Skotom

Ein Skotom bezeichnet die Abschwächung oder sogar den Ausfall eines Teils des Gesichtsfeldes. Die visuelle Wahrnehmung ist in diesem Bereich eingeschränkt oder aufgehoben. Es können mehrere Formen des Skotoms unterschieden werden, je nach Entstehungsort und Stärke des Ausfalls. Die Ursache kann im Bereich des Auges, der Sehbahn oder des Sehzentrums liegen.
Zur Diagnosesicherung des Skotoms kommt die Gesichtsfeldperimetrie zum Einsatz.
Therapie und Prognose unterscheiden sich je nach zugrunde liegender Erkrankung. In jedem Fall sollte man beim Auftreten solcher Symptome umgehend einen Augenarzt aufsuchen, denn je früher die Diagnosestellung und der Therapiebeginn stattfinden, desto besser.

Ursachen des Skotoms

Es gibt viele verschiedene Ursachen für ein Skotom, die im Bereich des Auges, der Sehbahn oder des Sehzentrums liegen können. Mögliche Ursachen sind:

  • Erkrankungen der Netzhaut (z.B. Netzhautablösung
  • Erkrankungen der Sehbahn bzw. des Sehzentrums im Gehirn (z.B. intrakranielle Raumforderung)
  • Sehnervschädigung (z.B. bei Papillitis oder Retrobulbärneuritis)
  • Chronisches Glaukom (über Jahre zunehmende Skotome)
  • Migräne (verursacht vorübergehende Skotome wie das Flimmerskotom, treten plötzlich auf, bilden sich jedoch meist innerhalb relativ kurzer Zeit wieder vollständig zurück)
  • Stress
  • Schlaganfall

Stress

Stress hat bekanntermaßen unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper. Unter anderem kann er auch Einfluss auf das Auge nehmen. So kommt es beispielsweise bei der Retinopathia centralis serosa, einer Erkrankung der Netzhaut, durch vermehrten Stress zur Ausbildung eines Skotoms.
Pathophysiologisch erklärt man sich das ganze durch ein Ansteigen von Hormonen wie Cortisol und Adrenalin sowie des Blutdrucks bei Stress. Dies bedingt das Entstehen von Rissen in der Aderhaut. Durch diese Risse gelangt Flüssigkeit unter die Netzhaut und hebt diese folglich an oder löst sie sogar ganz ab.
Besonders gefährdet sind Personen, die eine niedrige Stressresistenz zeigen oder außerordentlich stressigen beruflichen oder privaten Situationen ausgesetzt sind.

Erfahren Sie mehr über die Folgen von Stress.

Glaukom

Beim Glaukom oder auch grünen Star führt ein erhöhter Augeninnendruck zu einer Zerstörung des Sehnervs und der Netzhaut. Folglich kommt es zur Ausbildung eines Skotoms. 
Reguliert wird der Druck durch das Kammerwasser, welches von der hinteren in die vordere Augenkammer gelangt und von dort abfließt. Ist dieser Abflussweg gestört, zeigt sich das Bild des Glaukoms.
Medizinisch unterscheidet man primäre Glaukome von sekundären. Primäre Glaukome entstehen spontan, während sekundäre Glaukome Folge anderer Erkrankungen sind. Das primäre Offenwinkelglaukom ist die häufigste Form des grünen Stars mit ca. 90 Prozent aller glaukomatösen Erkrankungen.
Charakteristisch für diese Erkrankung ist, dass das Skotom über Jahre zunimmt. Außerdem wird es häufig erst spät entdeckt, weil es zu Beginn im äußeren Gesichtsfeld auftritt und durch das andere Auge kompensiert wird.

Informieren Sie sich über die Symptome des Glaukoms.

Schlaganfall

Beim Schlaganfall führt eine Minderperfusion des Gehirns mit Sauerstoff zum Absterben von Hirngewebe. Je nach Lokalisation des Schlaganfalls können von diesem Gewebeabsterben auch Anteile des Sehzentrums betroffen sein. Erste Anzeichen des Schlaganfalls sind dann häufig das Sehen von Doppelbildern und Gesichtsfeldausfälle, aber auch Halbseitenlähmungen des Körpers und Sprachstörungen.

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Man unterscheidet hierbei zwei Formen des Schlaganfalls. Den ischämischen Schlaganfall (blutarm) und den hämorrhagischen Schlaganfall (blutreich). Ca. 90% der Fälle sind dem ischämischen Schlaganfall zuzuordnen. Hierbei verstopft ein Gefäßpropf (Thrombus) die zuführenden Gefäße, weshalb es zu einer Minderperfusion des Gehirns kommt. Diese Thromben entstehen am häufigsten durch Arteriosklerose. Sie können allerdings auch durch eine Embolie ausgelöst werden. Das bedeutet, der Thrombus entsteht an einer anderen Stelle (z.B.Herz) und wird über die Blutbahn ins Gehirn gespült, wo er “stecken bleibt”. Die restlichen 10% macht der hämorrhagische Schlaganfall aus. Ursächlich ist hier eine Blutung innerhalb des Gehirns. Nicht nur steigt dadurch der Hirndruck, da immer mehr Blut in den Schädel, anstatt des Gefäßsystems abfließt. Auch wird das Versorgungsgebiet nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Die Unterscheidung dieser beiden Formen ist äußerst wichtig, da sie völlig unterschiedlich therapiert werden.

Erfahren Sie mehr über die Ursachen eines Schlaganfalls.

Migräne

Eine Migräne verursacht das sogenannte Flimmerskotom. Patienten nehmen dies war als helles, flimmerndes oder sich kaleidoskopartig drehendes Licht in einem meist außerhalb des Zentrums gelegenen Teil des Gesichtsfelds. Es dehnt sich zunächst aus, erfasst jedoch nicht das ganze Gesichtsfeld. Das Auftreten passiert plötzlich.

Medizinisch kann man die Migräne ohne Aura von derjenigen mit Aura abgrenzen.
Beim Skotom in Folge von Migräne ohne Aura kommt es begleitend zu stärker werdenden, pulsierenden, einseitigen Kopfschmerzen, Erbrechen und Übelkeit sowie einer zusätzlichen Geräusch- und Lichtempfindlichkeit.
Tritt das Skotom aufgrund einer Migräne mit Aura auf, tauchen neben dem Skotom weitere neurologische Symptome auf. Diese zusätzlichen Beschwerden, sind die sogenannte „Aura“ und kündigen die bald einsetzenden Kopfschmerzen an. Zu ihnen zählen Sprachstörungen, Gefühlsveränderungen wie Kribbeln in Armen und Beinen, Fortifikationen (Wahrnehmung zusätzlicher gezackter Linien) und Gleichgewichtsstörungen.

Leiden Sie unter Migräne? Informieren Sie sich über die Symptome einer Migräneattacke und was Sie dagegen unternehmen können.

Wie stellt sich ein Gesichtsfeldausfall dar?

Ein Gesichtsfeldausfall bezeichnet die Abschwächung oder sogar den Ausfall eines Teils des Gesichtsfeldes. Die visuelle Wahrnehmung ist in diesem Bereich eingeschränkt oder aufgehoben. Mögliche Darstellungsformen können sein:

  • Lichtblitze, 
  • kleine, tanzende Punkte (sogenannten Mouches volantes),
  • Farbveränderungen, 
  • dunkle Flecken oder aber 
  • die totale Erblindung.

Welche Formen gibt es?

Mann kann ein Skotom zunächst nach dem Grad der Ausprägung unterscheiden. So wird ein vollständiger Sensibilitätsverlust, also die Erblindung, als absolutes Skotom bezeichnet, während man bei einem teilweisen Sensibilitätsverlust vom relativen Skotom spricht.
Darüber hinaus kann man Skotome nach ihrem jeweiligen Ausfallmuster differenzieren. Zu diesen speziellen Formen gehören:

  • Parazentralskotom
  • Zentralskotom
  • Seidel-Skotom
  • Bjerrum-Skotom
  • Zentrozökalskotom
  • Fixierpunktskotom
  • Flimmerskotom

Was ist ein Zentralskotom?

Das Zentralskotom ist eine Form des Gesichtsfeldausfalls, der das zentrale Gesichtsfeld betrifft (im Bereich der Fovea centralis), ohne dass der blinden Fleck mitbetroffen ist. Wenn letzteres der Fall ist, spricht man von einem Zentrozökalskotom.
Ein Zentralskotom entsteht im Rahmen einer Makulaläsion oder einer Sehnervenschädigung. Es kommt z.B. bei einer Sehnervenschädigung in Form einer Papillitis oder Retrobulbärneuritis vor und kann somit ein Frühzeichen der Multiplen Sklerose sein.

Parazentralskotom

Das Parazentralskotom ist ein isolierter Gesichtsfeldausfall (Skotom) im Bjerrum-Areal des Gesichtsfelds (Abschnitt des Gesichtsfelds, der - vom blinden Fleck aus - zwischen 5° und 20° vom Fixierpunkt unten und oben die Makula bogenförmig umgibt). Ein Parazentralskotom mit Einschluss des blinden Flecks heißt Seidel-Skotom.

Diagnose des Skotoms

Treten die Gesichtsfeldausfälle erstmalig auf, ist eine schnellstmögliche Vorstellung beim Augenarzt dringend anzuraten. Je länger die Symptome bestehen, desto schlechter ist die Prognose. 
In der Anamnese erklärt der Patient dem Arzt seine Beschwerden und wird nach relevanten Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder einem grünen Star gefragt.
Anschließend wird die Sehschärfe kontrolliert und überprüft, ob der Patient eine verzerrte Wahrnehmung seiner Umgebung zeigt. Mithilfe einer Spaltlampe (spezielles Mikroskop) werden die Strukturen des Auges untersucht, vom vorderen Anteil mit Hornhaut und Linse bis hin zum Augenhintergrund und der Netzhaut. Bei der Augenspiegelung wird der Punkt des schärfsten Sehens, die Fovea centralis, beurteilt, die sich im Zentrum der Makula (gelber Fleck) befindet. 

Begleitende Symptome

Die begleitenden Symptome richten sich nach der Ursache des Skotoms und können nicht allgemein benannt werden.
Ist das Skotom Ausdruck eines Schlaganfalls, kann es zusätzlich zum Sehen von Doppelbildern, Halbseitenlähmungen des Körpers und Sprachstörungen kommen.
Wenn ein Glaukom das Skotom verursacht, wird der Patient je nach Art des Glaukoms von starken bis gar keinen Symptomen begleitet. Dazu zählen plötzlich auftretende, dumpfe bzw. drückende,  starke Schmerzen im erkrankten Auge, der gleichseitigen Gesichtshälfte, den Zähnen oder sogar dem Bauch. Darüber hinaus kann es zu Schwindel, Übelkeit, Unwohlsein und Erbrechen kommen. Deshalb kann das Glaukom zunächst leicht mit einer Migräneattacke verwechselt werden. Typischerweise schlägt das Herz von Glaukom-Patienten zu langsam (bradykard) oder unregelmäßig (arhythmisch).
Skotome, die in Folge von Stress entstehen, können von einer Vielzahl an Symptomen begleitet werden. Klassisch sind hierbei ein Ansteigen der Herzfrequenz und des Blutdrucks, Muskelverspannungen mit daraus resultierenden Kopf- und Rückenschmerzen, Ein- bzw. Durchschlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder ein geschwächtes Immunsystem und somit eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.

Therapie des Skotoms

Die Behandlung ist ebenso vielfältig wie die verschiedenen Ursachen des Skotoms. Man kann im Fall eines Skotoms nicht symptomatisch behandeln, sondern muss das ursächliche Krankheitsbild beseitigen.

Ziel der Glaukomtherapie ist es, den erhöhten Augeninnendruck medikamentös zu senken. Anschließend erfolgt eventuell eine Operation oder eine Laserbehandlung. Hierbei wird ein kleines Stück der Regenbogenhaut (Iris) entfernt. So bildet sich ein künstlicher Abfluss zwischen der vorderen und hinteren Augenkammer, durch den das Kammerwasser ablaufen kann.

Lesen Sie alles über den Ablauf, die Risiken und die Nachbehandlung einer OP des Glaukoms.

Im Fall des ischämischen Schlaganfalls, wird umgehend mit einer Lysetherapie begonnen, um den Thrombus, der das Gefäß verstopft aufzulösen. Beim hämorrhagischen Schlaganfall wird der Patient in Oberkörperhochlage gebracht, um den Blutabfluss aus dem Kopf zu fördern, Mannitol zum Senken des erhöhten Hirndrucks gegeben sowie bei ausbleibender Besserung ein neurochirurgischer Eingriff durchgeführt.

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Um Stress, als Auslöser eines Skotoms, zu behandeln, muss der Patient herausfinden, was diesen Stress verursacht und versuchen, den Kontakt zu dieser Quelle zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Auch psychologische Hilfe kann hierbei unterstützend und sinnvoll sein.

Lernen Sie, wie Sie Stress abbauen können.

In der Behandlung der Migräne bedient man sich Medikamenten gegen die Übelkeit und Schmerzen. Als besonders wirksam hat sich in den letzten Jahren die Wirkstoffklasse der Triptane erwiesen. Dies sind keine Schmerzmittel im klassischen Sinn, sondern spezifisch wirksam im Migräneanfall.

Informieren Sie sich über die Therapie der Migräne.

Dauer

Die Dauer des Skotom richtet sich danach, welche Ursache der Entstehung des Skotoms zugrunde liegt, wie schnell diese gefunden und anschließend therapiert wird. Solange das zugehörige Hirnareal minderversorgt mit Sauerstoff ist, ein erhöhter Hirndruck herrscht oder eine Erkrankung der Netzhaut oder des Sehnervs vorliegt, wird keine Besserung eintreten. Eine genaue Zeitangabe kann man jedoch nicht treffen.
Das Auftreten eines Flimmerskotoms im Rahmen der Migräne ist hingegen zeitlich begrenzt. Meist beschränkt sich die Dauer auf ca. 20 bis 30 Minuten.

Prognose des Skotoms

Die Prognose des Skotoms hängt ebenfalls von der zugrunde liegenden Erkrankung ab und kann von komplett reversiblen Verläufen bis zur vollständigen Erblindung variieren.
Entsteht ein Skotom als Folge einer Kopfverletzung oder eines Schlaganfalls, stehen die Chancen, auf eine vollständige Wiederherstellung der Sehkraft nach einer zeitnahen Operation, gut.
Das Auftreten eines Flimmerskotoms im Rahmen der Migräne ist ebenfalls reversibel und sogar zeitlich begrenzt.
Ist die zugrunde liegende Ursache allerdings eine Erkrankung der Netzhaut, bleibt der Gesichtsfeldausfall für immer irreparabel. In diesem Fall ist der einzige Lichtblick für Patienten, dass das Voranschreiten der Sehstörung durch die Therapie der Grunderkrankung aufgehalten oder zumindest verlangsamt wird.

Was ist der Unterschied zwischen einem blinden Fleck und einem Skotom?

Der blinde Fleck ist ein physiologisches Skotom, das völlig normal ist und bei jedem Menschen vorkommt. An der Stelle des blinden Flecks tritt der Sehnerv in den Augapfel ein. Dort befinden sich keine Photorezeptoren, was einen beidseitigen Gesichtsfeldausfall ca. 15 Grad temporal des Gesichtsfeldzentrums verursacht. Folglich werden Objekte, die einen bestimmten Winkel zum blinden Fleck einnehmen, nicht gesehen. Allerdings wird dieser Effekt durch das jeweils andere Auge kompensiert, sodass wir den blinden Fleck gar nicht als solchen wahrnehmen.
Das Skotom besitzt im Gegensatz dazu immer einen Krankheitswert. Die Ursachen für dessen Auftreten können vielseitig und in unterschiedlichem Ausmaß gefährlich sein. Tritt ein Gesichtsfeldausfall auf, sollte dieser schnellstmöglich abgeklärt und behandelt werden.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.06.2020 - Letzte Änderung: 25.07.2023