Blut im Stuhl beim Baby

Einleitung

Wer Blut im oder auf dem Stuhl seines Babys findet, macht sich verständlicherweise Sorgen um die Gesundheit seines Kindes. Auch wenn die Ursache hierfür oft harmlos ist, sollten sie Kontakt zu Ihrem Kinderarzt aufnehmen; vor allem wenn große Mengen an Blut abgehen, wiederholt Blut im Stuhl zu finden ist oder auch wenn das Kind weitere Symptome einer ernsten Grunderkrankung wie Fieber, Durchfall und/oder Erbrechen zeigt.

Dieser kann Ihnen nicht nur helfen, die Ursache der Blutung zu finden, sondern bei Bedarf auch weiterführende Untersuchungen oder eine Behandlung einleiten, sollte der Verdacht auf eine ernstzunehmende Erkrankung bestehen.

Welche Ursachen kann das haben?

Es gibt zahlreiche Gründe für Blut im Stuhl eines Babys. Eine häufige Ursache sind kleine Einrisse in der Darm- oder Analschleimhaut, sogenannte Fissuren. Babys sind wegen ihrer noch empfindlichen Schleimhaut besonders anfällig für solche Verletzungen, welche beispielsweise durch sehr festen Stuhlgang entstehen, aber auch bei Durchfall auftreten können.

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Ein weiterer häufiger Grund für Blut im Stuhl sind Infektionen des Magen-Darm-Traktes. Diese können viral oder bakteriell, beispielsweise durch Salmonellen, E. Coli, Schigellen, und andere, bedingt sein. Durch die Entzündung der noch jungen Darmschleimhaut können blutige Durchfälle entstehen.

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In solch einer Situation sollte unbedingt ein Arzt kontaktiert werden; nicht nur um die ursächliche Infektion zu behandeln, sondern auch um einen schweren Verlauf sowie mögliche Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können. Denn aufgrund ihres geringen Körpergewichts und ihres noch nicht vollständig ausgereiften Immunsystems sind Babys deutlich anfälliger für Komplikationen wie zum Beispiel Dehydratation (schwerer Flüssigkeitsmangel), als Erwachsene.

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Unverträglichkeiten gegen Lebensmittel, beispielsweise Kuhmilch, stellen einen weiteren möglichen Auslöser für blutige Stühle bei Babys dar. Bis zu 3% der Kleinkinder leiden an einer Kuhmilchallergie, welche zu einer Entzündung der Darmschleimhaut und damit zu blutigen Stühlen führen kann. Auch gestillte Babys können blutige Stühle in Folge einer Kuhmilchallergie entwickeln, da stillende Mütter, die Milchprodukte zu sich nehmen, die allergieauslösenden Eiweiße über ihre Muttermilch an den Säugling weitergeben können.

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Eine weitere wichtige Ursache für blutige Stühle bei Babys und Kleinkindern ist eine teleskopartige Einstülpung von einem Darmabschnitt entlang der Längsachse in einen anderen, welche von Medizinern als Invagination bezeichnet wird. Das Kind leidet dabei an plötzlich einsetzenden, kolikartigen Schmerzen. Im weiteren Verlauf kann es dann zu „himbeergeleeartigen“, blutigen Stühlen kommen. Spätestens jetzt sollte dringend ein Arzt kontaktiert werden, um das Problem schnell zu beheben, bevor dauerhafte Schäden an den eingeklemmten Darmabschnitten entstehen.

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Impfung

So nützlich und lebensrettend Impfungen auch sind, ist es doch leider unvermeidbar, dass einige wenige Kinder Nebenwirkungen zeigen, zu denen auch Blut im Stuhl zählen kann. Des Weiteren kam es bei der Einführung der Rotavirus-Impfung zu einzelnen Berichten über Fälle von Invaginationen. Diese traten vor allem bei Kindern auf, die zum Zeitpunkt der Impfung älter waren, als für die Impfung eigentlich empfohlen wurde. Deshalb wird von Experten geraten, die Rotavirus-Impfung so früh wie möglich, idealerweise ab der 6. Lebenswoche, durchzuführen, um das Risiko für diese Komplikation so gering wie möglich zu halten.

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Zahnen

Auch ein Baby, das gerade zahnt, kann blutige Stühle entwickeln. Die Ursache kann in verschlucktem Blut liegen, welches beim Durchbruch der Zähne austritt.

Außerdem leiden viele Babys gerade während dieser Zeit an einem wunden Po, welcher bei schwerer Ausprägung auch bluten und den Stuhl rot färben kann.

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Weiterhin stellt die Zeit des Zahnens auch die Zeit dar, in der zunehmend die Nahrung des Babys umgestellt wird, infolgedessen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegen die neue Nahrung in Erscheinung treten können.

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Nach Gabe von Zäpfchen

Auch nach der Gabe von Zäpfchen können kleine Blutungen entstehen, die dann auf dem Stuhl zu finden sind.

Grund hierfür können kleine Verletzungen der empfindlichen Darmschleimhaut sein, die entweder beim Einführen des Zäpfchens entstehen oder wenn das Kind versucht, das Zäpfchen wieder herauszupressen.

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Durch Muttermilch?

Eine Allergie gegen in der Muttermilch enthaltene Eiweiße kann ebenfalls zu blutigen Stühlen bei Babys führen. Häufig findet man bei den Babys keine Allergie gegen die Eiweiße der Mutter selbst, sondern gegen Nahrungsmittel, die diese zu sich genommen hat und dann über die Milch an den Säugling weitergibt.

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Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, benötigt der Kinderarzt einige Informationen zu Ihnen und Ihrem Kind. Nach einer körperlichen Untersuchung des Kindes, bei der eventuell schon die Blutungsursache identifiziert werden kann, können sich bei Bedarf noch weitere diagnostische Schritte anschließen, wie beispielsweise Stuhluntersuchungen auf verursachende Keime, Blutuntersuchungen oder ein Ultraschall, falls Verdacht auf eine Invagination besteht.

Wird letzten Endes jedoch eine Unverträglichkeit vermutet, erfolgt diagnostisch und therapeutisch zugleich der Verzicht auf den vermuteten Auslöser. Verbessert sich hierdurch die Symptomatik, kann die Diagnose als gesichert erachtet werden. Falls nicht, müssen weitere diagnostische Untersuchungen unternommen werden.

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Begleitende Symptome

Das Vorhandensein weiterer Symptome kann wichtige Hinweise auf die Ursache der blutigen Stühle geben.

Hat das Kind beispielsweise Fieber, Durchfall und/oder Erbrechen, steht eine Infektion als Ursache im Vordergrund.

Treten blutige, himbeergeleeartige Stühle zusammen mit plötzlich einsetzenden Koliken auf, könnte eine Invagination die Ursache sein und sollte Eltern daher zum sofortigen Aufsuchen einer Kindernotaufnahme veranlassen.

Liegen hingegen bei dem betroffenen Kind (oder auch bei nahen Verwandten) gleichzeitig Erkrankungen wie Neurodermitis oder Allergien vor, macht dies eine Nahrungsmittelunverträglichkeit als Ursache wahrscheinlicher.   

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Blut und Schleim

Das gemeinsame Auftreten von Schleim und Blut im Stuhl eines Babys ist ein Hinweis auf eine Entzündung der Darmschleimhaut, wie sie in Folge von Unverträglichkeiten, aber auch von Infektionen auftreten kann. Durch die Entzündungsreaktion werden nicht nur Verletzungen der Schleimhaut begünstigt, sie sorgt auch dafür, dass die Darmschleimhaut mehr Schleim produziert und Flüssigkeit absondert.

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Durchfall

Durchfall kann ebenfalls mit Blut im Stuhl von Babys einhergehen. Einerseits kann Durchfall durch die aggressiven Sekrete und die hohen Volumina, die den Darm passieren, Verletzungen der Darmschleimhaut verursachen, welche zu blutigen Stühlen führen können.

Andererseits kann Durchfall auch ein Hinweis auf eine Infektion oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sein. Auf jeden Fall sollten blutige Durchfälle ärztlich abgeklärt werden, da sie Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung sein können und gegebenenfalls weitere diagnostische Schritte und Behandlungsmaßnahmen erfordern.

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Behandlung und Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache.

Bei kleinen Fissuren, also Rissen der Schleimhaut, kann eine Ernährungsumstellung helfen, den Stuhlgang des Babys zu regulieren, um harte Stühle zu vermeiden.

Bei Infekten des Magen-Darm-Trakts steht die symptomatische Behandlung im Vordergrund, also das ausreichende Zuführen von Flüssigkeit, um Verluste auszugleichen, die durch Erbrechen und Durchfall entstehen. Hier gilt es, das Kind engmaschig zu beobachten, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes schnell zu erkennen. Außerdem kann regelmäßiges Wiegen helfen, um einzuschätzen, ob das Kind ausreichend trinkt. Sollte das Baby selbst nicht in der Lage sein, die benötigte Menge an Flüssigkeit aufzunehmen, kann eine stationäre Behandlung erforderlich werden, bei der das Kind über die Vene mit Flüssigkeit versorgt wird.

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Sollte eine Unverträglichkeit das verursachende Problem sein, so ist der strikte Verzicht auf das auslösende Nahrungsmittel die Therapie der Wahl.

Eine Darminvagination bedarf einer schnellen ärztlichen Therapie im Krankenhaus. Hierbei wird der Darm in der Regel durch einen vorsichtigen Einlauf unter Ultraschallkontrolle wieder ausgestülpt. In schweren Fällen kann aber auch eine Operation nötig sein, vor allem wenn bereits dauerhafte Schäden am Darmgewebe entstanden sind.

Dauer und Prognose

Die Prognose für blutige Stühle beim Baby ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, generell aber sehr gut.

Analfissuren beispielsweise lassen sich gut mit stuhlregulierenden Maßnahmen in den Griff bekommen und stellen sich auch oft von selbst ein, wenn das Kind älter und die Schleimhaut weniger empfindlich wird.

Bei einer infektiösen Ursache besteht ebenfalls eine gute Prognose unter der Voraussetzung, dass die Flüssigkeitsverluste hinreichend ersetzt werden und keine Komplikationen auftreten (siehe Krankheitsverlauf). Hat sich der Stuhl allerdings nach einer Woche noch nicht wieder normalisiert, sollte zur Sicherheit der Kinderarzt kontaktiert werden.

Auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollte sich der Stuhlgang des Babys rasch normalisieren, nachdem der Auslöser vom Speiseplan gestrichen wurde. In vielen Fällen ist es sogar so, dass die Unverträglichkeit während der weiteren Entwicklung von selbst verschwindet und im Kindes- oder Jugendalter keine Probleme bei Konsum der betroffenen Lebensmittel mehr auftreten.

Auch bei einer rechtzeitig erkannten Darminvagination sieht die Prognose gut aus und das Kind kann nach einer kurzen Überwachung in der Klinik schnell wieder nach Hause entlassen werden. Allerdings ist zu beachten, dass es bei etwa 20% der kleinen Patienten in der weiteren Entwicklung zu einer weiteren Invagination kommt, sodass Eltern für die frühzeitige Erkennung sensibilisiert werden sollten.

Krankheitsverlauf

Auch wenn die Prognose von Magen-Darm-Infekten in der Regel gut ist, kann es auch bei Babys und Kleinkindern zu einem komplizierten Krankheitsverlauf kommen.

So kann es bei bestimmten bakteriellen Infektionen, beispielsweise durch spezielle E. Coli-Stämme, nicht nur zu massiven Blut- und Flüssigkeitsverlusten kommen, sondern auch zu einer Schädigung von Blutzellen und der Niere, was dann als hämolytisch-urämisches Syndrom bezeichnet wird.

Auch eine nicht oder zu spät erkannte Invagination kann einen komplizierten Verlauf nehmen, da die eingestülpten Darmabschnitte nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und infolgedessen absterben können. Dies stellt einen akuten Notfall dar und erfordert schnellstmöglich eine Operation, bei der der betroffene Darmabschnitt entfernt werden muss.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.05.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021