Osteomyelitis des Kiefergelenks

Einleitung

Unter einer Osteomyelitis versteht man eine Entzündung des Knochenmarks, die durch eine Infektion zustande kommt.
Diese Entzündung kann entweder akut oder chronisch auftreten. Nicht selten betrifft solch eine Infektion den Kieferknochen.
Der Unterkiefer ist bis zu sechsmal häufiger betroffen als der Oberkiefer, was vor allem daran liegt, dass die Gefäßversorgung in diesem Knochen schlechter ist.

Ursachen

Ursachen für eine Osteomyelitis in dieser Lokalisation können:

entstandene Schäden dieses Gebietes sein.
Die Erreger, die für solche eine Entzündung verantwortlich sein können, sind unter anderem:

  • Staphylococcus aureus
  • Prevotella melaninogenica
  • Enterokokken
  • Pseudomonas
    und
  • Klebsiellen

Symptome

Die Symptome einer Osteomyelitis des Kiefers unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um ein akutes oder ein chronisches Osteomyelitis handelt.
Eine akute Osteomyelitis gibt es heutzutage zum Glück nur noch relativ selten, denn diese stellt ein schwerwiegendes Krankheitsbild dar.
Patienten leiden unter einem stark reduzierten Allgemeinzustand (schwerer Krankheitszustand):

sind typisch.
Teilweise kommt es zur Lockerung und dem Ausfallen einzelner Zähne und spontanen Brüchen des Kieferknochens, da Knochengewebe zugrunde geht (diese Gebiete bezeichnet man als Knochennekrosen, abgestorbene Knochenbereiche nennt man auch Sequester).
Die örtlichen Beschwerden bei einer chronischen Osteomyelitis sind ähnlich, treten allerdings nicht so plötzlich auf und sind im Allgemeinen etwas schwächer ausgeprägt.
Systemische Symptome wie Fieber fehlen normalerweise.
Darüber hinaus kann es bei diesem Krankheitsbild auch zu:

kommen. Manchmal passiert es außerdem, dass die Zähne nicht mehr so gut aufeinander passen (Okklusionsstörungen).
In schweren Fällen kann diese chronische Form über Monate oder sogar Jahre hinweg bestehen bleiben.

Schmerzen

Eine Entzündung des Knochenmarks im Kiefer (Osteomyelitis) kann verschiedene Symptome aufweisen.

Häufig entsteht die Osteomyelitis infolge eines Abszesses, beispielsweise nach der Entfernung der Weisheitszähne. Charakteristisch ist es, dass nach Eröffnung des Abszesses die Schmerzen zunächst verschwinden, dann jedoch wieder kommen.

Eine Osteomyelitis im Kiefer geht nämlich meist mit Schmerzen einher. Diese Schmerzen müssen aber nicht durchgehend vorhanden sein, häufiger ist es sogar so, dass der Patient eine Infektion hat welche mit Schmerzen verbunden ist, dann folgt eine schmerzfreie Periode in der die Infektion sich langsam ausbreitet und dann kommt es zu der Osteomyelitis im Kiefer, die dann wieder mit stärkeren Schmerzen verbunden ist. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Schmerzen bei einer Osteomyelitis im Kiefer vorkommen können, sie geben jedoch keinen eindeutigen Hinweis und müssen nicht zwingend vorhanden sein.

Viele Patienten haben kaum Schmerzen trotz voranschreitender Osteomyelitis im Kiefer, deshalb ist es wichtig, auf weitere Symptome wie Schwellungen oder Verschiebungen des Kiefers zu achten. Genauso wichtig ist es jedoch, den Schmerz nicht zu ignorieren und zu warten bis er verschwindet da schmerzfreie Perioden trotz progressiver Osteomyelitis im Kiefer nicht untypisch sind.

Diagnostik

Zunächst einmal sind eine Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine Untersuchung der betroffenen Stelle durch einen Arzt (am besten einen HNO-Arzt oder einen Zahnarzt) notwendig.

Bei der Diagnostik einer Osteomyelitis spielen im akuten Stadium eine erhöhte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) und eine große Zahl weißer Blutkörperchen im Blutbild (Leukozytose) eine große Rolle.
Für beide Formen der Osteomyelitis gilt, dass sie im Röntgenbild erkannt werden können, allerdings teilweise erst recht spät.
Besser sind in der Regel die Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder sogar die Knochenszintigraphie.
All diese Verfahren sind jedoch auch teurer und aufwendiger, weshalb sie nur eingesetzt werden, wenn der Verdacht vorher nicht bestätigt werden konnte. Sichern kann man die Diagnose nur mit einer Gewebeentnahme (Biopsie) der betroffenen Region.

Eine wichtige Differenzialdiagnose zur Osteomyelitis im Kieferknochen ist ein Knochentumor.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Manchmal, in Anfangsstadien, genügt eine konservative Therapie mit einem entsprechenden Antibiotikum, die in der Regel über etwa drei Wochen durchgeführt werden sollte.
Eine medikamentöse Option stellen auch die Bisphosphonate dar, die dabei helfen, den Abbau Knochensubstanz zu verhindern.

Falls die konservative Behandlung keine Besserung versprechen sollte oder bereits erfolglos versucht wurde, so kann auch ein operativer Eingriff erfolgen. Hierbei werden Sequester und abgestorbene Stücke des Knochens entfernt. Manchmal müssen auch einige Zähne entfernt werden. Darüber hinaus kann die äußerste Knochenschicht abgetragen werden (Dekortikation), um eine bessere Durchblutung des Knochens zu gewährleisten. Auch hier ist allerdings eine konsequente Weiterführung einer Antibiotikatherapie ausgesprochen wichtig.

Die letzte Möglichkeit ist immer die (Teil-)Resektion von Kieferknochen, der gegebenenfalls mit Platten oder Transplantaten ersetzt werden kann.

Operation

Eine Osteomyelitis im Kiefer sollte zunächst immer konservativ behandelt werden sofern der Krankheitszustand dies noch ermöglicht. Da es sich um eine Entzündung handelt, sollte zunächst ein Antibiotikum verabreicht werden, damit dieses die Entzündung aufhält und somit das Fortschreiten der Osteomyelitis unterbindet.
Außerdem kann eine hyperbare Sauerstofftherapie durchgeführt werden um Bakterien, die nur unter Bedingungen ohne Sauerstoff überleben (Anaerobier) abzutöten.

Häufig ist die Osteomyelitis im Kiefer jedoch so weit fortgeschritten, dass nur eine Operation noch helfen kann. In dieser Operation muss der durch die fortgeschrittene Osteomyelitis abgestorbene Kieferknochen entfernt werden sowie die äußerste Knochenschicht, damit der noch intakte Rest-Kieferknochen somit eine verbesserte Durchblutung (Vaskularisierung) erhält.
In besonders schlimmen Fällen kann es jedoch sein, dass ein kompletter Teil des Kiefers entfernt werden muss da der Knochenbereich schon abgestorben ist. Man bezeichnet dies als Kieferteilresektion. Auch wenn dies einen drastischen Eingriff darstellt, ist dieser dennoch möglich da die Entzündung sonst immer weiter voranschreiten kann und nicht nur den Kieferknochen sondern auch weitere Knochen des Schädels befallen kann. Dies ist unbedingt zu vermeiden. Damit der Kiefer wieder mit Knochen „aufgefüllt“ wird, müssen entweder Knochentransplantate oder Platten eingesetzt werden, welche den Kiefer stabilisieren.

Verlauf

Normalerweise nimmt die Osteomyelitis im Kiefer einen guten Verlauf, da gute Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die schwerste Komplikation einer akuten Osteomyelitis ist die Chronifizierung dieses Zustands. Bei einigen kommt es im Rahmen einer Osteomyelitis zu Zahnverlust, beeinträchtigter Kaufunktion oder auch einer Ausbreitung der Infektion auf andere Körperregionen.

Prophylaxe

Um einer Osteomyelitis des Kiefers vorzubeugen, ist eine adäquate Hygiene des Mundraums und der Zähne die wichtigsten Maßnahmen (das beinhaltet auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt!).
Außerdem sollte man versuchen, mit dem Gebrauch von Antibiotika nicht zu großzügig umzugehen, da es Bakterien dann irgendwann leichter haben, eine Infektion zu versuchen und gegen die entsprechenden Antibiotika bereits resistent sind.
Bei unklaren Schmerzen und Schwellungen im Kieferbereich sollte auf jeden Fall sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.12.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024