Halsschlagader tut weh

Einleitung

Die Halsschlagader ist das arterielle Gefäß, das das Blut vom Herzen weg in Richtung Kopf und Gehirn verteilt. Die Halsschlagader heißt auf Lateinisch Arteria Carotis. Sie führt sauerstoffreiches Blut, das im Herz-Lungenkreislauf von den Lungen mit Sauerstoff angereichert wurde. Die Arteria carotis entspringt auf der linken Seite direkt der Hauptschlagader (dem Aortenbogen), rechts geht sie von einem Zwischenstück, dem Truncus brachiocephalicus ab. Auf beiden Seiten ist sie zunächst als gemeinsame Arteria carotis communis vorhanden, teilt sich dann aber in einen inneren und einen äußeren Ast, in die Arteria carotis interna und die Arteria carotis externa.

Der innere Ast versorgt das Gehirn und das Auge mit Blut, der äußere Teil versorgt den Kopf inklusive der Halsorgane (Schilddrüse, Rachen und Kehlkopf) mit Blut. Zwischen der Aufzweigung sitzen jeweils Rezeptoren, die Sinus Caroticus und Glomus caroticum genannt werden. Der Sinus caroticus ist ein Druckmesser, der den Blutdruck misst und Informationen an das Gehirn weitergeben kann. Der Glomus caroticum ist ein Chemorezeptor, der unter anderem den Sauerstoffgehalt des Blutes messen und an das Gehirn übermitteln kann.

Wenn die Halsschlagader weh tut, können Ursachen muskuläre Verspannungen oder eine Gefäßverengung (Stenose) sein. Nach einem Unfall oder Schlag auf den Hals kann eine Karotisdissektion auftreten.

Symptome

Die Patienten beschreiben zumeist Druckschmerzhaftigkeit über der Halsschlagader. Sie kann auch verhärtet tastbar sein, wenn arteriosklerotische Veränderungen (Verkalkungen) vorliegen. Bei Muskelverspannungen laufen die Schmerzen eher entlang eines Muskels, zum Beispiel entlang des Musculus sternocleidomastoideus.
Differentialdiagnostisch kommen bei Halsschmerzen auch Lymphknotenschwellungen, Schluckbeschwerden und Schilddrüsenentzündungen oder erkrankungen in Betracht. Ebenso kann eine Infektion des Hals-Rachenraumes zu Schmerzen am Hals führen, die dann aber häufig von Schluckbeschwerden und auch Allgemeinsymptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit begleitet werden.

Rechte Seite

Beidseitige Schmerzen im Bereich der Halsschlagader können als Symptom eines bakteriellen oder viralen Infekts auftreten.
Handelt es sich dagegen um rein auf die rechte Seite begrenzte Beschwerden, ist es möglicherweise eine Angina lateralis (Seitenstrangangina). Sie betrifft die Lymphbahnen, die entlang der hinteren Rachenwand laufen. Meist sind es Erreger, die sich nach einem viralen Infekt dort ansiedeln und weitere, allgemeine Krankheitssymptome verursachen.
Eine rechtsseitige Mandelentzündung, die in der Regel durch Bakterien ausgelöst wird, verursacht ebenfalls ein einseitiges Beschwerdebild mit allgemeiner Krankheitssymptomatik.
Bei fehlenden Anzeichen eines Infekts, sollte an eine Dissektion, einen Einriss der Gefäßwand, der rechten A. carotis gedacht werden.

Beschwerden bei Druck

Treten schmerzhafte Beschwerden an der Halsschlagader nach Ausüben von Druck aus, muss nicht das Gefäß direkt betroffen sein, sondern vielmehr darüber liegende Strukturen. Hierzu zählen einerseits Muskeln wie der Musculus sternocleidomastoideus, der von einer Verspannung betroffen sein kann, oder geschwollene Lymphknoten im Rahmen eines infektiösen Geschehens. Auch eine Reizung, der die Kiefer und Halsmuskulatur versorgenden Nerven, ist nicht ausgeschlossen.

Kiefer

Schmerzen im Bereich der Halsschlagader, die vom Kiefer ausstrahlen, können einerseits auf eine Muskelverspannung, beispielsweise der Kaumuskulatur, hindeuten oder in Verbindung mit einer Karotisdissektion, einer Aufspaltung der Gefäßwandschichten mit nachfolgender Einblutung, stehen. Zähneknirschen während des Schlafes, das häufig stressbedingt auftritt, darf als eine der Ursachen muskulärer Verspannungen gewertet werden. Die Schmerzen sind nicht auf die Kieferregion beschränkt, sondern ziehen auch Richtung Halsschlagader.

Ohrenschmerzen

Eine Angina lateralis (Seitenstrangangina) mit infektiöser Besiedelung der Lymphbahnen der hinteren Rachenwand verursacht neben einseitigen Schmerzen der seitlichen Halsregion, auch allgemeine Krankheitsbeschwerden. Fieber, Gliederschmerzen, Schluckbeschwerden, aber auch ausstrahlende Schmerzen ins Ohr sind möglich. Im weiteren Verlauf können Betroffene unter Ohrenschmerzen leiden. Doch nicht immer liegt eine infektiöse Ursache vor.
Verspannungsbedingte Schmerzen, häufig in Verbindung mit Stress, im Bereich der Halsschlagader können ebenfalls Ohrenschmerzen verursachen. Muskelverspannungen in der das Ohr umgebenden Region fungieren als Auslöser.

Schmerzen an der Halsschlagader beim Einatmen

Schmerzen der Halsschlagader beim Einatmen können auf eine Muskelverspannung der Halsmuskulatur oder ein infektiöses Geschehen hindeuten und sind in den allermeisten Fällen nicht auf Beschwerden an der Arterie selbst zu werten. Insbesondere der sogenannte Halswender-Muskel, der Musculus sternocleidomastoideus kann von einer schmerzhaften Verspannung betroffen sein. Des weiteren sollte auch an eine Blockade der Halswirbelkörper gedacht werden.

Kopfschmerzen

Bei Kopfschmerzen in Verbindung mit Beschwerden im Bereich der Halsschlagader sollte eine Nervenbeteiligung in Betracht gezogen werden. Meist handelt es sich um über einen längeren Zeitraum bestehende Symptome, die auf muskuläre Verspannungen oder Blockaden im Wirbelbereich zurückzuführen sind.
Plötzlich auftretende, stechende Kopfschmerzen sollten dringend ernst genommen werden. Sie können im Zusammenhang mit einer verengten Halsschlagader oder Dissektion der Karotis stehen und bedürfen dringender Abklärung.

Ursachen

Wenn die Halsschlagader weh tut, liegt es häufig an muskulären Verspannungen. Durch schlechte Haltung beim Sitzen (Computerarbeit etc.) oder durch wenig Bewegung sind die Nackenmuskeln häufig von Verspannungen betroffen. Diese kann sich in den Hals projizieren und als Schmerzen von der Halsschlagader missgedeutet werden.

Die häufigste Erkrankung der Carotis ist eine Verengung dieser Arterie, die als Carotis-Stenose bezeichnet wird. Diese entsteht im Rahmen einer Arteriosklerose, also einer Verkalkung der Gefäße. Arteriosklerose entsteht häufig im Alter, kann aber durch einige Risikofaktoren schneller und früher entstehen. Dazu zählt ein hoher Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie), der häufig mit Übergewicht kombiniert auftritt. Cholesterin reichert sich bei ungesunder Ernährung und wenig körperlicher Betätigung vermehrt an. Auch Alkohol und Nikotin führen zu hohen Cholesterinspiegeln. Ebenso ist Bluthochdruck einer der Risikofaktoren für eine Carotisstenose. In Folge der Gefäßverengung kann es zu Schmerzen im Halsbereich kommen, wobei die Stenose selbst meistens asymptomatisch ist, das heißt, dass sie vom Patienten gar nicht bemerkt wird. Durch die Stenose ist das Schlaganfallrisiko stark erhöht, da an dieser Stelle bevorzugt Gerinnsel entstehen können. Warnsignale sind Sprach- und Sehstörungen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen wie Taubheit. Daher ist die Carotisstenose keine ungefährliche Erkrankung.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Verstopfte Halsschlagader (Carotisstenose)

Nach einem Schlag auf den Hals, oder einem Verkehrsunfall kann auch eine Carotisdissektion auftreten. Eine Dissektion ist eine Trennung der Gefäßhäute, sodass eine zweite Membran im Inneren der Arterie entsteht. Dieses kann mit Schmerzen im Halsbereich einhergehen, wobei der Schmerz oft bis in die Schulter ausstrahlt. Häufig werden auch Schmerzen am Hinterkopf beschrieben. Beim „Einrenken“ durch den Chiropraktiker oder Krankengymnast kann es auch zu einer solchen Dissektion kommen. Allerdings kann eine Dissektion auch ohne erinnerliches Trauma entstehen, vor allem bei angeborenen Bindegewebsschwächen wie beispielsweise bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom. Da sich bei einer Dissektion ebenfalls ein Gerinnsel bilden kann, das die Halsschlagader verlegt, besteht das Risiko eines Schlaganfalls.

Bei dem Karotissinus-Syndrom reagiert das Glomus caroticus, der Druckmesser an der Carotisgabel, überempfindlich auf Druck, sodass es bei einer Druckeinwirkung zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz bzw. des Pulses (Bradykardie) und einem Blutdruckabfall (Hypotonie) kommt. Dadurch kann es bis zu einem Herzstillstand kommen. Ursächlich hierfür kann der Druck eines Tumors im Halsbereich sein, Druck durch arteriosklerotische Veränderungen oder auch eine Krawatte, die auf den Glomus caroticus drückt. Selten kann auch eine Kopfneigung nach hinten das Syndrom auslösen. Der Bereich um die Halsschlagader tut jedoch selten weh.

Schlaganfall

Eine Dissektion der der Halsschlagader, zählt zu einem der häufigsten Auslöser für einen Schlaganfall im jüngeren Lebensalter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr.
Unter einer arteriellen Gefäßdissektion versteht man die Trennung zweier Wandschichten. Meist handelt es sich um eine Aufspaltung der innersten und mittleren Schicht mit anschließender Einblutung und einseitig auftretenden Schmerzen.
In den meisten Fällen tritt die Carotisdissektion spontan auf und scheint in Verbindung mit einer genetischen Veranlagung zu stehen. Auch Unfälle oder ärztliche Eingriffe können ursächlich sein.
In rund einem 1% der Fälle entstehen Blutgerinnsel an der Einrissstelle und führen zu einer Verstopfung der hirnversorgenden Gefäße. Betroffene zeigen abhängig vom betroffenen Hirnareal neurologische Auffälligkeiten und sollten in der Stroke-Unit eines Krankenhauses umgehend behandelt werden.
Ablagerungen an den Gefäßwänden der Halsschlagader im Sinne einer sogenannten Karotisstenose können ebenfalls Ursache sein. Kurze neurologische Ausfallerscheinungen, wie Sehstörungen oder vorübergehende Lähmungen, sind als Warnzeichen für einen Schlaganfall zu werten.

Abbildung Schmerzen an der Halsschlagader

Schmerzen Halsschlagader
(Halsarterie)

  1. Oberflächliche Schläfenarterie -
    Arteria temporalis superficialis
  2. Gesichtsarterie -
    Arteria facialis
  3. Innere Kopfarterie -
    Arteria carotis interne
  4. Äußere Kopfarterie -
    Arteria carotis externa
  5. Halsvene -
    Vena jugularis
  6. Halsarterie (Halsschlagader) -
    Arteria carotis communis
  7. Schlüsselbeinarterie -
    Arteria subclavia
  8. Gesunde Arterie -
    normaler Blutstrom
  9. Arteriosklerose
    (Gefäßverkalkung) -
    Ablagerung von Fetten,
    Thrombenbildung, Blutstrom
    stark eingeschränkt 
    Symptome:
    A - Kopfschmerzen
    B - Ohrschmerzen
    C - Kieferschmerzen
    D - Schmerzen im Halsbereich

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Therapie

Bei Muskelverspannungen helfen physiotherapeutische Übungen, Rücken- und Haltungsschulen sowie sportliche Betätigungen, um die Schmerzen zu lindern. Zudem sollte auf eine gute Sitzhaltung und ergonomische Arbeitsplätze geachtet werden. Bei einem akuten Schmerzereignis, zum Beispiel nach einer plötzlichen Bewegung („Hals verrenken“), hilft Wärme, um die Verkrampfung zu lösen.

Die Carotis-Stenosen sind fast immer durch Arteriosklerose, also durch eine Verkalkung der Gefäße, begründet. Je stärker das Gefäß verengt ist, desto eher kann ein Schlaganfall, oder ein Vorbote des Schlaganfalls, eine transitorische ischämische Attacke (TIA), entstehen. Bei der transitorisch ischämischen Attacke sind alle Symptome eines Schlaganfalls möglich (Sehstörungen, Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen), diese verschwinden aber innerhalb von einem Tag wieder vollständig. Die Carotis-Stenose muss bei einem starken Stenosegrad an der Halsschlagader oft operativ therapiert werden. Hierbei stehen zwei verschiedene Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei der Stent-Operation wird in das verengte Segment ein Stent, also eine Gefäßstütze eingesetzt, die zukünftig das Gefäß an dieser Stelle offen hält. Bei der Thrombendarteriektomie, also der Thrombus-Entfernung, wird die Arteriosklerose oder ein Gerinnsel an dieser Stelle entfernt. Diese Operation ist etwas größer, da die Arterie längs aufgeschnitten werden muss. Es ist umstritten, welche Methode besser ist. Eine große Studie zeigte die Gleichwertigkeit beider Verfahren an.

Bei Carotisdissektionen reicht therapeutisch häufig eine blutverdünnende Therapie und Kontrolle aus.
Bei dem Carotis-Sinus-Syndrom muss je nach Ausprägungsgrad gelegentlich ein Herzschrittmacher eingebaut werden, um Ohnmachtsanfälle (Synkopen) zu verhindern.

Diagnose

Zur Diagnosestellung kann der Arzt die Halsschlagader palpieren (abtasten) und mit dem Stethoskop abhören. Bei einer Verengung der Arterie durch Arteriosklerose oder durch ein Gerinnsel kann man häufig ein Geräusch mit dem Stethoskop hören. Mit der Ultraschalldiagnostik lässt sich eine Verengung gut nachweisen. Zudem kann die Flussrichtung des Blutes dargestellt werden. Mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder einer Magnetresonanzangiographie lassen sich die Arterien genau darstellen und beurteilen.

Prognose

Die Prognose bei einer Carotisstenose ist gut, da sie oft asymptomatisch verlaufen. Bei höhergradigen Stenosen sollte über eine operative Therapie nachgedacht werden, um das Schlaganfallrisiko zu verringern. Insbesondere nach einer transitorisch ischämischen Attacke, die ein Vorbote des Schlaganfalls ist, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Die Prognose bei Carotisdissektionen ist meistens sehr günstig. Durch eine antikoagulatorische Therapie bildet sich die Dissektion oft zurück, ohne dass ein Thrombus und dadurch ein Schlaganfall entsteht.

Prophylaxe

Um der Carotisstenose vorzubeugen, empfiehlt es sich den Cholesteringehalt innerhalb der Normwerte zu halten. Dies lässt sich mit einer gesunden ausgewogenen, gegebenenfalls cholesterinarmen Ernährung und ausreichend Bewegung bewerkstelligen. Zudem sollte der Zuckergehalt und der Blutdruck auf einem gesunden Niveau gehalten werden, da all diese Parameter für die Entwicklung einer Arteriosklerose beitragen können. Um das Arterioskleroserisiko zu mindern sollte außerdem kein oder nur wenig Nikotin und Alkohol konsumiert werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.07.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023