Verklebung des Eileiters

Definition

Eine Verklebung des Eileiters (Tuba uterina / Salpinx) ist eine durch eine Eileiterentzündung (Salpingitis) oder auch durch das vorangeschrittene Alter der Frau hervorgerufene Verengung des Muskelschlauchs in Folge einer Zähigkeitserhöhung (Viskositätserhöhung) der im Eileiter vorhandenen Flüssigkeit. Letztendlich führt diese zu einer Funktionsstörung der Flimmerhärchen durch die Verklebung.

Die Fruchtbarkeit einer Frau kann durch dieses Verkleben wesentlich herabgesetzt sein, da das beim Eisprung (Ovulation) vom Eierstock freigesetzte Ei nicht über die Eileiter-Verbindung Richtung Gebärmutter transportiert werden kann, sondern im Eileiter an einer verklebten Engstelle steckenbleibt. Auch kann die männliche Spermienwanderung in die entgegengesetzte Richtung erschwert oder überhaupt nicht mehr möglich sein.

Ebenso erhöht eine Verklebung des Eileiters die Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft, also das Reifen der befruchteten Eizelle innerhalb des Eileiters, da der Transport zur Gebärmutter durch die Verklebung unmöglich sein kann.

Symptome

Die Beschwerden, die durch eine Verklebung eines oder beider Eileiter hervorgerufen werden können, sind vielfältig.

Liegt der Eileiterverklebung eine Eileiterentzündung (Salpingitis) zu Grunde, so können Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr (Kohabitation) sowie vermehrter Ausfluss (vaginaler Fluor) auftreten. Je nach Schweregrad der Entzündung kann auch Fieber und eine körperliche Leistungsminderung hinzukommen. Kommt es durch die Entzündung zu einer Vernarbung oder Verklebung der Eileiterwand, so kann eine Unfruchtbarkeit (Infertilität) auftreten.

Bei der sogenannten Endometriose, bei der es zu gutartigen Versprengungen von Gebärmutterschleimhautanteilen in den Bauch- und Beckenraum kommt, welche dann die Eileiter verkleben können, können neben vielen anderen Beschwerden v.a. Schmerzen während der Menstruation (Dysmenorrhoe), beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder beim Stuhlgang (Dyschezie) auftreten.

Kommt es auf Grund eines verklebten Eileiters zu einem gestörten Abtransport der befruchteten Eizelle in Richtung Gebärmutter, kann sich eine sogenannte Extrauteringravidität, also eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter, entwickeln. Hierbei kann neben einer Schmierblutung im schlimmsten Fall ein Zerplatzen (Ruptur) des Eileiters mit stärksten, plötzlichen Bauchschmerzen und starken Blutungen in die Bauchhöhle auftreten. Da ein Eileiterbruch (Tubaruptur) eine lebensbedrohliche Komplikation einer Eileiterschwangerschaft darstellt, sollte bei plötzlich einsetzenden stärksten Schmerzen möglichst zeitig ein Arzt aufgesucht werden.

Häufig wird eine Verklebung der Eileiter diagnostiziert, wenn die Frauen nach jahrelangem Kinderwunsch immer noch nicht schwanger sind und deshalb einen Frauenarzt aufsuchen. Man spricht in diesem Zusammenhang von der sogenannten tubaren Sterilität, da die Kinderlosigkeit auf Veränderungen an den Eileitern zurückzuführen ist. Die Verklebungen bleiben meist für lange Zeit unbemerkt und befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung meistens schon in einem fortgeschrittenen Stadium.

Therapie

Je nachdem, welche Ursache dem verklebten Eileiter zu Grunde liegt, sollte diese Grunderkrankung behandelt werden, um eine Durchgängigkeit der Eileiter zu gewährleisten.

Bei einer Entzündung der Eileiter sollte zunächst zur Abtötung der Erreger mit einer geeigneten breitgefächerten Antibiotikatherapie (Breitbandantibiotikatherapie) begonnen werden, welcher im Falle einer genauen Erregerbestimmung durch ein spezifisches, gezielteres Antibiotikum ersetzt werden kann. Sollte die Entzündung weit fortgeschritten sein und umkapselte Eiteransammlungen (Abszesse) gebildet haben, so sollte eine operative Maßnahme in Betracht gezogen werden.

Ist die sogenannte Endometriose, eine Erkrankung, bei der es durch abgesprengte Gebärmutterschleimhautanteile in die Bauchhöhle zu Verklebungen des Eileiters führen kann, ursächlich, so sollten diese Endometrioseherde operativ entfernt (exstirpiert) und die Eileiter davon befreit werden. Diese Operation kann je nach Ausmaß des Befundes entweder an Hand einer Bauchspiegelung (Laparaskopie), oder einer großen Operation mit Bauchschnitt erfolgen. Neben der operativen Behandlung können Hormonpräparate die Entstehung von neuen Endometrioseherden vermindern.

Homöopathie

Frauen, die aufgrund von Verklebungen an den Eileitern unfruchtbar sind, können auch durch homöopathische Mittel nicht schwanger werden. Bei den Veränderungen an den Eileitern handelt es sich um anatomische Defizite, welche die Wahrscheinlichkeit für eine Befruchtung der Eizelle stark minimieren. Betroffene Frauen sollten sich professionelle Hilfe bei einem Gynäkologen suchen und eine homöopathische Behandlung allenfalls unterstützend einnehmen.

Indikationen für eine OP

Die Entscheidung, ob und wie die verklebten Eileiter behandelt werden, hängt letztendlich davon ab, wie stark die Verklebungen sind und welches Ausmaß die Erkrankung hat. Bei starken Verwachsungen ist eine medikamentöse Therapie wenig erfolgsversprechend, daher wird der Arzt die chirurgische Freilegung der Eileiter in Erwägung ziehen. Die Operation läuft in der Regel ohne Komplikationen ab und stellt die volle Funktionsfähigkeit der Eileiter wieder her.

Ablauf der OP

Die Operation wird entweder im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder durch die komplette Eröffnung des Bauchraums (Laparotomie) durchgeführt. Beide Eingriffe erfolgen unter Vollnarkose.
Bei der Bauchspiegelung wird eine Sonde über einen Schnitt in der Bauchdecke in die Bauchhöhle eingebracht. Am Ende der Sonde befindet sich eine Kamera, über die der Operateur den Zustand der Beckenorgane beurteilen kann. Über weiter Schnitte werden Instrumente in den Bauch eingebracht und die Operation durchgeführt.

Ziel des Eingriffes ist es, die Eileiter wieder vollkommen funktionsfähig zu machen. Dafür werden die verklebten Eileiter aufgeschnitten und die Verklebungen entfernt, damit der Eileiter wieder durchgängig ist. Bei milden Verklebungen kann auch eine Durchspülung der Eileiter ausreichen, um die Durchgängigkeit wiederherzustellen. Die Erfolgsaussichten dieser Operation hängen vor allem davon ab, wie stark die Eileiter im Vorfeld verklebt waren bzw. das Gewebe geschädigt war.

Risiken der OP

Generell gilt die Öffnung von verklebten Eileitern als ein komplikationsarmer Eingriff. Trotzdem besteht ein gewisses Risiko für Komplikationen.

Die operierten Frauen werden zwar meistens nach dem Eingriff schwanger, aber sie haben ein erhöhtes Risiko einer Eileiterschwangerschaft. Eine Eileiterschwangerschaft entsteht, wenn die Eizelle zwar in den durch die Operation eröffneten Eileiter gelangt, aber durch Schäden in der Eileiterwand nicht in Richtung Gebärmutter transportiert wird. Eileiterschwangerschaften sind für die Mutter lebensgefährlich und können nicht ausgetragen werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Therapie der Eileiterschwangerschaft

Prognose

Die Verklebung eines oder beider Eileiter kann je nach Schweregrad der zugrunde liegenden Erkrankung unterschiedlich gute Prognosen, auch im Bezug auf einen Kinderwunsch haben.

So ist beispielsweise die Endometriose eine chronische Erkrankung, welche häufig wiederkehrt (rezidiviert) und die Erfüllung des Kinderwunsches je nach Ausmaß nicht immer möglich ist.

Die Prognose einer Eileiterentzündung als Ursache einer Verklebung der Eileiter ist in der Regel durch eine gezielte und schnelle Therapie sehr gut, kann aber auch bei manchen Patientinnen zu chronischen Verläufen und Verklebungen führen, und so die Fruchtbarkeit der Frau erheblich einschränken.

Kann man mit verklebten Eileitern trotzdem schwanger werden?

Verklebungen an den Eileitern zählen zu den häufigsten Ursachen dafür, dass eine Frau nicht schwanger wird. Durch den Verschluss der Eileiter kann die reife Eizelle nach dem Eisprung nicht in die Gebärmutter transportiert und dort befruchtet werden. Viele Frauen glauben, dass sie aufgrund von Verklebungen an den Eileitern oder den Eierstöcken keine Kinder bekommen können. Heutzutage gibt es allerdings vielversprechende Möglichkeiten, die verklebten Eileiter zu therapieren bzw. den betroffenen Frauen den Kinderwunsch zu ermöglichen.

Zunächst diagnostiziert der Frauenarzt die Verklebungen durch eine Ultraschalluntersuchung oder eine Bauchspiegelung. Anschließend kann erwogen werden, ob die Verklebungen an den Eileitern medikamentös behandelt werden oder ob ein operativer Eingriff nötig ist. Üblicherweise kann durch die Behandlung die Funktionsfähigkeit der Eileiter wiederhergestellt werden und die Frau ist wieder fruchtbar.

Künstliche Befruchtung

Eine künstliche Befruchtung ist die letzte Möglichkeit, wenn die betroffenen Frauen auf eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung nicht angesprochen haben bzw. wenn die operative Öffnung der Eileiter nicht möglich war. Dabei werden der Frau mehrere Eizellen aus dem Eierstock entnommen und im Labor künstlich mit den Spermien des Partners bzw. eines Spenders befruchtet. Die befruchteten Eizellen werden dann direkt in die Gebärmutter eingepflanzt, wodurch die verklebten Eileiter sozusagen umgangen werden.

Finden Sie weitere Informationen in unserem Artikel: Künstliche Befruchtung

Ursachen

Es gibt viele mögliche Ursachen, die zu einer Verklebung des Eileiters führen und so die Fruchtbarkeit der Frau herabsetzen können.

Eine mögliche Ursache für ein Verkleben der Eileiter spielt das zunehmende Alter der Frau. Da es in der Zeit um die letzte spontane Menstruationsblutung (Menopause) zu einer Abnahme des Flüssigkeitssekretes bzw. einer Zähigkeitserhöhung (Viskositätserhöhung) der Flüssigkeit kommt, kann das zähe Sekret die Eileiterseiten verkleben . Außerdem vermindert sich die Anzahl der in den Eileitern befindlichen Flimmerhärchen mit zunehmendem Alter der Frau. Die Folgen sind ein schlechterer Abtransport der Flüssigkeit.

Zusätzlich kann eine Erkrankung, bei der es zu gutartigen Absiedelungen von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) im Bauch- und Beckenraum kommt, zu einer Verklebung der Eileiter führen. Diese Erkrankung wird als Endometriose bezeichnet und ist eine mögliche Ursache für eine Unfruchtbarkeit in Folge einer Verklebung von Eierstöcken und Eileitern.

Eine weitere Ursache für ein Verkleben der Eileiter ist die Eileiterentzündung (Salpingitis) zum Beispiel durch eine Chlamydieninfektion. Diese kann einen oder beide Eileiter betreffen. In der Regel steigen Keime aus der Scheide (Vagina) oder der Gebärmutter nach oben Richtung Eileiter auf (aszendieren) und können dort zu Entzündungen durch die Keimausbreitung führen. Eileiterentzündungen können die Flimmerhärchen des Eileiters schädigen und die Eileiterwand durch entzündliche Umbauprozesse vernarben lassen.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Erkrankungen der Eileiter

Diagnose

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Durchgängigkeit der Eileiter zu überprüfen und dabei festzustellen, ob eine Verklebung der Eileiter vorliegt.

Eine mögliche Durchgängigkeitstestung ist die sogenannte Hystero-Kontrast-Salpingographie (HKSG). Hierbei wird ein Schlauch (Katheter) über die Scheide in die Gebärmutter eingeführt, danach wird der Katheter dort durch einen kleinen flüssigkeitsgefüllten Ballon fixiert und Kontrastmittel eingespritzt, welches dann über einen Ultraschall durch die Scheide (transvaginale Sonographie) verfolgt werden kann. Nun kann der Arzt feststellen, ob die Kontrastmittelflüssigkeit in die Eileiter fließt und ob diese durchgängig oder verklebt sind.

Eine andere Möglichkeit zur Feststellung eines verklebten Eileiters ist die sogenannte Chromopertubation. Hierbei wird bei einer operativen Bauchspiegelung (Laparasakopie) beobachtet, ob eine blaue Farblösung (Methylenblau, Indigokarmin), welche über die Gebärmutter eingebracht wurde, entweder den Eileiter gar nicht erreicht (dann muss eine Engstelle (Stenose) oder Verklebung am gebärmutternahen Beginn des Eileiters liegen) oder aus der Gebärmutter in den Eileiter abfließt, diesen jedoch nicht in den Bauchraum verlässt (dann muss eine Engstelle oder Verklebung am gebärmutterfernen Teil des Eileiters liegen) oder ob die blaue Flüssigkeit von der Gebärmutter über die Eileiter in die Bauchhöhle abfließt (dann ist der Eileiter durchgängig und alles in Ordnung).

Diese beiden Untersuchungsmethoden zur Feststellung einer Eileiterverklebung werden v.a. bei Frauen, die auf der Suche nach der Ursache ihrer Unfruchtbarkeit sind, angewendet.

Anatomie

Der Eileiter (Tuba uterina/Slapinx) ist ein paarig angelegtes weibliches Geschlechtsorgan. Er liegt innerhalb der Bauchhöhle (Peritonealhöhle), was als intraperitoneale Lage bezeichnet wird, und stellt die Verbindung zwischen den Eierstöcken (Ovarien) und der Gebärmutter (Uterus) her. Der Eileiter hat eine Länge von ca. 10-15 cm und besteht nahe des Eierstocks aus einem Trichter (Infundibulum), welcher mit vielen Fransen (Fimbrien) ausgestattet ist, um das Ei (Follikel) nach dem Eisprung (Ovulation) in Empfang zu nehmen. Danach wird das Ei über die sogenannte Ampulla tuba uterina, eine Erweiterung des Eileiters, in dem auch die Befruchtung mit den männlichen Spermien stattfindet, und eine Engstelle (Isthmus) Richtung Gebärmutter transportiert. Da der Eileiter aus einer Muskelschicht (Myosalpinx) besteht, kann der Transport des Eis in Richtung Gebärmutter durch rhymtmische zusammenziehende (kontraktile) Bewegungen gefördert werden. Ebenso helfen zahlreiche Flimmerhärchen (Zilien) die Eier samt der im Eileiter vorhandenen Flüssigkeit nach unten (kaudal) zu befördern.

Sowohl Muskelkontraktionen als auch Flimmerhärchen unterstützen die Spermien bei Ihrer Wanderung Richtung Eileitererweiterung (Ampulle), um an diesem Ort die Eizelle zu befruchten.

Abbildung Eileiter

  1. Eileiter -
    Tuba uterina
  2. Eileiterenge -
    Isthmus tubae uterinae
  3. Weiter Teil des Eileiters -
    Ampulla tubae uterinae
  4. Falten der Eileiterschleimhaut -
    Plicae tubariae
  5. Fransentrichter des Eileiters -
    Infundibulum tubae uterinae
  6. Gebärmutterhöhle -
    Cavitas uteri
  7. Muttermund - Ostium uteri
  8. Eierstock - Ovarium
  9. Gebärmutterkuppe -
    Fundus uteri
  10. Schleimhaut -
    Tunica mucosa tubae
  11. Muskelwand
    (innen Ringschicht) -
    Tunica muscularis
  12. Muskelwand
    (außen Längsschicht) -
    Tunica muscularis
  13. Bauchfellüberzug -
    Tunica serosa
  14. Vene der Muskelwand
  15. Arterie der Muskelwand

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021