Haartransplantation

Einleitung

Jeder zweite Mann leidet im Verlauf seines Lebens an einem mehr oder weniger ausgeprägten Haarausfall, der nicht selten mit einer Glatzenbildung einhergeht.

Bei vielen Formen des Haarausfalls, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ansprechen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Haartransplantation. Eine der möglichen Techniken stellt die Eigenhaartransplantation dar. Zur permanenten Kopfhaarwiederherstellung zeigen modernste chirurgische Verfahrenstechniken exzellente ästhetische Ergebnisse.
Die Haartransplantation wird seit vier Jahrzehnten erfolgreich durchgeführt und bedient sich einer Vielzahl von Techniken und Methoden: Zunächst muss vor jeder Operation geprüft werden, welches Ergebnis bei welchem Haarverlauf sinnvoll erscheint. Je fortgeschrittener der Haarausfall ist, desto größer ist die zu behandelnde Fläche. Der Arzt sollte mit den anatomischen Strukturen, der Gefäßversorgung und der sensorischen Innervation der Kopfhaut vertraut sein.

Voraussetzung für eine langfristige erfolgreiche chirurgische Haarrekonstruktion ist folglich ein konsequentes Behandlungskonzept, das sowohl den allgemeinen Alterungsprozess als auch die individuelle Glatzenbildung berücksichtigt.

 

Methoden

Follikel Einheiten Insertionstechnik (FUI)

Die häufigste Form der autologen Haartransplantation ist die Mini-Mikrograft-Technik, die in den 80er Jahren eingeführt wurde. Die Weiterentwicklung stellt die FUI dar, bei der einzelne Haare transplantiert werden. Sie ist bei der androgenetischen, angeborenen und der vernarbenden Alopezie indiziert.

Follikuläre Einheiten enthalten im Schnitt 1-2 Haare. Die Transplantation bietet die Möglichkeit, die Haardichte des Oberkopfes zu Lasten des Haarkranzes mit geringster Narbenbildung zu erhöhen. Standardisiert erfolgt zunächst die Entnahme eines elliptischen Spenders am Hinterkopf. Diese Haare sind von der androgenetischen Alopezie nicht betroffen und wachsen auch auf den kahlen Stellen weiter.

Die Entnahmestelle wird primär mittels Naht spannungsfrei verschlossen. An die Entnahme schließt sich die mikrochirurgische Präparation mit der Gewinnung der follikulären Einheiten an. Zur Vermeidung einer Beschädigung der Transplantate wird die Präparation unter mikroskopischer Vergrößerung durchgeführt. Anschließend erfolgt die exakte Implantation der follikulären Einheiten in das gewünschte Spenderareal. Dabei sind die genaue Haarwuchsrichtung, die Haardichte und der Spannungslinienverlauf zu beachten.

Da es sich bei dieser Form der Haartransplantation um Eigenhaartransplantate handelt, kommt es idealerweise zu einer problemlosen Heilung innerhalb weniger Tage.

Bei deutlich ausgeprägten Befunden können zur Erzielung eines besseren ästhetischen Ergebnisses mehrere Behandlungen erforderlich sein.

Bei dieser Haartransplantationstechnik ist es wichtig zu wissen, dass die betroffenen Stellen rasiert werden.

Skalpreduktionsplastiken und weitere Rekonstruktionsmöglichkeiten

Durch weitere plastisch chirurgische Techniken ist es möglich, größere Narbenareale ästhetisch zufriedenstellend zu korrigieren.

Die betroffenenen Areale werden durch Skalpreproduktionsplastiken oder lokale Verschiebelappenplastiken entfernt und die Kopfhaut über den Defekt verschoben.

Eventuell kann zur Vordehnung größerer Areale ein Gewebeexpander eingesetzt werden. Gewebeexpander sind Silikonhüllen mit selbstverschließenden Injektionsports. Durch Injektionen werden sie aufgefüllt. Die mechanische Gewebeexpansion dehnt die Haut. Mittels lokaler Gewebeexpansion wird es möglich, ortsständige , struktur- und pigmentgleiche Haut für die Defektdeckung zu gewinnen.

Durch lokale Lappenplastiken erreicht man die größtmögliche Dichte der Haarfollikel. Besonders kritisch sind dabei die scharfe Begrenzung der Haarlinie und eine Narbe an der Entnahmestelle.

Der Vorteil der Lappenplastiken liegt in der besonders guten Qualität und des schnellen Erreichens eines therapeutischen Ergebnisses.

Lesen Sie auch unseren Artikel: Kreisrunder Haarausfall und Haarausfall bei Frauen.

Spenderbereich

Die Haarfollikel für die Transplantation werden am Haaransatz im Nacken entnommen, also am Hinterkopf. Dort haben die meisten Menschen genügend Haare, sodass die Entnahme einiger Follikel nicht auffällig ist.

Haartransplantation bei Frauen

Nicht nur Männer, sondern auch Frauen können an erblich bedingtem Haarausfall leiden. Bei Frauen zeichnet sich dieser häufig durch einen ausgedünnten Scheitel sowie eine "hohe Stirn", also einem weiter hinten gelegenen Haaransatz, aus. Auch Frauen haben selbstverständlich die Möglichkeit, sich Haare an die betroffenen Stellen transplantieren zu lassen, um ein besseres kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Dabei werden die Haare am Haaransatz im Bereich des Nackens entnommen und an die betroffenen Stellen transplantiert. Der Preis richtet sich der Anzahl der Haarfollikel, die transplantiert werden.

Ist eine Haartransplantation auch am Bart möglich?

Genau wie an der Kopfhaut besteht für einen lückenhaften oder nicht vorhandenen Bart auch die Möglichkeit, diesen mittels Follikel-Insertionstechnik zu verdichten. Der Ablauf ist analog zur Haartransplantation am Kopf: Es werden Haarfollikel am Hunterkopf entnommen und im Gesicht wieder eingefügt. Somit können entweder Lücken im Bart verschlossen oder aber auch komplett kahle Stellen (z.B. an den Wangen) mit Haaren versehen werden.

Wie lange dauert eine Haartransplantation?

Die Dauer einer Haartransplantation hängt ganz davon ab, wieviele Haarfollikel, also Einheiten mit Haaren, transplantiert werden. Im Schnitt ist mit einer Dauer von 3-6 Stunden zu rechnen.

Risiken

Folgende Risiken bestehen während der Haartransplantation:

  • Blutungen, die meist nur leicht sind und schnell gestillt werden können.
  • Nerven- und Blutgefäßverletzungen, die im schlimmsten Fall zu Taubheit oder Missempfindungen führen können.

Nach der Haartransplantation können auftreten:

  • Blutergüsse und Nachblutungen,
  • Krusten- und Narbenbildung an den behandelten Stellen,
  • Infektionen, die dazu führen können, dass die verpflanzten Haare absterben,
  • Schmerzen,
  • und leichter Haarverlust an den Stellen, an denen Haare entnommen wurden.

Ist eine Haartransplantation schmerzhaft?

Da jeder Mensch ein individuelles Schmerzempfinden hat, würde diese Frage auch jeder unterschiedlich beantworten. 
Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass eine Haartransplantation immer unter einer Narkose, also einer Betäubung, durchgeführt wird. In den meisten Fällen wird nur eine örtliche Betäubung angewandt: Das heißt, der Patient bekommt eine Spritze in die Haut. So wird ein betäubendes Medikament verabreicht, und der Patient spürt den Eingriff nicht mehr. Von vielen Patienten wird diese Spritze als weniger unangenehm empfunden als die Spritze vom Zahnarzt.

Zudem besteht die Möglichkeit, das Betäubungsmittel mit einem "Kolben" sozusagen in die Haut einzukerben. Diese Methode ist besonders für Patienten geeignet, die Angst vor Spritzen haben. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt direkt auf die verschiedenen Möglichkeiten an, um die Behandlungsmethode zu finden, die zu Ihnen passt.

Die Haartransplantation an sich ist nach der Betäubung nicht schmerzhaft. Auch nach der Behandlung berichten Patienten höchstens über Spannungen an der Kopfhaut, die mittels leichter Kopfschmerztabletten, wie beispielsweise Ibuprofen, wieder zu lindern sind.
 

 

Wann sind mehrere Sitzungen nötig?

Grundlegend lässt sich sagen, dass die allermeisten Haartransplantationen innerhalb von einer Sitzung, die ca. 3-6 Stunden dauert, komplettiert werden können. 

Erst, wenn sehr viele Haarfollikel implantiert werden müssen, empfiehlt es sich, die Arbeit auf zwei Sitzungen aufzuteilen. So ist die Arbeitsbelastung für den Schönheitschirurgen unddie körperliche Belastung für den Patienten geringer. Die genaue Anzahl der Follikel, ab der zwei Sitzungen nötig werden, variiert von Person zu Person und von Praxis zu Praxis. Als Richtwert können ca. 3500-4000 Follikel angesehen werden.

Wann wachsen die Haare nach einer Transplantation wieder?

Das finale kosmetische Ergebnis nach einer Haartransplantation kann erst nach einem Jahr vollständig beurteilt und begutachtet werden, da es in der Regel 12 Monate dauert, bis die Haare richtig ein- und nachgewachsen sind.

Ist auch eine Haartransplantation ohne Rasur möglich?

Es ist auch möglich, eine Haartransplantation ohne Rasur durchzuführen. Dabei werden die Haarfollikel zwischen die belassenen Haare transplantiert ohne diese zu rasieren. Dadurch ist eine Haarverdichtung möglich, ohne dass Dritte es mitbekommen.
 

Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über die verschiedenen Möglichkeiten.

Kann man Haartransplantationen auch in der Türkei machen lassen?

Es ist möglich, Haartransplantationen in der Türkei machen zu lassen. Der Preis beläuft sich auf ca. der Hälfte der Kosten hierzulande. 

Wann darf man nach der Haartransplantation wieder Sport machen?

Es wird empfohlen, nach der Haartransplantation zwei Wochen lang auf sportliche betätigung zu verzichten. Dadurch haben die Haarfollikel die Gelegenheit, optimal in die Kopfhaut einzuwachsen.

Erfolgsaussichten

Die Erfolgsaussichten liegen bei 50 – 80%. Man kann jedoch durch wiederholte Behandlungen das Ergebnis möglicherweise verbessern.

Kosten

Die Kosten für eine Haartransplantation sind abhängig von der gewählten Methode und vor allem von der Anzahl der zu verpflanzenden Haare und liegen zwischen 2.000€ - 10.000€.

In der Regel übernimmt die Krankenkasse diese Kosten nicht.

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie auf folgenden Seiten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.05.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021