Hühnerauge

Synonyme im weiteren Sinne

Krähenauge, Leichdorn

Medizinisch: Clavus / Klavus

Englisch: corn

    Definition

    Unter einem Hühnerauge versteht man eine Wucherung der Hornhaut (Hyperkeratose). Diese ist meistens rund und zwischen 5 und 10 Millimeter groß. In ihrer Mitte befindet sich ein meistens gelblich durchscheinender Hornkeil (der das „Auge“ darstellt), dessen Spitze in die Tiefe gerichtet ist und der durch die Ausübung von Druck auf das tieferliegende Gewebe zu Schmerzen führen kann. Je tiefer dieser Sporn ist, desto schmerzhafter ist das Hühnerauge in der Regel. Die Hornschwielenbildung kommt dadurch zustande, dass sich die entsprechende Körperstelle durch eine dickere, härtere Haut vor äußeren Einflüssen besser zu schützen versucht. Der häufigste Auslöser ist chronischer Druck oder Reibung, vor allem auf knochennahe Haut.

    Prinzipiell können Hühneraugen an jeder Stelle des Körpers entstehen, eine bevorzugte Lokalisation stellen allerdings Füße bzw. Zehen dar. An der Fußsohle (sogenannte plantare Clavi) entstehen sie im Regelfall nahe der Köpfchen der Mittelfußknochen. An den Zehen findet man die Hühneraugen oft in der Nähe der Zehengelenke (dorsale bzw. digitale Clavi).

    In der Regel stellen Hühneraugen keine weitere Gefahr für die Gesundheit dar und werden deshalb normalerweise nur dann behandelt, wenn ein erhöhtes Risiko für das Ausbilden von Komplikationen besteht oder sie beim Patienten ein ausgeprägtes Gefühl von Unbehagen auslösen.

    Historie

    Weil die Hornhautverdickung häufig stark einem Auge vom Vogel ähnelt, ist diese Veränderung bereits seit dem 16. Jahrhundert unter dem Namen Hühnerauge bzw. Krähenauge bekannt. Die Bezeichnung Leichdorn kommt daher, dass es sich um abgestorbenes Gewebe handelt.

    Häufigkeitsverteilung/ Epidemiologie

    Frauen leiden etwas häufiger an Hühneraugen als Männer. Das kommt daher, dass sie eher dazu tendieren, ungeeignetes Schuhwerk zu tragen und ihre Füße und Zehen somit unnötigen Belastungen aussetzen. Außerdem haben Patienten mit einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Durchblutungsstörungen ein erhöhtes Risiko, ein Hühnerauge zu entwickeln.

    Ursachen

    Die Grundlage für die Entstehung eines Hühnerauges ist die anhaltende Reibung oder der chronische Druck auf eine bestimmte Körperstelle. Je stärker und je länger diese Faktoren bestehen bleiben, desto wahrscheinlicher werden sie zu einem Hühnerauge führen. Das kommt daher, dass bestimmte Zellen der äußersten Hautschicht der Oberhaut (sogenannte Korneozyten) an der betroffenen Stelle vermehrt Hornhaut bilden, um sich selbst vor der einwirkenden Mehrbelastung zu schützen. Die häufigsten Ursachen für einen entsprechenden Druck sind falsches, also in der Regel zu enges, Schuhwerk, Fehlstellungen von Fuß bzw. Zehen oder vorstehende Knochen oder Gelenke. Weitere orthopädische Besonderheiten wie arthrotisch veränderte Gelenke oder Besonderheiten wie ein Senk- oder Spreizfuß können die Ausbildung von einem Hühnerauge weiterhin begünstigen. Darüber hinaus sind quasi unendlich viele andere Faktoren potenzielle Auslöser, wie zum Beispiel einige Sportarten, das (regelmäßige, lang andauernde) Spielen eines Musikinstrumentes oder einer Spielkonsole und so weiter.
    Ein Hühnerauge am Mittelfinger kann zum Beispiel einfach dadurch entstehen, dass man sehr viel schreibt und eine bestimmte Stelle des Fingers deshalb für einen langen Zeitraum dem Druck des Schreibgerätes ausgesetzt ist.

    Vor allem zwischen den Zehen kann es auch durch schlechte Belüftung und / oder ungenügendes Abtrocknen zu einem weichen Hühnerauge kommen. Diese sind häufig besonders schmerzhaft.

    In seltenen Fällen kommt es zu der Hornschwielenbildung auch ohne, dass die Stelle vermehrt Reibung oder Druck ausgesetzt ist. Dann kann es sein, dass die Hyperkeratose durch eine andere Krankheit hervorgerufen wurde (zum Beispiel durch Syphillis oder Lepra), die Folge einer Vergiftung darstellt (zum Beispiel durch Arsen) oder auf eine Virusinfektion zurückzuführen ist.

    Symptome

    Im Regelfall, also bei einem unkomplizierten Hühnerauge ohne Komplikationen, ist das einzige Symptom oft die kosmetische Veränderung einer spezifischen, gut umschriebenen Region der Haut. Diese geht allerdings auch nicht selten mit mehr oder weniger heftigen Schmerzen einher. Das lässt sich dadurch erklären, dass der zentrale Hornkeil mit der Zeit in immer tiefere Hautschichten vordringt und irgendwann auf freie Nervenendigungen trifft und diese reizt, was als schmerzhaft empfunden wird. Schmerzbedingt kann dem Patienten das Laufen schwer fallen oder sogar unmöglich sein und er kann eventuell in mehreren alltäglichen Aktivitäten mehr oder weniger stark eingeschränkt sein, immer abhängig von der Lokalisation des Hühnerauges. Eine lang anhaltende Reizung kann zu entzündlichen Reaktionen gegen den Hornkeil führen, die durch die typischen Abwehrreaktionen auf Fremdkörper imponieren, worunter vor allem die Symptome der Rötung und der Eiterbildung fallen.

    Beim Diabetiker oder bei Menschen, die aus anderen Gründen an einer Neuropathie leiden, ist das Schmerzempfinden abgeschwächt, was zunächst einmal praktisch erscheint, da entstehende Schmerzen viel schwächer oder sogar gar nicht bemerkt werden. Da ein Hühnerauge deswegen allerdings auch unter Umständen erst sehr spät auffällt, zum Beispiel erst dann, wenn es sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befindet, kann es schwerwiegendere Veränderungen, wie zum Beispiel die Ausbildung einer Fistel oder eines Ulkus mit sich bringen. Manchmal entstehen auch Probleme durch sich auflagernde Infektionen, was schließlich in einem diabetischen Gangrän (Brand) resultieren kann.

    Hühneraugen zwischen den Zehen

    Hühneraugen treten oft zwischen den Zehen auf. Der Grund dafür ist, dass der Raum zwischen den Zehen sehr eng ist. Dadurch reiben die Zehen immer wieder an einander entlang. Von Person zu Person ist es unterschiedlich wie stark die Reibung an den Zehen ist. Im Idealfall findet quasi keine Reibung zwischen den Zehen statt. Bei Fehlstellungen der Zehen kommt es häufig zu dauerhaften Druckpunkten. An diesen Entstehen dann vornehmlich Hühneraugen. Aber auch durch eine generelle Fußfehlstellung kann es zu unnatürlichen Reibungsstellen zwischen den Zehen kommen. Wenn einmal ein Hühnerauge im Zwischenzehenbereich entstanden ist, dann muss Symptomatisch, aber auch die Ursache behandelnd, gearbeitet werden. Die Entfernung des bestehenden Hühnerauges kann mit Cremes, Tinkturen und speziellen Pflastern erfolgen. Da der Bereich zwischen den Zehen schwierig zu behandeln ist, sollte in Betracht gezogen werden eine professionelle Fußpflege in Anspruch zu nehmen. Vor allem zwischen den Zehen können sich Hühneraugen als sehr schmerzhaft darstellen.

    Therapie

    Hühneraugen treten bei vielen Menschen auf. Sie entstehen oft aufgrund von Fehlbelastungen bzw. chronischen Druckzuständen an einer Stelle am Fuß. Im Vergleich zu Warzen sind sie nicht durch eine virale Infektion bedingt. Bei Hühneraugen handelt es sich nur um verstärktes Wachstum der Hornhaut an der betroffenen Stelle. Aus Gründen der Ästhetik und des Auftretens von Schmerzens können Hühneraugen behandelt werden.

    Grundsätzlich sind Hühneraugen nicht gesundheitsgefährdend. Ihr Auftreten kann aber ein Zeichen dafür sein, dass eine Fehlbelastung vorliegt. In Absprache mit einem Arzt kann versucht werden diese Fehlbelastung zu vermindern oder zu entfernen, z.B. bei einer Fehlstellung des Fußes oder einer einzelnen Zehe kann durch eine Einlage eine natürlichere Position wiederhergestellt werden. Dadurch sind die Druckverhältnisse so verändert, dass zukünftig keine weiteren Hühneraugen entstehen sollten.

    Zur Entfernung des bestehenden Hühnerauges bieten sich Pflaster mit und ohne Zusätze, Hornhautraspeln, verschiedene Tinkturen und letztendlich auch die kontrollierte Behandlung bei der Fußpflege an. Die Behandlung beim Fachmann empfiehlt sich vor allem bei Personen mit Erkrankungen wie Diabetes oder des rheumatischen Formenkreises, da Diese mögliche Ursachen, wie Fehlbelastungen, aufgrund der möglicherweise geschädigten Nerven (Polyneuropathie) nicht mehr wahrnehmen. Hier sollte eine dauerhafte Behandlung beim Podologen erfolgen, um sicher zu stellen, dass die Füße von keinen komplizierteren Erkrankungen betroffen sind.

    Auf keinen Fall sollten betroffene versuchen das Hühnerauge selber mit scharfen und spitzen Gegenständen oder Instrumenten zu entfernen! Hier liegt ein Risiko vor, dass dabei Erreger in die Wunde gelangen und neben einer lokalen Entzündung im schlimmsten zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

    Hühneraugenpflaster

    Hühneraugenpflaster sind ohne ärztliches Rezept zu erwerben. Verschiedene Hersteller bieten sie zu relativ günstigen Preisen an. Ziel in der Anwendung liegt darin, dass die betroffene Stelle durch das Pflaster abgepolstert wird und dadurch die Reibung bzw. der Druck, der zur Ausbildung des Hühnerauges geführt hat, reduziert wird. Die Abpolsterung erfolgt bei manchen Pflastern durch die spezielle Form. Sie sind geformt wie ein Ring, der um das Hühnerauge herumliegt, sodass der Druck, der sonst auf dem Hühnerauge lastet, auf die Umgebung verteilt wird. Weiterhin enthalten viele Pflaster eine Art Gel, welches dazu führt, dass die Haut am und um das Hühnerauge herum aufgeweicht wird. Die Idee dahinter ist, dass das Hühnerauge so leichter abgetragen werden kann. Die Abtragung erfolgt mit Hornhauthobeln oder -Raspeln. Andere Pflaster enthalten zusätzlich Salicylsäure oder andere eher schwächere Säuren. Diese Säuren führen vermehrt zur Aufweichung der Haut und des Hühnerauges. Die Anwendung bietet sich vor allem bei länger anhaltenden und stärker verhornten Hühneraugen an. Es ist jedoch darauf zu achten,dass die Verwendung von Pflastern mit Zusätzen wie Salicylsäure nicht langfristig stattfindet, da sie nicht nur das Hühnerauge angreift, sondern auch die umgebende Haut.

    Hausmittel

    Eine der ersten Maßnahmen liegt im Aufweichen des Hühnerauges und der umliegenden Haut. Das kann zum einen durch warme Wasserbäder geschehen, die zwischen 15 und 30 Minuten dauern können. Weiterhin können diese mit weiteren Substanzen, wie verschiedenen Ölen versetzt werden.

    Zum anderen kann das Hühnerauge und seine Umgebung mit Feuchtigkeitscreme eingerieben werden und dann ein Umschlag mit Haushaltsfolie gemacht werden. Auch hierdurch weicht die Haut auf. Nach beiden Anwendungen kann das Hühnerauge schonend mit einem Bimsstein abgetragen werden.

    Weitere hergebrachte Hausmittel sind beispielswiese Zwiebeln und Zitronen. Von Beiden soll der Saft die Haut an entsprechenden Stellen aufweichen.

    Noch eine Möglichkeit liegt in der Verwendung von Aspirin Tabletten. Davon sollen mehrere (bis zu fünf Stück) zerkleinert und zermahlen werden und dann mit Zitronensaft vermengt werden. Diese Mischung kommt dann auf das Hühnerauge. Der Grund für die Verwendung von Aspirin liegt in der enthaltenden Salicylsäure, die auch in bekannten Mitteln aus der Apotheke vorhanden ist.

    Entfernen

    Zur Entfernung eines Hühnerauges bietet sich als allererster Schritt die Aufweichung der jeweiligen Hautregion an. Dies geschieht durch warme Wasserbäder und verschiedene andere Haushaltsmittel. Durch die Aufweichung der haut kann das Hühnerauge einfacher und die Umgebung schonender abgetragen werden. Sollte die Entfernung mit Hornhautraspeln oder –hobeln nicht effektiv sein und das Hühnerauge geht nicht weg, dann kann das Aufsuchen eines Podologen (Fußpflege) weiterhelfen.

    An Stellen, die sehr viel Druck ausgesetzt waren oder sind, entstehen oft starke Verhornungen, die eine Art Kern in die Tiefe des Fußes ausbilden. Diese tiefen Verhornungen sind oft schwieriger zu entfernen. Dafür werden auch erst die oberflächlichen Schichten entfernt. Im nächsten Schritt wird mit einem Skalpell oder Messerchen der Kern in der Tiefe angegangen. Dafür kann dieser zunächst ebenfalls noch einmal aufgeweicht werden. Je nach Tiefe und Ausprägung kann ein Hühnerauge nicht auf einmal entfernt werden, sondern es bedarf mehrere Sitzungen bei einem entsprechenden Spezialisten. Vor allem bei Patienten mit Diabetes oder Gefühlsstörungen in den Füßen ist es von hoher Relevanz, dass die Entfernung beim Fachmann erfolgt und anschließend eine regelmäßige Kontrolle stattfindet.

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    Prophylaxe

    Als wichtigste Vorsorgemaßnahme gilt das Tragen von gesundem, angemessenem Schuhwerk, was bedeutet, dass die Schuhe nicht zu eng sitzen sollten und am besten eine flache Sohle haben. Bei gegebenem Anlass gehört außerdem das Tragen von orthopädischen Einlagen dazu. Eine weitere Komponente betrifft die Fußpflege, welche zum Beispiel das regelmäßige Inspizieren der Füße, die Hornhautreduktion durch das Benutzen von einem Bimsstein und das gründliche Abtrocknen der Füße beinhaltet.

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    Prognose

    Die Prognose bei Hühneraugen ist sehr gut, nach entsprechender Behandlung heilen sie der Erfahrung nach meistens vollständig und relativ rasch komplett ab. Nur in wenigen Fällen entstehen Probleme wie ein Ulkus oder Infektionen, die dann entsprechend einer weiteren Behandlung bedürfen. Diabetiker und Patienten mit Durchblutungsstörungen neigen am ehesten dazu, Komplikationen zu entwickeln.

    Zusammenfassung

    Hühneraugen sind Hautstellen, an denen sich aufgrund einer chronischen Reibungs- oder Druckbelastung vermehrt Hornhaut bildet. Ihr zentraler Sporn wächst in die Tiefe und löst dadurch beim Patienten früher oder später Schmerzen aus, die durch die Behandlung der Hautveränderung allerdings auch schnell wieder verschwinden. Bevorzugte Lokalisationen für dieses Problem stellen die Füße dar, da sie durch unangebrachtes Schuhwerk oder das Vorliegen von Fußfehlstellungen (oder einer Kombination der beiden Faktoren) prädisponiert dazu sind, über längere Zeit hinweg einem zu starken Druck ausgesetzt zu sein.

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    Weitere Informationen zum Thema "Hühnerauge"

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    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.05.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024