Tapen des Sprunggelenks

Einleitung

Das Sprunggelenk ist eines der Gelenke, das am häufigsten von Verletzungen betroffen ist. Dazu zählen Prellungen, leichte Dehnungen der Bänder oder auch Bänderrisse und Verletzungen der Gelenkkapsel. Neben den im Alltag auftretenden Schädigungen ist ein Großteil der Verletzungen auf Sportunfälle z.B. im Rahmen von Fußball spielen oder Joggen zurückzuführen. Daher hat es sich in vielen Fällen bewährt, das Sprunggelenk zu tapen und ihm so mehr Stabilität zu verleihen.

Dabei kann man das Sprunggelenk tapen, um einer Verletzung vorzubeugen oder auch im Rahmen der Therapie einer Verletzung. Tapes kann man grob in elastische Tapes, die Bewegungen funktionell unterstützen und relativ viel Bewegungsfreiheit lassen, und unelastische Tapes, die vor allem Stabilität bieten sollen, einteilen. Bekannte Tapes sind Kinesio Tapes oder das Leukotape.

Im Folgenden wird auf Indikationen, richtige Verwendung und häufige Anwendungsgebiete beim Sprunggelenk tapen eingegangen.

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Ursachen und Indikationen

Es gibt eine Reihe von Ursachen und Indikationen, bei denen man das Sprunggelenk tapen kann. Ein erster großer Bereich ist die Prophylaxe von Verletzungen und Einschränkungen am Sprunggelenk, die durch übermäßige Belastung oder ungewollte Bewegungen bei Sportunfällen entstehen können. Das Tape bietet dem Gelenk mehr Stabilität und hilft, das Verletzungsrisiko zu reduzieren. In dieser Form kann theoretisch jeder Sportler sein Sprunggelenk tapen, besonders Menschen mit vorausgegangenen Verletzungen am Sprunggelenk greifen hierauf zurück. Sportarten, bei denen ein Tapen des Sprunggelenks oft angewandt wird, sind Fußball und Joggen, aber auch beim Tennis, Kampfsport und vielen weiteren Betätigungen werden Sprunggelenke getaped.

Neben der Prävention kommt ein Tape auch bei der Therapie von Sprunggelenksverletzungen zum Einsatz. Hier sollte man das Sprunggelenk tapen, um weitere Stabilität vor allem dann zu bieten, wenn die Bänder dies nur eingeschränkt können. Das Sprunggelenk zu tapen fördert hier klar die Heilung. Typische Indikationen sind hier Bänderdehnungen und Bänderrisse, manchmal auch der Kaplseriss am Sprunggelenk.

Symptome und Anwendungsbereiche

Symptome, die darauf hinweisen, dass das Sprunggelenk beeinträchtigt ist und es Sinn machen kann, das Sprunggelenk zu tapen, sind vor allem Schmerzen. Meist ist den Beschwerden ein Sportunfall z.B. beim Fußball oder Joggen vorausgegangen. Die Schmerzen sind bewegungsabhängig und je nach Unfallhergang an den Knöcheln innen oder außen lokalisiert.

Damit einhergehend bestehen oft Einschränkungen beim Gehen und Laufen, sodass man dann das Sprunggelenk tapen sollte. Auch Schwellungen weisen auf Beschädigungen im Sprunggelenk hin. Sind diese und auch die anderen Symptome stark ausgeprägt, sollte vor einer Selbstbehandlung der Besuch bei einem Arzt stehen, um die Diagnose zu sichern.

Prophylaktisch das Sprunggelenk zu tapen ist dann sinnvoll, wenn in der Vergangenheit öfter eine Instabilität im Sprunggelenk eventuell mit einhergehenden Verletzungen aufgefallen ist. Auch vor ungewohnten oder großen Belastungen kann man das Sprunggelenk tapen.

Diagnose

Bevor man ein Sprunggelenk tapen möchte, sollte bei schwereren Beschwerden auf jeden Fall zunächst eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Ziel ist es dabei, eine genaue Diagnose zu stellen und z.B. zwischen Bänderriss und Bänderdehnung unterscheiden zu können. In manchen Fällen kann durch ungenaues Tapen der Verlauf verschlimmert werden, auch müssen gegebenenfalls weitere Maßnahmen zur Behandlung am Sprunggelenk eingeleitet werden.

Will man im Rahmen der Prophylaxe das Sprunggelenk tapen, sind diese Untersuchungen nicht erforderlich, jedoch sollte man sich vorher eine Anleitung dazu durchlesen.

Kinesio Tape und Leukotape

Auf dem Markt sind heutzutage viele elastische oder unelastische Pflaster und Tapes erhältlich, von denen zwei häufig verwendet werden, um ein Sprunggelenk zu tapen.

Kinesio:

Das Kinesio Tape ist ein zur Behandlung von Sportverletzungen oder deren Vorbeugung eingesetztes Tape, das seinen Ursprung in den 1970er Jahren hat und von einem japanischen Chiropraktiker entwickelt wurde. Charakteristisch für das Kinesio Tape ist seine besondere Elastizität und die der Haut nachempfundenen Struktur. Durch die Elastizität wird der Bandapparat im Sprunggelenk unterstützt, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Gleichzeitg bewirkt das elastische Kinesio Tape bei jeder Bewegung eine leichte Massage der betroffenen Stellen, was die Durchblutung fördert.

Weitere Merkmale des Kinesio Tapes sind seine Luft-und Wasserdurchlässigkeit, welche der Haut die Möglichkeit gibt zu atmen. Die Wirkung entfaltet das Kinesio Tape durch die Entlastung von Muskulatur und Bändern, indem durch den elastischen Zug auf das Sprunggelenk wirkende Kräfte über die Haut übertragen werden. Im Rahmen der Behandlung von Sportverletzungen kann ein Kinesio Tape Entzündungsreaktionen und Schwellungen am Sprunggelenk reduzieren. Neben den fertigen Rollen in verschiedenen Breiten werden oft auch fertig vorgeschnittene Kinesio-Streifen angeboten, die an das Sprunggelenk angepasst sind.

Das Sprunggelenk mit Kinesio zu tapen sollte in erfahrene Hände gegeben werden, da diese die Anatomie und den Verlauf von Bändern am Sprunggelenk besser kennen und man eventuell auch kontraproduktive Effekt bei falscher Anwendung hervorrufen kann.

Leukotape:

Leukotape ist ein Tape eines anderen Herstellers und in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Als Leukotape K (für Kinesio) hat es ähnliche Eigenschaften wie das oben beschriebene Kinesio Tape. Daneben werden Varianten wie Leukotape P oder Claassic angeboten, die im Gegensatz dazu nicht elastisch sind und so mehr mechanische Stabilität als funktionelle Eigenschaften haben.

Unelastisches Leukotape wird entsprechend dem Verlauf von Bändern aufgeklebt, und kann so Kräfte von diesen abnehmen und über die Haut leiten. Darüber hinaus bieten zusätzlich angebrachte Streifen von Leukotape eine gewollte, leichte Bewegungseinschränkung, um vor ungewollten übermäßigen Bewegungen zu schützen. Damit werden Bänder und Gelenke gestützt und entlastet. Auch kann die Person ungewollte Bewegungen besser wahrnehmen und diesen so entgegen wirken. Darüber hinaus komprimieren Verbände mit Leukotape das Gewebe und fördern so bei Entzündungen und Verletzungen am Sprunggelenk die Heilung.

Praktische Anwendung

Will man ein Sprunggelenk tapen, werden in der Praxis vor allem bei Leihenanwendung oft Fehler gemacht. Der Erfolg des Tapens hängt jedoch stark von Technik und Art der Anwendung ab.

Beim Tapen sollte man fünf Regeln beachten, die 5 A's:

  • Abmessen und ansetzten: Zunächst in etwa die gewollte Länge von der Rolle abrollen und durch Ansetzen am Körper die genaue Länge bestimmen
  • Abreißen: Gerade bei Verletzungen sollte man schon nach dem Ausmessen das gebrauchte Stück abreißen und nicht erst während des Anlegens
  • Anlegen: Mit entsprechender Technik das Tape am Sprunggelenk anlegen.
  • Anmodellieren: Zuletzt wird durch leichtes andrücken der Kontakt zur Haut bzw. darunter liegendem Tape und so auch die Haltbarkeit verbessert. Diese Regeln sollten bei jedem Streifen beachtet werden.

Es gibt mehrere Varianten, wie man das Sprunggelenk tapen kann, sodass hier beispielhaft zwei Arten beschrieben werden. Ein relativ einfaches Kinesio Tape wird demnach in drei Schritten wie folgt angelegt:

1. U-Zügel

Der erste Streifen läuft vom Außenknöchel unter der Fußsohle her zum Innenknöchel. Das Tape sollte dabei je etwa 5-6cm oberhalb der beiden Knöchel enden. Unter Zug wird das Tape vom Außenknöchel über die betroffene Stelle zur Fußsohle geklebt und von hier locker zurück über den Innenknöchel.

2. 8er-Zügel

Den nächste Zügel beim Sprunggelenk zu tapen ist ähnlich, kreuzt jedoch auf dem Fußrücken. Der Streifen ist etwas länger als der U-Zügel und wird an der Fußsohle im Bereich der Ferse aufgelegt, wobei beide nach oben gehenden Enden gleichlang sind. Über der betroffenen Stelle sollte man das Tape mit leichtem Zug, das andere Ende locker in Richtung entgegengesetzter Seite kleben. Mit diesen beiden Zügeln kann man gut das Sprunggelenk tapen, wenn es vor allem der Prophylaxe dient. Es unterstützt das Sprunggelenk und hilft z.B. beim Joggen durch schweres Gelände oder beim Fußball spielen ein Umknicken zu verhindern.

Sind die Bänder instabil, kommen weitere Zügel hinzu.

3. Querzüge

Je nach Bedarf werden mehrere kürzere (ca. 15-20cm) Streifen ergänzend über den schmerzenden Stellen in Richtung großer Zeh aufgeklebt. Diese sollen mit ausreichend Zug das Sprunggelenk tapen. Dadurch wird den Bändern eine zusätzliche Stabilität gegeben.

Ein Verband mit unelastischem Leukotape könnte so aussehen: Als Erstes wird ein Streifen unterhalb der Wadenmuskulatur und über den Knöcheln um den Unterschenkel geklebt, ein zweiter Streifen wird dann senkrecht dazu über die Unterseite des Fußes von Knöchel zu Knöchel angelegt und sollte über die schmerzenden oder zu schützenden Strukturen gehen (ähnlich dem U-Zügel). Dann wird der Verband mit weiteren Streifen, die rings um den Unterschenkel und über den zweiten Zügel geklebt werden, stabilisiert. Diese Art, das Sprunggelenk zu tapen, bietet mehr Stabilität, aber weniger Bewegungsfreiheit. Will man das Sprunggelenk tapen, muss immer darauf geachtet werden, dass der Verband nicht zu stramm ist. Beginnt es zu kribbeln oder wird der Fuß taub, muss der Verband entfernt werden. Vor dem Tapen sollte die Haut sauber und bei ausgeprägter Behaarung auch rasiert sein.

Häufige Anwendungsbereiche

Fußball:

Das Sprunggelenk zu tapen wird oft im Fußball angewendet. Fußball ist eine Sportart, die mit großen Belastungen für das Sprunggelenk einhergeht. Ständige Richtungswechsel, viel Laufarbeit und die Einwirkungen des Gegners machen daher ein Tapen des Sprunggelenks sinnvoll. Dadurch wird das Risiko, beim Fußball umzuknicken oder andere ungewollte Bewegungen zu vollführen, verringert. Außerdem werden die meisten Physiotherapeuten nach einer Verletzung beim Fußball das Sprunggelenk tapen, um die Heilung zu unterstützen. Gerade Personen, die zum Umknicken neigen, sollten vor dem Fußball spielen ihr Sprunggelenk tapen. Man muss sich jedoch stets bewusst sein, dass dies keinen sicheren Schutz vor Verletzungen am Sprunggelenk darstellt. Beim Fußball wird oft eine Kombination aus Kinesio Tape und festerem, unelastischem Tape verwendet.

Joggen:

Häufig wird ein Sprunggelenk auch beim Joggen getaped. Neben passendem Schuhwerk kann man das Sprunggelenk tapen, um beim Joggen zusätzliche Stabilität zu erlangen. Dies kann auf gerader Strecke bei vorausgegangener Bänderverletzung Sinn machen, besonders jedoch das Joggen durch unebenes oder schwieriges Gelände belastet das Sprunggelenk sehr. Daher kann hier mit einem Verband am Sprunggelenk effektiv dem Umknicken beim Joggen vorgebeugt werden. Auch wenn sich die Trainingsintensität z.B. im Hinblick auf einen Wettkampf erhöht, kann man das Sprunggelenk tapen, um so die Belastung auf die Strukturen zu reduzieren. Der Verband sollte jedoch nicht beim Joggen stören, eventuell muss dann eine Pause eingelegt oder andere Maßnahmen ergriffen werden.

Prognose

Die Wirkung beim Sprunggelenk tapen ist in medizinischen Studien nicht eindeutig nachgewiesen worden, jedoch spricht eine große Erfahrung von Physiotherapeuten und Sportmedizinern dafür, dass das Tapen deutlich positive Effekt hinsichtlich Vorbeugung und Therapie hat. So reduziert sich das Verletzungsrisiko und es können höhere Umfänge z.B. beim Fußball oder Joggen trainiert werden. Als Teil der Behandlung von Verletzungen unterstützt es die Regeneration von Bändern und Gelenken im Sprunggelenk. Jedoch kann eine falsche Anwendung negative Folgen haben. So sollte, abgesehen von leichten Beschwerden und zur Prävention, eine ärztliche Untersuchung am Sprunggelenk erfolgen, bevor man ein Tape anlegt. Auch sollte die richtige Technik sollte angewandt werden.

Weitere Informationen zum Thema Sprunggelenk tapen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.11.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023