Schmerzen an der Schläfe

Definition

Die Schläfen befinden sich an beiden Seiten des Kopfes seitlich von den Augen. Beschwerden in diesem Bereich werden auch als Schläfenschmerzen bezeichnet und können durch viele verschiedene Erkrankungen wie bestimmten Kopfschmerzen oder aber auch Augenerkrankungen ausgelöst werden. Schmerzen in der Schläfenregion treten sehr häufig auf, da dieser Bereich sehr empfindlich ist.
Treten die Schmerzen in der Schläfe ohne erkennbare Ursache auf, spricht man von primären Schläfenschmerzen. Sind sie durch andere Erkrankungen bedingt, werden sie als sekundäre Schläfenschmerzen bezeichnet.

Ursachen

Schmerzen an den Schläfen können aufgrund vieler verschiedener Ursachen vorkommen. Dabei können sie von verschiedenen Organen am Kopf ausgehen oder anderer Natur sein.

Die Beschwerden entstehen unter anderem im Rahmen von Verletzungen, die mit Unfällen oder Gewalteinwirkung einhergehen.
Bei Unfällen oder von außen zugeführter Gewalt wie Schläge können Prellungen und Knochenbrüche (Frakturen) im Bereich des Gesichtes entstehen. Besonders anfällig für Knochenbrüche ist das Schläfen- oder Jochbein, welches sich unterhalb des Auges befindet und die Augenhöhle nach unten abgrenzt. Frakturen können sehr schmerzhaft sein und die Schmerzen können dann in die jeweilige Schläfe ausstrahlen und zudem auch zu Kopfschmerzen führen. Frakturen werden meistens durch ein bildgebendes Verfahren, wie dem konventionellen Röntgen erkannt.

Weitere Ursachen kommen aus dem Bereich des Kopfschmerz. Neben der Migräne gibt es viele verschieden Arten von Kopfschmerzen, die häufig einen ganz typischen Schmerzcharakter aufweisen.

Die Migräne ist ein anfallsartiger und plötzlich einsetzender Kopfschmerz, dem eine Vorwarnung, eine sogenannte Aura vorausgehen kann. Die Migräneattacken äußern sich bei den Patienten auf ganz unterschiedliche Weise. Einige Patienten haben generell sehr starke Kopfschmerzen, die zudem von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden können. Bei Anderen tritt der Migränekopfschmerz nur an einer bestimmten Stelle auf oder wandert sogar vom Vorderkopf zum Hinterkopf. Möglich ist auch, dass nur eine Seite von den Schmerzen betroffen ist und die Schläfen wehtun.

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Beidseitig und einseitig (rechts/links) auftretende Schmerzen

Schläfenschmerzen können je nach Ursache beidseitig oder auch nur einseitig vorkommen.

Patienten, die unter Migräneanfällen leiden, können kurz vor den Anfällen Anzeichen wie eine Aura erleben. Dabei tritt ein flackerndes Licht in einem Auge auf. Kurz danach setzen dann die heften Kopfschmerzen ein. Die Schmerzen können bei den Anfällen nur auf eine Seite, links oder rechts, beschränkt sein.

Neben der Migräne gibt es noch den weitverbreiteten Spannungs- und Clusterkopfschmerz. Der Spannungskopfschmerz ist häufig bedingt durch Stress und Überlastung. Er tritt überwiegend als Schmerz auf dem gesamten Kopf verteilt auf, kann aber typische stechende Schmerzen in den Schläfen auslösen.

Besonders häufig nur einseitig auftretend, ist der Clusterkopfschmerz. Bei dieser Form von Kopfschmerzen treten schwere einseitige Schmerzattacken im Bereich der Schläfen und der Augen auf. Sie setzen plötzlich ein und können bis zu drei Stunden anhalten. Nicht selten haben Patienten, die den Clusterkopfschmerz nicht behandeln lassen, bis zu mehrere Schmerzanfälle am Tag. Auslöser dieser bohrenden einseitigen Kopfschmerzen können neben bestimmten Lebensmitteln auch eine Fehlregulation der Strukturen sein, die auch für den Schlaf-/Wachrhythmus verantwortlich sind.

Auge / Augenhöhle

Erkrankungen am Auge können ebenfalls Schmerzen in den Schläfen auslösen.
Direkte Erkrankungen am Auge wie eine Entzündung, bei der sogar der Sehnerv betroffen ist, können derartige Schmerzen verursachen, dass diese bis in die Schläfen ausstrahlen.
Häufig kann auch eine unbehandelte Fehlsichtigkeit des Auges zu einem Brennen der Augen und Schmerzen in den Schläfen führen. Durch die enorme Überbeanspruchung des Auges, ermüdet dies schneller und das scharfe Sehen fällt zunehmend schwerer. Besonders Menschen, die lange vor Computerbildschirmen sitzen, kennen die immer schwerfälligere Sicht auf den Bildschirm. Nicht selten leiden diese Patienten auch häufiger als Andere unter Kopfschmerzen unter Beteiligung der Schläfenregion.
Weiterhin können Verletzungen wie Brüche rund um das Auge auch die Schmerzen in den Schläfen bedingen.

Bei einigen Kopfschmerzformen wie dem Clusterkopfschmerz breiten sich die Schmerzen halbseitig über Schläfe und Auge aus. Die Schmerzattacken gehen mit Schmerzen rund um das Auge einher. Zudem treten rote und tränende Augen auf und manchmal kann sogar das Augenlid herabhängen. Clusterkopfschmerzen bedürfen einer guten Behandlung, weil die Anfälle sonst gehäuft und mehrmals täglich auftreten können.

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Kiefer

Schmerzen in den Schläfen können auch durch Erkrankungen am Kiefer zustande kommen. Anspannung und Stress wirkt sich bei vielen Menschen auch mit einer überanstrengten Kiefermuskulatur aus. Dadurch kann es zum einen zu Kieferschmerzen kommen, zum anderen können die Muskeln so beansprucht werden, dass eine Art Muskelkater entsteht. Die Schmerzen können sich dann bis in die Schläfen ausbreiten und auch Kopfschmerzen auslösen.
Schläfenschmerzen können ebenfalls durch eine Fehlfunktion des Kiefergelenks entstehen. Diese Erkrankung wird als Costen-Syndrom bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine muskuläre Fehlhaltung und Fehlfunktion im Kieferbereich. Neben Geräuschen im Kiefergelenk bei Bewegung haben die Patienten ausstrahlenden Schmerzen zu den Schläfen, den Augenhöhlen und zur Stirn.

Ohr

Das Ohr ist neben dem Auge und der Nase ein weiteres empfindlichen Sinnesorgan am Kopf. Erkrankungen wie Entzündungen, die das Mittel- oder Innenohr betreffen können besonders häufig im Kindesalter auftreten, wenn Bakterien in den Gehörgang gelangen.

Die typischen Ohrenschmerzen sind sehr unangenehm und von einem dauerhaft stechenden Charakter. Breitet sich die Entzündung bis in den hinter dem Ohr befindlichen Knochen aus, spricht man in der medizinischen Fachsprache von einer Mastoiditis. Die Schmerzen einer Ohrentzündungen und Mastoiditis können über das Ohr hinaus auch zu Kopfschmerzen und Schmerzen in den Schläfen führen.

Zähne

Schmerzen im Schläfenbereich werden häufig auch sekundär durch Erkrankungen an den Zähnen bedingt. Patienten, die nachts häufig mit den Zähne knirschen, den Kiefer fest zusammenpressen und anspannen, können am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen und Beschwerden in den Schläfen aufwachen. Durch das Zähneknirschen wird der Kiefer, aber auch die Gesichtsmuskulatur bewegt und beansprucht, wodurch es auch zu Muskelkater kommen kann, der sich dann als Schmerzen in den Schläfen äußert.

Weiterhin kommen auch Entzündungen, Karies und Fehlstellungen von Zähnen als Ursache der Beschwerden in Frage.
Entzündungen nahe der Nerven können sich schnell auf den gesamten Kopf auswirken und Schmerzen bereiten. Diese strahlen dann in andere Regionen aus. Ebenso können Karies und massive Fehlstellungen von Zähnen zu einer Reizung bestimmter Gesichtsnerven wie dem Trigeminusnerv führen. Ein dauerhaft dumpfer Schmerz kann die Folge sein, der zudem bei Bewegung des Kiefers oder auch durch Reizung geschädigter Nerven zunehmen kann.

Arteriitis temporalis/Riesenzellarteriitis

Die Arteriitis temporalis (Temporalarterienentzündung), auch Riesenzellarteriitis oder früher Morbus Horton genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung der mittleren und großen Gefäße einhergeht. Sie tritt ohne bisher bekannten Grund auf.

Es handelt sich dabei meistens um eine riesenzellige, granulomatöse, nekrotisierende Vaskulitis (Gefäßentzündung). Die Arteriitis temporalis ist die häufigste Gefäßentzündung im Erwachsenenalter. Die Erkrankung kann verschiedene Gefäße betreffen, betrifft aber häufig die Arteria temporalis, ein arterielles Gefäß im Bereich der Schläfe.

Hauptsymptom der Arteriitis temporalis sind pulssynchrone, bohrende Schmerzen an der Schläfe. Außerdem ist die Temporalarterie stark druckschmerzhaft. Das bedeutet, dass eine Berührung der Schläfenregion für die Betroffenen besonders wehtut.  Neben Schläfenschmerzen können Schmerzen beim Kauen auftreten. Sind die Augengefäße ebenfalls betroffen, können Sehschwierigkeiten, Gesichtsfeldausfälle und plötzliche, vorübergehende Blindheit (Amaurosis fugax) auftreten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kopfschmerzen hinter dem Auge

Nasennebenhöhlenentzündung

Eine Nasennebenhöhlenentzündung, Sinusitis, ist eine häufige Erkältungskrankheit, die in der Regel mit einem gewöhnlichen Schnupfen beginnt. Im Verlauf der Entzündung der Nasennebenhöhlen entstehen oft Schmerzen im Gesicht und Kopf. Die Schmerzen können die Schläfen betreffen und stechend, bohrend, drückend oder pulsierend auftreten. Der Arzt kann eine Nasennebenhöhlenentzündung schnell untersuchen und diagnostizieren, zum Beispiel mithilfe einer Nasenspiegelung (Rhinoskopie) und bei bakteriellem Befall gezielt mit einem wirksamen Antibiotikum behandeln.

Schmerzen beim Kauen

Schmerzen beim Kauen in der Schläfe sind häufig ein Anzeichen von Überlastung der Kaumuskulatur. Diese kann bedingt sein durch Fehlstellungen, Zähneknirschen, Fingernägelkauen oder auch starke Anspannung aufgrund von psychischem Stress.

Fehlstellungen können von Geburt an bedingt sein oder sich im Laufe der Entwicklung durch das Verwenden eines Schnullers und Daumenlutschen entwickeln. Viele Kinder oder Jugendliche benötigen dann eine kieferorthopädische Behandlung, um die Stellung des Kiefers zu korrigieren.

Nicht selten zeigen sich erste Beschwerden durch Schmerzen beim Kauen oder ein fehlerhafter Kieferschluss. Ober- und Unterkiefer können nicht richtig aufeinander beißen. Werden Fehlstellungen des Kiefers nicht behandelt, können verschiedene Folgen daraus resultieren.

Neben Kopf- und Schläfenschmerzen erfolgt eine stärkere die Abnutzung der Zähne und es treten vermehrt Beschwerden beim Kauen auf. Einige Patienten verspüren dann ein Knirschen oder auch Reiben während des Kauens, welches von ausstrahlenden Schmerzen sowohl in den Schläfenbereich als auch in den Nacken begleitet werden kann.

In manchen Fällen kann eine fehlhafte Kiefergelenksstellung für Kopf- und einige Rückenbeschwerden verantwortlich sein.

Schmerzen beim Husten

Im Zusammenhang mit einer Erkältung und Husten können während des Hustens starke dumpfe Schmerzen in den Schläfen auftreten. Grund dafür ist grundsätzlich der reduzierte gesundheitliche Zustand des Patienten. Darüber hinaus können bei einer richtigen Erkältung die Nasennebenhöhlen durch den Schnupfen verlegt sein. Während des Hustens baut sich ein enormer Druck im Brustkorb auf. Durch den Hustenreiz wird die Luft mit einer sehr hohen Geschwindigkeit nach außen aus den Lungen befördert. Für die Erkrankten geht diese Anstrengung oftmals als Erschütterung durch den gesamten Körper. Bei einer verschlossenen Nase kann zudem der Druck so groß sein, dass es zu Schmerzen in den Schläfen kommt. Einige Patienten bekommen auch kurzzeitige Kopfschmerzen. Die Beschwerden können gelindert werden, wenn der Husten selbst behandelt wird und auch die Nasennebenhöhlen befreit und wieder belüftet werden.

Schmerzen bei Berührung

Schmerzen an der Schläfe bei Berührung können für die Betroffenen sehr beunruhigend sein. Die möglichen Ursachen sind jedoch breitgefächert und können harmlos sein.

Spannungskopfschmerz aufgrund von Stress oder Migräne können mit Schläfenschmerzen und einer Druckschmerzhaftigkeit der Schläfe einhergehen.

Ein Berührungsschmerz der Schläfe kann darüber hinaus auch ein Anzeichen für eine Arteriitis temporalis (siehe Absatz oben) sein. Ein verspannter Kiefer, Augenerkrankungen und Verletzungen des Schläfen- oder Jochbeins kommen ebenso als mögliche Ursache von Berührungsschmerz der Schläfe infrage.

Ferner können Gesichtsschmerzen im Sinne einer Trigeminusneuralgie, einer Gesichtsnerv-Entzündung, eine Druckschmerzhaftigkeit der Schläfenregion hervorrufen. Das Spektrum möglicher Ursachen ist vielseitig und sollte deshalb ärztlich abgeklärt werden.

Schmerzen nach einem Schlag

Nach einem Schlag auf den Kopf oder ins Gesicht können Schmerzen auftreten. Die Schmerzen können zum Beispiel im Bereich der Stirn oder Schläfe lokalisiert sein. Im Fall von Schläfenschmerzen nach einem Schlag ist es notwendig, einen Arzt auf zu suchen. Um ein Schädel-Hirn-Trauma oder Prellverletzungen auszuschließen, muss der Betroffene dringend ärztlich untersucht werden.

Schmerzen an der Schläfe gemeinsam mit Nackenschmerzen

Schmerzen an der Schläfe können gemeinsam mit Nackenschmerzen auftreten. Dafür können verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Die Beschwerden können bei einer Migräne oder Spannungskopfschmerz vorkommen.

Eine schwere Nasennebenhöhlenentzündung kann im Rahmen eines grippalen Infekts Gliederschmerzen hervorrufen. Dabei sind Schmerzen an der Schläfe und im Nacken möglich. Eine gefährliche Infektion der Hirnhäute, die sogenannte Meningitis, kann ebenfalls Beschwerden wie Schläfen- und Nackenschmerzen auslösen. Bei Verdacht auf Meningitis besteht sofortiger Handlungsbedarf, um schwere Komplikationen zu vermeiden.

Multiple Sklerose

Die Symptome können bei Multipler Sklerose, MS, unter den Betroffenen stark variieren. Häufig betrifft die Erkrankung früh den Sehnerv. Werden die Nervenfasern des Sehnervs beschädigt, können Kopfschmerzen und Schmerzen an der Schläfe vorkommen. Missempfindungen wie Schläfenschmerzen können unter Umständen als Anzeichen eines Schubs gewertet werden und bedürfen einer ärztlichen Diagnostik.

Therapie

Schmerzen in den Schläfen können viele verschiedene Ursachen haben. Meistens handelt es sich um ein Begleitsymptom einer Erkrankung an Auge, Ohr, Zähne oder von Kopfschmerzen verschiedenster Art. Nur selten treten sie ohne klare Ursache auf. Dementsprechend muss vor der Behandlung die Ursache gefunden werden.


Je nach Ursache kann dann eine entsprechende Therapie durchgeführt werden. Grundlegend zeigt sich eine Besserung der Schläfenschmerzen, wenn der Auslöser oder eine Erkrankung am Kopf, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Entzündungen am Auge, Ohr oder auch Kiefer und Zahn primär behandelt werden. Die Schmerzen verschwinden dann ebenfalls.


Generell kann der Patient aber auch die Beschwerden medikamentös mit verschieden schmerzlindernden Arzneimitteln wie Ibuprofen oder Aspirin® therapieren. Um dauerhaft beschwerdefrei zu sein und eine erfolgreiche Behandlung durchzuführen, sollten die Ursache ärztlich abgeklärt und entsprechend behandelt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.01.2016 - Letzte Änderung: 06.11.2021