Knochenhautentzündung am Steißbein

Definition - Was ist eine Knochenhautentzündung am Steißbein?

Unter einer Knochenhautentzündung des Steißbeins versteht man eine entzündliche Veränderung des sogenannten Periosts. Das Periost ist Bestandteil der äußersten Knochenschicht und derjenige Teil des Knochens, der schmerzempfindlich ist. Dieses Periost überzieht jeden Knochen im menschlichen Körper und wird sowohl von feinen Nerven als auch von kleinen Blutgefäßen durchzogen.

Im Falle einer Entzündung werden die Nerven der Knochenhaut in besonderem Maße dauerhaft gereizt und vermitteln einen Schmerzimpuls an das Gehirn. Dabei kann die Entzündung entweder durch eine Verletzung am Steißbein herrühren oder es kommt durch eine Erregerverschleppung innerhalb des Körpers – in aller Regel über das Blut- zu einer Entzündung am Steißbein.  

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Urachen

Wirkliche greifbare oder sicher belegte Ursachen für die Entstehung einer Knochenhautentzündung am Steißbein gibt es nicht. In aller Regel kann aber eine Überbelastung des Knochens bzw. des Gelenks eine solche Entzündung hervorrufen. Auch in der anatomischen Ausprägung des Steißbeins ist jede Person unterschiedlich, sodass manche Personen anfälliger sind als andere.

Weiterhin kann eine „schlechte“ Sitzhaltung bei Sitzenden Tätigkeiten oder sitzende Belastungen wie beispielsweise Reiten im schlechten Sattel eine derartige Erkrankung hervorrufen. Außerdem spielen Stürze auf das Steißbein eine nicht zu verachtende Rolle. In den meisten Fällen lässt sich die Ursache aber nicht mehr wirklich rekonstruieren. Der Arzt spricht in solchen Fällen dann von einer idiopathischen Knochenhautentzündung.
 

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Knochenhautentzündung am Steißbein durch Unfall / Sturz

Ein Unfall bzw. Sturz vereint in sich zwei Komponenten, die eine Entzündung begünstigen könnten. Zum einen verursacht er zumeist ein Hämatom. Also ein Blutung unter der Haut, die sich als „blauer Fleck“ erkennen lässt. Es kommt also zum vermehrten Bluteinstrom ins geschädigte Gewebe. Dabei können im schlechtesten Falle auch Krankheitserreger mitkommen, die sich dann in der geschädigten Knochenhaut einnisten und eine Entzündung hervorrufen.

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Die zweite Komponente ist eine offene Wunde. Ist die Haut über dem Steißbein geschädigt, bildet dies eine mögliche Eintrittspforte für Erreger von außen. In aller Regel kann das körpereigene Immunsystem diese Erreger beseitigen. Sollte es jedoch nicht klappen, können diese sich bis zur Knochenhaut vorarbeiten und sich dort „einnisten“.

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Knochenhautentzündung am Steißbein durch Schwangerschaft/Geburt

Eine Knochenhautentzündung am Steißbein, die durch eine Geburt hervorgerufen wurde, stellt eine absolute Rarität dar. Zwar ist es denkbar, dass im Rahmen einer schwierigen Geburt eine Verletzung der Schambeinregion entsteht, in die Krankheitserreger eindringen können. Allerdings ist diese Konstellation in westlichen Krankenhäusern, in denen unter der Geburt ein hoher Hygienestandard eingehalten wird, sehr unwahrscheinlich. Die Chancen, unter der Geburt einen Steißbeinbruch zu erleiden stehen beispielsweise deutlich höher, als sich eine Knochenhautentzündung einzuhandeln.

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An diesen Symptomen erkennen Sie eine Knochenhautentzündung am Steißbein

Das typischste, aber gleichzeitig auch am wenigsten eindeutige Zeichen sind die Schmerzen im Steißbein. In aller Regel werden diese bei Belastung größer und ebben bei Ruhe wieder ab. Äußerlich betrachtet präsentiert sich der Bereich rund um die Poritze eventuell leicht gerötet. Außerdem lässt sich der Schmerz durch Drücken auf das Steißbein provozieren. Im Blutbild lassen sich für den behandelnden Arzt noch erhöhte Entzündungsparameter finden.
 

Steißbeinschmerzen

Die Schmerzen sind wie bereits angedeutet typisch für die Knochenhautentzündung am Steißbein; dabei aber leider auch bei fast jeder Steißbeinerkrankung vorhanden. Der Schmerzcharakter ist eher stechend als dumpf und durch Drücken auf das Steißbein beliebig auslösbar. Die Schmerzintensität ist dabei am Anfang noch nicht vollkommen ausgeprägt sondern wird im Verlauf der Erkrankung schlimmer. Während köerperliche Bewegung bzw. Belastung des Steißbeins den Schmerz verstärkt sorgt eine Entlastung – wie zum Beispiel das Liegen auf dem Bauch mit entspanntem Gesäß für eine Schmerzabnahme.

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Diagnose

Die Diagnsoe ergibt sich für den behandelnden Arzt in den meisten Fällen als Kombination aus Anamnese, körperlichem Befund und im Fälle einer Knochenhautentzündung am Steißbein auch anhand der Blutwerte.
In der Anamnese wird der Patient typischerweise eine Überbelastung des Steißbeins oder einen Sturz auf eben dieses angeben. Weiterhin kann der Schmerz auf dem Steißbein durch Druck provoziert werden und wird Patientenangaben nach- typischerweise unter Belastung stärker. Im Blut des Betroffenen sollten sich zudem vermehrt Entzündungszellen und ein erhöhtes CRP zeigen. Diese Kombination sollet den Arzt an ein entzündliches Geschehen, lokalisiert im Steißbein, denken lassen.
 

Behandlung / Therapie

Die Behandlung einer Knochenhautentzündung am Steißbein ist genau wie bei allen anderen Knochenhautentzündungen von mehreren Komponenten bestimmt. Hierzu zählt in erster Linie die körperliche Schonung des entzündeten Bereichs. Dieser Umstand ist maßgeblich für die Dauer der Erkrankung.

Weiterhin bringen in den meisten Fällen antiphlogistische Mittel eine Linderung der Entzündung und damit auch der Schmerzen. Normalerweise wird hierzu Ibuprofen gewählt. In besonders schlimmen Fällen muss ggf. auch auf Cortison zurückgegriffen werden. Unterstützend kann der Betroffene die Steißbeinregion oberflächlich kühlen, um die Entzündungsreaktion etwas zu dämpfen.

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Wann braucht man Cortison?

Cortison  ist ein sogenannter Immunmodulator und dient der Unterdrückung des Immunsystems. Es findet im Zusammenhang mit einer Knochenhautentzündung dann Anwendung, wenn die Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln – wie beispielsweise Ibuprofen- nicht mehr ausreicht oder die Schmerzen stark zunehmen.

Das Cortison stellt jedoch die höchste „Eskalationsstufe“ der medikamentösen Therapie dar. Es sollte erst zum Corstison gegriffen werden, wenn anti-entzündliche Mittel nicht mehr wirksam sind. Weiterhin gilt es zu beachten, dass eine Cortisonbehandlung nur in Absprache mit einem Arzt durchgeführt werden sollte, da der unsachgemäße Gebrauch langfristige Nebenwirkungen zur Folge haben kann.

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Sitzring

Ein Sitzring ist eine effektive Möglichkeit, die Belastung des Steißbeins zu reduzieren. Gerade im Sitzen ist die Belastung auf diesen Teil der Wirbelsäule besonders groß. Ein Sitzring dient außerdem einer besseren Wundheilung, wenn es durch einen Sturz oder einen Unfall zu einer massiven Verletzung des Steißbeins gekommen sein sollte. Die Wundfläche wird also geschont und dadurch in der Regel früher wieder belastbar.
 

Homöopathie

Auch die homöopathische Apotheke bietet bei Knochenhautentzündungen des Steißbeins einige Mittel an, um die Entzündung zu bekämpfen. Aus schulmedizinischer Sicht gilt die Homöopathie jedoch stets als Ergänzung und nicht als Hauptbehandlungspfad. Eine antientzündliche Wirkung wird beispielsweise dem Homöopatikum Echinacea D1 nachgesagt. Aber unabhängig davon, ob homöopathische oder schulmedizinische Medikamente Zum Einsatz kommen, ist die körperliche Schonung des Steißbeins der Faktor, der am entscheidensten für die Heilung ist.
 

Beckenübungen

Beckenübungen bzw. Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur sind in erster Linie bekannt, um ungewollter Inkontinenz – vor allem bei älteren Damen- vorzubeugen. Inwiefern sie einen positiven Einfluss auf die Heilung einer Knochenhautentzündung am Steißbein haben, ist jedoch fraglich. Es ist eher davon auszugehen, dass die Belastungen, die bei den Übungen auftreten, hinderlich sein könnten. Die Muskeln des Beckenbodens tangieren das Steißbein zwar nur, jedoch sorgt die Übungsausführung für eine erhöhte Belastung des gesamten Beckens bzw. des Steißbeins. Es empfiehlt sich also eher, die Übungen zu pausieren und eine Heilung  abzuwarten, als die Heilung durch die Beckenboden-Übungen hinauszuzögern.

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Heilungsdauer

Pauschale Aussagen zur Heilungsdauer sind stets schwierig zu treffen, da sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. So ist beispielsweise die körperliche Schonung des betroffenen Knochens- in diesem Falle des Steißbeins- der ausschlaggebende Punkt für die Dauer des Heilungsprozesses. Gelingt es den Patienten, diese Schonung einzuhalten, kann ein grober Richtwert von 4 bis 6 Wochen Heilungszeit angenommen werden. Antientzündliche Medikamente können diesen Zeitraum dann sogar auf unter 4 Wochen drücken.
Wird die körperliche Schonung jedoch nicht eingehalten, kann sich die Entzündung auch bis zu drei, wenn nicht sogar sechs Monate hinziehen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.12.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024