Körperbautypen

Einleitung

Körperbautypen wurden von dem amerikanischen Arzt William Sheldon 1942 als Einteilung von physischen und zugehörigen psychischen Eigenschaften vorgestellt. Seine Untersuchungen basierten auf den Studien des Psychologen Ernst Kretschmer, der bereits in den 1920er Jahren eine Einteilung in Konstitutionstypen vornahm. In diesem Sinne gelten die damaligen Annahmen als überholt, allerdings werden die Körperbautypen heute gerne in der Fitnessbranche eingesetzt um einen optimalen Trainingsplan zu erarbeiten.

Konstitutionstypen nach Sheldon

Als Grundlage für seine Thesen dienten Sheldon die drei Keimblätter, aus denen sich alle Gewebe des Embryos entwickeln. Nach Sheldon sind die Anteile der drei Keimblätter Ektoderm, Mesoderm und Endoderm im späteren Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt und führen zu einem unterschiedlichen Erscheinungsbild und Eigenschaften. Zu bemerken ist, dass sich kaum ein Mensch in eine einzige Gruppe der Körperbautypen einfügen lässt. Im Regelfall sind gemischte Anteile zu finden.

Davon abzugrenzen ist die Beschreibung von Körperbautypen in der Humanbiologie. Dort werden den einzelnen Typen bestimmte anatomische Merkmale zugeordnet.

Ektomorpher Typ

Synonym: leptosom, asthenisch

Als ektomorph werden typischerweise Personen bezeichnet, die schlank sind und kaum zu Fettablagerungen neigen. Überwiegend sind leptosome Menschen groß mit langen Armen und Beinen. Im Gegenzug dazu ist der Oberkörper eher kurz. Als weiteres Merkmal gelten dünne Haare.

Im Fitnessbereich geht es für den Ektomorphen um die Zunahme von Muskelmasse. Ausdauer und Kraft sind im untrainierten Zustand nur spärlich vorhanden und der Muskelaufbau geht nur langsam vonstatten. Vorrangig ist Krafttraining in das Sportprogramm einzuplanen. Dabei sollten die Pausen zwischen den Trainingstagen großzügig gewählt werden um dem Körper eine gute Regeneration zu gewährleisten. Sportarten wie Ausdauerlauf oder Schwimmen liegen dem ektomorphen Typ, allerdings tragen diese nur wenig zum Muskelaufbau bei.

Früher wurden dem Ektomorphen ein eher ungeselliges Verhalten zugeordnet. Er galt als introvertiert und nachdenklich.

Das entsprechende Keimblatt, dessen Teil in diesem Typ Mensch überwiegen soll, ist das Ektoderm. Aus diesem geht unter anderem das Nervensystem hervor, was ein Beweis für das kopfbetonte Vorgehen des Ektomorphen sein soll.

Mesomorpher Typ

Synonym: metromorph, athletisch

Dieser Körpertyp ist als eher muskulös zu bezeichnen. Der Oberkörper ist kräftig ausgeprägt und steht in einer V-Form (breite Schulter, schmalere Hüfte). Fettdepots können sich an Hüfte und Bauch ansammeln. Neben einer ausgeprägten Wangenpartie und einem eher länglichem Gesicht fallen dichte und dicke Haare ins Auge.

Der mesomorphe Typ sollte um ein ausgeglichenes Trainingsprogramm bemüht sein, da er zu schnellem Muskelaufbau neigt und eine unausgeglichene Trainingslage mit Beanspruchung nur einiger weniger Muskelgruppen nicht erstrebenswert ist. Ihm reichen auch kurze Pausen zwischen den Trainingseinheiten, da er sich schnell erholen kann.

Im Gegensatz zum ektomorphen Typ galt der mesomrphe Typ als gesellig. Weitere Eigenschaften sind Zuverlässigkeit, Mut und ein eher einfach strukturiertes Denken.

Das zugehörige Keimblatt nach Sheldon ist das Mesoderm. Aus diesem entwickeln sich Knochen, Muskeln und das Herzkreislaufsystem.

Endomorpher Typ

Synonym: pyknomorph

Menschen, die zu Übergewicht neigen werden als pyknomorph oder endomorph bezeichnet. Dieser Körperbautyp geht mit starken Fettdepots vor allem an der Hüfte einher. Das Gesicht ist eher rund , Hals, Arme und Beine kurz. Die Haare sind dünn, dafür aber zahlreich. Zudem wird die Haut als glatt oder auch weich beschrieben.

Das Ziel des endomorphen Typen ist der Abbau von Fettdepots. Dafür sollten Sportarten wie Joggen, Radfahren oder andere mit hohem Kalorienverbrauch ausgeübt werden. Das Trainingsintensität sollte zunächst eher niedrig gewählt werden.

Der endomorphe Typ wurde als Genussmensch angesehen, der gerne isst und sich desweiteren durch Gutmütigkeit, Optimismus und eine entspannte Lebensweise auszeichnet.

Hier ist hauptsächlich das Endoderm als Keimblatt ausgeprägt. Aus diesem gehen alle inneren Strukturen des Körpers hervor wie Darm und Verdauungsorgane. Daher werden dem Endomorphen die oben genannten Eigenschaften zugeordnet.

Einteilung nach Kretschmer

Das Augenmerk Ernst Kretschmers lag auf der Verbindung von Körperbau und Charaktereigenschaften. Hierzu teilte er drei Konstitutionstypen ein:

Leptosom: Entspricht dem ektomorphen Typ. Merkmale sind Schlankheit, dünne Arme und Beine, ein erhöhtes Längenwachstum und schmale Schultern.

Athletiker: Er ist das Pendant des mesomorphen Typs und gekennzeichnet durch das muskulöse Erscheinungsbild sowie breite Schultern und eine geringe Fettanlagerung.

Pykniker: Der Pykniker ist analog zum endomorphen Typus. Im Vordergrund stehen ein verstärkter Fettansatz, eine geringe Körpergröße und weiche Gesichtszüge.

Körperbautypen der Frau

Auch bei Frauen können die drei bereits genannten Körperbautypen unterschieden werden (ektomorph, mesomorph und endomorph). Selten kann sich eine Frau eindeutig einem Körperbautyp zuordnen, meist neigt sie zwar zu einem der Körpertypen, stellt aber insgesamt eine Mischung mehrerer Körperbautypen dar.

Wie kann ich meinen Körperbautyp bestimmen?

Es gibt keinen universellen Test, der Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen kann, welchem Körperbautyp sie angehören. Ernährungsberater, Sportmediziner und zum Teil auch Fitnesstrainer können Ihnen aller Voraussicht nach die qualifiziertesten Auskünfte über Ihren Körperbautyp geben. Sie bewerten einerseits anhand Fragen zu Ihrer Ernährung, Ihrem Muskelaufbau und Fettanlagerung. Andererseits fließen optische Merkmale sowie Berücksichtigung von Gewicht, Größe und Gelenkvermessungen in die Bewertung ein. Im Internet lassen sich auch kostenfreie Test finden, die auf der möglichst objektiven Beantwortung von Fragen zu Körperbau, Essgewohnheiten oder Erfahrungen beim Muskelaufbau und der Gewichtszunahme beruhen.

Kritik an der Einteilung in Körperbautypen

Die Einteilung  in verschiedene Körperbautypen kann einen groben Überblick schaffen, jedoch ist kaum eine Eigenschaft, die den Körperbautypen zugeordnet wird, wissenschaftlich bewiesen.

Außerdem lässt sich kaum ein Mensch eindeutig einem Körperbautyp zuordnen, wodurch im Großteil der Fälle ein gezieltes, auf die eigene Person angepasstes Ernährungs- und Fitnessprogramm, erstellt werden muss. Voraussetzung für die Zuordnung zu einem der Körperbautypen ist außerdem eine objektive Sicht auf die eigene Person oder das Hinzuziehen einer zweiten, objektiven Person, meist in Form eines Ernährungsberaters.

Weitere Informationen zum Thema Körperbautypen

Weitere Informationen zum Thema Körperbautypen finden Sie unter:

Folgende Themen könnten für Sie von Interesse sein:

Eine Übersicht aller Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.06.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023