Chirurgie: Was ist das?

Definition Chirurgie

Die Chirurgie (aus dem Griechischen: die Handwerkliche Kunst) ist ein Teilgebiet der Medizin.
Sie befasst sich mit den Erkrankungen oder Verletzungen, die operativ behandelt werden. Die Chirurgie gehört den operativen Gebieten in der Medizin und ist nicht das einzige Fach, in dem operiert wird.
Weitere operative Medizinfächer sind:

Die Chirurgie

Die Operationen stellen nur einen Teil der Arbeit eines Chirurgen dar. Es gibt durchaus so genannte "konservative", also nicht operative, Behandlungsarten in der Chirurgie.

Weiterhin stehen heute zahlreiche "minimal-invasive" Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Z.b. können Gefäße erweitert, Teile implantiert und ganze Bauchoperationen nur über Punktionen oder sehr kleine Schnitte ("Schlüsselloch-Technik") durchgeführt werden.
Viele Knochenbrüche (Frakturen) werden ebenfalls ohne Operation behandelt, die Anlage einer Gipsschiene ist beispielsweise ebenfalls Teil der chirurgischen Therapie.

Die chirurgischen Patienten werden aufgenommen, untersucht, beraten und aufgeklärt für die jeweilige Operation von Chirurgen. Diese führen die Behandlung durch, auch wenn sie nicht operativ ist.
Alle Begleituntersuchungen werden ebenfalls von Chirurgen vorgenommen oder zumindest veranlasst. Täglich finden Visiten auf den chirurgischen Stationen statt. Schließlich werden die Entlassungen der Patienten von den Chirurgen vorbereitet und geplant.
Die Herzchirurgie, Neurochirurgie, Kinderchirurgie, Kieferchirurgie und die Plastische Chirurgie sind in Deutschland eigenständige Fachgebiete.
Ein Facharzt für Chirurgie hat deshalb nicht die Qualifikation Operationen aus diesen Bereichen durchzuführen.

Untergebiete der Chirurgie

Folgende Schwerpunkte können als Zusatzbezeichnungen im Rahmen einer chirurgischen Ausbildung vom Facharzt für Chirurgie absolviert werden.

  • Gefäßchirurgie
    Die Gefäßchirurgie beschäftigt sich mit der operativen Behandlung von Blutgefäßen. Bei Gefäßverengungen können hier Erweiterungsmaßnahmen ergriffen werden, bei Gefäß- verschlüssen werden oft Bypässe angelegt, krankhafte Erweiterungen der Gefäße werden mit Einpflanzung von Prothesen oder Einführung von Stents behandelt.
  • Thoraxchirurgie
    Die Thoraxchirurgie umfasst die operative Behandlungs- möglichkeiten der Erkrankungen oder Verletzungen im Bereich des Brustkorbes. Geschwülste oder andere krankhafte Veränderungen in den Lungen oder im Brustkorbmittelfeld können entfernt werden, bei Ansammlung von Blut oder Luft im Spalt zwischen Lunge und Brustwand werden Drainagen gelegt. Das Herz befindet sich zwar im Brustkorb, wird jedoch operativ nicht von den Thorax-, sondern von den Herzchirurgen behandelt.
  • Unfallchirurgie
    Die Unfallchirurgie behandelt Unfallfolgen und Verletzungen des Bewegungsapparates, sowie teilweise innerer Organe und Teile des Nervensystems. Knochenbrüche sind die häufigste Verletzungsart, die von Unfallchirurgen behandelt werden. In vielen Fällen reicht die Behandlung mit einer Schiene (heutzutage nicht nur aus Gips) aus, häufig kann jedoch eine Operation nicht vermieden werden. Hier können sowohl Nägel, Platten, Drähte und Schrauben zur Stabilisierung des Bruches benutzt werden, als auch ganze Gelenk- oder sogar Knochenprothesen eingebaut werden.
  • Viszeralchirurgie (Synonym: Bauchchirurgie)
    In der Viszeralchirurgie werden Bauchorgane, Schild- und Nebenschilddrüsen, sowie Leisten- und Bauchwandbrüche behandelt. Die Organe des gesamten Magen-Darm-Systems gehören zum Behandlungsgebiet der Viszeralchirurgie, auch wenn sich die Speiseröhre im Brustkorb befindet. Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und Nebennieren werden ebenfalls von den Viszeralchirurgen operiert. Zu der Viszeralchirurgie gehört deshalb auch die Transplantationschirurgie der Leber, Bauchspeicheldrüse und teilweise der Niere.

Geschichte der Chirurgie

Es gibt glaubwürdige Hinweise, dass bereits in der Antike chirurgische Behandlungen durchgeführt wurden.
Bereits im Römischen Imperium gab es Instrumente, die speziell für chirurgische Eingriffe hergestellt wurden. Bis zur Einführung der Chirurgie als akademisches Fach in der Medizin wurden von Badern kleinere Verletzungen behandelt, aber auch Amputationen vorgenommen.
Der erste große Schritt wurde mit der Einführung der Desinfektion erreicht. Zu diesem Zeitpunkt wurden - insbesondere in Kriegssituationen - viele Verletzte behandelt und die Desinfektion der Wunden brachte entscheidende Erfolge, die die Position dieser Behandlungsart in der Gesellschaft weiterhin festigen konnte.
Mit der Einführung der Narkose in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die operative Behandlung deutlich vorangetrieben. Sehr schnell wurden Operationen möglich, die bislang wegen der enormen Schmerzbelastung der Patienten nicht durchgeführt werden konnten. Viele Chirurgen betrachten die Narkose deswegen als eine der wichtigsten Erfindungen in der Medizin überhaupt.
Im 20. Jahrhundert wurden die meisten chirurgischen Techniken entwickelt, die heute benutzt werden. Der Fortschritt der modernen Chirurgie hängt mit der gesamten Entwicklung der Wissenschaft und Technik zusammen. Ende der 80-er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die minimal-invasive Chirurgie eingeführt. Durch die Schlüssellochtechnik sind heute viele Operationen möglich, die früher nur unter einem viel größeren Aufwand durchgeführt werden konnten. In der Gefäßchirurgie wurden in den 90-er Jahre Prothesen entwickelt, die den Patienten teilweise sehr große Operationen ersparen können.

Die Chirurgie befindet sich - wie die gesamte Medizin - in einer ständigen Entwicklung. Es wird angenommen, dass sich das Wissen in der Medizin alle 2 Jahre verdoppelt.
Diese Entwicklung spiegelt sich in der Chirurgie wider, so dass in der Zukunft weitere atemberaubende Errungenschaften der operativen Medizin erwartet werden können.

Ausbildung zum Chirurgen

Die Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie beginnt nach dem Medizinstudium (Mindeststudienzeit: 6 Jahre), wenn die Stellensuche in einer chirurgischen Klinik erfolgreich war.
Die Weiterbildung zum Facharzt dauert z. Zt. 5 Jahre. In dieser Zeit muss ein Operationskatalog absolviert werden. Der Abschluss der Ausbildung in Deutschland bildet eine mündliche Prüfung in der jeweiligen Landesärztekammer.
Die Ausbildungsordnung ändert sich ständig. Wahrscheinlich wird bald eine verkürzte Zeit eingeführt, in der nur chirurgische Grundkenntnisse erworben werden. Danach soll die Spezialisierung in ein Untergebiet der Chirurgie erfolgen. Mit Sicherheit wird jedoch diese Reform nicht die letzte sein.

Chirugische Erkrankungen

Die wichtigsten Erkrankungen aus dem Bereich der Chirurgie, die Sie bereits bei uns finden können, finden Sie unten aufgeführt.
Alle Themen der Chirurgie, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter Chirurgie A-Z.

Wichtige Erkrankungen der Chirurgie

  • Bauchspeicheldrüsenkebs
    Der Bauchspeicheldrüsenkrebs = Pankreaskarzinom (duktales Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse) ist der mit Abstand häufigste Krebs der Bauchspeicheldrüse. Er gehört zur den bösartigen Neubildungen (Neoplasien). Gutartige Geschwulste (zu denen beispielsweise das seröse Zystadedom zählt) oder andere bösartige Formen (muzinöses Zystadenokarzinom, Azinuszellkarzinom) sind sehr selten.
    Meistens tritt der Bauchspeicheldrüsenkrebs im vorderen Bereich, dem sog. Kopf der Bauchspeicheldrüse, auf (siehe Anatomie der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)).
    Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Bauchspeicheldrüsenkrebs

  • Darmkebs
    Der Darmkrebs ist ein bösartig entartetes, unkontrolliert wachsendes Geschwulst, das von den Zellen der Dickdarmschleimhaut hervorgeht.
    In den meisten Fällen entwickelt sich der Darmkrebs im Bereich des Dickdarms.
    Weitere Informationen finden Sie unter unserem Thema: Darmkrebs.

  • Krampfadern (Varizen)
    Unter Krampfadern, welche im medizinischen Jargon als Varizen bezeichnet werden, versteht man oberflächliche Venen, die sackförmig oder zylindrisch erweitert sind.
    Meist kommt es an den Beinen zu diesem Phänomen. Es können primäre von sekundären Krampfadern unterschieden werden.
    Um primäre Krampfadern handelt es sich, wenn keine ursächliche Erkrankung zugrunde liegt, während sekundäre Krampfadern (Varizen) immer eine Vorerkrankung als Ursache haben.
    Weitere Informationen finden Sie unter unserem Thema: Krampfadern

  • Leistenbruch
    Der Leistenbruch ist, wie alle Bauchwandbrüche, ein Hervortreten von Inhalt aus der Bauchhöhle.
    Anatomisch bedingt, ist die Leiste eine Stelle, in der es besonders häufig zu ´Brüchen` kommt, da sich hier natürliche Schwachstellen des Bindegewebes befinden. Mehr zu diesem Thema finden Sie auf unserer Seite Leistenbruch.

  • Magenkrebs
    Der Magenkrebs (Magenkarzinom) ist die bei Frauen fünfthäufigste und bei Männern die vierthäufigste Krebsart. Das Magenkarzinom ist eine bösartig entartete, unkontrolliert wachsende Geschwulst, die von den Zellen der Magenschleimhaut abstammt.
    Als Ursachen für Magenkrebs werden unter anderem Nitrosamine aus der Nahrung, Nikotin und Helicobacter pylori diskutiert. Der Tumor verursacht in den meisten Fällen erst spät Beschwerden, wenn er bereits weit fortgeschritten ist. Durch die späte Diagnose wird der Magenkrebs oft auch erst spät behandelt, so dass diese Krebsart eine recht ungünstige Prognose für die Patienten hat.
    Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Magenkrebs

  • Struma
    Der Begriff "Struma" (aus dem lat. struma "Drüsenschwellung", pl. strumae) oder Kropf bezeichnet eine Vergrößerung der Schilddrüse.
    Die Struma hat eine wesentliche Ursache in einem Jodmangel, daher findet man die Struma besonders in Jodmangelgebieten wie den Alpen.
    Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Struma

Was sind die typischen Instrumente des Chirurgen?

Ein Chirurg verwendet zur Durchführung einer Operation eine Vielzahl von Instrumenten. Bei den meisten Eingriffen wird ein Skalpell zum Durchschneiden der Haut sowie verschiedene Arten von Pinzetten benötigt. Feine Scheren kommen oft zum Einsatz, um die Gewebestrukturen zu präparieren und das Operationsgebiet freizulegen. Verschiedene Utensilien wie zum Beispiel Haken oder Sperrer dienen dazu, Gewebe zur Seite zu verlagern, um tiefer liegende Strukturen freizulegen. Häufig kommt beim Operieren auch elektrischer Strom zum Einsatz, der über eine feine Metallsonde gezielt abgegeben wird. Dadurch können gezielt Gewebestrukturen durchtrennt oder kleine Blutgefäße verschlossen werden. Je nach Art der Operation können eine Vielzahl weitere typische Instrumente zum Einsatz kommen. Beispielsweise verwendet der Chirurg bei einer Operation mittels Schlüssellochverfahren verschiedene Arten feiner Greifzangen, um das Operationsgebiet freizulegen und zu bearbeiten.

Skalpell

Bei einem Skalpell handelt es sich um ein feines und extrem scharfes Messer, das in der Chirurgie dem scharfen Durchtrennen von Gewebe dient. Bei einer Operation wird es hauptsächlich zu Beginn benötigt, um die Haut zu durchschneiden. Die Durchtrennung tiefer liegender Strukturen wird dagegen in der Regel durch stumpfes freilegen mit Pinzetten sowie durch den gezielten Einsatz von elektrischem Strom durchgeführt. Bei heutzutage verwendeten Skalpellen werden die Skalpellklingen nach dem Einsatz verworfen und nur der Skalpellgriff nach keimfreier Reinigung mit einer neuen Klinge wiederverwendet.

Schere

Scheren sind bei den meisten Operationen unverzichtbar. Zum einen verwenden Chirurgen sie häufig, um Gewebe zu durchtrennen oder Strukturen freizulegen. Zum anderen wird eine Schere benötigt, um eingesetztes Material durchzuschneiden. Wird zum Beispiel ein durchtrenntes Blutgefäß mit einem Faden zugeknotet, so benötigt man die Schere, um die Fadenenden abzuschneiden. Auch beim Vernähen der verschiedenen Wundschichten ist die Schere zum Schneiden der Fäden notwendig.

Klemmen

Klemmen sind vielfach bei Operationen eingesetzt Instrumente. Es gibt sie in einer Vielzahl von Ausführungen und Größen und entsprechend verwendet der Chirurg diese zu verschiedensten Zwecken. Allgemein dienen sie dem Halten und Fixieren von organischem Gewebe oder von Material. Während verschiedener Operationen kann eine Klemme zum Beispiel dem zeitweiligen Verschluss eines Blutgefäßes dienen, um den Austritt von Blut ins Operationsgebiet zu verhindern. Im Anschluss kann das Gefäß zum Beispiel durch einen Faden verknotet und somit endgültig verschlossen und die Klemme wieder entfernt werden. Auch andere Strukturen wie zum Beispiel der Darm werden bei manchen Operationen zeitweilig abgeklemmt. Zudem können weitere im OP eingesetzte Utensilien wie zum Beispiel Bänder oder Tücher durch eine Klemme in ihrer Position fixiert werden.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Chirurgie: Was ist das? finden Sie hier:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.01.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021