt sich allerdings nicht zwingend auf alle Bereiche aus.
Viele Beipackzettel der o.g. Medikamente verweisen deshalb auch auf eine therapeutische Gesamtstrategie, die neben der medikamentösen Therapie erfolgen sollte.

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 20.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021